- Verwaltung der Reichskriegssteuer betrauten Neuner - Kollegiums, das in Nürnberg zu tagen hatte. Zumeist sind es die Originalien der bei dem obersten Feldhauptmann Markgraf Friedrich von Brandenburg und seinen Beigeordneten in Nürnberg eingelaufenen Schreiben verschiedener Reichsstände, die zur Einlieferung der Kriegssteuer gemahnt worden waren. Das Thema: Bitte um Entschuldigung, Vertröstung auf spätere 5 Zeit, Berufung auf die Säumigkeit der Nachbarn gegenüber gelinderem oder schärferem Tadel und dringender Mahnung wird auf manchfache Weise variiert. Dazwischen fallen aber bedeutsame Schlaglichter auf die großen Schwierigkeiten, welche der Durchführung einer allgemeinen Besteuerung entgegenstunden. Es würde sich nun durchaus nicht lohnen diese ziemlich einförmigen Stücke sammt und sonders abzudrucken, aber 10 einzelne besonders charakteristische sollen ihrem ganzen Wortlaut nach veröffentlicht werden, zumal wenn sie wie z. B. nr. 193 von hervorragenden Reichsständen ausgehen, oder wie z. B. nr. 191 und 192 aus fernen Gegenden kommen deren Verbindung mit dem Deutschen Reich schon damals eine sehr lockere war. Sahen wir also von einer Mittheilung der Stücke in extenso ab, so hatten wir doch Gelegenheit den wesentlichen 15 Inhalt der meisten in den zahlreichen Anmerkungen zu nr. 209 niederzulegen, und so, wie wir hoffen, der Forschung ein reiches Material zuzuführen. Die einzelnen Stücke des Faszikels citieren wir nach ihren grünen Nummern, auch wo wir es nicht besonders angeben. Die Ansbacher Kriegssachen" sind schon von Bezold in Bd. 2 seiner Schrift 20 „König Sigmund und die Reichskriege gegen die Hussiten" fleißig ausgebeutet worden. Wer aber mit dem was der genannte Forscher zusammengestellt hat unsere Mittheilungen aus der reichen Quelle vergleicht, wird finden daß er bei uns doch nicht bloß eine dürftige Nachlese vor sich hat. Vor v. Bezold hat schon Höfler in den Abhandlungen der Böhm. Gesellschaft V Folge Bd. 13 einige Stücke bekannt gemacht, welche dann aus 26 diesem Abdruck in Palackys Urkundliche Beiträge übergegangen sind. Auch aus anderen archivalischen Quellen hat v. Bezold manches zur Geschichte der Versammlungen des Jahres 1428 beigebracht und uns erheblich vorgearbeitet. Wenn wir uns in der Einleitung zu den Tagen von 1428 kürzer fassen, so geschicht es weil unsere Leser doch v. Bezolds genannte Schrift zur Hand haben müssen: diese wird ihnen zur Orientierung 30 über die folgenden Aktenstücke manches bieten, dessen Widerholung hier füglich unterbleiben kann. A. Fürstentag zu Nürnberg 29 Febr. 1428 nr. 109-121. Eine schlimme Vorbedeutung für die Ausführung der Frankfurter Reichstagsbeschlüsse vom Dez. 1427 war der schwache Besuch der in nr. 76 art. 25 vgl. 31 und 35 33 auf 29 Febr. nach Nürnberg anberaumten Zusammenkunft. Als Präsenzliste kann nr. 112 dienen. In ihr wird auch der Erzbischof von Magdeburg als anwesend aufgeführt -wol irrthümlich, denn er war nach nr. 111a durch seinen Official in Nürnberg vertreten. Zu nr. 112 tritt ergänzend hinzu nr. 116. Nach nr. 112 sowol als nach nr. 116 war der Kurfürst von Köln weder persönlich anwesend noch hatte er Räthe 40 geschickt. Daß Kurfürsten in Nürnberg fehlten, ist nicht nur in nr. 116 zu lesen sondern auch den Anfangsworten von nr. 115 und 122 zu entnehmen: das in Nürnberg Besprochene nr. 115 soll an die andern" Kurfürsten gebracht werden. Bei dieser geringen Betheiligung und in Anbetracht daß das Geld nicht gar gefallen" und nach Nürnberg eingeliefert war (nr. 114), blieb nichts übrig als eine neue Zusammenkunft 45 nach Nürnberg auszuschreiben (nr. 113 und 114). Von dem Ausschreiben haben sich 2 Fassungen erhalten, eben unsere nr. 113 und 114, von welchen