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Mai 14

1428 137. Markgraf Bernhard I von Baden an Kurf. Friedrich I von Brandenburg, entschuldigt sich der Aufforderung zur Einlieferung der Geldsteuer nicht so wie gewünscht werde entsprechen zu können; will über seine Theilnahme an den Unternehmungen gegen die Ketzer mit dem König reden, der nach Deutschland zu kommen beabsichtige. 1428 Mai 14 Baden.

1428

Aus Nürnberg Kreisarch. Ansb. Kriegssachen 1 nr. 67 grün or. ch. lit. cl. c. sig. in verso impr. laeso; auf der Rückseite die gleichzeitige Kanzleibemerkung Marggrave von Baden ist vorzeichen.

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Unsern frúntlichen dienst allzid bevora. hochgeborner fürst lieber swager. als iwer liebe uns iczünd geschrieben hat wie uch unser gnediger herre der Römsche 10 konig die heubtmanschaft widder die keczere in Beheim empfolhen habe, und bitdent und hermanende uns daz wir helfend und råtend daz sölliche gelte, so in unserm lande gebüre, gegeben und gen Nuremberg geantwúrt werde etc., han wir wol verstanden. da wisse fwer liebe, daz wir darin gerne willig weren alz billich ist. so weisse dieselbe ůwer liebe wol, daz lantkúndig und offembar ist daz wir unsere lande und lúte zů 15 grössem costen und schaden mit brande und name komen sind. so sien wir auch teglichs noch me kriege wartend. deshalp wir nit so volliclichen zu den sachen getůn mögen als wir mit willen gerne teten. nů hat uns unser obgenanter gnediger herre der konig geschrieben, daz er heruf gen Dútschen landen wölle ; und ist sin ernstliche begerunge, daz wir uns zu im fügen söllend. daz wir auch mit gåtts hilf also tûn 20 wollen. und wann wir also zů sinen gnaden komen, so wollen wir ime unser gelegenheid ganz sagen und zů versten geben. und waz wir dann nach siner gnaden begerunge und můtůnge zů verdilgunge der keczere mit libe unde mit gute getůn konnen und mögen, darin wollen wir ob got wil alz ein cristenlicher fürst mit gutem willen bereid sin als billich ist. datum Baden feria sexta post festum ascensionis domini anno

Mai 14 ejusdem etc. 28 3.
[in verso] Dem hochgebornen fürsten und herren
hern Fridrichen marggraffen zů Prandenburg und
burggraven zů Núremberg unserm lieben swager.

Bernhart von gåtts gnaden

marggrave zů Baden etc.

a) or. über o das von dem Schreiber sonst für e gebrauchte Vokalzeichen. b) or. über o Vokalzeichen wie oben.

25

30

1 Ist das Schreiben vom 1 Mai nr. 133.

2

Vgl. nr. 128 art. 1.

3 Ein gleichzeitiger Auszug aus dem Briefe des Markgrafen s. in nr. 209 art. 44.

Fürsten- und Städtetag zu Bingen

16 Mai 1428.

Der Tag zu Bingen, auf welchen schon oben S. 143 hingewiesen ist, wurde auf Begehren der beiden vom königlichen Hofe zurückgekehrten kurfürstlichen Gesandten des 5 Bischofs Raban von Speier und des Albrecht von Hohenlohe abgehalten. Sie hatten in Nürnberg Ende April von den Kurfürsten nur den Brandenburger getroffen, und wählten nun zur Ausrichtung ihrer Aufträge einen Ort der von den Rheinischen Kurfürsten leichter zu erreichen war. Daß sie nur mit den Kurfürsten zusammenkommen wollten um ihnen des Königs Zustimmung zu den Frankfurter Beschlüssen und seine Bereit10 willigkeit zu helfen unz zu vergiessung seins plůts (nr. 149) vorzutragen, und daß die Erweiterung dieser Konferenz zu einem Fürsten- und Städtetag vom Mainzer Erzbischof ausgieng, kann man nr. 138 entnehmen. Etliche Städte wie Nürnberg, Frankfurt und der Bund der Städte in Schwaben folgten dem Rufe nr. 138 (vgl. nr. 152-154 und 147), die Versammlung war aber doch nicht so zahlreich daß endgültige Beschlüsse 15 hätten gefaßt werden können. Dazu kam daß sich die Schwäbischen Städte abermals weigerten in Betreff der von ihnen zu erwartenden Kriegshilfe bestimmte Zusagen zu machen. Kurfürsten und Städte, schreibt Friedrich von Brandenburg an einen Ungenannten am 26 Mai aus Mainz, seien in Bingen zu Rathe geworden, daß der Termin zur Einlieferung der Reichskriegssteuer bis Joh.-Tag verlängert werde (nr. 142). In 20 nr. 142 hat man die kurfürstlichen Schreiben, welche diesen neuen Termin verkündigten und die Beobachtung desselben dringend einschärften.

