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Der andere Auszug ist als Kap. 372. beziffert und überschrieben: Von felbgerichte. Er hebt an: Wir feczin vnde gebietin, was fchadin ymant deme andirn thů an keinirhande dingin daz her daz felbins nicht in richte nach in reche her inclage iz erft dem richter vnde folge finer clage czů ende alfo recht ift u. s. w. und schliesst: vnde ift daz gut roublich man richtit vbir on alfo einen rouber vnde ift iz důplich man richtit vbir on alfo ubir einen dip. Amen.

Das Lehnrecht beginnt, in der gewöhnlichen Weise: Wer lenrecht wulle kûnen der volge diefis bůchis lere u. s. w. und im Fortgange treffen:

berg,

Kap. 50. Von len kindin, mit dem Kap. 50. bei Lass

Kap. 100. Von kinden, mit dem Kap. 104. bei L. und
Kap. 144. Von burmeiftris lene mit Kap. 154. bei L. zu-

sammen.

Das letzte, 145. Kapitel ist überschrieben: Hir habin lenrecht ende, fängt an: Alle lenrecht habe ich czu ende bracht u. s. w. und endet: daz wir des genifzin wanne fich liep vnde fele fcheidet. des helfe vns der vatir vnde der fan vnde der heilige geift. Amen.

Dresden,

Archivar Herschel.

Die Herren von Torgau

hat Schöttgen für bedeutend genug erachtet, um über sie eine Sonderschrift auszuarbeiten, welche im 12. Bande der GrundigKlotschischen Sammlung vermischter Nachrichten zur sächs. Geschichte abgedruckt ist. Einige Vervollständigungen bietet Seidemanns Schrift über Eschdorf und Dittersbach, Dresden 1840. Als ein fernerer Nachtrag wird nachstehendes Schriftstück mitgetheilt, welches von gleichzeitiger Hand in den Einband der mit M. 34. bezeichneten Handschrift der Dresdner Bibliothek sich eingetragen findet.

Das fint dy fchulde vnnd czufprache, dy ich Folczsch von Torgaw habe vnnd fetcze czu myme gnedigen herren, hern Frideriche dem jungern, lantgraue in Doringen vnnd marcgraue czu Mieffen.

Zcum erftin, daz her mir recht fchold fchuldig ift hundert LXXV. fchog fchildechter groffchen noch lute fyner brife, der abefchrift ich hir by gebe, dy her mir wedir mynen willen vorgehalden hat lange czit bis in daz czehende jar, fo daz ich eyne sulche fumme geldis do ich dy fchuldig bin geweft nicht habe mocht beczalen von vorczogis wegen defir

beczalunge vnnd do von habe ich muft vor fchaden vnnd vor wuchern vnnd vmme des geldis vnnd der nicht beczalunge wille habe ich muft Dytersbach min erbe mit fynen czugehorungen vorkouffen vnnd gelofen vmme febinde halbhundert fchog bemifcher groffchen vnnd habe daz geld gancz vnnd gar vor dy hundert vnnd LXXV fchog vnnd vor den fchaden muft gebin vnnd erbelofs werdin. Den fchaden ich wol bewyfen wil, ab mir daz geteilt wirt alze recht ift. Der fchult begere ich rechte antwert vnnd blybe by rechte, ab mir denne der genante myn herre Friderich obgnant hoyptgut icht billich wedirkerin folle vnnd mynen fchaden, den ich von fyner nichtbeczalunge von fynes vorczoges wegen enpfangen habe noch der wirderuuge icht legern folle vnnd beczalen adir was dorumme recht ift.

Zcu dem andern male fchuldige ich mynen gnedigen herren, daz her mich mit andern fynen mannen kegen die hochgebornen furften vnnd herrn, herrn Rudolff vnnd herrn Albrechte, czu Sachfen vnnd Lunenburg herczogen, vmme tufent fchog bemifchir groffchen vorfaczt vnd mir darobir fynen offen fchadelofen briff des gelubdes czu benemen gegeben hat, des abefchrifft abir hir by ift. Des gelubdes her mich nicht welde benemen, do von ich ouch von den herczogen czu Sachfen vnnd iren getruwen hendern fere miffe handilt, lefterlich gefchulden vnnd vor daz reich geladen bin vmme eynen abegeftorben burgen, fo daz ich mich von ere vnnd rechtes wegen nicht lenger enthalden mochte, fundir ich mufte mit andern burgen inryten vnnd leiften noch inhaldunge des brifes vndd habe eylff fchog groffchen vorleyft. Vmme dy felben eylff fchog groffchen ich mynen herrn fruntlich habe irmanit vnnd ouch vor fynen rethen vnnd mannen vnnd wart des nichtis benommen, fundir ich dy eylff fchog mufte vorbas in dy Joden nemen vnnd mochte der nicht andirs vfsgerichten. Dy haben fo lange in den Joden geftanden, daz ich czu hoyptgut vnnd wuchir habe muft den Joden LVI. fchog groffchin gebin vnnd dy gnante fumme geldis vorbas in dy Joden vff fchaden nemen, der fchade noch tegelich dorvff gehit. Wy hoch der louffen wirt nach redelichir rechenunge, fo blybe ich by rechte, fo alz daz offinbar ift, daz her mich vorfaczt hat vnnd ich daz mit fyme fchadelofen brife, des abefchrift ir habt, wol volkommen mag vnnd volkommen wil . . her mich durch recht, icht rechte antwerte hir czu pflichtig ift vnnd dy benante fumme geldis mit dem fchaden, der dorvff gegangen ift vnnd noch tegelich dorvff gehit, benemen vnnd wedirkerin folle . . . . . dem mal ich von fynes vorczoges weyn fyner gelubde, do her mich vorfaczt hat doryn kommen bin wen daz her mit einchirleye helferede fich des gefchutczen moge, daz laffe ich mich czu dem vfsfproche vnnd irkeniffe.

