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der hier gemacht worden, verwilligten die Cortez 1588 acht Millionen Dukaten, die innerhalb sechs Jahren bezahlt wers den sollten. *)

Schou aber 1592 mußte der König zu Ablösung seiner Schulden um eine neue Hülfe von dreizehn Millionen Dukaten bitten. Die kastilischen Cortez verwilligten sie auch endlich in einem Vergleiche vom 29. Juni 1596. Es wurde beschlossen, für 1,132,500 Dukaten verpfändeter königlichen Einkünfte nach und nach einzuldsen, und unterdeß, bis diese Einlösung ges schehen, die Bezahlung der kastilischen Garde zu übernehmen, auch zu bestreiten, was die ganze Artillerie nebst dem dazu gehörigen Personale, was die Garnisonen in Spanien und in Afrika kosteten, was das königliche Haus brauche, und was an Besoldungen für Kollegien (Consejos) und andere Ausgaben jährlich aufgehe. Alle diese Ausgaben, die damals die Reichsstände übernahmen, betrugen ungefähr 1,132,500 Dukaten.

Zu Bestreitung alles dessen setzten die Stände jährlich 500 Millionen Maravedis **) aus, die vermittelst jener Accise gehoben werden sollten. Man rechnete darauf, daß 75 Millionen derselben nach Bestreitung jener Ausgaben zu Ablösung verpfändeter königlichen Einkünfte jährlich übrigbleiben sollten.

Philipp II. starb, ehe die Sache völlig berichtigt wors den, und die neue Einrichtung kam endlich 1598 auf dem Reichstage zu Stande, den Philipp III. im ersten Jahre seiner Regierung hielt.

*) Die Erzählung in Nouveau Voyage en Espagne, T. II. p. 18, hat manche Unrichtigkeiten, zu denen zum Theil die übrigens planmäßige Kürze dieses Schriftstellers leicht verführen konnte. Die Verbesserung derselben gibt sich leicht aus der Vergleichung mit der gegenwärtigen, umständlicheren Erzählung.

**) Nach Achenwall, 1. c. p. 151, beträgt ein Real (2% Mgr.) 54 Maravedis.

Schon aber den 22. April 1600 mußten wieder 18 Millionen Dukaten übernommen werden, je alle Jahre drei Millionen zahlbar. 1607 verwilligte man die Uebernahme von 17 Millionen, die man innerhalb sieben Jahren, wieder vers mittelst jener Accise, abzutragen hoffte. 1618 bestand die neue Verwilligung in 18 Millionen, zu deren zielerweisen Abtragung neun Jahre bestimmt waren. So mehrten sich die Summen immer. Die alten waren noch nicht abgetragen, so wuchsen schon die neuen zu. Die Accise mußte also auch immer gesteigert werden; immer mehrere Artikel wurden accisbar gemacht.

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Unglaublich schnell zeigte sich aber der Einfluß dieser Accise gleich bei ihrer ersten Entstehung auf den Zerfall aller einheimischen Manufakturen. So machte z. B. die Stadt Toledo 1618 dem König eine Vorstellung, daß erst ungefähr seit zehn Jahren die auswärtigen Manufakturen so gar viel mehr wild (mas rotamente) einbrächen. Diese Angabe einer bestimmten Epoche ist sehr wichtig. Erst 1598 war die volle Einrichtung mit der neuen Accise gemacht worden. Nun hielten sich die einheimischen Fabriken und Manufakturen noch eine Zeit lang durch alte Kraft und alte Kapitalien; auch hatten wohl die fremden nicht sogleich alle Wege gefunden. Doch kaum hielt sich's so nur zehn Jahre lang, und daß denn auch schon ungefähr seit 1608 der fremde Strom recht wild einbrach, mag die Vertreibung der unglücklichen Morisco es nicht wenig beigetragen haben, wodurch Spanien gerade um diese Zeit den allerempfindlichsten Verlust litt.

Die Alcavala nebst den zugehörigen vier Procenten, oder die Abgabe von vierzehn Procenten von Allem, was in Handel kommt und verkauft wird, drückte also das Kommerz sehr schwer, obschon seit Langem nicht leicht irgendwo alle vierzehn Procente eingezogen wurden.

Manche Provinzen und Städte genoffen Eremtions-Privilegien, wodurch ihnen bald mehrere, bald wenigere dieser Procente, bald sogar die Hälfte derselben erlassen war. An manchen Örten hatte auch der König den Ertrag dieser Abgabe der Kommunitåt selbst auf langehin verpfåndet oder wohl gar völlig veräußert. Die Millionen Steuer aber, oder jene schwere Accife, die auf den ersten Bedürfnissen des Lebens lag, machte sehr theuer zu leben, denn sie mußte nicht bloß vom Erkauften, sondern auch von dem ents richtet werden, was man selbst zog und selbst verbrauchte.

