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II. zwischen dem Mainzer und niederen Thore: 3. der Mainzer Weiher; 4. der Hechtweiher (Nassauweiher);

III. zwischen dem niederen und Sonnenberger Thor: 5. der dreifach getheilte breite Weiher; 6. der Nachenweiher; 7. der warme Weiher; 8. der Weiher vor dem Sonnenberger Thore;

IV. von dem Sonnenberger Thore an aufwärts: 9. der Spiegelweiher; 10. der Stumper; 11. der Hospitalweiher (Saalweiher ?); 12. der heidnische Weiher (?).

3. Die Speisung der Weiher.

Gespeist wurden die Weiher von den vier Bächen, welche aus den Thälern vom Abhang der Höhe herabströmend in die Stadt oder an der Stadt vorbei flossen, dem Dendelbach im Walkmühlthal, Taf. III, a; dem Druderbach in der Welritz, Taf. III, 7; dem Schwarzbach im Nerothal, Taf. III, 2; dem Rambach im Sonnenberger Thal, Taf. III, ɛ. Wir gebrauchen, dem hochdeutschen Gebrauche entsprechend, hier die männliche Geschlechtsform, obgleich in allen älteren Aufzeichnungen das Wort Bach nach landesüblichem Gebrauch als Femininum behandelt wird. Der erste von diesen Bächen heisst überall in den älteren Aufzeichnungen Dendelbach oder Dennelbach, heute wie der zweite derselben, Druderbach. Unter jenem Namen erscheint er als Bach in der Stadt schon in einer Urkunde des Jahres 1457; auch im Merkerbuch Fol. 32 findet sich der Name (c. 1370), wo nur zweifelhaft ist, ob das vor demselben ausgefallene Wort „hus" gelautet hat. Später findet er sich sehr oft bei Angabe der Lage eines Hauses (uf der Dendelbach") aber auch von Wiesen, oft und schon im Merkerbuch blos als „Bach" (Haus uf der Bach") bezeichnet. Nach dem dreissigjährigen Krieg wird der Name selten und verschwindet. Heute heisst ein Bach am Sonnenberger Wege Tennelbach. Der Name Druderbach erscheint später als jener und nur bei Beschreibung der Grenzen von Wiesen und Aeckern. Ueber die Herleitung der Namen wagen wir keine Vermuthung, sondern wenden uns wieder den Weihern zu.

Der gemeine Weiher am stumpfen Thore erhielt seinen Zufluss aus dem Dendelbach, der hier, nachdem er die bis noch vor etwa 20 Jahren an der Emser Strasse befindliche Mühle getrieben, mit einem Wasserspiegel von 124,70 m über dem Amsterdamer Pegel in die Stadt eintrat; in der Stadt trieb er, auch als Mühlbach bezeichnet, heute unter dem Namen Druderbach, mit einem Falle von 4,20 m die jetzt eingegangene Pfaffenmühle am Michelsberg, mit einem weiteren Falle von 3 m die Kimpelmühle in der Metzgergasse, und gelangte

in der Mühlgasse, verstärkt durch einen Zufluss aus dem Rambach, Taf. III, 8, in den Haltweiher, Taf. III, v bis w, von dem aus ein Kanal die Herrenmühle trieb (4,80 m), während er selbst durch den breiten Weiher ab- und an der Pletzmühle vorbeifliessend schliesslich auf der Salz alle Bäche und Abflüsse der Stadt als Salzbach vereinigte; an der englischen Kirche hat der Wasserspiegel des jetzt fast überall unter der Erde fliessenden Baches 107,50 m Amsterdamer Pegelhöhe.