letztere der allgemeiner gehaltene Entwurf ist. Da er nicht bloß für die Schreiben an die Städte bestimmt war (s. Quellenangabe zu nr. 114), so begreift sich leicht warum er die Aufforderung, sich an der Konstituierung des Neuner-Ausschusses zu betheiligen (s. nr. 113), nicht enthält. Wenn wir bei den Akten des Nürnberger Tages vom Ende Febr. bis Anfang Merz auch einige auf das Steuergeschäft im Salzburgischen Gebiet bezügliche Stücke einfügen, 5 so geschieht es weil sich nach nr. 119 der Kaplan des Erzbischofs Eberhard IV Friedrich von Parsperg etwa zur Zeit der Versammlung bei dem Markgrafen von Brandenburg befunden haben mag, also immerhin, wenn auch kein Kredenzbrief für ihn vorliegt, angenommen werden kann daß er in Nürnberg den Erzbischof vertrat, wie ja auch die Nachbarn des Salzburger Kirchenfürsten die Herzöge Friedrich und Albrecht V von 10 Österreich dort ihre Räthe hatten (nr. 109 und 111). Im Bezirk der Legstätte Salzburg war auf Seite der Laienfürsten und auch der geistlichen Fürsten keine Geneigtheit vorhanden, das in ihren Gebieten gesammelte Hussitengeld aus der Hand zu geben. Von Zugeständnissen, welche in dieser Hinsicht von Kurf. Friedrich I von Brandenburg (natürlich mit oder vorbehaltlich der Zustimmung seiner Kollegen) den Öster15 reichischen Herzögen und dem Hrz. Ludwig von Baiern - Ingolstadt gemacht wurden, findet man Andeutungen in nr. 119 und 120. Pflicht der Kurfürsten war es ihrerseits mit gutem Beispiel voranzugehen und ihre Steuergelder an die Centralkasse nach Nürnberg einzuliefern (vgl. die folgende Rubrik). 20 B. Kurfürstentag zu Koblenz 1428 c. Merz 15 nr. 122. Über die Einlieferung der Steuer wurden von Vertretern der Kurfürsten von Mainz Trier und der Pfalz auf einer Zusammenkunft in Koblenz nähere Verabredungen getroffen (nr. 122). Dem Erzbischof von Köln wurde der Beitritt zu dem Übereinkommen vorbehalten (nr. 122 art. 5). Wann hat die Konferenz stattgefunden? Man hat die Wahl zwischen Mitte und Ende Merz, da die Anwesenheit Mainzischer Trie25 rischer und Pfälzischer kurfürstlicher Räthe in Koblenz sowol für 15 als für 26 Merz sicher gestellt ist. Zwei genannte Straßburger Gesandte schreiben an ihren Ammeister 15 Merz (Zistag nach Halbfasten) von einem Tage 15 Merz zu Koblenz, auf welchem sie den Räthen von Kurmainz Kurtrier und Kurpfalz die Klagen der Stadt über den Markgrafen von Baden vorgebracht aber, da die Räthe des Erzb. von Köln nicht er30 schienen, keine Entscheidung erlangt haben sondern auf den nächsten Frauen Tag d. h. 25 Merz widerum nach Koblenz beschieden worden seien (Straßb. St.A. AA 1421-1430 or. chart.). Und am 26 Merz (Fr. v. Palmtag) berichten dieselben Straßburger aus Koblenz, daß sie „heute“ in derselben Angelegenheit mit den Räthen der Kurfürsten von Mainz Trier und der Pfalz eine Besprechung gehabt haben, daß abermals Kurköln 35 keinen Vertreter geschickt, und daß die Verhandlungen nach Ostern in Worms fortgesetzt werden sollen (Straßbg. a. a. O. or. chart.). Nach art. 2 von nr. 122 sollte noch vor 18 April im Gebiet von Kurmainz und Kurtrier Geld erhoben werden. Man thut wol gut wenn man annimmt daß dafür eher ein längerer als ein kürzerer Zeitraum ausgemacht wurde, und daher die Konferenz in Koblenz nicht auf c. 26 sondern 40 auf c. 15 Merz verlegt. C. Tag der Schwäbischen Städte zu Ulm 1428 Merz 25 nr. 123. Wie in Koblenz kurfürstliche Räthe so tagten ziemlich gleichzeitig in Ulm die Vertreter der Schwäbischen Bundesstädte über die Durchführung der Frankfurter Reichstagsbeschlüsse in ihren Gebieten. Das Protokoll des Tages (nr. 123) verdient in mehr45 facher Hinsicht Beachtung. Hatten sich die Städte in Heidelberg der Forderung der Fürsten das Hussitengeld