Zcum dritten male daz mich myn herre der lantgraue vnnd fyn amptman, Dytherich von Wiczeleiben, czu der czit lantwoyt czu Mieffen von fyner volbort geheyfs vnnd willen in daz vierde jar rechtlofs gelaffen haben, alzo daz fy mir nicht rechte hulfe noch volge gethan haben in fachen dy ich czu Drefden vor deme ritterdinge czu Jane von Kokericz vnnd czu allen fynen gutern in derielbin pflege myns herren des lantgrauen mit rechte dirlangit vnnd dirclayt habe noch vfswyfunge gerichtes briffe, den mir richter vnnd fcheppfen dorobir gegeben haben, des abefchrift hir by ift; domitte mich myn herre vorterbit vnnd czu fchaden bracht hat, alzo daz ich von deswegen alz ich rechtelofs gelaffin bin vnnd der irclayten guter nicht geweldiget wart, daz ich myner beclayten fumme geldis mich daran hette irholit vnnd habe davon dy muft vff fchaden nemen, daz ich des in der czit dryhundert fchog groffchen fchaden entphangen habe, daz ich mit redelichir rechenunge vnnd wy fich daz noch rechte gebort wol kuntlich machen wil vnnd blybe by rechte ab myn herre mit fulchir vorkorczunge fynes gerichtes an myme rechten icht vorvallen ift in mynen beclayten fchaden vnnd ich fulche vorkorczunge des rechten vnnd fchaden, den ich davon habe icht neher mit bewyfunge bin czu brengen, wen daz her adir fyn amptman fich des entleftigen mogin von rechtes wegen, ab fy dorczu neyn fagen fulden.

Die undatirte Klagschrift ist unbezweifelt in das erste Viertel des 15. Jahrhunderts zu setzen und vielleicht bei einem Schiedsgericht eingereicht worden. Weitere Erläuterungen müssen der Specialgeschichte überlassen werden.

Dresden.

Archivar Herschel.

Niclas von Wyle, Bonacursus von Pistoja.

Unter den Briefen des Aeneas Sylvius Piccolomini, welche Niklas von Wyle, Stadtschreiber in Esslingen, um 1470. gesammelt und herausgegeben hat und welche nachmals wiederholt gedruckt worden sind, ist der 119te an einen sonst unbekannten Niklas von Ulm gerichtet, welcher darin ebenfalls als Esslinger Stadtschreiber bezeichnet und zugleich als Maler gerühmt wird. Der D. Heinr. Kurz hat nun in seiner Schrift: Niklasens von Wyle zehnte Translation etc. Aarau 1853. S. 8. die Vermuthung ausgesprochen, dass dieser Brief wohl an den Niklas von Wyle geschrieben sei und nur durch einen, von einer Ausgabe in die andere übergegangenen Druckfehler Ulm statt Wyle gesetzt worden: was vielleicht die editio

princeps, welche ihrer Seltenheit halber von ihm nicht habe aufgetrieben werden können, bestätigen werde.

Diese Vermuthung ist ganz richtig. In der Dresdner Bibliothek befindet sich jetzt die in Eberts bibliograph. Lexikon unter Nr. 151. beschriebene, muthmaasslich erste Ausgabe der Briefe des Aeneas, vorn mit der Vorrede des Nicolaus de vuile" und in dieser Ausgabe lautet die Aufschrift des 119ten Briefs:

Moderati ac preftabilis ingenii viro, Nicolao de Vuile, infignis civitatis Effelingenfis Secretario, Eneas epifcopus fenenfis Salutem plurimam dicit. Ludovicus etc. Bei dieser Veranlassung mag noch erwähnt werden, dass die hiesige Bibliothek auch eine in Italien verfertigte Handschrift, C. 159., der Tendenznovelle des Bonacursus, von den Freiern der Lukretia, besitzt, welche Felix Hämmerlein in das Kap. 6. seines dialogi de nobilitate et rufticitate aufgenommen und Niklas von Wyle als vierzehnte Translation verdeutscht hat.