Mit der Ausfertigung der Mahnschreiben erwuchs den kurfürstlichen Kanzleibeamten eine nicht geringe Geschäftslast. Der Faszikel des Kreisarchivs Nürnberg „Zwei Reichsmatrikel . . . de a. 1427 & 1521 N. 5" belehrt wie die Lösung dieser 25 Aufgabe vorbereitet wurde. Er ist undatiert, aber aus seinem Inhalt ergibt sich daß über seine Zugehörigkeit zu den Akten der Bingener Versammlung kein Zweifel bestehen kann. Man hat zu beachten, daß er falsch geheftet ist, das Zusammengehörige läßt sich aber leicht zusammenstellen. Dies ist denn auch von uns geschehen. Was enthält er? Vorzugsweise Verzeichnisse von Adressen der Reichsstände, nach verschiedenen Gesichts30 punkten angelegt. So hat man ein Verzeichnis, in welchem die Adressaten nach ihrem Stande (Fürsten geistlich und weltlich, Grafen, Herren, Städte) gruppiert sind. Von diesem Verzeichnis wurde gleichzeitig eine Reinschrift mit einigen unwesentlichen Varianten gemacht. Da nicht an alle Stände dasselbe geschrieben wurde, so fertigte man eine zweite Liste an, in welcher jene nach dem Inhalt der an sie zu richtenden kur35 fürstlichen Mahnschreiben gruppenweise aufgeführt sind. Diese Liste ist also in sachlicher Hinsicht wichtig und ergänzt nr. 142, man findet sie bei uns als nr. 141. Die Ausfertigung der Mandate an sämmtliche Reichsstände war eine so große Arbeit daß sie billiger Weise dem Kanzleipersonal eines einzelnen Kurfürsten nicht aufgebürdet

werden konnte, abgesehen davon daß die Zeit drängte und die Schreiben so rasch als möglich den säumigen Steuerzahlern eingehändigt werden mußten, damit die Absender keine Schuld traf wenn der Termin 24 Juni nicht eingehalten wurde. Es wurden deshalb die Reichsstände an einzelne Kurfürsten vertheilt, und damit eine neue Gruppierung geschaffen. So ist die Überschrift f. 1a zu verstehen: Stete. margraf von Brandburg. 5 Ulme und die mit in in einung sind u. s. w.; f. 21 Meinczisch. fursten grefen und herren. hern Karel herrzog zu Lutringen u. s. w.; f. 26 Côln. stete. Regenẞpurg u. s. w. Was über die Aufgabe des Kurpfälzischen Kanzleibeamten gesagt wird, ist ausführlicher, und besonders bemerkenswerth; es steht f. 25 und lautet: Disen nachgeschriben stetten sol Johann Weinheim von meins gnedigen herrn des pfalzgraven wegen 10 bestellen zu schriben in der forme die man im hiemit schickt, und im zů sagen: so dieselben brief geschriben sein, das er die mit ainem schriber gen Franckfürt schick, und meins herrn pfalzgrafen insigel damit, das er die andern briefe (der gar vil ist) mitsampt andern kürfürsten versigel, wanne die herrn des eins und zu ratte worden sein, und mainen das es not sei, und one in nit sigelen wollen. Nun folgt, nachdem 15 eine Reihe mittel- und norddeutscher Städte aufgeführt ist, die Notiz: Auch müßen aller kurfürsten schriber ieczlicher wol zwir soviel brief schriben als der so ist. Von derselben Hand, aber gleichzeitig wider durchstrichen, rühren die beiden auf der nächstfolgenden Seite stehenden Sätze her: Item die clein zedel sol man in all briefe schriben; und die zedel von des gemeinen frids wegen, die man hiemit schikt, sol man in der 20 stett brief tôn die in Swaben [vgl. Quellenangabe zu nr. 142 sub U in Francken und am Rein ligen, und in die andern nicht. item das zedelein von ieczlicher stat ainen irer ratt gen Nürmberg zů schiken sult ir in all briefe tôn, und die brief vertigen, und gen Franckfurt mitsampt dem insigel bringen lassen. des verlassen sich die herrn [die Kurfürsten] zu euch [den Schreibern]. Identisch sind die clein zedel und das zedelein. zů

