vielleicht über einen Meter. Der Querschnitt des Schachtes scheint der Lage der Steine nach ein rundlicher gewesen zu sein, und erweiterte derselbe sich nach oben. Die Windöffnungen befanden sich an der Hinterwand der Bergseite zu und waren nach der Mittellinie des Ofens, doch mehr nach der Stichöffnung gerichtet. Diese Lage der Windöffnungen widerspricht durchaus der Annahme, dass die Oefen durch natürlichen Luftzug betrieben wurden, also Windöfen nach heutigem Sprachgebrauch gewesen seien, d. h. Oefen, deren Wind oder Zug durch hohe Schornsteine erzeugt wird. Dem steht auch die windgeschützte Lage im Dickicht des Waldes entgegen; vielmehr wurde der Wind mittelst Blasebälge den Oefen zugeführt. Nach der Aussenseite waren die Oefen durch eine Böschung von festgestampfter Erde und Rasen gestützt und gehalten. Der innere Boden wurde aus einer starken Lage aufgeschmolzener Schlacken hergestellt, der Wind aber durch Thonröhren („Formen") in den Ofen eingeführt mit einfachen Blasebälgen, wie wir sie heutzutage noch bei den Eisen schmelzenden Negerstämmen in Afrika 1), den Eingeborenen Ostindiens, den Malayen auf Borneo, Sumatra u. s. w., sowie auch bei den wandernden Zigeunern im Osten Europa's antreffen. Während je nach der Grösse des Ofens ein oder zwei Arbeiter die Bälge bedienten, leitete ein Anderer die Schmelzarbeit. Diese begann damit, dass, nachdem Feuer in den Herd gebracht war, der Ofen mit Holzkohlen gefüllt wurde. Dann mussten die ausgelesenen, zu Nussgrösse zerschlagenen Erzstücke in Lagen mit Holzkohle wechselnd aufgetragen und der Wind angelassen werden. Durch die erzeugte Gluth wurde allmälig das Eisen reducirt und es bildete sich eine zähflüssige, eisenreiche Schlacke, die man von Zeit zu Zeit durch den Schlackenstich abfliessen liess. Der Schmelzer half hierbei mit der Brechstange nach, reinigte die Sohle und prüfte den zusammenbackenden Eisenklumpen, der sich auf dem Boden ansetzte und allmählich vergrösserte. Er lüftete diesen gegen Ende des Prozesses, hob ihn vor die Formen, um eine vollkommenere Schweissung und ein gleichmässigeres „gareres" Produkt zu erzielen. Wenn das eingesetzte Erzquantum nach Möglichkeit reducirt war und der Eisenklumpen die genügende Grösse und Beschaffenheit zeigte, war der Schmelzprozess beendet. Der Wind wurde abgestellt, Kohlen und Schlaken aus dem Ofen gekratzt und die auf der Sohle liegende Eisenmasse, die Luppe" oder der Wolf" genannt, mit Brecheisen und Zangen herausgehoben. Durch mit grossen Holzhämmern wurde sie von der Schlacke gereinigt Ein solcher wurde im Herbst 1878 von dem Königlichen Ministerium auf weder in demselben Feuer, wobei ein Theil der Wärme wieder verwerthet werden konnte, oder in einem niedrigen Herdfeuer. Die weissglühende Luppe wurde dann auf einem Amboss mit Handhämmern in die gebräuchlichen Formen (Schirbel, Gänse, Luppenstäbe u. s. w.) ausgeschmiedet. Der Ofen, auf dessen Sohle die zähflüssigste, eisenreichste Schlacke zurückblieb, wurde durch Ausflicken der Wände mit feuerfestem Thon und Wiederherstellung der Ofenbrust zu einer neuen Schmelzung zugerichtet, und dies so oft wiederholt, als es das rohe Mauerwerk erlaubte. Aber selbst, wenn man gezwungen war, von Grund aus einen neuen Ofen aufzuführen, wählte man gern die alten Plätze, schon der vorhandenen Eisenschlackensohle