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an dem Hofe Carls des Vten, wo er ansehnlichen Bedienungen vorstand, und lernte auf seinen Reisen andre Höfe sowohl, als den feinigen, kennen. Allein Guevara war ein Geistlicher, und diese Art Leute hat Vergröß rungsgläser welche auf dem schönsten Gesichte unmerkliche Poros zu den abscheulichsten Löchern machen. Die Kunst zu declamiren war ihm eigen. Und welchem Spanier ist sie es nicht? Eine Kunst welche durch sinnreiche Gedanken, durch den Schwung den sie ihnen zu geben weiß, durch übertriebene Anwendungen kleiner Geschichten, den Verstand oft so blendet, daß er überzeugt zu seyn glaubet. Die Menschen sind am Hofe, in der Stadt und auf dem Lande Menschen; Geschöpfe, bey welchen das Gute und Böse. einander die Wage hält. Schwachheiten und Laster zu fliehen, muß man nicht den Hof sondern das Leben verlassen. Beyde sind an dem Hofe, wegen des allgemeinen Einflusses, den sie auf andere Stände haben, nur gefährlicher, aber nicht gröffer. Von der Uebersetzung dieses kleinen Werks können wir nichts sagen, als daß es uns scheint es sey dem Guevara darinne gegangen, wie es ihm in den Ueberseßungen seiner Epistolas familiares; seines libro aureo de Marco Aurelio, Emperador etc. ergangen ist. Und wie elend diese sind, weiß man. Unterdessen wird man sie vermuthlich wegen der eingestreuten Gelehrsamkeit, womit der Spanier nicht weniger zu prahlen gewohnt ist, als der Deutsche, nicht ohne Vergnügen lesen. Sie kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 4 Gr.

(28. Aug.) Hannover. Dieu meriteroit-il bien qu'un homme eut pour lui des egards et du respect et qu'il lui en offrit un hommage public? Traduit de l'Allemand par une Westphalienne. à Hannovre aux depens de Jean Christ. Richter. 1751. in 8t. 122 Bogen. Die Urschrift dieses Werks ist bekannt. Sie hat sich mit Recht eine Stelle unter der kleinen Anzahl solcher Bücher erworben, welche ohne prahlende Gelehrsamkeit, die Pflichten der Religion den Herzen mehr einzuflössen, als dem Verstande aufzubringen suchen. Man hat eine Art des Vortrags dazu gewehlt, worinne uns die Alten so viel Meisterstücke geliefert haben, und welchen die Neuern ganz verlassen zu haben schienen; den dialogischen. Alle Schönheiten desselben, die Sprache der Gesellschaft, die Verschiedenheit der Charaktere und Stellungen, die ungezwungnen Zwischenfälle, die angenehme Unordnung, welche eben so weit von der Methode als von der Verwirrung entfernt ist, die Uebergänge, wovon man das Muster

in der Natur der täglichen Unterredungen findet, find glücklich erreicht worden. Die wesentlichern Schönheiten des Innhalts werden Lesern von Gefühl nicht entgehen. Dem Menschen ist alles eher angenehm zu machen, als seine Pflicht, und die Kunst das Joch der Religion als ein sanftes Joch vorzustellen, ist zu schwer, als daß sie jeder Gottesgelehrte haben sollte. Daher kommt es, daß man gegen ein Werk, von der Art wie das gegenwärtige ist, zwanzig findet, worinne man die Theologie als eine Sophistereh treibet, welche nichts weniger als einen Einfluß auf das Leben hat. Der Seelenschlaf, das jüngste Gericht, das tausendjährige Reich, die verflärten Körper werden noch jetzt in ganzen Alphabeten abgehandelt. Vortrefliche Gegenstände, welche wenigstens den Wiß der Spötter thätig zu erhalten geschickt sind. Diesen aber durch ein Leben, welches der Geist der Religion beherrscht, und durch Lehrfäße zu entwaffnen, die durch eine erhabne Einfalt von ihrem göttlichen Ursprunge zeigen, ist ein Werk, womit man sich nur ungerne vermengt, weil es den Herrenhutern eingekommen ist, sich damit abzugeben. Wir erfreuen uns, daß man gleichwohl ein Buch von dieser Gattung allgemeiner zu machen gesucht hat, und zwar in einer Sprache, welche jeho den Zoten und Gotteslästerungen gewidmet zu seyn scheinet. Es hat die Uebersetzung für hundert Streitschriften verdient, welche zu nichts dienen als den Haß zwischen den verschiednen Sekten zu erhalten. Westphalen hat einen guten französischen Dichter, es hätte also ganz leicht auch eine gute französische Ueberseterin haben können. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 8 Gr.