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Die zedel von des gemeinen frids wegen (nr. 139) kam als Beischluß auch nach Ulm (vgl. nr. 142 sub U und nr. 147), und von da in Abschrift nach Nördlingen. Praktischen Erfolg hatte, so viel wir sehen, dieser Landfriedensentwurf (unsere nr. 139) nicht; bedauerlicher Weise sind wir auch nicht im Stande, über den vermuthlichen Zusammenhang zwischen dem Neustädter Entwurf, von welchem nr. 150 handelt, und der 30 kurfürstlichen Vorlage nr. 139 bestimmte Aussagen zu machen. Als ein Glied in der langen Kette der Landfriedensversuche durfte diese neue Kundgebung des in den höchsten Kreisen vorhandenen Verlangens nach Ordnung und Frieden im Innern nicht übergangen werden.

Von welchem oder von welchen Kurfürsten angeregt wurde, das sie und die stette 35 diße nauchkomenden jare ainander freuntlich mainen sullen (nr. 139 art. 1), ist nicht bekannt. Kursachsen kommt dabei keinenfalls in Frage, denn Friedrich II, Sohn des 5 Jan. 1428 gestorbenen Friedrich I, tritt erst nach dem Tage zu Bingen dem Kurverein vom Jahre 1424 bei und damit faktisch in das Kollegium ein (nr. 155). Unter den das Mandat nr. 142 erlassenden Kurfürsten ist er nicht. Nach Windeck l. c. 1203 40 erlangte er auf dem genannten Tage die Zustimmung der Kurfürsten zum Übergang der Kur auf ihn. Diese Nachricht ist nicht durchaus richtig, denn die Erzbischöfe von Trier und Köln hielten noch lange mit ihrer Anerkennung des neuen Kollegen zurück, mußte sie doch K. Sigmund 24 Dez. 1429 ernstlich auffordern, den Herzog Friedrich von Sachsen als Kurfürsten aufzunehmen (Müller R.T. Theatr. unter Friedrich V 45 460-461).

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A. Kurmainzisches Ausschreiben nr. 138.

138. Erzb. Konrad III von Mainz an Straßburg, beruft, in Folge der Sendung des 1428 Bisch. Raban zu Speier und Albrechts von Hohenlohe zu K. Sigmund, auf 16 Mai

zu einem Tage nach Bingen wegen der Hussiten. 1428 Mai 5 Victorsberg.

Aus Straßb. St.A. AA correspond. polit. 1421-1430 or. ch. lit. cl. c. sig. in verso impresso; bei einzelnen kleinen Beschädigungen wurden Buchstaben in Kursive gegeben.

Conrat erzbischof zu Mencze etc.

Unsern gruß zuvor. ersamen besundern guten frunde.