wegen. Letztere wuchs nach. und nach zur beträchtlichen Dicke an. Bei unseren Oefen zeigten diese festen Schlackenböden bei einem Durchmesser von 1,50 m noch eine Dicke von 0,60 bis 0,80 m. Ueber die Eisenerze, welche am Dreimühlenborn verschmolzen wurden, haben die Ausgrabungen ebenfalls Aufschluss gegeben. Es fanden sich sowohl in den Schlackenhalden als in dem Bachbett Rotheisensteinstücke in Menge, allerdings meist rauhes, quarzhaltiges Erz, das weggeworfen worden war, während der reiche, zarte, bis 60 Prozent haltige Stein, der verschmolzen wurde, sich nur selten fand. Da Rotheisenstein in der Nachbarschaft der Saalburg nicht bekannt ist, so unterliegt es kaum einem Zweifel, dass dieses Erz aus dem benachbarten Gebiet der oberen Weil stammt, dessen uralter Bergbau bezeugt ist. Brauneisenstein, der in der Nähe und zwar bei Obernhain und am Landgrafenberg 5700 Schritt SW der Saalburg vorkommt und auch einmal ausgebeutet wurde, wurde dagegen unter den Erzen der Halden nicht. aufgefunden. Demnach scheint, jedenfalls wenigstens in der letzten Periode des Betriebes, der bessere Rotheisenstein von der Weil verschmolzen worden zu sein. Die Vermuthung, dass an Ort und Stelle Eisenerz gewonnen worden sein könnte, und dass die zwei kräftigen Quellen vielleicht einem verlassenen Stollen entspringen möchten, hat sich nicht bestätigt, vielmehr haben die Ausgrabungen dieselben als irrthümlich erwiesen. Die Quellen des Dreimühlenborn verdanken ihre Entstehung und ihren Wasserreichthum den geognostischen Verhältnissen, indem sie an einem günstigen Punkt am Nordabhang des Taunuskammes nahe dem Schichtenwechsel von Quarzit und Thonschiefer in letzterem entspringen. Die kleine Skizze Taf. V, Fig. 8, gibt ein annäherndes Bild der stratigraphischen Verhältnisse. In der Streichungslinie des erwähnten Gebirgswechsels nach der Lochmühle zu treten noch zahlreiche Quellen zu Tag. Ueber die Eisengewinnung und den Bergbau im oberen Weilthal bei Weilnau sind uns in dem Lorscher Codex Traditionum Laureshamensium im cod. Lauresham. abbat. diplom., Mannhemii 1768—1776, Bd. III, pag. 226 Nachrichten aus dem Jahre 780 erhalten. Es heisst darin: „in villa Wilene 1) sunt hubae tres quae solvunt ferri frusta XXXII et unciam unam". Weilnau liegt etwa drei Stunden nördlich vom Dreimühlenborn entfernt. Das Brennmaterial, welches bei der Eisendarstellung am Dreimühlenborn verwendet wurde, war Holzkohle. Die Holzverkohlung wurde auch an Ort und Stelle ausgeführt, wie die alte Meilerstätte, Uebersichtsplan Fig. 1, F, welche blosgelegt wurde, beweist. Es ist bemerkenswerth, dass diese Meilerstätte eine deutliche Zündgasse zeigt, was sonst in unserer Gegend, in Westdeutschland, nicht mehr gebräuchlich ist. Unsere Meiler haben in der Mitte einen Schacht, den sogenannten Quendelschacht, der durch aufrechtstehende Scheiter gebildet wird, durch den das Anzünden erfolgt. Man bezeichnet dieses als welsche" Meiler. Die Anlage am Dreimühlenborn hatte dagegen eine in den Boden eingegrabene, horizontale Zündgasse, durch welche das Feuer eingetragen wurde. Solche Meiler, die gegenwärtig mehr im Osten von Europa, namentlich noch in einigen Gegenden Oesterreichs gebräuchlich sind, pflegt man „slavische“ zu nennen. Doch glauben wir dieser ethnographischen Bezeichnung der Meiler eine grosse historische Bedeutung