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Manuscripte, die auf hamburgische Geschichte und Zustände sich beziehenden etwa ausgenommen, bieten wenig Interessantes; zu den hervorzuhebenden möchten gehören S. 204, Nr. 2152: „Regni Bohemiae et Ducatus Silesiae Privilegia, foedera, pacta, etc. cum exteris Principibus, nec non literae variarum civitatum, 189 Bogen, sehr wol geschrieben," F., S. 205., Nr. 2158: „Privilegia und Statuta der Stadt Wien, 30 Bogen, sehr alte Schrift," S. 2071, Nr. 2175: Carmen de rebus gestis Caroli Ducis Burgundiae cum Annotationibus, 12 Bogen, sehr alt und etwas beschrieben," F., S. 2171, Nr. 6313: Analyses in IV. Libb. Vulpeculae Reinicken," 4. Matfeld war im Besitze einer ansehnlichen Zahl handschriftlicher Arbeiten (Katalog, S. 207, und S. 2173-2175; darunter Briefe von Ahasverus Fritsch, Samuel Stryk, Leibniz u. A.) und vieler Exemplare der gedruckten Schriften Caspar Thurman's 1); im Kataloge sind letztere, wo es irgend passend, mit zum Verkaufe gebracht.

Dem ersten Bande und einem Theile des zweiten des Exemplars der Bibliotheca Matfeldiana, das in der hamburgischen Stadtbibliothek aufbewahrt wird, sind die Verkaufspreise beigeschrieben. Die Totalsumme des Verkaufes der

2) Geboren am 7. August 1634 zu Rostock; er besuchte das hamburgische Gymnasium, machte viele Reisen, war Docter der Rechte und seit 1682 bis zum Tode des Herzogs Julius Franz, sachsen-lauenburgischer Hof- und Regierungsrath, lebte dann in Lübeck, von 1698 bis 1702 in Halle bei seinem Freunde Samuel Stryk, zuletzt in Hamburg, wo der dürftige, dort schon früher begünstigte Greis bis zu seinem am 4. December 1704 erfolgten Tode freundliche Aufnahme und Unterstützung fand. Unter Thurman's Wohlthätern war auch Matfeld; der Erwerb der oben erwähnten Handschriften ist vielleicht durch sein Verhältniss zu demselben herbeigeführt. Er ist Verfasser einiger sog. Real-Bibliotheken, die jedoch nur von sehr geringem Werthe, wenn allerdings Belege von Thurman's Sammlerfleisse sind; z. B.: Bibliotheca academica, de rebus et juribus non tantum academiarum et academicorum, sed etiam doctorum, aliorumq. eruditorum, extra academias viventium, imo universae rei literariae, immunitatibus, privilegiis, atque praerogativis, etc. Hal. Magdeb. 1700. 4. (enthält auch Nachweise zur Litteratur der Bibliothekenkunde des Buchhandels und der Buchdruckerkunst). Bibliotheca statistica, s. autores praecipui qui de ratione scripserunt. Hal. Magdeb. 1701. 4. (Hier ist besonders viel über das Gesandtschaftswesen zusammengestellt.) Thurman hat hauptsächlich das in grösseren und allgemeinern Werken Enthaltene, den Gegenstand Betreffende sparsamer, und dann oft ohne alle bibliographische Genauigkeit, selbstständige Bücher und Abhandlungen, nachgewiesen. Seine letzte Arbeit: Cambialia, seu de cambiis elc. Hamburg 1704 (2. Aufl. Hamb. u. Leipz. 1712), 4., die er gleich den meisten der früher herausgegebenen, auf eigene Kosten drucken liess, ist Matfeld, dem er auch neben andern hamburgischen Rechtsgelehrten die Bibliotheca academica gewidmnt, dedicirt; er rühmt dessen Wohlwollen und Beihilfe. Ein Katalog seiner Bibliothek (Rost 1705, F.) ist in der Biblioth. Matfeld. angeführt; sie wird von Zeitgenossen Thurman's als werthvoll bezeichnet.

slatus

Bücher des ersten Bandes betrug 10,950 Mark, der geschichtlichen in Folio allein 5339 Mark 5 Schillinge; zu den höchsten Preisen gehören:

In Folio:

Nr. 58. Augustini (Aurelii) Libri XXII de Civitate Dei. Romae 1470. 100 Mark.