abzuliefern so entschieden widersetzt, so überließen sie es jetzt einer späteren Vereinbarung wähin si dasselb ufgehept gelt antwúrten, ald wie si damit gefaren súllen (art. 1). In art. 2-5 sind einige Vollzugsbestimmungen enthalten, die nicht mit dem Gesetz nr. 76 übereinstimmen noch etwa eine durch dasselbe gelassene Lücke ausfüllen. Die nöthigen Hinweise haben wir in den Anmerkungen gegeben. Auch in Frankfurt wurde von Städten über dieselbe Angelegenheit getagt. Die Konferenz fällt 5 in den Merz. Abgesehen von der kurzen Notiz in nr. 126 ist nichts über sie bekannt. Daß Nichtbeschickung des Nürnberger Tages 23 April ausgemacht wurde, kann vielleicht aus nr. 126 herausgelesen werden. D. Fürsten- und Städtetag zu Nürnberg 23 April 1428 nr. 124-137. Von Städten war der Nürnberger Tag spärlich beschickt: die Nürnberger Stadt- 10 rechnung spricht von etlich stett hie auf dem tag, und führt mit Namen nur Augsburg Schweinfurt Ulm und Nördlingen auf (nr. 124 art. 1). Das Kurfürstenkollegium war durch den Markgrafen von Brandenburg und durch Räthe von Mainz Trier und Sachsen vertreten (ebd.); Köln sandte ein Entschuldigungsschreiben (nr. 127); ob Pfalzgraf Otto I zu Mosbach für seinen Bruder den Kurfürsten Ludwig gekommen war, 15 mag dahingestellt bleiben (nr. 124 art. 1). Neben einander sind a. a. O. als Anwesende genannt Raban Bischof von Speier und [Albrecht] von Hohenlohe. Sie waren, wie wir wissen, auf dem Reichstag zu Frankfurt Ende 1427 mit der Mission betraut worden die Beschlüsse der Versammlung K. Sigmund vorzulegen, und hatten sich jetzt, vom königlichen Hof zurückkehrend, in Nürnberg eingefunden, um den Kurfürsten über den 20 Erfolg ihrer Gesandtschaftsreise zu berichten und Aufträge des Königs zu überbringen (vgl. nr. 138 und 128). Kurf. Friedrich von Brandenburg erhielt wol von ihnen den königlichen Erlaß vom 22 Merz 1428, der ihn aufforderte die Bestallung zum obersten Hauptmann anzunehmen (nr. 108). Er säumte nicht kraft dieses Auftrages Mahnschreiben zur Einlieferung der Reichskriegssteuer ergehen zu lassen (nr. 133). Eine 25 wenig entgegenkommende Erwiderung lief von Markgraf Bernhard I von Baden ein, denn dieser schrieb, daß er sich direkt mit König Sigmund verständigen und dessen Befehle ausführen wolle (nr. 137). Eine solche Erklärung wurde von einem hervorragenden Reichsfürsten abgegeben zu einer Zeit da sich die Ketzer auf Schlesien gestürzt hatten und dieses Land raubend brennend und mordend durchzogen, und da die 30 Erfolge welche sie dort hatten das Schlimmste für andere Deutsche Grenzlande befürchten ließen. Unter dem Eindruck der aus dem unglücklichen Schlesien nach Nürnberg gedrungenen Nachrichten und veranlaßt durch die Furcht vor einer ähnlichen Hussitischen Invasion haben denn wol auch auf dem Nürnberger Tage Berathungen stattgefunden 35 wie den Feinden zu begegnen sei. Eine Aufzeichnung darüber hat sich in unserer undatierten nr. 130 erhalten. Daß sie in Nürnberg entstanden ist, sagt deutlich ihr art. 1 (hie zu Nuremberg, her gen Nüremberg), und daß gerade im Jahre 1428 auf So. nach Fronleichnam d. h. 6 Juni eine Versammlung nach Nürnberg anberaumt wurde, ist bezeugt durch den Brief des Bisch. Konrad von Breslau nr. 144. Von der 40 Geldsteuer ist in dem Abschied des Nürnberger Tages c. 23 April nr. 130 nicht die Rede; damals handelte es sich nicht um die weit angelegte und so lässig betriebene Sammlung von Geld sondern um kriegerische Maßnahmen für die allernächste Zeit, um Mobilmachung von Truppen und möglichste Beschleunigung der Rüstungen. Von dem nach der erwähnten nr. 144 auf 6 Juni angesetzten Tage findet sich (außer in nr. 165, 45 in nt. zu art. 9 von nr. 209, und in Reg. Bo. 13, 122 ad 30 Mai) eine schwache Spur in einem Briefe Nürnbergs an Bisch. Johann von Eichstädt 1428 Mai 29 (sab. a. trinit.) in Nürnb. Kreisarch. Briefb. 