nicht beimessen zu können. Die Construction des „welschen" Meilers mit offenem Quendelschacht ist dann vorzuziehen, wenn man hauptsächlich Stammholz verkohlt; die slavische" dagegen ist mehr zur Verkohlung von Astholz geeignet. Aus den Holzkohlenresten ergibt sich aber, dass die Alten kein Stamm- und Scheitholz, sondern Astholz und zwar mehr Les- und Unterholz verwendeten. Desshalb verkohlten sie auch nicht eine bestimmte Holzsorte, sondern ein Gemisch von Holzarten, wie man sie gerade fand, und da die Wälder selbst nicht auf bestimmte Holzarten angelegt waren, so bieten die Holzkohlenreste eine Musterkarte mannichfaltigen Holzbestandes. Bemerkenswerth ist, dass die weichen Holzarten überwiegen. Es finden sich vorzugsweise Linden, Erlen, Rüstern u. s. w., Eichen nur selten, Buchen fehlen ganz. Indessen finden sich nach der Untersuchung von Professor Dr. Kirschbaum auch Nadelholz- und zwar Kiefernkohlen darunter. Das Holz wurde horizontal und radial geschichtet, nicht, wie bei der Scheiterverkohlung, aufrecht gestellt. 1) Villa Wilene ist Weilnau, nicht Weilmünster, wie Dr. Becker in seinem interessanten Aufsatz über die Geschichte des Bergbaues im Amt Weilmünster, Zeitschrift für Bergrechte, Bd. XVIII, 4, pag. 417, angibt. Ein Zuschlag von Kalk oder dergleichen fand nicht statt. Das dritte Material, welches die Waldschmiede für ihre Arbeit nöthig hatten, war der Thon, mit dem die Oefen immer ausgekleidet waren. Es haben sich grosse, bis 10 cm dicke Stücke, theils roth gebrannt, theils auf einer Seite verschlackt, gefunden. Der Thon entstammt der Nachbarschaft und steht als rothgelbliche, von weissen Adern durchzogene, ziemlich magere Ziegelerde an allen Wegerändern als der herrschende Waldboden an. Zur Verwendung als Auskleidungsmaterial wurde er, um dem Reissen in der Schmelzhitze entgegen zu wirken, mit kleinen, eckigen Quarzitstückchen durchgearbeitet. Herr Dr. Bischof, der die Güte hatte den Schmelzthon näher zu untersuchen, charakterisirt denselben als einen dunkelgelben, manchmal röthlich gefärbten Lehm, dem 6,7 Procent meist abgerundete Quarzitstückchen von Erbsen- bis Nussgrösse beigemengt sind. Er glaubt nicht, dass diese Beimengung eine künstliche sei. Pyrometrisch verhält sich das Material wie ein guter, natürlicher Lehm von mittlerer Schmelzbarkeit. Bei der Schmelzhitze des Silbers, ca. 1000° C. blieb er unverändert, während er bei ca. 1200° C. tropfenförmig zusammenschmolz. Demnach haben wir es mit einem gewöhnlichen, unversetzten Ziegellehm zu thun, wie ihn heute jeder Ziegelbrenner, der nur darauf sieht, dass das Material nicht allzu leicht schmelzbar ist, benutzen würde, und der jedenfalls der Nachbarschaft des Dreimühlenborns entstammt. Aus demselben Material, Lehm, Quarzstückchen und Häcksel aus Stroh, Ginster und sonstigen Reisern, fanden sich in den Feuerungsanlagen der Saalburg Backsteine von 0,23 m Länge, 0,21 m Breite, 0,12 m Dicke. Fassen wir nun die Produkte der Schmelzung, welche am Dreimühlenborn gefunden wurden, in's Auge. Vor Allem sind es Schlacken, die in grossen Massen ausgegraben worden sind. Es lassen sich davon deutlich zweierlei Arten unterscheiden. Die eine ist mehr blasig, zellig, getropft oder in dünnen Fladen geflossen, von dunkel, eisenschwarzer Farbe, die andere findet sich in dicken Stücken, sehr fest, mehr