Nr. 59. Ejusdem Libri XV. de Trinitate.

Rabani Mauri XXII. de Sermonum Proprietate et mystica rerum significatione, s. 1. et a. impr. In fronte codicis calamo scriptorio notatum est, Johannem Milbach anno 1489 hunc librum legavisse ad Monasterium S. Petri in Erfordia. 51 Mark.

Nr. 144-47. Basılınav Libri LX. Graece et Latine cura Car. Annib. Fabrotti, Tomi VII. Paris 1647. 8 Mark.

Nr. 560. 61. Nürnbergische Hesperides etc. IV Theile. Nürnb. 1708. Illum. 100 Mark.

Nr. 1057-70, Baronii (Caesaris) Annales Ecclesiastici, Tomi XII, novissima editio ab Auctore aucta Colon. 1624, una cum Bzovii (Abr.) Continuatione etc. Tomi VII. Colon. 1621 sqq. 108 Mark.

Nr. 1613-19. Monarchia Lusitana composta por Bernhardo de Brito, Antonio Brandano, Francisco Brandano et Raphael de Jesu, Aliobaça 1597. Lisboa 1609. 1632. 1650. 1672 et 1683, ab Orbe condito usque ad Alphonsum IV. Voll, VII. 163 Mark 8 Sch. Nr. 1630. Marianae (Jo.) Libri XXV. Historiae de Rebus Hispaniae. Toleti 1592. 77 Mark 16 Sch.

Die reichhaltigen Kollectivbände wurden theilweise zu niedrigen Preisen verkauft, auch einzelne Werke, z. B. Nr. 1853, Breydenbach's Reise, Mainz 1488, für 1 Mark 2 Sch.

Berichtigungen

zu den im Serapeum 1854. No. 13. und 14. gegebenen Mittheilungen über Typographie.

Zu lit. A.

In der mehr erwähnten Schrift: Die Druckorte des XV. Jahrh." (4o. Augsb. 1853. Fid. Butsch.) ist S. 12. als Erstlings-Druckwerk von Olmütz aufgeführt: „,Augustini Moravi Tractatus contra hærefin Waldensium, (Typ. Cons. Bomgathen.) 4o. 1500."

Dagegen hat Christ. d'Elvert in seinen ,,Beitrr. z. Gesch. u. Statist. Mährens u. Oest.-Schlesiens, I. Bd. Gesch. des

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Buch- u. Steindrucks, des Buchhandels etc. (8". Brünn. 1854.) S. 13. zwei frühere Druckwerke aus einer von obiger verschiedenen Olmützer Presse namhaft gemacht, deren Beschreibung dort folgendermassen lautet:

,,1. Incipit planctus ruine ecclesie latino simul et vulgaris ydeomate Richmico (rythmico) seu versifico modo compositus. positus. Am Ende: Impressum Olomucea. Per me Mathiam Prewenlein de Ulm. 1499." (4". 9 Bll. mit Signaturen, jedoch ohne Custoden u. Seitenzahlen, 119 Strophen in latein. u. deutschen Reimen; auf der Olmützer Univers.-Bibliothek. (Cerroni Ms.; europ. Journal 1797. S. 6.; Hain II, 2. Thl. p. 112. kennt diese Ausgabe nicht.)"

