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Leopoldinischen und durch Carl VI. im Jahr 1712 den Titel der Leopoldo-Carolinischen Academie der Naturforscher. Der jedesmalige Präsident dieser Academie und der Director der Ephemeriden erhielten eo ipso den Reichsadel und das Amt und den Rang eines kaiserlichen Pfalzgrafen, so dass sie Wappen ertheilen, Kinder legitimiren, Notarien und Richter ernennen, auch alle akademische Würden nach vorzunehmender Prüfung ertheilen konnten; nur waren die Doctoren der Gottesgelahrtheit ausgenommen.

Diese Academie balte die Eigenheit, dass sie an keinen Ort gebunden war, sondern, dem gesammten deutschen Reiche angehörig, stets dem Vorsitze des Präsidenten folgte, der von den von ihm ernannten Adjuncten gewählt wurde; so kam diese Academie unter ihrem dritten Präsidenten, Dr. v. Volkamer, nach der freien Reichsstadt Nürnberg, durch den 4. v. Schröck, nach Augsburg, dann unter dem Präsidenten v. Baier nach Altdorff. Dieser Präsident wurde der Stifter der Bibliothek der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen Academie der Naturforscher. Er erliess ein Umlaufschreiben an die in ganz Deutschland und auch ausserhalb zerstreuten zahlreichen Mitglieder, deren seit der Stiftung der Academie bereits gegen 500 ernannt worden waren, um dieser Stiftung Mittheilungen von Büchern zu machen; und bestimmte die Stadt Nürnberg, als im Mittelpunkte von Deutschland gelegen, zum Sitze dieser academischen Bibliothek, wozu diese kaiserliche Reichsstadt ein Gewölbe in dem ehemaligeu Catharinenkloster im Jahre 1730 einräumte. Den ersten Gedanken an eine solche Stiftung hatte schon im Jahre 1690 der Professor Wolf in Jena gehabt, welcher daselbst als Adjunct der Academie eine Bibliothek und ein naturhistorisches Museum anlegen wollte. Unter dem folgenden Präsidenten v. Büchner in Erfurt wurde aber diese Bibliothek so bedeutend, dass das Gewölbe in Nürnberg zu klein wurde; er vermittelte daher bei dem Magistrate zu Erfurt, dass dort eine passende Räumlichkeit eingeräumt wurde, und so kam diese Bibliothek im Jahre 1736 dorthin, wo sich der Adjunct der Academie, Professor Kniephoff, um dieselbe sehr verdient machte, worüber das Nähere in der Geschichte des ersten Jahrhunderts dieser Academie von Büchner zu finden ist. (Academiae sacri Romani Imperii Leopoldino-Carolinae Naturae curioforum historia, conscripta ab ejusdem præside Andrea Elia Büchnero. Halle. 1755.)

Präsident Büchner wurde von Erfurt nach Halle versetzt; dennoch liess er die Bibliothek der Academie in Erfurt und wurde mit dem Magistrate dieser Stadt am 8. Mai 1769 ein Vertrag dahin abgeschlossen, dass das zur academischen Bibliothek bestimmte Gewölbe der Academie unentgeltlich überlassen werden solle, welcher das Recht vorbehalten blieb, nach Bestimmung des Präsidenten derselben diese Bibliothek

zu jeder Zeit anderwärts zu verlegen. Auch übernahm die Stadtbehörde zu Erfurt die Aufsicht über diese Bibliothek während der Abwesenheit des Präsidenten der Academie.

Die auf den v. Büchner folgenden Präsidenten nahmen weniger Theil an dieser Bibliothek, bis endlich der Professor und Pfalzgraf v. Schreber sich derselben wieder annahm, welcher in Erlangen wohnte, wohin mit ihm der Sitz der Akademie gekommen war. Unterdess hatte Preussen die Fränkischen Fürstenthümer Ansbach und Baireuth erworben, und diese dem gesammten Deutschland bisher angehörige Academie war nunmehr in Preussen. Dennoch bestand noch die deutsche Reichsverfassung, und Präsident v. Schreber bediente sich noch aller ihm von Kaiser und Reich zugesprochenen Vorrechte, setzte auch die von seinem Vorgänger mit dem Magistrat zu Erlangen geflogenen Unterhandluugen wegen der Bibliothek und des damit verbundenen Naturalien-Cabinets fort, beliess auch die in Erfurt wohl untergebrachten Sammlungen daselbst, bis im Jahre 1794. der damalige Bibliothekar Rumpel mit Tode abging. Unterdess ging die Stadt Erfurt durch das traurige Ende der Coalitionen gegen die innern Angelegenheiten Frankreichs, in Folge des Friedens zu Amiens, am 25 März 1801. und des darauf folgenden Reichsdeputations-Recesses, nach Secularisation des geistlichen Kurfürstenthums Mainz (Der Untergang des Kurfürstenthums Mainz von Dr. Neigebaur, Frankfurt 1830. bei Schmerber) auf Preussen über. Dies benutzte die Universität zu Halle, darauf anzutragen, mit Vorbehalt des Eigenthums der Academie diese Bibliothek dorthin zu verlegen, auch erbat sich diese Universität dazu die Zustimmung des Präsidenten der Academie durch ein Schreiben des Rector Magnificus Eberhardt vom 23. Januar 1804. Doch die Academie war damit keinesweges einverstanden und wandte sich an den Minister v. Hardenberg, den Chef der fränkischen abgesonderten Fürstenthümer. Dieser antwortete nicht nur ganz zu Gunsten der Academie, sondern drückte auch in seinem Schreiben vom 4. Mai 1805. den Wunsch aus, dass die Präsidentenstelle der Academie auf immer mit der Universität Erlangen verbunden würde; übrigens sei schon unter dem Präsidenten v. Delius nur der Mangel an Raum die Ursache gewesen sein, seinen Wunsch, diese Sammlung in Erlangen zu sehen, nicht zu verwirklichen.