(7. Sept.) Altona. Die lateinischen Zeitungen, welche seit dem Monate April, dieses Jahres, alle Montage auf einem halben Bogen unter dem Tittel: Commentariorum Altonanorum de rebus in orbe terrarum recenter gestis erscheinen, verdienen allen Beyfall und alle mögliche Aufmunterung der Käuffer. Die Wahl der Neuigkeiten, die man darinne beobachtet, ist bedächtig, und die Schreibart sehr schön. Sie können in den Händen der Jugend nicht geringen Nußen stiften, die noch in sehr wenig Schulen angeführt wird, die Begebenheiten unfrer Zeit römisch einzukleiden. Wir sagen in den Händen der Jugend, und können eben so füglich in den Händen der Lehrer sagen, welche gröstentheils das Geheimniß besigen in den auserlesensten lateinischen Worten deutsch zú schreiben.

Breßlau. Kristian Benjamin Schuberts, aus Breßlau, Lehrgedichte. Verlegts D. Pietsch. 1751. in 8t. 5 Bogen. Der Verfasser sagt in der Vorrede, er habe es versuchen wollen, dem Wahrheitsliebenden Leser mit Lehrgedichten aufzuwarten, deren Ausarbeitung bis anher nicht so gewöhnlich als die Verfertigung anderer Stücke gewesen sey. Unsers Wissens hat sich die Epoche des gereinigten Geschmacks unter den Deutschen mit vortreflichen Lehrgedichten angefangen. Es ist also zu bedauren, daß Herr Schubert diejenigen, welche seine Muster hätten seyn sollen, so wenig kennt. Mit dem Lehren fährt er so ziemlich; man wird lauter vortrefliche Wahrheiten darinne antreffen, die man längst gewußt hat. Mit dem Dichten ist es ihm desto schlechter gelungen. Doch hat er auf die Wahrheitsliebenden Leser gesehen: und diese hätten ihm das Dichten vielleicht übel genommen. Uebrigens schreibt er in abgezählten Füssen, und hat sogar die glückliche Verwegenheit, die offenbar von dem feinsten Geschmacke zeigt, den Reim dann und wann wegzulassen, und dafür lateinische Harmonien zu versuchen. Wir wollen zur Probe das ganze Lehrgedichte von Himmel und Hölle hersetzen. Es wundert uns, daß man von einer so unfruchtbaren Materie noch so viel hat sagen können. Der Himmel und die Hölle.

Der Himmel ist der Ort der großen Seligkeit,
Da Gottes Ueberfluß die Gläubigen erfreut.
Die Hölle nennet man den Ort, wo Seelen zagen,
Die sich von Gott entfernt, den Aufenthalt der Plagen.
Wo mag der Himmel seyn? da wo die Gottheit wohnt,
Und dem, der sie verehrt, mit reichen Gütern lohnt.
Wo mag die Hölle seyn? da wo der Fürst regieret,
Der Fürst der Finsterniß, der einst die Welt verführet.
Da wo ein frommer lebt, des höchsten Willen thut,
Da ist der Himmel schon, der ist ein froher Muth.
Der Himmel ist in ihm, der Zustand der beglücket,
Bey dem er jeden Tag Gott mehr entgegen rücket.
Ein Sünder fühlt in sich der Höllen schwere Pein,
Das Laster, das er thut, wird ihm sein Henker seyn.
So haben Fromme schon den Himmel auf der Erden
Und Lasterhaften muß sie schon zur Hölle werden.
Kosten in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 2 Gr.