Das Gefälle vom stumpfen Thore bis zum Unterwasser der Herrenmühle beträgt 17,20 m. Vertheilen wir dieses unter die sieben Weiher der Westseite (den breiten als drei besondere Weiher gezählt), so lag jeder folgende um etwa 2,50 m tiefer als der vorhergehende. Durch die Ableitung des wilden Wassers des Dendelbachs in den gemeinen Weiher erreichte man aber nicht nur eine bessere Sicherung der Stadt vermittelst der nassen Gräben, sondern schützte das Innere derselben möglichst vor Ueberschwemmung, die freilich doch bisweilen eintrat und z. B. im Jahre 1596 die Langgasse unter Wasser setzte. Man suchte sich hier durch sogenannte Schutzbretter zu sichern, sowie durch häufiges Reinigen des Baches.

Der zweite Bach, der Druderbach, welcher in dem Wiesenthal mit dem ersten durch Canäle in Verbindung steht, trat unterhalb der Infanteriecaserne an den Oberweiher heran, Taf. III, 7, und konnte denselben mit Wasser versorgen; am Faulbrunnen hat sein Spiegel 116 m Amsterdamer Pegel; doch trat er nicht in die Stadt ein, sondern wendete sich zwischen Friedrichs- und Luisenstrasse der Tiefe zu, um sich mit dem Dendelbach zu vereinigen; jetzt fliesst er unter der Friedrichstrasse nach der Wilhelmstrasse zu.

Der Schwarzbach, Taf. III, 2, bald verstärkt durch den freilich unbedeutenden Dambach, gelangte mit einem Wasserspiegel von 119 m bei dem Bürgerhospital in die Wasserbecken der Stadtgräben, nach deren Aufhören er ebenfalls in einen Mühlbach und Mutterbach getheilt nach der Tiefe eilte. Früher speiste er die 4-5 Weiher der Ostseite der Stadt, und da er zuletzt ebenfalls den Wasserspiegel von c. 107,50 m besass, so hatte er ein Gefälle von 11,50 m, was wiederum, vertheilt auf die verschiedenen Weiher, ein durchschnittliches Herabgehen der Weiherspiegel um etwa 2,50 m ergibt. Der warme Weiher nahm ausserdem die Abflüsse der Bäder am Kochbrunnen auf, welcher durch die warme Gasse (Spiegelgasse) und die heutige kleine Burgstrasse abgeleitet waren, Taf. III, 7.

Der Rambach endlich, Taf. III, &, war, nachdem am oberen Ende der Wilhelmstrasse der alte Landgraben für sein wildes Wasser sich abgezweigt hatte, auf einer hölzernen Rinne über den Stumper geleitet,

trieb später die nicht weit davon erbaute Firnselmühle in der Spiegelgasse, und vereinigte sich am Zusammenstossen der Mühl- und Häf nergasse, Taf. III, 8, mit dem Dendelbach, um mit ihm vereint die Herrenmühle zu treiben und vielleicht auch die inneren Gräben der Stadt, zu denen wir nun übergehen, zu füllen. Wir fügen nur noch die eine Bemerkung hinzu, dass einen gewissen Beitrag an Wasser auch die Feldbrunnen lieferten, deren die Gemarkung der Stadt in der früheren Zeit sehr viele zählte. Doch da ihr Zweck und ihre Benutzung wesentlich andere waren, so genüge hier nur die Hinweisung darauf. In gleicher Weise verzichten wir an dieser Stelle auf die Betrachtung der Mühlen vor der Stadt, welche durch die Bäche und Weiher getrieben wurden.

4. Die Weiher in der Stadt.

Nicht allein die äussere Stadt war, wie gesagt, befestigt, sondern auch die innere, eigentliche Stadt, im Gegensatz zu Vorstadt und Sauerland, hatte ihre besonderen Mauern und Gräben, ebenso die alte Burg. Und in der That werden mehrere Weiher genannt, die unstreitig hier gesucht werden müssen, der Weiher im Schlosse, der Weiher beim Badhause und der Glocken weiher. Den Weiher im Schlosse (1540) werden wir als denjenigen ansehen dürfen, welcher die alte Burg umgab (s. Taf. III); da dieselbe aber an einer Seite sich an die Heidenmauer anlehnte, so kann er sie nur auf den drei anderen Seiten und auf diesen wahrscheinlich auch nicht vollständig oder alle Theile eingeschlossen haben; denn da ein Gebäude des ganzen Gebäudecomplexes hart an das Nachbargehöfte stiess, wie sich sogleich zeigen wird, so wird er entweder an der Nordseite früher abgebrochen haben als der Umfang der Burg, oder es lag jenes Gebäude ausserhalb des Grabens. Wir nehmen das letztere an und haben danach im NW. des Burgraumes einen Uebergang über den Weiher zu diesem Hause in die Karte eingetragen.