Schon war's ehedem in Spanien dadurch viel theurer geworden, als anderswo, da mit einem Male, seit der Spanier feine neuentdeckte Welt auszuplündern anfing, des edlen Me, talles so angehäuft viel geworden war; nun kam die neue Steuer noch hinzu, und mächte gerade die ersten Bedürfnisse des Lebens noch theurer. Auf einem Pfunde oder 16 Unzen Fleisch lag, anderer Abgaben nicht zu gedenken, allein nur als Millionen-Steuer ein Accis von acht Maravedis, und der Impost, der als Millionen-Steuer auf Wein, Effig und Del lag, betrug wohl den achten Theil des Kaufpreises. Nach gleichen Verhältnissen ging's durch mehrere Artikel.

Man hatte schon am Ende des vorigen Jahrhunderts dem König Karl II. eine Berechnung vorgelegt, daß z. B. die Abgaben, die auf dem Wein lagen, selbst an den Orten, wo der Wein einheimisches Gewäche ist, wenn sie alle ordent lich entrichtet werden sollten, auf neunzig Procente steigen müßten, und da, wo er etwa nicht selbst wachse, sondern erst hingebracht werden müsse, gewiß weit über hundert Procente des ersten Einkaufpreises. Das war doch wohl ein harter Druck!

Auch noch dem König Philipp V. hatte man die klarste Berechnung gemacht, daß wenn Alles richtig entrichtet werden

sollte, daß man 58 Procente Abgabe vom Fleisch zu bezahlen habe, und dieser Artikel galt auch noch damals nur als Probe, die überdieß weit nicht die einzige ihrer Art war. Natürlich stieg denn mit den Taren und Abgaben der Reiz zur Accis, Defraudation, und je mächtiger auch dieser Reiz zog, desto eifriger vervielfältigte man die mühseligsten Gegenanstalten. Die Steuer selbst drückte schon den Handel, aber noch unends lich mehr drückten denselben alle die Formalitäten, die in den Gesetzen vorgeschrieben waren, um Einfuhr der Contrebande und Accis-Defraudation zu verhindern. Das alles wußte man nun schon långst. Man beklagte es schon långst, und half nicht, oder wenn man auch ernstlich an Hülfe dachte, so gerieth man auf abenteuerliche Projekte, durch welche der ganze Zustand von Kastilien zwar verändert, aber nur noch mehr verschlimmert worden wäre.

So war es unstreitig gegangen, wenn die großen phys fiokratischen Plane, die man unter Ferdinands VI. Regierung gehabt hat, völlig gelungen, wären. Ernstlich genug waren die Anstalten, die man seir 1749 machte. Eine eigene Junta wurde niedergesetzt zur Besorgung alles deffen, was auf diese neue Plane Beziehung hatte. Ein General-Kataster aller zwei und zwanzig kastilischen Provinzen sollte gemacht werden, um bei der Einrichtung des einzigen Imposts, der künftighin ́ statt der bisherigen, so vielfachen Laren gehoben werden sollte, mit vollester Kenntniß des Landes und vollester Kenntniß des gan, zen Nahrungs-Zustandes der Einwohner verfahren zu können. Diese Kommission dauerte noch fort, da Bourgoing (1787) feine Nachrichten von Spanien schrieb, und er versichert, ge,, hört zu haben, daß sie bei 30,000 Personen beschäftige, und den König, der alle Kosten dabei stehen muß, jährlich über drei Millionen Livres koste. Schon hatte man auch damals eine Bulle von Rom erhalten, daß die Güter der Geistlichkeit

von der neuen einzigen Kontribution nicht eremt seyn follten. Doch zum Glück von Spanien kam der ganze Plan nicht zur Vollendung.

So viel man denn also auch von den Erleichterungen und großen Steuer Reformen spricht, die besonders unter Karls III. Regierung, unter der gewiß auch viel für Spanien geschah, endlich erfolgt sind, so blieb doch immer noch bis 1785 durch die sichersten Berechnungen klar, daß allein die Steuer der Provinzial-Renten, z. B. in Segovia, alle Handarbeit um 36 Procente und den rohen Stoff um 18 Procente theurer machen mußte. *) Auf allen spanischen Fabrikaten lag also eine Last von 27 Procenten; denn im Durchs schnitte genommen macht bei den Fabrikaten eine Hälfte des Preises die Handarbeit aus, und die andere Hälfte der ges brauchte rohe Stoff.

Diese Summe an sich mußte schon außerordentlich drückend seyn, allein noch weit drückender waren manche, höchst wichtige innere Einrichtungen dieser Steuern. Sie schienen zum völligen Ruine des armen, zum Ruine des minder wohlhabenden Mannes recht ausgesonnen zu seyn, indeß sich der Reiche leicht herauszog. Offenbar war's so mit der Alcavala, øder mit den vierzehn Procenten von Allem, nas gekauft und verkauft wurde.

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Diese vierzehn Procente mußten so oft erlegt werden, so oft auch eine und ebendieselbe Waare aus der Hand eines Besitzers in die Hand eines andern überging. Nun kauft der Reiche Alles mehr aus der ersten Hand; er erhält also Alles weit minder beschwert. Er zahlt höchstens einmal jene vierzehn Procente, und sehr oft selbst nicht einmal.

*) Gallard sagt von Spanien, 1. c. p. 252:

Quantos infelices habia que no probaban en todo el anno la carne, por non poder sufrir su coste?

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