(16. Sept.) Berlin. Le Bramine inspiré, traduit de l'anglais par Mr Lescallier. Chez Etienne de Bourdeaux. 1751. in 8t. 7 Bogen. Es kam vor einiger Zeit in England eine moralische Schrift unter dem Tittel heraus: The oeconomy of human Life, die Dekonomie des menschlichen Lebens. Ihre besondre Einkleidung, noch mehr die Vermuthung, daß Mylord Chesterfield der Verfasser davon sey, machten ihr einen Namen, der sich auf einen allgemeinen Beyfall zu gründen schien. Mehr als eine Auflage wurde verkauft, man machte Fortsetzungen und Ergänzungsstücke, und in Holland besorgte Herr Douespe eine französische Uebersetzung. Kaum aber erfuhr man daß der wahre Verfasser der Buchhändler in London, Herr Dodsley wäre, so fing das Publicum an, mit andern Augen zu sehen, und man wagte es, dasjenige öffentlich zu sagen, was Verständige bisher nur einander in die Ohren gesagt hatten; daß nemlich diese Dekonomie eine sehr mittelmäßige Hirngeburt sey. Da es jego die Mode unter den wißigen Köpfen Frankreichs ist, alles für vortreflich zu halten, was sich von einem Engländer herschreibt, so ist es kein Wunder, daß man dem ohngeachtet eine zweyte Uebersetzung unter der Aufschrift des begeisterten Braminen davon sieht. Unsern Lesern zu zeigen, daß sie in der That nichts besonders in dem Werke selbst zu suchen haben, wollen wir ein Stück aus dem zweyten Abschnitte, der Vater, mittheilen. Alles übrige ist wie diese Probe. Du bist Vater; dein Kind ist ein Schat, den dir der Himmel anvertrauet hat; dir kommt es zu, Sorge dafür zu tragen. Von seiner guten oder übeln Erziehung wird das Glück oder Unglüd seiner Tage ab hangen. Bereite ihm beh guter Zeit die Eindrücke der Wahrheit anzuneh men. Erforsche seine Neigung; vernichte alle übeln Fertigkeiten, welche mit ihm wachsen würden, und, so lange er noch biegsam ist, bemühe dich, ihn gegen das Gute biegsam zu machen. So wird er sich wie eine Ceder erheben, höher als alle andre Bäume des Waldes. Reißt ihn das Laster mit sich fort, so wird er eine schändliche Last der Gesellschaft und deine Beschimpfung seyn; ist er tugendhaft, so wird er dem Vaterlande nüßlich und die Ehre deiner alten Tage seyn. Baue, als ein fleißiger Bearbeiter, dieses dir zugehörende Feld, die Erndte davon wird deine

feyn. Er lerne gehorchen; der Gehorsam ist ein Glüd; er sey bescheiden, und man wird sich scheuen ihn roth zu machen 2. 2. Was findet man hier neues? Sind es nicht die allerbekanntesten Sittensprüche, die der Verfasser in einem orientalischen Styl einzukleiden die mäßige Geschicklichkeit besessen hat. Den Jesus Sirach Loben die wißigen Köpfe nicht, weil er zu allem Unglück der Bibel beygefügt ist; aber eine seichte Nachahmung loben sie, weil sie ein Engländer gemacht hat. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 10 Gr.

(18. Sept.) Frankfurt und Leipzig. Der Dänische Avanturier, oder des Herrn von R. eines gebornen Dänen und Verwandten des berühmten Engelländers Robinson Crusoe, wunderbare Begebenheiten und Reisen nach Frankreich, Ost- und Westindien und in die Südsee, größtentheils von ihm selbst in Dänischer Sprache beschrieben, nach seinem Tode aber ins Deutsche überseßt und herausgegeben von Oluf Friedrich Jakob Jakobsen. Erster Theil. 1751. 1 Alph. 12 Bogen. Der Herausgeber will das dänische Manuscript dieser Geschichte 1749 in Jütland von einem Manne erhalten haben, welcher an dieser Geschichte selbst großen Antheil hat. Er mußte es ihm versprechen, sie, doch erst nach seinem Tode herauszugeben. Dieser erfolgte kurz darauf und er fängt an sein gegebenes Wort zu erfüllen. Er giebt sich für einen gebohrnen Dänen aus, weil er aber in Deutschland auferzogen seyn will, und daher seiner Muttersprache weniger gewachsen zu seyn glaubt, als der deutschen, so hat er das ihm anvertraute Werk lieber in einer Uebersetzung als in dem Originale herausgeben wollen. Ohne die Wahrheit dieser Umstände zu untersuchen, müssen wir gestehen, daß er für einen Ausländer ziemlich deutsch und für einen Deutschen ziemlich ausländisch schreibt. Die Geschichte die er mittheilt ist wunderbar genug, und er verspricht, daß sie in den fünftigen Theilen noch wunderbarer werden wird. Ein Versprechen, das ohne Zweifel nicht wenige aufmuntern dürfte, sie zu lesen. Dieser erste Theil kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 10 Gr.

(19. Oct.) Frankfurt. Versuche in Westphälischen Gedichten von E. C. Saepe stylum vertas, iterum quae digna legi sunt scripturus. Horatius. Frankfurt bey Joh. Friedr. Fleischer.

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