25 Der Pilgrim bor St. Just.
(1557) Nacht ist's, und Stürme sausen für und für: Hispanische Mönche, schließt mir auf die Thür ! Laßt hier mich ruh'n, bis Glockenton mich wedt, Der zum Gebet euch in die Kirche schreckt ! Bereitet mir, was euer Haus vermag, Ein Ordenskleid und einen Sarkophag! Gönnt mir die kleine Zelle, weiht mich ein! Mehr als die Hälfte dieser Welt war mein. Das Haupt, das nun der Scheere fich bequemt, Mit mancher frone war's bebiademt. Die Schulter, die der Sutte nun sich büdt, Hat kaiserlicher Hermelin geschmückt. Nun bin ich vor dem Tod den Tobten gleich, Und fall in Trümmer, wie das alte Reich.
Platen.
Wallenstein vor Stralsund.
(1629) Im Schatten einer Eiche 3ft Friedlands Zelt erbaut; Es schüttelt ihre Zweige Die alte Riesin laut. Umhüllt vom Purpurfleibe, Im Zelt der Herzog fißt;
Viel golbenes Geschmeibe An Hals und Brust ihm blißt. Doch finster hat zur Erbe Sein Auge fich gewandt; Die Rechte mit dem Schwerte Durchgräbt des Bodens Sanb. Es fißet ihm zur Seite Arnim, ber Feldmarschall; Deß Blic (chweift in die Weite Hin nach der Festung Wall. Er spricht: ,,Nun selbst erfahren Habt Ihr ber Bürger Muth! Geschüßt sind vor Gefahren Sie durch der Ditsee Flut!" ,, Rönnt Ihr der Feinde Flotte Nicht bohren in den Grund, So steht zu ihrem Spotte Noch lang' Ihr vor Stralsund!" Da hebt von seinem Siße Sich Friedland stolz empor, Ihm sprühn des Zornes Bliße Aus dunklem Auge vor. ,,Es schleudert in die Fluten Den Dänen diese Hanb! Den Schweden jagt mit Ruthen Sie aus dem deutschen Land!" Bei Gott! Stralsund erretten Sou feine Macht der Welt,
And hing' es auch mit Retten Fest an dem Himmelszelt !" Der Herzog ruft's im Grimme ; Da rauscht und ächst zugleich Es schaurig, wie die Stimme Der Geister, im Gezweig. Er hörts und schauet düster Nach dem Geräusch empor, Bis es, ein leis Geflüster, Im Baume fid verlor. Mit fragender Geberde Blickt ihn der Marschall an; Der Herzog sah zur Erde, Bis lachend er begann: Was ist's! Die Winde brausen!" Er greift in Haft zum Wein, Und schenkt mit innerm Graufer Für sich unb Arnim ein. „Stoßt an und laßt uns trinkert! Es gilt der Festung Fall ! In Kurzem soll sie sinken Trop Meeresflut und Wal!" Die Becher sind erklungen In der erhobnen Hand, Und Friedlands Glas, zersprungen, Fiel klirrend in den Sand. Mit fragender Geberde Blidt ihn der Marschall an;
Der Herzog fåh zur Erbe, Bis lachend er begann : Was ist's! Ich stieß zu heftig! Bringt Gläser uns herbei !" Ein Diener holt geschäftig Der frischen Becher zwei. ,,Stoßt an! Wir müssen trinken Auf dieser Festung Fall
, Und morgen fou fie finken! Stoßt an, Herr Feldmarschalt!" Anstießen sie bedächtig; Es klang To hell und rein, Und bei dem Slange mächtig Auflachte Wallenstein. Doch oben durch die Eiche Rauscht es wie Geisterton, Als sprächen alle Zweige Dem Schwur des Herzog8 Hohn. Und sieh! der Festung Wälle Umzudt' e$, Bliß auf Bliß, Und seine Eisenbälle Entsandte das Geschüß. Der Herzog an die Lippen Seßt schon des Bechers Rand; Dody eh er konnte nippen, Entfuhr das Glas der Hand. Des Weines Tropfen sprißten Um Sinn und Bart und Mund,
Des Bechers Scherben rişten Die blaffe Wang' ihm wund. Und der noch nie gezittert In heißer Schlachten Glut, Ein Glas, vom Schuß zersplittert,
95 Brach ihm den keden Muth. Mit fragender Geberde Blict ihn der Marschall an; Der Herzog fah zur Erbe, Bis düster er begann:
10o „Mit Menschen wollt ich fechtert Und hoffte Ruhm und Sieg, Doch mit des Schidsals Mächtet Führt Friedland nimmer Srieg!" ,,Abziehn wir von der Feste,
105 Sobald der Morgen graut !" Da rauscht es durch die Aefte Wie heller Jubellaut. Noch steht die Herzogseiche. Da sammelt jedes Jahr Im Schatten ihrer Zweige Sich froh der Bürger Schaar.
Fr. Günther.
27 Febrbellin.
(28. Juni 1675) Herr Sturfürst Friedrich Wilhelm, der große Striegeshelb, Seht, wie er auf dem Schimmel vor den Geschüßen hält!
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