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Auch zogen mit Reitern und Rossen im Schritt 5
Wohl tausend der tapfersten Schüßen mit;

Ihr Schüßen, Gott segne euch jeglichen Schuß,
Durch welchen ein Franzmann erblassen muß!
So ziehet der tapfre, der muthige Schill,
Der mit den Franzosen schlagen sich will;
Ihn sendet kein Kaiser, kein König aus,
Ihn sendet die Freiheit, das Vaterland aus.
Bei Dodendorf färbten die Männer gut
Das fette Land mit französischem Blut;
Zweitausend zerhieben die Säbel blank,
Die übrigen machten die Beine lang.

Drauf stürmten sie Dömiß, das feste Haus,
Und jagten die Schelmenfranzosen hinaus;
Dann zogen sie lustig ins Pommerland ein,
Da soll kein Franzose sein Kiwi mehr schrei'n.

Auf Stralsund stürmte der reisige Zug;

Franzosen, verstündet ihr Vogelflug!
Owüchsen euch Federn und Flügel geschwind!
Es nahet der Schill, und er reitet wie Wind.

Er reitet wie Wetter hinein in die Stadt,
Wo der Wallenstein weiland verlegen sich hat,
Wo der zwölfte Karolus im Thore schlief;
Jezt liegen ihre Mauren und Thürme tief.

weh euch Franzosen! wie mäht der Tod!

Wie färben die Reiter die Säbel roth!
Die Reiter sie fühlen das deutsche Blut,
Franzosen zu tödten, das däucht ihnen gut.

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wehe dir, Schill! du tapferer Held!

Was sind dir für bübische Neze gestellt!

Viele ziehen zu Lande, es schleichet vom Meer
Der Däne, die tückische Schlange, daher.

O Schill! o Schill! du tapferer Held!

Was sprengst du nicht mit den Reitern ins Feld ?
Was schließest in Mauern die Tapferkeit ein?
Bei Stralsund da sollst du begraben sein.

Stralsund, du trauriges Stralesund!
In dir geht das tapferste Herz zu Grund',
Eine Kugel durchbohret das redlichste Herz,
Und Buben sie treiben mit Helden Scherz.
Da schreiet ein frecher Franzosenmund:
„Man soll ihn begraben wie cinen Hund,
Wie einen Schelm, der auf Galgen und Rad
Schon fütterte Krähen und Raben satt."

So trugen sie ihn ohne Sang und Klang,
Ohne Pfeifengetön, ohne Trommelklang,
Ohne Kanonenmusik und Flintengruß,
Womit man Soldaten begraben muß.

Sie schnitten den Kopf von dem Rumpf ihm ab
Und legten den Leib in ein schlechtes Grab;

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Da liegt er nun bis an den jüngsten Tag,

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Wo Gott ihn in Freuden erwecken mag.

Da schläft nun der fromme, der tapfre Held,
Ihm ward kein Stein zum Gedächtniß gestellt;
Doch hat er gleich keinen Ehrenstein,

Sein Name wird nimmer vergessen sein.

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Denn sattelt ein Reiter sein schnelles Pferd,
Und schwinget ein Reiter sein blankes Schwert,
So rufet er zornig: Herr Schill! Herr Schill!
Ich an den Franzosen euch rächen will.

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Hofers Tod.

(20. Februar 1810)

Zu Mantua in Banden

Der treue Hofer war,

In Mantua zum Tode
Führt ihn der Feinde Schaar;

Es blutete der Brüder Herz,

E. M. Arndt.

Ganz Deutschland, ach! in Schmach und Schmerz,

Mit ihm das Land Tyrol.

Die Hände auf dem Rücken

Der Sandwirth Hofer ging,
Mit ruhig festen Schritten,
Ihm schien der Tod gering,
Der Tod, den er so manches Mal
Vom Iselberg geschickt in's Thal,

Im heil'gen Land Tyrol.

Doch als aus Kerkergittern

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Im festen Mantua

Die treuen Waffenbrüder

Die Händ' er strecken sah,

Da rief er laut: Gott sei mit euch,
Mit dem verrathnen deutschen Reich
Und mit dem Land Tyrol!"

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Der Trompeter an der Kaßbach.
Dem Tambour will der Wirbel
Nicht unterm Schlägel vor,
Als nun der Sandwirth Hofer
Schritt durch das finstre Thor.

Der Sandwirth noch in Banden frei,
Dort stand er fest auf der Bastei,

Der Mann vom Land Tyrol.

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Dort soll er niederknieen,

Er sprach: „Das thu' ich nit!

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Will sterben, wie ich stehe,

Will sterben, wie ich stritt,

So wie ich steh' auf dieser Schanz':
Es leb' mein guter Kaiser Franz,

Mit ihm sein Land Tyrol!”

Und von der Hand die Binde

Nimmt ihm der Korporal,

Und Sandwirth Hofer betet

Alhier zum leztenmal ;

Dann ruft er: „Nun, so trefft mich recht!
Gebt Feuer! Ach, wie schießt ihr schlecht!

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Brennt auch die Todeswunde,

Doch sterben kann er nicht,

Bis neue Siegeskunde

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Zu seinen Ohren bricht.

Und wie er schmerzlich ringet
In Todesängsten bang,
Zu ihm herüberdringet
Ein wohlbekannter Klang.

Das hebt ihn von der Erde,
Er streckt sich starr und wild.
Dort sißt er auf dem Pferde
Als wie ein steinern Bild.
Und die Trompete schmettert-
Fest hält sie seine Hand-
Und wie ein Donner wettert
Victoria in das Land.

Victoria so klang es,

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