Nunmehr aber wurde eine solche Räumlichkeit beschafft, und für die Verlegung dieses Eigenthums der Academie von Erfurt nach Erlangen von dem Präsidenten v. Schreber gesorgt. Er erhielt darüber von dem Minister v. Hardenberg folgendes Schreiben:

Hochwohlgeborner Hochgeehrter Herr Geheimer Hofrath und Präsident!

Mit fehr vielem Vergnügen habe ich aus Euer Hochwohlgebohren unterm 7. Juny an mich erlaffenen Schreiben gefehen, dafs Sie zu der Translocation der gegenwärtig zu Erfurt befindlichen Bibliothek der Kaiferlichen Academie der Naturforscher nach Erlangen bereits Anftalten getroffen haben.

Eben fo erwünfcht ift es, dafs nach Ihrer Versicherung, der Plan des Präfidiums die gedachte Academie künftig für immer nach Erlangen zu verlegen, keinen Anftand finden wird, und überlaffe ich Ihnen ganz dieferhalb die erforderliche Einleitung zu machen.

Euer Hochwohlgebohren erwerben fich durch den patriotifchen Betrieb diefer Angelegenheit ein gröfseres Verdienft. Ich bitte Sie angelegentlicht, die Sache auf alle thunliche Art zu befchleunigen, fehe mit Verlangen weiteren Nachrichten entgegen und verharre mit vorzüglicher Hochachtung Euer Hochwohlgebohren ganz ergebenfter Diener v. Hardenberg. Berlin d. 4. August 1805. An den Kais. Geheimen Hofrath und Präsidenten der Academie der Naturforscher v. Schreber zu Erlangen. Nunmehr erfolgte aber bald die Auflösung des Romischen Reichs, die Abtrennung der Fränkischen Fürstenthümer von Baiern, das Unglück bei Jena am 14. Octobr. 1806. Deutschland erlebte seine tiefste Erniedrigung; an die Academie zu denken, war die Zeit nicht angethan, bis die Deutsche Volks-Ermannung den fremden Druck entfernte. Da erst konnte wieder von der Academie die Rede sein.

Als nach dem Tode des Präsidenten v. Wendt in Erlangen die Bibliothek den neu ernannten Präsidenten Nees v. Esenbeck mit der Academie nach seinem Wohnsitz in Bonn folgen sollte, wurde von den Bairischen Behörden darauf Beschlag gelegt. Doch wurde sie davon mit Bezug auf die alten Privilegien wieder befreit und wirklich nach Bonn gebracht. Die Preuss. Regierung nahm sich bestens der Academie an, wies dieser Bibliothek nicht nur einen schicklichen Raum an, sondern bestritt auch die Kosten der Aufstellung derselben, nach einer Benachrichtigung des auserordentlichen Regierungs-Bevollmächtigten, des um die Litteratur selbst verdienten Geheimen Rathes Refues vom 12. Januar 1820. Im Jahre 1830. als die Versetzung des Präsidenten von Bonn nach Breslau erfolgte, wäre die Bibliothek neuerdings einer Wanderung unterworfen gewesen, wenn nicht der Präsident es für zweckmässiger gehalten hätte, dieselbe zurück zu lassen, weshalb er auch die nöthige Anzeige bei dem betreffenden Ministerium machte, worauf ihm am 16. Januar 1830. die Genehmigung in einer Ministerialverfügung zuging.

Die Naturalien-Sammlung, welche bisher mit der Bibliothek verbunden war, hielt man bei der Art und Weise der Einrichtung der Academie nunmehr für eine unnöthige Beschwerde, weshalb man beschloss sich derselben zu entledigen, und so wurde sie im Jahre 1820. verkauft.

Die Bibliothek der K. L. C. Academie der Naturforscher fand bald nach ihrem Entstehen an v. Büchner einen Geschicht– schreiber, wie sein Werk, die Geschichte des ersten Jahrhunderts der Academie, wol hinlänglich beweist, und unter dem Titel Academiae Cæfareæ Leop: Car: Nat: Cur. Bibliotheca Phyfico-Medica-Miscella præmittens de rebus ad eam fpectantibus ed. Professor Dr. Büchner. Halle 1755. 4. Der die Hauptsache dieser Arbeit ausmachende Catalog ist nach der Zeit der von der Bibliothek gemachten Erwerbungen angelegt. Der erste Anfang wurde im Jahr 1731. mit 3 Werken gemacht; das erste war Löbel Stirpium Historia, Antwerpen 1576. folio ex fisco Academico comparatum.

