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die man gemeiniglich dem armaghanischen Erzbischoffe Malachia zueignet, die Prophezehungen von der Folge der Könige in Spanien, welche der Abt Archimbaud bekannt gemacht hat, und einige andre weitläuftig untersucht. Wir wünschen in den folgenden Stücken gleich gründliche Untersuchungen zum Erempel der Vorherverkündigungen des Nostradamus, des Merlins und besonders des Grebners, welcher zu seiner Zeit viel Aufsehens in England machte, zu sehen. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 6 Gr.

(5. Aug.) Constantinopel. Unter diesem Orte sieht man seit furzen Le Cousin de Mahomet, in zwey Theilen in 12. wovon der erste 204 Seiten und der zweyte 247 Seiten stark ist. Der Titel fündigt einen Roman an, auch ohne unser Erinnern. Er enthält die Abentheuer eines Franzosen, welcher sehr jung aus seinem Vaterlande nach Constantinopel floh, aus Unerfahrenheit Sklave ward, und in seiner Sklaverey gemeiniglich seinen Frauen redlicher als seinen Herren diente. Sein gutes Glück verhalf ihm zu manchen tausend Schlägen, unter welchen jeder andre, als ein Romanenheld, würde haben erliegen müssen. Doch was sind diese und alle die Lebensgefahren, in welchen er gewesen ist, gegen die Ehre in die Schwägerschaft des Mahomets gekommen zu seyn? Aus dieser muß man den Tittel erklären. Ohne zu untersuchen, ob die Tugend dieses Werk, ohne zu erröthen, lesen könne, müssen wir gestehen, daß der Verfasser eine besondre Geschicklichkeit besizt von allen Sachen die lächerliche Seite zu entdecken, und seinen Gedanken durch einen kurzen und sinnreichen Ausdruck den gehörigen Schwung zu geben. Die beyge= fügten Noten können diesen Roman sogar einigermassen nüßlich machen, weil man darinne häuffige Erklärungen verschiedner türkischen Gebräuche findet, welche allerdings aus eigner Erfahrung aufgefeßt zu seyn scheinen. Der Franzose leuchtet überall hervor, und wer weiß ob alle von seiner Nation, welche jemals in türkischer Gefangenschaft gewesen sind, so viel Gunstbezeugungen von mahometanischen Schönen erhalten haben, als er auf seine eigne Rechnung schreibet. Wenn ein frommer Muselmann ihn Lesen sollte, er würde auf allen Seiten ausruffen müssen: welche Gotteslästerungen! Und diese Gotteslästerungen sind es gleichwohl, welche manchen ehrlichen Christen ergößen werden. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 20 Gr.

(12. Aug.) Hamburg. Horaz. Bey Johann Carl Bohn.

1751. in groß 4t. auf 2 Bogen. Dieses Gedichte beschreibt die Anmuth des Landlebens und den Horaz als den würdigsten Geniesser deffelben. Deutschland kennt ihn ungenannt, ihn

cui liquidam pater

Vocem cum cithara dedit . . .

Qui persaepe cava testudine flevit amorem,

.. elaboratum ad pedem.

Nach dem Beyspiel des Horaz rührt er nicht immer entzückende Saiten, und tönet Lieder darin, welche jene mens divinior belebt. Dieses, und die meisten seiner moralischen Gedichte, sind solche, welche sein Muster sermoni propiora nennt. Starke Gedanken, wohlgetroffene Bilder, Ausdrücke quos reddidit junctura novos verrathen überall den Dichter, welcher sich zwinget; anstatt seines ganzen Feuers, nur Funken sehen zu lassen. Wir wollen nichts mehr davon sagen, und uns begnügen folgende vortrefliche Stelle herzusehen.

Arell, der Filz, des Wuchers blasser Knecht
Zieht auf das Land, vergnügt sich; aber schlecht.
So wie ein Sclav, den Furcht und Kette lähmen,
Mehr kriecht, als geht, wann wir sie von ihm nehmen.
Was sichtbar ist, sey nur dem Pöbel schön!

