Doch selbst im Seelenreiche Harrt meiner noch die Schmach; Es folgt der blassen Leiche Begangner Frevel nach: Vergebens mit Gebeten Beschwör ich diesen Bann, Und mir entgegen treten Crescentius und Johann.
Doch nein! die Stolzen beugte Mein reuemüthig Flehn; Ihn, welcher mich erzeugte, Ihn werd' ich wiedersehn! Nach welchem ich als Knabe So oft vergebens frug:
An seinem frühen Grabe
Des deutschen Volks. Berather Umwandeln Gottes Thron;
Mir winkt der Aeltervater Mit seinem großen Sohn; Und während voll von Milde Die frommen Hände legt Mir auf das Haupt Mathilde, Steht Heinrich tief bewegt.
Nun fühl ich erst, wie eitel Des Glücks Geschenke sind, Wiewohl ich auf dem Scheitel Schon Kronen trug als Kind! Was je mir schien gewichtig, Zerstiebt wie ein Atom:
O Welt, du bist so nichtig, Du bist so klein, o Rom!
Rom, wo meine Blüthen Verwelkt, wie dürres Laub, Dir ziemt es nicht, zu hüten Den kaiserlichen Staub! Die mir die Treue brachen, Zerbrächen mein Gebein: Beim großen Karl in Aachen Will ich bestattet sein.
Die echten Palmen wehen Nur dort um sein Panier: Ihn hab' ich liegen sehen, In seiner Kaiserzier. Was durfte mich verführen, Zu öffnen seinen Sarg? Den Lorbeer anzurühren,
Freunde, laßt das Klagen,
und macht dem Leichenwagen.
Mit euern Waffen Plaz! Bedeckt das Grab mit Rosen, Das ich so früh gewann,
Zum thatenreichsten Mann!
Herzog Heinrich war's von Bayern, Der sich in der Mitternacht,
Wo die frömmsten Brüder feiern, Hin zur Kirche aufgemacht. Ernste Bilder nach ihm fassen, Treiben ihn zum Beten an, Durch die Regensburger Gassen Geht er nach Sanet Heimeran.
Junges Heldenantlig betend Möcht' ein schöner Anblick sein; Dieser, zum Altare tretend, Kniet umnachtet und allein. Vor den Augen gar die Hände, Drückend jedes Bild zurück, Fleht er um ein sel'ges Ende,
Nicht um irdisch Heil und Glück.
Als er aufstand, schien's vom Rücken
Ueber ihn, als wie ein Licht; Staunend that er um sich blicken,
Sieht ein heil'ges Angesicht.
Hochaltar und Kreuz verklärend
Dort ein lichter Bischof stand, Der mit hoher Hand, wie schwörend, Zeigte nach der Kirchenwand.
Mit den Fingern, wie mit Kerzen, Leuchtet er auf eine Schrift,
Wo der Fürst mit bangem Herzen Auf ein' röm'sche Sechse trifft.
Will mich Gott so bald erhören? Herr, ich glaub's auf eure Hand, Hebt sie nicht so ernst zum Schwören!" Sprach der Held, und Alles schwand.
Wie sechs Stunden sind vergangen,
Harrt er fromm auf seinen Tod,
Doch es schien ihm auf die Wangen Lebenshell das Morgenroth.
Wie der sechste Tag gekommen,
Er bereit und fertig ist,
Doch es gibt der Herr dem Frommen
Neue heit're Lebensfrist.
Wandeln mit ihm immerdar, Und so lebt er sonder Wanken Heilig bis in's sechste Jahr.
Und in hoher Kirche stand er Leuchtend um das sechste Jahr, Und auf seinem Haupte fand er Röm'sche Königskrone gar. König Heinrich war's, der Zweite, Herr von allem deutschen Land, Der von dort an ward bis heute Stets der Heilige genannt.
Der erste Hohenstaufe, der König Konrad, lag
Mit Heeresmacht vor Weinsberg seit manchem langen Tag; Der Welfe war geschlagen, noch wehrte sich das Nest, Die unverzagten Städter, die hielten es noch fest.
Der Hunger kam, der Hunger! Das ist ein scharfer Dorn. Nun suchten sie die Gnade, nun fanden sie den Zorn: „Ihr habt mir hier erschlagen gar manchen Degen werth, Und öffnet ihr die Thore, so trifft euch doch das Schwert." Da sind die Weiber kommen: „Und muß es also sein, Gewährt uns freien Abzug, wir sind vom Blute rein!" Da hat sich vor den Armen des Helden Zorn gekühlt, Da hat ein sanft Erbarmen im Herzen er gefühlt. „Die Weiber mögen abziehn, und jede habe frei, Was sie vermag zu tragen und ihr das Liebste sei; Laßt ziehn mit ihrer Bürde sie ungehindert fort, Das ist des Königs Meinung, das ist des Königs Wort."
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