Das 2. Buch als erstes Geschenck, welches die Academie erhielt, war Erntelii Warfavia phyfice illustrata. Dresden 1730. Donum auctoris. Am Ende des 1. Jahrhunderts der Academie, nachdem diese Bibliothek 20 Jahr bestanden hatte, waren erst 632 Werke im Besitz unsrer Academie. Allein von da an nahm sie schnell zu; als N. Büchner im Jahr 1755. diesen Catalog schloss, war dieselbe schon bis auf 935 Werke angewachsen, und er konnte noch das Vermächtniss von dem Director der Academie dem Dr. v. Trew beifügen, so dass sein Catalog 1270 Werke umschliesst.

Seitdem ist diese Bibliothek hauptsächlich von Beförderern der Wissenschaft und Freunden unserer Academie vermehrt worden.

Zu den wichtigsten Gegenständen der Bibliothek gehört, weil sich daran die Erinnerung an einen um unsere Academie höchst verdienten Mann knüpft, eine Sammlung von Briefen, welche der Dr. Sachs v. Löwenheimb zu Breslau seit dem Jahre 1660. in Lateinischer Sprache an mehrere Gelehrte geschrieben hat. Viele derselben waren an seinen Freund den Präsidenten Teber gerichtet, an Bartholome in Copenhagen, Spohr in Leyden, an Wepfer in Schaffhausen, an Schenk in Jena, an Seger in Thorn, an Sebastian Costen zu Mantua, an Witt in Riga u. a. m. so wie in Französischer Sprache an Dr. Moeschel in Strasburg, auch befindet sich in dieser Sammlung eine gute lateinische Ode auf die Baumanns-Höhle.

Ein anderes Manuscript unter dem Titel Mauritii et Johannis Hoffmannorum refponfa medico-forenfia partim Altorffi partim Onoldi data, in publicum proponit Ferd. Jacob Baierus enthält eine Sammlung alfabetisch geordneter Gutachten, von dem Jahr 1620. bis 1720. worüber der Abschnitt Medici errores varii besonders zu bemerken sein dürfte.

Seitdem der jetzige sehr verehrte Präsident Nees v. Esenbeck seit mehr als einem Viertheljahrhundert dieser Academie mit vollem Eifer vorsteht, hat derselbe gewusst diese Bibliothek bedeutend zu vermehren.

Dass dieses lediglich sein Zweck war, kann man daraus abnehmen, dass diese Academie, ein kleines Legat eines früheren Ungarschen Mitgliedes abgerechnet, durchaus keinen Fonds hat, indem die Preuss. Regierung zur Herausgabe der Denkschriften derselben nur einen Zuschuss von 1200 Thaler giebt.

Der genannte Präsident hat nämlich durch seine Bekanntschaften als hochverdienter Gelehrter von in- und ausländischen Schriftstellern ihre Werke für diese Bibliothek zum Geschenck erhalten, welches jedesmal in den jährlichen erscheinenden Denkwürdigkeiten angezeigt wird.

Ausserdem aber hat er sich mit den meisten Academien des In- und Auslandes in solche Verbindung gesetzt, dass gegen die Denkschrilten dieser Academie die der andern ausgetauscht werden. Besonders vortheilhaft aber ist die Verbindung mit den bekannten Amerikanischen Tausch - Vermittlern dortiger gegen Europäische Werke. Auf diese Weise besteht diese Bibliothek jetzt aus gegen 12,000 Bänden; Bibliothekar ist der Buchhändler Herr Henry in Bonn, welcher sich dieser Mühwaltung als Ehren-Amt unterzieht, da er selbst Mitglied dieser Academie ist.

Zur neuesten Kritik über Einrichtung und Katalogisirung von Bibliotheken.

In Nr. 10 I. J. dieser Zeitschrift ist ein vom Herrn k. Bibliothekar Dr. Stenglein in Bamberg verfasster Aufsatz: über Einrichtung und Katalogisirung der Bibliotheken mit besonderer Beziehung auf die Schrift: Seizinger (Joh. Georg) Bibliothekstechnik. Leipzig 1855. enthalten, in Bezug auf welchen ich mir eine kurze Ausführung erlauben möchte.

Ich habe bei Abfassung meiner Schrift keineswegs, wie der Hr. Verf. jenes Aufsatzes wähnt, nur eine historisch-antiquarische Bibliothek, oder eine historische Specialbibliothek vor Augen gehabt; auch hat eine solche, oder überhaupt eine einzelne Anstalt, das Prototyp zu den aufgestellten Normen mir nicht geben können. Der Hr. Recensent hat in dieser seiner Annahme geirrt; denn es ist gleichgültig, aus welchen Wissenschaftssphären die Beispiele in meiner Schrift, nament lich in den ganz nach meinen eigenen Ideen gebildeten und

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