a

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als zum letsten uf dem tag zu Franckfort, got dem almechtigen zu lobe cristenlichem glauben zu rettunge und 10 zu stûre dem heiligen Römischen riche und den gemeinen landen zu nucze und frommen und den verbosten keczer zu Beheim zu druckung und zustorunge, ein anslag begriffen und beslossen wart als ir dann wol wissen mögent, umb derselben und auch anderr sachen willen unsere lieben neven und oheimen unser mitkurfursten und wir den erwirdigen in got vatter hern Raban bischof zu Spire und den edeln Albrecht heren zu 15 Hohenloch unsern besundern guten frunde lieben neven und getruen zu unserm gnedigen und lieben heren dem Römischen etc. konig geschickt hatten 2: also hant iczund dieselben unsere frunde und neve von Spire und Hohenloch uns geschrieben, wie das sie den obgenanten unsern gnedigen und lieben herren den Römischen konig zu solichem vorgerurten anslag genzlichen willig und wol geneigt gefunden haben. und begerent an uns under andern sachen, das wir mitsampt andern unsern mitkurfursten umb der sachen willen in unsern eignen personen sin wollen zu Bingen uf sontag exaudi schierst- Mai 16 kommende, des egenanten unsers gnedigen heren des Römischen konigs entwort und meinunge folliclichen zu verhören und inzunemen und auch zu rade zu werden wie den sachen furter nach dem besten nachzugen si; dann sie auch andern unsern mitkurfursten 25 in solicher maße geschrieben han, und uf die obgenant zite daselbs bi uns sin wollen. wann nů soliche vorgerurte sachen so swåre trefliche und groß sin, die dann die ganzen cristenheit das heilig Römisch riche und die gemeinen lande antreffende, und die dann leider in kurzem groblichen und swerlichen ingerissen sin (als ir wol môgent vernomen han), und noch tiefer witer und grulicher inrissen und sich breiten mochten 30 wo den in ziten und kurzlichen nicht widerstanden wurde: also begern und bitten wir uch mit ganzem ernste und fliße, das ire als fromme erbere cristenlich lute, den dann soliche bose keczerie und keczerisch bosheite leide und zuwider ist, uwer redlichen und trefflichen frunde zu dem obgenanten tag gen Bingen zu unsern mitkurfursten uns etlichen andern fursten graven heren und stetten die dann dahin kommen werden und 35 wir verbotschaft han schicken wollet, in soliche obgerûrte swåre und michele sache zu reden und zu raden helfen wie dann den zum besten nachzugen si. und wollet uch an solicher uwer frunde schickunge und sendung nichtz hindern laßen, als wir uch sunderlich wol zugetruwen. daran tund ir uns einen sunderlichen gnemen willen und dienste, die wir gen uch gern beschulden wollen. so zwifeln wir auch nicht andere 40 unsere mitkurfursten sollen das auch von uch gnemlichen ufnemen und uch gunstlichen darumb dank sagen. und wir hetten uch lieber diẞ ee und zitlicher geschrieben, so ist

1

nr. 76.

a) Vorl. 3 kaum zu bezweifeln. b) Vorl. sicher so und nicht understanden zu lesen.

2 Vgl. nr. 72 Schluß, nr. 124 art. 1a und nr. 128 über die Gesandtschaft.

1428

uns soliche vorgerurte botschaft so nuwelichen kommen das wir des nicht wol ee getun konden. geben uf sant Victors berge am mittwochen nach dem sontag cantate

Mai 5 anno etc. 28.

vor

[in verso] Den ersamen.. meister und rate der

stat zu Straßburg unsern lieben besundern.

B. Verhandlungen und Mandate nr. 139-143.

11428 139. Entwurf der Kurfürsten zu einer Verbindung mit den Städten betreffend öffentliche Sicherheit, Entscheidung von Streitigkeiten u. s. w. [1428 vor Mai 22 Bingen 2.]

Mai 22]

Aus München R.A., s. Quellenangabe zu nr. 142 sub U.

Es hant unser herren die kurfursten geratschlagt und uberkomen als hernauch geschriben stat.

[1] Item das sie und die stette diße nauchkomenden jare ainander freuntlich mainen sullen und wellen und zu kainer veientschafte komen.

[2] Und hetti oder gewunne imands an den andern unter uns fordrung oder zuspruch, die sol er freuntlich fordren, und, so im das nicht gedien möchte, das mit glichem müglichem rechtem fordren etc.; und ouch im an iglichem muglichen rechten gnugen wil laẞen nauch erkantnuß etc.

[3] Item sullent die straussen pilgrim kouflúte und priesterschafte fri sin.
[4] Item sullent ir ouch ainander darzu beholfen sin.

[5] Es sol ouch nimand den andern bekriegen noch befechten, im wúrd denne glichs und múglichs rechten ausgegangen. wolt er darumbe ze krieg oder feicntschaft komen, so solt er sich vor erbårmklich bewaren dri tag und dri nacht vor an die ende do sin widersach wonhaftig were, e er zu zugriffen keme.

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[6] Item es sol ouch nimant dem andern dienen, er hab sich denne in vorge- 25 schribner maẞ redlich bewaret.

[7] Item sol man ouch kainen raisigen knecht der nit edel ist laiten 5, es were denne daz er ainen herren oder junkherren hetti, in des dienst und kost er were, der in verantwúrt und vertaidingot und sin zu glichem muglichem recht möchte gewären. [8] Item sullent sie nit gestatten kain mortbrant.

[9] Item ob imand herwider tate, wider den solten wir alle sin und der solt och

in unsern landen stetten und gebieten weder gelait noch frid haben.

[10] Item unter welhem herren oder stette die gesessen weren, die solten ouch die darumbe rechtvertigen und straufen.

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[11] Item und wer' is das der der andern hulfe und bistande bedurfte, so sie des 35 erinnert werden, so sullent si ainander getruwlich darzu beraten und beholfin sin.

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