Daß sie das Herz gebrochen, Zu weich und vatermild.“
„Doch will es gern vergeben, Vergessen muß es bald
Der Erde Lust und Schmerzen, Haß, Liebe und Gewalt! Ihr Ritter, nehmt die Krone, Umglänzt von flücht'gem Schein, Lothar soll sie empfangen,
Er wird nun Kaiser sein."
Und bringt ihm auch den Scepter, Zu schwer oft meiner Hand, Bringt ihm den Purpurmantel, Mir gnügt ein Sterbgewand. Denn nun zum drittenmale Vom stolzen Kaiserthron, Doch ach, ins Grab hernieder
Steigt, großer Karl, dein Sohn."
,,Aus aus" sein Auge sinket, - Umhüllt von Todesnacht,
Er hat den Kampf bestanden, Er hat den Sieg vollbracht. Und um die Königsleiche
Knie'n traurig und voll Schmerz
Adelheid von Stolterfoth.
Herr Heinrich sizt am Vogelherd Recht froh und wohlgemuth;
Aus tausend Perlen blinkt und blizt
Der Morgenröthe Glut.
In Wies' und Feld und Wald und Au
Horch, welch ein füßer Schall!
Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag,
Herr Heinrich schaut so fröhlich drein:
"Wie schön ist heut die Welt!
Was gilt's? heut gibt's 'nen guten Fang!" Er lugt zum Himmelszelt.
Er lauscht und streicht sich von der Stirn
,,Ei doch! was sprengt denn dort herauf Für eine Reiterschaar?"
Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt,
Es naht der Waffen Klang.
„Daß Gott! die Herrn verderben mir
Den ganzen Vogelfang!"
„Ei nun! Was gibt's?"— Es hält der Troß
Vor'm Herzog plößlich an;
Herr Heinrich tritt hervor und spricht:
,,Wen sucht ihr Herrn? sagt an!"
Da schwenken sie die Fähnlein bunt Und jauchzen: „Unsern Herrn! Hoch lebe König Heinrich!— Hoch Des Sachsenlandes Stern!"- Dies rufend knie'n sie vor ihn hin Und huldigen ihm still
Und rufen, als er staunend fragt: ,,'s ist deutschen Reiches Will'!"
Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt Hinauf zum Himmelszelt : ,,Du gabst mir einen guten Fang, Herr Gott, wie Dir's gefällt."
Zu Quedlinburg im Dome ertönet Glockenklang, Der Orgel Stimmen brausen zum ernsten Chorgefang: Es fist der Kaiser drinnen mit seiner Ritter Macht, Voll Andacht zu begehen die heil'ge Weihenacht.
Hoch ragt er in dem Kreise, von männlicher Gestalt, 5 Das Auge scharf wie Blize, von goldnem Haar umwallt; Man hat ihn nicht zum Scherze den Löwen nur genannt, Schon Mancher hat empfunden die löwenstarke Hand. Wohl ist auch jezt vom Siege er wieder heimgekehrt, Doch nicht des Reiches Feinden hat mächtig er gewehrt; 10 Es ist der eigne Bruder, den seine Waffe schlug, Der dreimal der Empörung blutrothes Banner trug.
Jezt schweift er durch die Lande geächtet, flüchtig hin, Das will dem edlen Kaiser gar schmerzlich in den Sinn; Er hat die schlimme Fehde oft bitter schon beweint:
„O Heinrich, du mein Bruder, was bist du mir so feind!“
Zu Quedlinburg vom Dome ertönt die Mitternacht, Vom Priester wird das Opfer der Messe dargebracht, Es beugen sich die Kniee, es beugt sich jedes Herz, Gebet in heil'ger Stunde steigt brünstig himmelwärts. 20
Da öffnen sich die Pforten, es tritt ein Mann herein, Es hüllt die starken Glieder ein Büßerhemde ein Er schreitet auf den Kaiser, er wirft sich vor ihm hin, Die Knie' er ihm umfaffet mit tiefgebeugtem Sinn. „O Bruder, meine Fehle, sie lasten schwer auf mir; 25 Hier liege ich zu Füßen, Verzeihung flehend, dir; Was ich mit Blut gefündigt, die Gnade macht es rein, Vergib, vergib, o Kaiser, vergib, du Bruder mein!"
Doch strenge blickt der Kaiser den fünd'gen Bruder an: ,,Zweimal hab' ich vergeben: nicht fürder mehr fortan! Die Acht ist ausgesprochen, das Leben dir geraubt, 31 Nach dreier Tage Wechsel, da fällt dein schuldig Haupt!' Bleich werden rings die Fürsten, der Herzog Heinrich bleich, Und Stille herrscht im Kreise, gleich wie im Todtenreich, Man hätte mögen hören jezt wohl ein fallend Laub, Denn Keiner wagt zu wehren dem Löwen seinen Raub.
Da hat sich ernst zum Kaiser der fromme Abt gewandt, Das ew'ge Buch der Bücher, das hält er in der Hand; Er liest mit lautem Munde der heil'gen Worte Klang, Daß es in Aller Herzen wie Gottesstimme drang. 40
Und Petrus sprach zum Herren: Nicht so? Genügt ich hab', Wenn ich dem fünd'gen Bruder schon siebenmal vergab ? Doch Jesus ihm antwortet: Nicht siebenmal vergib, Nein, siebenzig mal sieben, das ist dem Vater lieb."
Da schmilzt des Kaisers Strenge in Thränen unbewußt, 45 Er hebt ihn auf, den Bruder, er drückt ihn an die Brust; Ein lauter Ruf der Freude ist jubelnd rings erwacht, Nie schöner ward begangen die heil'ge Weihenacht. Heinr. v. Mühler.
Klaglied Kaiser Ottos III.
Erbe, nimm den Müden, Den Lebensmüden auf, Der hier im fernen Süden Beschließt den Pilgerlauf! Schon steh' ich an der Grenze, Die Leib und Seele theilt, Und meine zwanzig Lenze Sind rasch dahingeeilt.
Voll unerfüllter Träume, Verwaist, in Gram versenkt, Entfallen mir die Zäume, Die dieses Reich gelenkt. Ein Andrer mag es zügeln Mit Händen minder schlaff, Von diesen sieben Hügeln Bis an des Nordens Haff.
« PreviousContinue » |