Um die Lage des zweiten Weihers, des am Badehause gelegenen, zu bestimmen, erscheint es zweckmässig, einen Blick auf die alte Burg zu werfen, was auch in anderer Beziehung von Interesse ist. Ueber die Bestandtheile der Burg im Ganzen sind wir durch kürzere und ausführlichere Erwähnungen, namentlich durch ein Inventarium vom Jahre 1558, ziemlich genau unterrichtet, ohne dass wir freilich die Lage und Bestandtheile der einzelnen Gebäude genauer angeben können. Wir hören von einem Zwinger (1526), von einem schiefergedeckten Pforten haus (1486, 1500) mit einer Kammer für den Pförtner (1558), Taf. III, y, von einer Mittelpforte, Hinterpforte und Hofthor

(1526); wir treten in den Schloss- oder Burghof ein, der im Jahre 1505 zum Theile gepflastert worden ist; um ihn herum liegen die Wohn- und Oekonomiegebäude; den Blick zieht zunächst das rothe Haus auf sich; es war wahrscheinlich in früherer Zeit das Herrenhaus, auf der Aussenseite gefärbt und bemalt" (1448) und wurde, als der Kaiser Friedrich III. im December 1485 Wiesbaden zum viertenmale besuchte, zum würdigen Empfange des hohen Gastes neu hergestellt; später mochte es nicht mehr genügen und wurde am Ende des Jahrhunderts durch den „neuen Bau“ (1503-1505) ersetzt, um selbst als Vorrathshaus benutzt zu werden; ein älteres Gebäude war ferner der Saal (1448, 1500, 1514), zugleich mit dem rothen Hause im Jahre 1448 neugedeckt. In diesen Häusern waren nun viele Stuben und Kammern, zunächst die Esskammer mit dem Marmeltisch und zwei „Fürbänken“ u. A., des gnädigen Herrn Gemach mit zwei Tischen, Bänken mit angenagelten Banktüchern und Bankpülf, einer Lehnbank und einem „Drisur"; die Kammern bargen Kisten mit Hausrath von Damast, Leinen, von Gold und Silber u. A., oder dienten als Schlafgemächer. Ein anderes Gebäude hiess der Kaltenfels (1558, 1600), vielleicht der Bergfried; es folgt die Capelle, versehen mit einem Thürmchen, das einen Knopf und ein Kreuz trug (1497); ein zweites Thürmchen enthielt ein Zimmer mit einem kleinen Drisurtisch, einen beschlagenen Tisch mit Teppich und eine Kiste; das oben erwähnte Bild von 1624 zeigt noch ein drittes Thürmchen. An die herrschaftlichen Zimmer reihen wir die der Beamten, des Kellers Stube und Kammer, die alte Schreiberei (die Schule? 1505, 1524, 1526), die Gesindezimmer, Maidkammern, die Schneiderei (1526), die Reuterkammern u. A. und treten dann zu den Gebäulichkeiten der Hofhaltung: Küche, Marstall, Viehhaus, der lange Stall mit Ziegeldach (er beherbergte in der Regel 11-14 Kühe) und der strohgedeckte Saustall werden erwähnt, endlich die Buttelei, das Büchsenhaus, das Kelterhaus, das Backhaus, der Wagenschuppen und die Scheuern; den Beschluss in der Aufzählung vom Jahre 1558 macht das Badhaus, welches ein Taubenhaus trug, dessen Bewohner sämmtlich im Jahre 1505 ein Marder „erbissen": wahrlich eine stattliche Reihe von Gebäuden und Räumlichkeiten, und so viele, dass man annehmen muss, dass mehrere unter einem Dache standen und sie einen grösseren Raum einnahmen, als die letzten Reste der Burg auf dem Plane bei Ritter und Ebhardt (1800 und 1817) vermuthen lassen; wir haben daher den ganzen Burgraum auf dem Plane grösser angenommen, ohne jedoch für unsere Zeichnung einstehen zu können. Und in diesen Räumen herrschte ein reges Leben, ein Gehen und Kommen des zahlreichen Personals, das mit der

