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Ganz still rückt' man aus der Schanz.
Die Musketier wie auch die Reiter
Thaten alle tapfer streiten:

's war fürwahr ein schöner Lanz!

Ihr Constabler auf der Schanze,
Spielet auf zu diesem Tanze
Mit Karthaunen groß und klein,
Mit den großen, mit den kleinen-
Auf die Türken, auf die Heiden,
Daß sie laufen all' davon!

Prinz Eugenius wohl auf der Rechten

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Gesiegt hat Friedrichs kleine Schaar. Rasch über Berg und

Thal

Von dannen zog das Kaiserheer im Abendsonnenstrahl.

Die Preußen stehn auf Leuthens Feld, das heiß noch von der

Schlacht,

Des Tages Schreckenswerke rings umschleiert mild die Nacht. Doch dunkel ist's hier unten nur, am Himmel Licht an Licht, Die goldnen Sterne ziehn herauf wie Sand am Meer so dicht,

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Sie strahlen so besonders heut, so festlich hehr ihr Lauf,
Es ist, als wollten sagen sie:,,Ihr Sieger, blicket auf!"
Und nicht umsonst. Der Preuße fühlt's: es war ein großer

Tag.

Drum still im ganzen Lager ist's, nicht Inbel noch Gelag, 10 So still, so ernst die Krieger all, kein Lachen und kein

Spott

Auf einmal tönt es durch die Nacht: „Nun danket alle Gott!" Der Alte, dem's mit Macht entquoll, singt's fort, doch nicht

allein,

Kam'raden um ihn her im Kreis, gleich stimmen sie mit ein. Die Nachbarn treten zu, es wächst lawinengleich der Chor, 15 Und voller, immer voller steigt der Lobgesang empor.

Aus allen Zelten strömt's, es reiht sich singend Schaar an
Schaar,

Einfallen jezt die Jäger, jezt fällt ein auch der Husar.
Auch Musika will feiern nicht, zu reiner Harmonie
Lenkt Horn, Hobo' und Klarinett die heil'ge Melodie.

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Und stärker noch und lauter noch, es schwillt der Strom zum

Meer:

Am Ende, wie aus einem Mund, singt rings das ganze Heer.
Im Echo donnernd wiederhallt's das aufgeweckte Thal,
Wie hundert Orgeln braust hinan zum Himmel der Choral.

H. Beffer.

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Der König und der Müller.
Es wohnt ein Müller forgenfrei
In seiner kleinen Mühle.

Das Mühlchen klappert Brot herbei
Bei Sonnenbrand und Kühle.

Nicht weit davon ein König hatt'
Ein Schloß sich aufgebauet.

Wär' nicht die Mühl', man hätte Stadt
Und Land draus überschauet.

Der König bot dem Müller Geld:
,,Verkauf mir deine Hütte!

Bau neu fie auf, wo dir's gefällt,
Nach größerm Maß und Schnitte."-
„Mein Mühlchen ist mir gut genug,
Das lass' ich meinen Erben;
Es trägt des Vaters Segensspruch,

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Hier will ich ruhig sterben."—

Der Fürst sagt ja, der Müller nein;

Der Fürst wird ungeduldig.

Ich bin dein Herr; das Land ist mein; Du bist zu weichen schuldig!"—

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Ich weiche nicht".-,,Dann muß Gewalt Den starren Sinn dir beugen."„Ihr irret, Herr, Euch werden bald

Die Richter andres zeigen."

"

Die Richter?"-fällt dem König ein,

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„Da hast du Recht; — ich geb' mich drein,

Dein Gut bleibt unverleßet!"

Seit jener Stunde lebten sie

Als Freunde, hoch und niedrig.
Des Schlosses Nam' ist Sanssouci,
Des Königs Name Friedrich.

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Der alte Ziethen.

Joachim Hans von Ziethen,
Husaren-General,

Dem Feind die Stirne bieten
That er die hundert Mal.
Sie haben's all' erfahren,
Wie er die Pelze wusch
Mit seinen Leibhusaren,
Der Ziethen aus dem Busch.
Hei, wie den Feind sie bläuten
Bei Lowosiz und Prag,
Bei Liegniß und bei Leuthen,
Und weiter, Schlag auf Schlag!
Bei Torgau, Tag der Ehre,
Ritt selbst der Friß nach Haus,
Doch Ziethen sprach: „Ich kehre
Erst noch mein Schlachtfeld aus."

Sie kamen nie alleine,
Der Ziethen und der Frih,
Der Donner war der eine,

Curtmann

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Der andre war der Bliz.

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Es wies sich keiner träge,
Drum schlug's auch immer ein,
Ob warm', ob kalte Schläge,
Sie pflegten gut zu sein.

Der Friede war geschlossen;
Doch Krieges Lust und Qual
Die alten Schlachtgenossen
Durchlebten's noch einmal.
Wie Marschall Daun gezaubert,
Und Friz und Ziethen nie,

Das ward jezt durchgeplaudert
Bei Tisch in Sanssouci.

Einst mocht' es ihm nicht schmecken,

Und sieh, der Ziethen schlief.
Ein Höfling will ihn wecken,

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Es zog aus Berlin ein tapferer Held,
Er führte sechshundert Reiter in's Feld,
Sechshundert Reiter mit redlichem Muth,
Sie dürfteten alle Franzosenblut.

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