Die Geisterwelt entzücket den Menen.

Wie Democrit, vertieft er sich in Träume,
Sizt in dem Wald, und sucht im Walde Bäume.
Nasidien, der Comus unsrer Zeit,

Rollt durch das Thor in stolzer Herrlichkeit,
Erreicht sein Gut, mit neun und zwanzig Gästen,
Wie in der Stadt sich Stundenlang zu mästen.

Es eilt Quadrat, er, seines Roms Tribun,
Zu Gärten hin, wie seine Nachbarn thun.
Der Blüthen Duft, der Blumen Reiß zu fühlen?
Nein: ungestört, und vortheilhaft zu spielen.
Hephästion verläßt die Majestät,

Besucht sein Lehn, wo er das Schloß erhöht,
Guct in sein Feld; das Feld ergött ihn wenig.
Allein warum? Dort sieht er keinen König.

Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 2 Gr.

(17. Aug.) Stuttgard. Oden, Lieder und Erzehlungen. Verlegts Johann Christoph Erhard. 1751. in 8t. 11 Bogen. Die in dieser Sammlung befindlichen Poesien sind theils ohne, theils mit Reimen. Die Reime für ein nothwendiges Stück der deutschen Dichtkunst halten, heißt einen sehr gothischen Geschmack verrathen. Leugnen aber, daß die Reime oft eine dem Dichter und Leser vortheilhafte Schönheit seyn können, und es aus keinem andern Grunde leugnen, als weil die Griechen und Römer sich ihrer nicht bedienet haben, heißt das Beyspiel der Alten mißbrauchen. Man lasse einem Dichter die Freyheit. Ist sein Feuer arhaltend genug, daß es unter den Schwierigkeiten des Reims nicht erstickt, so reime er. Verlieret sich die Hiße seines Geistes während der Ausarbeitung, so reime er nicht. Es giebt. Dichter, welche ihre Stärke viel zu lebhaft fühlen, als daß sie sich der mühsamen Kunst unterwerffen sollten, und diese offendit limae labor et mora. Ihre Werke sind Ausbrüche des sie treibenden Gottes, quos nec multa dies nec multa litura coercuit. Es giebt andre, welche Horaz sanos nennt, und welche nur allzuviel Demokrite jeziger Zeit Helicone excludunt. Sie wissen sich nicht in den Grad der Begeisterung zu setzen, welcher jenen eigen ist, sie wissen sich aber in demjenigen länger zu erhalten, in welchem sie einmal sind. Durch Genauigkeit und immer gleiche mäßige Lebhaftigkeit erseßen sie die blendenden Schönheiten eines auffahrenden Feuers, welche nichts als eine unfruchtbare Bewunderung erwecken. Es ist schwer zu sagen, welche den Vorzug verdienen. Sie sind beyde groß, und beyde unterscheiden sich unendlich von den mittelmäßigen Köpfen, welchen weder die Reime eine Gelegenheit zur fleißigern Ausarbeitung noch die abgeschaften Reime eine Gelegenheit desto feuriger zu bleiben, sind. In welche Klasse der Verfasser der angeführten Oden, Lieder und Erzehlungen ge= höre, mag man aus diesen kleinen Proben errathen.

An die Unzufriedne.

Seine Mutter bat der Mond
Um ein Kleid, das ihm gut stünde,
Doch die Mutter sprach zum Kinde:
Bist du nicht bald groß und rund,
Bald auch klein und rauch von Ecken,
Welches Kleid wird dich gut decken ?

*

1

Das Herz des Menschen ist bald groß, bald klein,
Und nie wird es beständig seyn.

Gott kann ihn durch kein Schicksal kleiden lassen.
Nie wird sein Zustand auf ihn passen.

Wein und Liebe.

Unterm. Spiel der Liebe
Dacht ich an das Kelchglas,
Und ich trank das Kelchglas.
Unterm Lerm der Gläser
Dacht ich an die Liebe,
Und ich folgt' der Liebe.
Unterm Aktenlesen
Kamen mir Gedanken
Von dem Wein und Liebe;
Und ich ließ die Akten
Um den Wein und Liebe.
Doch als unterm Beten

Mich vom Wein und Liebe
Der Gedanke störte;
Sagt ich zum Gedanken:

Nein; du sollest sterben.

Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 5 Gr.

(19. Aug.) Heilbronn. George Bernhardt Schwarzens, von Beutelspach aus dem Herzogthum Würtemberg, Hochfürstl. Herrenkieffers zu Münster bey Canstadt, Reise in Ostindien, worinne mancherley Merkwürdigkeiten, besonders aber die anno 1740 in seiner Anwesenheit zu Batavia vorgefallene Rebellion der Chinesen, und derselben darauf erfolgte große Massacre umständlich und aufrichtig beschrieben. worden. Beh Franz Joseph Eckebrecht. 1751. in Octav. 82 Bogen. Der Verfasser hat seine Reisebeschreibung für seines gleichen aufgesetzt, das ist für solche Leute, welche eben so unwissend sich an die Lesung derselben machen wollen, als er sich auf die Reise selbst gemacht hat. Er hat sich die Auffäße eines Barchewiß, Paradies, Langhans, Kühns und anderer Handwerksleute zum Muster genommen; denn es ist eine Thorheit sich nicht gleich das vortreflichste in jeder Art zur

Nachahmung vorzustellen. Es wäre ein Wunder, wenn ein Kieffer, welcher aus Verzweiflung als Soldate nach Ostindien geht, und in Ostindien entweder Kriegsdienste thun oder auf seiner Profeßion arbeiten muß, etwas besonders sollte gesehen oder angemerkt haben. Die Leser werden sich also mit einigen Kleinigkeiten begnügen müssen, welche vielleicht vollständiger erzählt zu werden verdient hätten. Die Beschreibung der auf dem Tittel gemeldten Rebellion befindet sich ganz am Ende. „Im Jahre 1739 ,,den 11. October, fängt er an, schwommen alle Fische in der Stadt „oben auf dem Wasser, und kehrten den Bauch in die Höhe, also, daß „sie in dem Wasser, als wie auf dem Lande aufzulesen gewesen, worüber „alle Menschen, die es sahen, über alle massen sich verwunderten, also „daß jedermann prognosticirte, es müste dieses was besonders zu bedeuten „haben, welches in der That sich also befande; indem das folgende Jahr „darauf das gerechte Gerichte Gottes an eben dem 11. October an den ,,Chinesern endlich ausgebrochen 2c." Vortreflich Herr Kieffer! Die elende Schreibart wird man wohl übersehen müssen, da der Verfasser so großmüthig gewesen ist, einem jeden, welcher nach Batavia reisen will, die hundert Thaler zu schenken, die er daselbst an ausstehenden Schulden hat müssen zurücklassen. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 3 Gr.

(21. Aug.) Hildburgshausen. Das vergnügte Land- und beschwerliche Hofleben, worinne sowohl die Anmuthigkeiten des einen, als auch die Mühseligkeiten des andern auf das artigste abgebildet werden; vormals beschrieben in spanischer Sprache von Antonio de Guevara, Bischoffe zu Mondognedo, Rath, Beichtvater und Historiographo Kayser Carls des V. jego aber seiner schönen Moralien halber von neuem ins Teutsche überseßt. Verlegts Joh. Gottf. Hanisch 1751. in 8t. 11 Bogen. Unter hundert Dichtern, welche die Wuth des stürmenden Meeres beschreiben, ist vielleicht kaum einer, welcher sie aus eigner Erfahrung kennt. Dem Hofe geht es nicht anders. Aus dem innersten seiner Studierstube zieht oft ein Mann wider ihn los, der, ungeschickt sich an demselben zu zeigen, ihn nur mit fremden Augen sieht, und die Menschen nur aus Büchern kennt, worinne sie fast allezeit abscheulicher geschildert werden, als sie sind. Dieser Vorwurf ist dem Antonio von Guevara zwar nicht zu machen. Er war über 18 Jahr

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