Allgemeines Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften, nebst ihrer Literatur und Geschichte. Nach dem heutigen Standpuncte der Wissenschaft bearbeitet und herausgegeben von Wilhelm Traugott Krug, Professor der Philosophie an der Universität zu Lelpzig. ALIBORNIA B43 каза 613 LANDHAUS. DR. ROLF HOFFMANN AMBACH AM STARNBERGERSEE OBERBAYERN Nachaffung ist eigentlich Nachahmung des Menschen von Sei ten des Affen, der, wenn er unter Menschen kommt, gern auch die Manieren derselben annimmt. Wie nun der Affe selbst gleichsam ein verzerrtes Abbild des Menschen ist, so pflegt er auch deffen Ma= nieren zu verzerren oder auf eine ungeschickte und daher ins Lächerliche fallende Weise nachzuahmen. Darum heißt dann jede ungeschickte und lächerliche Nachahmung, auch beim Menschen, eine Nacháffung. S. den folg. Art. Nachahmung (imitatio) ist Hervorbringung des Einen nach einem Andern, welches als Vorbild oder Muster von jenem betrach tet wird. Dies kann zuerst ohne Bewusstsein eines bestimmten Zwecks geschehen, mithin unabsichtlich oder unwillkürlich. So wers den ältere Thiere oder Menschen von jungern, auch Menschen überhaupt von erwachsenen Thieren und Menschen, instinctartig nachge= ahmt; weshalb man ihnen einen Nachahmungstrieb beilegt. Dieser Trieb ist eine Folge oder Modification des Geselligkeitstriebes. Denn zur Geselligkeit gehört eine gewisse Einstimmung in der Thatigkeit. Indem also diejenigen, welche zusammenleben, einander nachahmen, so suchen sie sich dadurch in Einstimmung, gleichsam in socialen Rapport, zu sehen, ohne sich gerade, dieses Zwecks bes wusst zu sein, weil sie die Natur selbst durch das Bedürfniß der Geselligkeit dazu antreibt. Es giebt aber auch eine höhere Art von Nachahmung, die mit Bewusstsein eines bestimmten Zwecks geschieht, folglich absichtlich und willkürlich ist; wie wenn ein Maler einen Gegenstand in der Natur oder ein andres Gemälde, ein Schaus spieler einen menschlichen Charakter, ein Abschreiber eine Handschrift, oder auch ein Schriftsteller den andern (durch Nachahmung seiner Denk und Schreibart) copirt. Eine solche Nachahmung kann mehr oder weniger treu und treffend sein, je nachdem es der Zweck oder das Geschick des Nachahmers mit sich bringt. Krug's encyklopädisch - philos. Wörterb. B. III. 1 161430 So |