steinig im Bruch, von lichterer, schwärzlicher Farbe. Man könnte die zweierlei Schlacken für Produkte verschiedenen Betriebes halten, letztere für Rohschlacken erster Schmelzung, erstere für Schweissschlacken von einer zweiten Behandlung der Rohluppe. Doch ist es auch möglich, dass die verschiedenen Schlacken verschiedenen Zeiten und Betriebsperioden angehören. Die ältere Schlacke deutet auf einen unvollkommeneren Schmelzprozess mit ungenügenderen Blasevorrichtungen und in Folge dessen einer niedrigeren Schmelztemperatur; denn, wie schon erwähnt, ist die Schlacke unvollständig und zähe in dünnen Kuchen geflossen. Auch der Umstand, dass sie mehr oxydirt ist, als die steinigere Schlacke, lässt ein höheres Alter vermuthen. Ihr Eisengehalt beträgt nach der chemischen Analyse 46,84 Prozent, was 60,26 Prozent Eisenoxydul entsprechen würde. Die dicken Stücke der steinigen Schlacke weisen auf vollkommenere Schmelzung und besseren Betrieb mit stärkeren Gebläsevorrichtungen, wobei grössere Eisenmassen dargestellt worden, hin. Diese Schlacke enthält nur 43,36 Prozent Eisen, entsprechend 55,75 Prozent Eisenoxydul. Vergleicht man diese Schlacken mit solchen, die bei ähnlichen Ausgrabungen gefunden wurden, namentlich mit denjenigen, welche in Holland zwischen Waal, Rhein, Yssel und Zuydersee massenhaft aufgedeckt und von Professor Bleckrode mit grosser Sorgfalt untersucht worden sind 1), so finden wir, dass unsere Schlacken weit ärmer an Eisen sind, als jene. Nach der Zusammenstellung, die von ihm a. a. O. pag. 253-gegeben worden ist, beträgt der durchschnittliche Eisengehalt jener Schlacken 53,97 Prozent, entsprechend 69,51 Prozent Eisenoxydul. Dem Unterschied der Erze lässt sich diese Abweichung wohl nicht zuschreiben, da die reichen Rotheisensteine des Weilthals eher weniger fremde Beimengungen enthalten, als die Sumpferze Hollands; sie lässt sich also nur auf eine bessere Verhüttung zurückführen, und wir müssen annehmen, dass selbst der ältere Schmelzprozess, von dem die erste Schlackensorte herrührt, vollkommener war, als die in der Niederlande in prähistorischer Zeit gebräuchliche Methode. Ein Klumpen Eisen, das Bruchstück einer Rohluppe, ist ebenfalls durch die Ausgrabungen am Dreimühlenborn an das Tageslicht gefördert worden. Dasselbe erwies sich als ein weiches Schmiedeeisen von vorzüglicher Qualität. Obgleich zum grossen Theil in Rost verwandelt, lässt es sich doch in der Schweisshitze leicht dicht machen, schweissen und ausschmieden. Ein Stück des Eisenklumpens mit frischer Bruchfläche, sowie die ausgeschmiedeten Probestücke werden im Alterthumsmuseum aufbewahrt. Der Bruch war grossblätterig und hellglänzend. In allen Erscheinungen zeigt es mit den auf der Saalburg gefundenen Blöcken die grösste Uebereinstimmung. Ausser den Schmelzöfen und der Meilerstätte ist noch an der mit A bezeichneten Stelle des Situationsplans der Rest einer Anlage Fig. 4 aufgedeckt worden, welche wohl eine Schutzhütte gewesen sein dürfte, wie sie ähnlich die Holzhauer und die Köhler bei ihren Meilern noch hier und da errichten, und wie solche oder ähnliche auch der ältesten Landbevölkerung eigen gewesen sein dürften; vgl. Annalen, Bd. XII, 1) De Iszerslaggen in Nederland en 12 Iszerbere: ting in vroegeren Tijd door Prof. S. Bleckrode in der Zeitschrift der Volksfligt, Amsterdam 1857. |