Verwaltung der Hofgüter beschäftigt war, der Untersassen, die oft zum Leidwesen des vielbeschäftigten Kellers zusprachen und, wenn es Schultheisse u. A. waren, bewirthet werden mussten; vor allem aber fand sich die gräfliche Familie gern auf längere oder kürzere Zeit in ihrem Burgsitze ein und empfing hier zahlreiche Besuche. Im Jahre 1524 verging fast kein Monat, ohne dass der Graf von dem benachbarten Idstein aus hier einkehrte, begleitet von kleinerem oder grösserem Gefolge, mindestens mit sechs, oft mit zehn bis vierzehn Pferden, bisweilen nur für einen Tag, nicht selten auf längere Zeit. Daher zeigen denn auch die Rechnungen grosse Ausgaben für Keller und Küche, insbesondere auch für Hufeisen (1486: 768 Stück zu 312 fl.; 1505: 133156100; 1524: 24 + 18+59), für Schuhmacherarbeit u. A.

Doch kehren wir zu den Weihern zurück. In der vollständigen Aufzählung aller Schlossräume vom Jahre 1558 wird das Badhaus ganz zuletzt genannt, ein Beweis, dass es auch am entlegensten Orte stand, und fragen wir, auf welcher Seite, so antwortet die Rentei-Rechnung vom Jahre 1524, dass zwischen ihm und dem Grafen Philipp von Weilburg, d. h. dem Weilburger Hofe, eine Mauer aufgeführt war; von einem Graben ist bei dieser Angabe keine Rede, er fehlte also hier. Es lag demnach auf der Nord- oder Nordwestseite des Burgraumes, da hier der Weilburger Hof an die Burg anstiess, oder ausserhalb desselben. Wird nun andrerseits gemeldet, dass im Jahre 1514 ein Kendel von dem heissen Born" (der heutigen Adlerquelle, welche das gräfliche Bad speiste) an Antzen Clesgen Haus vorbei über den Bach (Dendelbach) und den Weiher geführt wurde, dessen Unterhaltung im Jahre 1524 vier Malter Korn kostete, so muss dieser Weiher nach der angegebenen Lage des Badhauses nicht unmittelbar an der Burg, sondern vor der inneren Stadtmauer, im heutigen Graben gelegen haben; man nannte ihn den Weiher am Badhause. Er war ebenfalls herrschaftlich, bis der Graf im Jahre 1630 das Terrain für 250 Thaler an mehrere Bürger verkaufte, wahrscheinlich weil zu derselben Zeit der Antheil an der Adlerquelle an den „Bären“ veräussert und der Schützenhof erworben wurde.

Schwieriger ist die Lage des Glockenweihers zu bestimmen, dessen in den Jahren 1505 und 1511 als hinter dem Glockenthurm" gelegen, 1524 und 1526 unter dem ersten Namen gedacht wird. Da von einem Glockenthurm im Schlosse nie, auch nicht in dem genannten Inventar die Rede ist, auch das Thürmchen der Capelle ohne Glocke war, wenigstens bei der Reparatur des Thurmes im Jahre 1486 von einem Glockenstuhl nicht gesprochen wird, so dürfen wir an einen Burgthurm nicht denken; auch nicht an einen Thorthurm; die

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