,,2. Queftio fabulosa recitata per magistrum Johannem Schram ex dachow (Tachau in Böhmen) Inclyto in gymnasio Erfordensi sub disputatione quotlibetari Presidente pro tunc concertationi quotlibetice Venerabili magistro Johanne gansz ex herbsteyn theologie baccalario etc. MCCCCLXXXXVIIII. Am Ende: Impressum Olomucensi (in vrbe) Per Mathiam Preünlen de Ulm. Anno domini MCCCCLXXXXVIIII. (Eine Farce oder hochkomische Satyre. 12 Bll. in 4. mit Sign., ohne Custod. u. Seitenz., auf der Olmützer Universit.-Bibliothek. (Karmaschek, Merkwürdigkeiten der Olmützer Bibliothek, Ms. aus Cerroni's Sammlungen, nun im Besitze des Grafen Taroucca; Cerroni Ms., europ. Journal 1795. 9. Bd. S. 10. Hain II, 2. Thl. p. 297. giebt nur die Erfurter Ausgabe von 1494 an.)"

Bemerkenswerth ist, was d'Elvert unmittelbar darauf folgen lässt:,,Nach Beckmann (Gesch. der Erfindungen 1786. I. 119.) Denis (Nachtrag zu Wiens Buchdr. Gesch. 1793. S. 119 (soll heissen 19.), u. dem Brünner Wochenbl, 1824. S. 227. soll auch der: Almanach nova plurimis annis venturis inservientia etc. Olomuncz 1499. 40. zu Olmütz gedruckt sein; allein diese Angabe beruht nach Beckmanns Aufklärung (Dobrowsky's Reise nach Schweden, Abhandlungen der böhm. Gesellsch. der Wiss. 2. B. (1795.) S. 4) auf einem Druckfehler, nachdem dieser Almanach zu Ulm gedruckt wurde. (Siehe auch Falkenstein S. 172.)"

Demnach ist im obigen Werke;,,Druckorte des XV. Jahrh." auf S. 26. der Drucker Conr. Bomgathen, 1500. Olmütz, zu streichen, und dafür S. 31. Matthäus Preinlein 1499. Olmütz am geeigneten Orte einzuschalten.

Zu lit. B.

2. Bruck. 1595.

Vor einiger Zeit mit der Durchmusterung und Aufstellung der Reformat. und polemischen Litteratur des XVI. u. XVII. Jahrh. beschäftigt, war ich so glücklich, das allererste Erzeugniss der Klosterdruckerei zu Bruck in Mähren zu entdecken, (beigebunden an Franc. Cofteri Enchiridion Controversiarum. 40. Cöllen. M.D.LXXXXV.) und beeile mich nun, meine in No. 13. S. 198. u. 199. des Serapeum 1854. gegebenen Notizen mittelst dieses erfreulichen Fundes zu verbessern, von welchem das Titelblatt die mit schwarz und roth wechselnde Aufschrift giebt:,,Geistliche || KRiegszrüstung/ || wider den gemeinen ,,Blutdurstigen Tyrannen/ vnd Erbfeindt Christliches Na= ,,mens / den Türcken: u. s. w. Allen vnd jeden Frommen „Gottseligen Christen: jnsonderheyt aber denen / so sich_in ,,disem gegenwertigen Zug / wider den Seindt gebrauchen lassen mit sonderbarem Sleyß / vnd ernst_zubehertzigen/ gestelle. Durch Sebastian um von Baden ABBTEN deß ,,Ehrwürdigen Stiffts/ vnd Gotteshauß Bruck bei Znaym/ Præmonstratenser Ordens. | Gedruckt zu Bruck an der Teya. 1595."

Bl. 1 Die ganze Seite einnehmend ein schöner, fleissiger Holzschnitt: Kaiser Rudolph II. in Panzer mit der Krone im wallenden Federbusch auf dem Haupte, als Ueberwinder des Türken und seines höllischen Verbündeten, welche unter erbeuteten Fahnen und Waffen hingestreckt liegen zu den Füssen des Oesterr. Helden, dessen Linke den Degenknopf dem Teufel an die Stirn setzt, während die Rechte auf einem Säulchen Oesterreichs Genius mit dem dargebotenen Siegeskranze trägt, an welchem herum die 5 Buchstaben A. D. S. J. T. eingeflochten sind. Gegenüber schwebt ein Engel in der Luft mit dem Reichsapfel und Scepter, im Hintergrunde Wien mit dem himmelanstrebenden Thurme seines ehrwürdigen Münsters. Dem Monogramme F. (in Brulliot nicht aufgeführt) ist die Jahrz. 1595 beigesetzt. Ober- und unterhalb des Holzschn. je ein Vers aus Ps. 17. u. Ps. 117.