8 f. 41. Die hierher gehörigen Worte lauten: nu haben wir vernomen, daz sich unserr gnedigen herren . . der kurfursten tag zu Bingen etwas verzogen geendert und gelengt hat. darumb es sich von des tags wegen, der denn kurzlich bei uns sein solt auch in der cristenheit sache, auch lengen und verziehen möcht. Der Feldhauptmann Kurfürst Friedrich ist am 6 Juni nicht in Nürn5 berg sondern in Kadolzburg (nr. 143); dort, in Nürnberg, hatte er ja um diese Zeit niemand zu erwarten, da inzwischen die zu Bingen versammelten Kurfürsten auf 24 Juni nach Nürnberg geladen hatten (nr. 142). 10 15 A. Fürstentag zu Nürnberg 29 Febr. 1428 nr. 109-121. Fbr. 8 109. Herzog Friedrich von Österreich an gen. 6 Kurfürsten oder ihre Freunde Räthe 1428 Nürnbg. Kreisarch. Ansb. Kriegssachen 1 nr. 31a or. chart. lit. pat. c. sig. in verso impr. 109. Helena Herzogin zu Ratibor 2 und ihr Sohn Niklas Herzog zu Troppau und zu 1428 Nürnbg. Kreisarch. Ansb. Kriegssachen 1 nr. 20 or. chart. lit. pat. c. sig. in verso impr. 110. Bischof Konrad von Breslau an gen. 5 Kurfürsten und sonst alle die zu dem 1428 Tage nach Nürnberg auf 29 Febr. in ihrem Auftrag geschickt werden, bevollmäch- Fbr. 19 tigt seinen Rath Hans von Aldendorff etwas an sie zu werben. 1428 Febr. 19 Breslau. Nürnbg. Kreisarch. Ansb. Kriegssachen 1 nr. 36 or. chart. lit. pat. c. sig. in verso impr. 1 Das Weingeschenk, das die Machtboten Pfarrer Heinrich zu Pütten und Konrad der Wehinger von Nürnberg erhielten, s. bei nr. 112 art. 1; vgl. S. 144 nt. 1. 2 Wittwe des 1424 gestorbenen Herzogs Johann III von Schlesien-Ratibor, vgl. Grote Stammtafeln 418. Fbr. 21 1428 110. Gen. 4 Böhmische Edle an die jetzt in Nürnberg versammelten beiden vom hl. Reich erwählten Hauptleute Kardinal Heinrich von England und Kurf. Friedrich von Brandenburg und an Erzbischöfe Bischöfe geistliche und weltliche Fürsten, beglaubigen den Johannes von Wesselicz und Franczko von Rosental. Febr. 21 Glaz. 1428 Nürnbg. Kreisarch. Ansb. Kriegssachen 1 nr. 37 or. chart. lit. cl. c. 3 [sic] sigg. intus 5 10 Fbr. 23 1428 111. Herzog Albrecht V von Österreich an die Kurfürsten oder ihre Räthe und Anwälte die jetzt zu dem Tag gen Nürnberg kommen werden, beglaubigt zwei gen. Vertraute 1 zur Ausrichtung von Aufträgen. 1428 Febr. 23 Wien. Nürnbg. Kreisarch. Ansb. Kriegssachen 1 nr. 34 or. chart. lit. pat. c. sig. in verso impr. Fbr. 23 1428 111. Erzbisch. Günther II von Magdeburg an Kurf. Friedrich I von Brandenburg, beglaubigt seinen Official zu Magdeburg Diterich Rosentreder zur Ausrichtung eines Auftrages. 1428 Febr. 23 Magdeburg. Nürnbg. Kreisarch. Ansb. Kriegssachen 1 nr. 35 or. chart. lit. pat. c. sig. in verso 20 impr. A tergo gleichzeitige Bemerkung Bischof zu Meidburg ist verzeigent. Datum: Mo. n. Invoc. 1428. 1428 112. Kosten Nürnbergs zu dem im Febr. 1428 dort gehaltenen Fürstentag. 1428 Febr. 25 bis Merz 17. Fbr. 25 bis Mrz. 17 1428 Aus Nürnbg. Kreisarch., art. 1 aus Schenkbuch nr. 490 f. 50b-51a, art. 2 aus Jahres- 25 register 2 f. 390 a. propinavimus herzog Fridrich von der Etsch [1] Fer. 4 in die Mathie apostoli: Fbr. 25 rat 10 qr.; summa 1 lb. 8 sh. 4 hllr. propinavimus des marggrafen von Meichsen rat 10 qr.; summa 1 lb. 8 sh. 4 hllr. propinavimus herzog Ludwigs von der Pfalncz rat 8 qr.; summa 1 lb. 2 sh. 8 hllr. propinavimus herzog Johansen 24 qr.; summa 30 3 lb. 8 sh. hllr. propinavimus hern Erckinger von Sawnsheim 6 qr.; summa 14 sh. hllr. propinavimus dem tumbprobst von Wirtzburg 5 8 qr.; summa 1 lb. hllr. propinavimus herzog Albrechts von Oesterreich kanzler 6 6 qr.; summa 15 sh. hllr. |