IIO Euch blühn fechs liebliche Töchter. Sailler. 115 I 20 18 Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe. (1291) Stark am Geist, am Leibe schwach, Spielend das gewohnte Schach. Aerzte! sagt mir ohne Zagen: Wird der Geist zu Gott getragen ?" Wohl noch heut erscheint die Stunde." 46 15 20 11 Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe. ,,Meister! Dank für diese Stunde !" Ruft er, als das Spiel geendet ; Liegt begraben, sei's vollendet! Das mich oft zur Schlacht getragen!" Doch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" „Nicht zum Kampf, zum ew'gen Frieden," Jest ben Herrn, den lebensmüben Als der Greis auf hohem Roffe, Zieht, halb Leich', aus seinem Schlosse. Vor ihm ihre Aefte nieder, Singen wehmuthsvolle Lieder. Der gehört die bange Sage, und bricht aus in laute Slage. Spricht der Greis mit jenen zweien, 25 30 35 Lächelnd blickt sein Angesicht, 40 Von dem hohen Dom zu Speier Hört man dumpf die Glocken schallen. Weinend ihm entgegenwallen. Ist er rasch noch eingetreten ; 45 50 ,,Reichet mir den heilgen Leib !" Spricht er dann mit bleichem Munde; Da auf einmal wird der Saal Hell von überird'schem Lichte, 55 Gloden dürfen's nicht verfünben, Boten nicht zur Leiche bieten, 60 Nach dem Dome ftrömt das Volf, Schwarz, unzähligen Gewimmels. Juftinus Kerner. 19 5 10 Der Landgraf von Thüringen. (1307) 15 20 Er trägt ihn selbst auf seinem Arm, 25 Den senaben neugeboren; Vom starfen Ritt wird ihm so warm, Schon bluten ihm die Sporen. ,,Fort, fort! bort weht das Reichspanier, Schon blinken tausend Speere. 30 Der Kaiser ist's, voll blutiger Gier, Mit seinem ganzen Heere !" Und wären's mehr, als Sand am Meer, Der Landgraf wird's nicht achten. Sein kleines Sind, es weint so sehr, 35 Unb will vor Durst verschmachten. Vor einem schlechten Bauernhaus Ruft er: ,,Um Gotteswillen Du junge Mutter, fomm' heraus, Den Knaben mir zu stillen!" Derweil umwendet er sein Pferd Mit grimmen Zornesflammen, Und wo er hinschlägt mit dem Schwert, Stürzt Mann unb Roß zusammen. Die Seinen schaaren voller Wuth 45 Sich um den edlen Helden, Daß von dem hier vergoßnen Blut Noch späte Sagen melden. Denn mehr als tausend Feinde sind Hier in den Tod gesunfen, 50 Bis fich des Landgrafs junges Sinb Hat ruhig satt getrunken. Wolfgang Menzel 40 |