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aufgetragen, so daß es ihm allein aufgetragen wåre. Er ist nur zum Mitaufseher bestellt, daß die verabschiedeten Punkte richtig erfüllt werden möchten. Er soll nur mitwachen und mitsorgen, damit alles Geld, was pon den neuen Steuern eingehe, einzig 'zu Tilgung der übernommenen Schulden vers wandt werden möchte.

Sie, die acht Herren, die den Zuschuß ausmachten, was ren nur ein Hülfskorps, das man bald brauchen, bald zu Hause lassen konute, wie man's gut fand, das aber, wenn man es einmal herbeirief, nach Art der leichten Truppen mit dem Hauptkorps vereinigt wurde. Für sich allein konnten fie gar nicht bestehen, für sich allein gar nicht in Bewegung kommen; auch Niemand, als der Landesherr selbst, konnte sie rufen.

Selbst wenn aber auch das Hauptkorps sie an sich ges zogen hatte, so war doch die Macht desselben nicht größer, als vorher, denn das Mandat des sogenannten großen Aus, schusses war von keinem weiteren Umfange, als das des klei, nen. Auch er, der große Ausschuß, durfte eben so wenig Steuern verwilligen, und eben so wenig von der Freiheit des Landes nachgeben. Auch ihm galten alle die Gefeße, die zur Sicherung der neu errichteten Schulden-Zahlungskaffe gegeben Man weiß kaum recht, wozu er eigentlich

worden waren.

da war.

Doch so lange es noch bei dem Inhalt des Mandats blieb, wie es zuerst entworfen und 65 Jahre lang hierin unverändert gelassen worden war, so schienen die Herren vom Zuschusse, wenn sie, um die große Deputation zu formiren, mit dem kleinen Comité sich vereinigt hatten, wenigstens in einem Hauptfalle, der doch gewiß einer der großen kritischen Fälle war, mit einem Ansehen handeln zu können, vor dem sich

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selbst das kleine Comité beugen mußte. Da es nåmlich auch ihnen mit aufgetragen war, zu sorgen und zu wachen, daß alles Geld, was von den neuen Steuern eingehe, als Schuldens Zahlungsfond gebraucht werde, so hatten sie unstreitig das Recht, auch den Kassenbestand zu untersuchen, die Verwen dung der Gelder, die seit ihrer lehten Zusammenkunft geschehen war, zu revidirèn, und den ganzen Haushalt, den die Herren des kleinen Comité führten, zur Prüfung zu nehmen.

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Doch so scheint's wohl. Aber man vergesse nicht, daß auch das kleine Comité zur großen Deputation gehörte, und gerade die Hälfte derselben besetzt hielt. Man vergesse nicht, daß die Herren vom Zuschusse nicht anders berathschlagen und Schlüsse faffen konnten, als in den Konventen der gros Ben Deputation, und daß doch Jeder, der zum Zuschuffe gehörte, gerne so verdient sich machen wollte, um einst noch vermöge der freien Wahl der Comité-Herren selbst auch hinein in's Heiligthum zu gelangen. So lange man bloß zum Zuschuß gehörte, saß man noch im Vorhof der Heiden.

Wozu denn also das ganze Institut des Zuschusses ? oder wozu die ganze große Deputation? Immerhin noch, zu vies lerlei guten Dingen, ob sie schon weit nicht von der Wichtigs keit war, als das kleine Comité.

Wenn die Comité-Herren selbst unter einander uneinig wurden, so mochte man die vom Zuschusse rufen, ob sich ́nicht durch Hülfe derselben eine neue entscheidende Meinung bilde. Wenn man Berathschlagungen vorhatte, wo man gerne das Gehässige oder die Gefahr theilte, so mochten sie zur großen Deputation gehen. Wenn man dem Fürsten zeigen wollte, daß es nicht an den persönlichen Gesinnungen des kleinen Comité liege, so ließ man die große Deputation sprechen. Falls auch bei einem Gegenstande, der vorkam, mehr Arbeit

fich aufthat, als die Comité-Herren übernehmen konnten oder wollten, so mochten die vom Zuschusse herbeitreten. Der Zus schuß war zu allerlei Dingen nüßlich; er konnte auch als Noviziat und Probir-Seminarium der Comité: Kandidaten gelten.

Nur historisch merkwürdig konnte er nie werden, weil er doch in aller Demuth immer nur ein Zuschuß war und blieb. Er entwickelte sich nie zur eigenen Subsistenz. Er verlor mit dem Fortgange der Zeit immer mehr an Ansehen und Eins fluß, weil es immer kundbarer und augenscheinlicher wurde, wie wenig auf die Zuschüsser ankomme. Der vorletzte Landtags, Abschied, und so denn der neueste Erbvergleich bestimmte zwar ausdrücklich ein gewisses, wichtig scheinendes Geschäft, das vom kleinen Comité nicht allein, sondern bloß mit Hülfe des Zuschusses, also bloß von der großen Deputation, alljährlich beendigt werden sollte; aber dieses Geschäft war doch gewiß nicht der Art, daß ein großes Ansehen des Korps, dem es aufgetragen war, aus der Besorgung desselben entspringen Fonnte. *)

*) S. neuester Erbvergleich, S. 81.