Allerdings ist, wie Freitag in seinem Apparatus literarius, Lipfiae 1752. tom. I. pag. 404. berichtet, diese Schrift des Bonacursus von Pistoja bereits gedruckt. Indessen ist dieser Druck eine so seltene Inkunabel geworden und das Werkchen selbst in den Litterargeschichten so häufig unerwähnt gelassen, dass die Handschrift beinahe in ihr altes Verhältniss des Ungedrucktseins zurücktritt und über sie hier kurz zu berichten nicht überflüssig erscheinen wird.

Dieselbe gehört dem 15. Jahrhunderte an, ist dem illuftri et claro principi Guido(ni) Antonio Montisferetri comiti nobiliffimo (welcher Fürst zufolge der art de verifier les dates tom V. pag. 300. im Jahre 1442. gestorben ist) gewidmet und beginnt:

Apud majores noftros fepe de nobilitate dubitatum eft. Multi quidem in felicitate generis, nonnulli in affluentia divitiarum, plerique vero in gloria virtutis illam effe arbitrati funt. Que res quoniam michi pulcherrima videbatur et disputatione digniffima ac nondum absolute peroratam inveneram, ftatui mandare litteris et in hoc feftivum declamandi genus traducere, in quo maxime veterum etas delectabatur, ubi quevis contentio forenfium caufarum accomodate quidem rectiffime tractari poteft. Ad te vero, princeps gloriofiffime, unicum feculi noftri lumen, hanc de nobilitate contentionem, iis paucis nunc noctibus lucubratam, merito perferendam exiftimavi. Nusquam id convenientius, quam apud claritudinem tuam nobilitatis fermo haberi poteft nec cuiquam magis quam tibi accomodata hec oratio videtur, qui omnem profecto nobilitatis fpeciem complexus es. Nam fi de felicitate generis agimus, quis eft hodie princeps inter fauces Ytalie, qui vel vetuftate majorum vel parentum gloria tuo fanguine clarior videri pof

fit? Sed de opulentia divitiarum querimus! Ampliffimus tibi eft principatus, mirabili fide civium et fumma omnium benivolentia firmiffimus. Si de animi virtute opinamur, tantus tibi eft virtutum omnium cumulus, quantum cujusque honeftus animus defiderare poteft. Quid enim de juftitia, religione, liberalitate, clementia, pietate, fide, conftantia, moderatione ac prudentia tua loquar, quibus clariffimum principatus agis? Que tante et tales funt, ut amor et delicie generis humani vocari poffis, ficut de Tito imperatore, Vefpafioni filio traditum eft. Quibus de rebus novam hanc et jocundiffimam nobilitatis contentionem in finum manfuetudinis tue merito judicandam conjicio, probatiffime rerum maximarum interpres ac digniffime illuftrium factorum cenfor.

Hierauf folgt unter der Aufschrift: declamande controverfie titulus de nobilitate, die aus Hämmerlein hinreichend bekannte Erzählung: Etate illa florentiffima, qua vastum Rome imperium adolevit, claruit fenatorii ordinis vir quidam, Fulgentius Felix etc. mit den Reden des Scipio und des Flammineus bis: in veftra nunc fententia relinquitur und zuletzt als Explicit der Schluss: Deo immortali gratias et domino noftro Jefu Chrifto ejusque beatiffime genitrici, virgini gloriofe Marie, Bonacurfus Piftorienfis, legum doctor, feliciter abfolvit.

Dresden.

Archivar Herschel.

Das Dresdener Weichbildrecht.

Die unter dieser Bezeichnung vordem in der Büchersammlung des Stadtraths zu Dresden aufbewahrte, jetzt in der dasigen öffentlichen Bibliothek unter M. 34b aufgestellte Handschrift, in Homeiers Verzeichniss der deutschen Rechtsbücher Nr. 110., ist bereits mehrfach besprochen worden. Gottschalk widmete ihr ein besonderes Schriftchen: Analecta codicis Dresdenfis etc. Dresdae 1824. und wollte in bureaukratischer Verkennung des mittelalterlichen Rechtslebens in der Handschrift, wenigstens in ihren vordern Blättern, ein amtlich aus Magdeburg nach Dresden mitgetheiltes Weichbildrecht erblicken: Gaup dagegen (Das alte Magdeburger und Hallesche Recht, Breslau 1826. S. 178. fgde.) vermuthete in ihr nur eine Privatsammlung von Rechtssätzen und Rechtssprüchen: Nitsche endlich in der Jenaer Literaturzeitung, December 1826. S. 334. bestätigte diese Vermuthung und machte zugleich auf ähnliche, stellenweise sogar gleichlautende Rechtsbücher, z. B. das gedruckte alte Kulmer Recht, aufmerksam.

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