Bl. 2 (Sign. Aij) u. 3. enthalten die ,,Dedikation an Wolfg. Rumpf, zum Wielroeß, Freyherrn auff Weitrauw, Ritter ,,des Ordens S. Jacobi u. f. w. Rdm. Kais. Majest. Geh. "Rath...“ in derselben bekennt nun der Verfasser (Probst Sebastian), dass er solches Werk gleich zur Prob seiner ,,allhir newlich angerichten Typographiæ babe aufflegen/auch S. G. als die Erstling derselben dedicieren wollen."

Bl. 4a folgt die weitläufige Abhandlung über die Geistliche Kriegsrüstung in IX Capp. u. schliesst auf Bl. 130a. 4o. goth. 130 gez. Bll. Sign. 2-Ziiii und a-ivi.

So ist also unsere Bibliothek vor der Hand im Besitze

des allerersten und zweier nachfolgenden Druckwerke desselben Jahres 1595. Sonst ist nur noch ein viertes gleichzeitiges Erzeugniss aus dieser Presse bekannt, nämlich:_,,Agendarium sive Ordo Rituum et Ceremoniarum (für die Prämonstrat. Ordensvorsteher, denen der Gebrauch der Pontifikalien bewilligt ist) 1595." 128 Bll. in 4o.

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Jenes Prämonstratenser - Brevier, welches ich (a. a. 0. S. 199.) für das Erstlingswerk der besprochenen Klosterdruckerei zu halten geneigt war, ward erst im J. 1597. gedruckt. 596 Bll. in 4". Diese Notiz verdanke ich dem oben erwähnten Werke von d'Elvert S. 51-54. worin über die Begründung, den Anfang und weiteren Betrieb dieser merkwürdigen Presse zu Bruck genügende Aufschlüsse gegeben werden.

Zu 10. Mümpelgard. 1588.

Unbegreiflicher Weise habe ich übersehen, dass TernauxCompans in seiner:,,Notice sur les imprimeries" S. 85. diesen Druckort ebenfalls aufführt unter der Bezeichnung: Montbellard (Mons Belligardus, Mumpelgard) petite ville de France; - und als Erstlingsdruckwerk desselben angiebt: „Machiavelli Vita Aldi Manutii; Monspelgardi; J. Foyllet. 1588." in 12. also verschieden von Nic. Machiavelli: Disputation. de republica quas difcurfus nuncupavit. 8°., welches ich aus Bearzi's Bibliotheks-Katalog mitgetheilt hatte.

Indessen ist weder dieses noch jenes Product aus dem ersten Jahre der hierher verpflanzten Kunst; denn nach brieflichen Mittheilungen meines Freundes Wegelin aus S. Gallen, (dessen schätzenswerthe Arbeiten und Beiträge für die Buchdruckergeschichte der Schweiz den Bibliographen wohlbekannt sind,1) waren zu Montbellard schon im Jahre 1587. die „Actes du colloque de Montbeliard" aus der Presse des obgenannten Jac. Foillet erschienen.

Zu 13. Schrattenthal. 1501.

Seit der Veröffentlichung jenes Artikels habe ich Gelegenheit gehabt, in dem benachbarten Bened. Stifte Melk ein vollständiges Ex. des ersten und einzig bekannten Productes aus der Klosterdruckerei des regulirten Chorherrnstiftes zu Schrattenthal in Unter-Oesterreich einzusehen, und sehe mich also im Stand gesetzt, den Freunden der Inkunabel-Litteratur hiermit eine verbesserte Beschreibung desselben zu liefern.

Das Werk beginnt auf Bl. 1a mit der Aufschrift:,,Quod= ,,libetica decisio perpulchra et deuota de septem doloribus||

1) S. u. a. Petzholdt: Anzeiger für Bibliographie 1852. No. 176. 323. 442.

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