„S. Herz. Durchl. haben bereits

gnädigst versichert, unter keinerlei Vorwand eine einseitige Ausschreibung -- von treugeh. Prälaten und Landschaft nicht verwilligter Steueru und Anlagen vorzunehmen."

„Und dieser Grundsaß wird auch, in Ansehung des auf obige Art festgesehten Militärbeitrags, beobachtet, und wegen dessen Ausschreibung sowohl nach der bisherigen Observanz jähr lich ein Generale an das Land abgelassen, als auch nach Inhalt des Landtags-Abschiedes von 1739 bei nicht versammeltem allgemeinen Landtage allemal der größere Ausschuß zusammenberufen werden, um felbigen mit ihm nach den Zeitläuften auch Umständen, des Landes zu vergleichen. Es wird jedoch

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Demnach ist's gewöhnlich noch bis jetzt so, daß ein res ger, thätiger Kopf, der endlich doch auch zu einiger Kenntniß und Wirksamkeit in Landessachen zu kommen meint, weil er ein Zuschüffer geworden ist, mit reizbarer Ungeduld lange hin und her schaut, wann endlich die neue Kenntniß und Wirksamkeit kommen werde. Ihm ist wie einem Eingeweihten, der bis an's Grab hin immer hur im Glauben wandeln, und nie zum Schauen kommen soll. Ach! wir sißen hier doch, wie die bruta, sagte endlich, im voll ausbrechenden Unmuth über die lange gehabten, mißlungenen Erwartungen, Ludwig Eberhard Fischer, hohen politischen Andenkeus, wie er sich in diesem Embryonen-Zustande lange herumtreiben mußte. *)

Mit Recht wendet also die Geschichte ihr Auge ganz hinweg von der großen Deputation, und nur die Verände rungen, die das kleine Comité theils durch positive Gesetze, theils durch Sitte und Herkommen litt, sind allein wahrhaft denkwürdig. Gerade aber auch diese Comité-Geschichte ist so lehrreich, daß man gerne bei ihr allein verweilt. Zwar wer viele Namen haben will, um sich die Erinnerungen dadurch zu fixiren, und viele derbe, handvöllige Faktums sucht, um sich die Materialien in großen, festen Massen schnell zusammenzuordnen, wird wenig seine Rechnung dabei finden; sie

von gemeinen Prälaten und Landschaft die unterthänigste Versicherung ertheilt, daß die Verwilligung der wirklichen Anlage des oben festgeseßten Militårbeitrags von ihrer Seite niemalen erschwert werden solle, es sey denn, daß das Land durch Auflegung alter oder neuer Hauptbeschwerden außer Stand gesezt seyn würde, den Beitrag abzuführen."

*) Eine Anekdote, deren J. J. Moser in seiner lehten Erklärung gedenkt, die er in der sogenannten causa minorum an den versammelten Landtag abgab.

ist kein historisches Stück der gewöhnlichen Manier, Nie sieht man hier schnelle und große Kräfte wirken, sondern es ist ein stilles, unvermerktes Wachsen und Gedeihen. Man fieht nie, was sonst jede Geschichte so oft zeigt, daß Drang und Gewalt zur Explosion kommen, und mit einem Male einen großen freien Raum machen; aber eine eben so unauss. geseßt, als fein wirkende, elastische Kraft ist unverkennbar, die Alles um sich her, was sie nicht anziehen kann, verdrängt, und endlich nach mehreren Generationen einen weiten, unbe engten Spielraum sich gereinigt hat, wie ihn vielleicht die heftigste, vulkanische Explosion nie gemacht haben würde. Das Gedeisen dieses Instituts ist wie das Gedeihen eines Baums, der erst im dichten, stammreichen Walde steht, bald aber Alles um sich her so verdorren macht, daß kaum noch Gras und Unkraut da fortkommt, wo ehedem schöne, rivalis firende, junge Stämme gestanden hatten.

Die ganze Geschichte desselben theilt sich in zwei Perios den. Die erstere begreift bloß 84 Jahre. Sie fåugt an mit der Entwerfung des ersten Mandats, und endigt sich mit der letzten, bis jetzt noch bleibenden Revision desselben. Man fieht hier von einer Epoche zur andern deutlich, wie das Ganze herbeiwächst, weil man in jedem neuen oder revidirten Mandat und in der Vergleichung desselben mit dem vorhers gehenden einen sicheren Maßstab findet. Dieß ist die Zeit der schönen Jünglings- und Mannsjahre des Instituts, wo Alles noch voll innerer Kraft war.

Die zweite Periode umfaßt einen Zeitraum von 157 Jahren, und geht bis auf die neuesten Zeiten herab. Das Mandat blieb in dieser Zeit eben dasselbe, aber das Institut selbst ånderte sich gewaltig. Es ånderte sich, wie Alles sich ändert, was man dem Spiele der Witterung und

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