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das weibliche Gefchlecht gefagt worden, auch hier ftöfst man þisweilen auf nicht ganz gemeine Bemer. kungen und findet an vielen Stellen einen Flufs der Rede,welcher viele Lefer unwiderstehlich mit fich fortreifen wird. Andere werden aber freylich einen planmäfsigen Gang, Beftimmtheit in den Begriffen, Uebereinstimmung mit fich felbft und Entfernung von aller Uebertreibung ungern vermissen. Ueber den Mangel cines ordentlichen Plans fagen wir weiter nichts, da der Vf. diefen Mangel felbft eingesteht; den übrigen Tadel müffen wir aber mit Beyspielen belegen. In dem erften Kapitel fucht der Vf. auf 25 Seiten zu zeigen, dafs alle Liebe überhaupt, befonders aber die weibliche, finnlich fey,,,von demPhyfifchen ausgehe, und immer wieder dahin zurückkom! me." Hierbey denkt man natürlicher Weise an die grobe Sinnlichkeit. Gleichwohl fagt der Vf. S. 12.

dafs man die Art des Todes weifs, dafs man in Ge genwart fo vieler Menschen fticbt. Man fchämt fich in Gegenwart vieler Menfchen zu fchlafen, und noch mehr fo zu fterben. Jene Vorbereitungen und Feyer lichkeiten beym Tode durch Urthel und Recht fir Erfchwerungen, die in der Natur des Menfchen 10. ren Grund haben. Wäre natürlich ferben leicht, würde fo zu fterben doch immer fchwer bleiben. Bey gefundem Körper und ungefchwächten Seelenkräften aus der Welt fcheiden, heifst, um das wenigfte zu fagen unnatürlich fterben. Schon beym natürlichen Tode ftirbt der von fchwächerer Anlage des Körpers leichter, als der, deffen thierifcher Mecha, nismus fich mehr fträubt. Für einen kaum glimmenden Docht ist ein Hauch hinreichend. Und die innere Stimme: du bift ein Kind des Todes, du leideft was deine That werth ift diefer geiftige Tod, verstärkt er nicht das Entfetzliche des leibli-,,die innigste und zärtlichste Anhänglichkeit des Weichen? ftirbt der Frevler durch ihn nicht eines dreyfachen Todes? u. f. w.“

-

Bey all diefer Zartheit der Empfindung ift der Vf. doch kein Gönner der Vorfchläge zum Behuf der Milderung der Strafen, die jetzt wie Wucherkraut auffchiefsen, und unfre Criminalrechtstheorich unwahr und inconfequent, die Gesetze aber zu lächerlichen Phantomen inachen:,,Wenn Feftigkeit ein Bestandtheil der Strafe ift, und wenn es wefentlich in der Strafe liegt, dafs fie unausbleiblich auf die verpönte Handlung folgen wird, fo wirkt fie bef fer, als Strenge. Die Gewissheit der mit dem Verbrechen gefetzlich verbundenen Strafe ift ein Mit tel, das feine Kraft nie verliert." - Mehr auszu, zeichnen erlaubt die Eigenthümlichkeit diefer Schrift nicht, fo wenig fie einen Auszug des Ganzen verstattet,

HANNOVER in der Ritfcherfchen Buchh. Verfuch einer Charakteristik des weiblichen Gefchlechts. Ein Sittengemälde des Menfchen, des Zeitalters und des gefelligen Lebens, von Karl Friedrich Pockels, Dritter Band. 1799. XIV. u. 445. S. 8. (1 Rthlr. 16 gl.)

Diefer dritte Theil, welcher auch unter dem Titel: Liebe und Ehe, befonders verkauft wird, handelt in fieben Abschnitten von der Natur und Befchaffenheit, den Sonderbarkeiten, Launen und Grillen der weiblichen Liebe überhaupt, von dem Erwachen und den Acufserungen, der Schüchternheit und dem Muthe der erften Liebe insbefondere, von der Ei. ferfucht beyder Gefchlechter, von der vernunftmäfsigen Art, ein Weib zu wählen, und von dem zweck, mässigen Betragen in der Ehe. Den Schlufs macht eine Ueberficht der vornehinften von dem Vf. gebrauchten Hülfsquellen.

Was wir von den erften Theilen diefer Charak. teriftik gefagt haben (1799. No. 86) gilt gröfstenthes auch von dem vorliegenden. Auch hier bemerkt man den fleifsigen Sammler deffen, was vor ihm über

bes an uns, denkt oft am feltenften, oder wohl gar nicht an das Phyfifch - Sinnliche." Wie ftimmen fol che Acufserungen zufammen? Eben fo unharmonifch ift S. 285. der Text und die Note. In jenem giebt er den Rath, keine blendende Schönheit zur Gattin zu wählen, fondern ein Mädchen, das man hübsch nennt; und in der Note fagt er: Kurz ein Weib, wie es ein liebenswürdiger Schriftsteller fchildert: une belle femme fenfible, honnête et vertuenfe. Wenn der Vf. S. 68. die innigere und feurigere Liebe der Weiber init daher leitet,,,dafs fie das Ding gleichfam als eine Wiffenfchaft trei, ben, wir (die Männer) hingegen mehr als ein Naturbedürfnifs" fo möchte diefe Ableitung, fo wie fie dargestellt ift, fchwerlich feine Richtigkeit habe. Als fehr übertrieben betrachten wir die Behauptung des Vf.: dafs ,,viele liebende Bräute fchon vor der Hochzeit ihren künftigen Ehemännern Hörner auf fetzen, weil die glühende Phantafie der weiblichen Liebe Anhänglichkeit an den Bräutigam, und Untreue gegen ihn mit einander zu vereinigen wiffen.“ -Als übertrieben fehen wir auch einen grofsen Theil der Regeln an, nach denen man eine Gattin wählen foll; z. B. wenn der Vf. S. 287. vor kleinen Perfonen warnt, weil fie faft alle vorfchnell, eigenfinnig, zänkisch und egoiftifch find, oder S. 288. zwey Reihen fchöner gefunder Zähne zu den Erfo derniffen einer vernünftig gewählten Gattin rechnet.

Auf den Anhang weifst der Vf. noch befonders in der Vorrede hin, und bittet, ihn nicht als ein trocknes Bücherverzeichnifs zu überfehen. Das ift es auch in der That nicht. Er enthält manche nicht unintereffante Erläuterungen über Liebe und Ehe, welche aus den angezeigten Schriftftellern gezogen find. Dagegen können wir unfere Verwunderung nicht verbergen, dafs in ciner Ueberficht der von dem Vf. genutzten Hülfsquellen ein Werk, wie Ramdohr's Venus Urania, das 1798 erschien, nur dem Titel nach in eine Note geworfen wird.

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PHILOSOPHIE.

1785-1800.

Zweyter Nachtrag.

HALLE, in der Rengerfchen Buchh.: Idee einer Apodiktik. Ein Beytrag zur menfchlichen Selbftverständigung und zur Entscheidung des Streits über Metaphyfik, kritifche Philofophie und Skepticismus, von Friedrich Bouterwek. 1799. Erfter Band. 402 S. Zweyter Band. 334 S. 8. (2 Rthlr. 12 gr.)

De

er Titel diefes Werks macht den Lefer hinlänglich mit dem Zweck des Vf. bekannt. Der dreyfache Inhalt wird mit den Namen: logische, tranfcendentale und praktische Apodiktik bezeichnet. Die logische und tranfcendentale Apodiktik füllen den erften Band, die praktische Apodiktik mit einer philofophifchen Syntaktik wird im zweyten Bande abgehandelt. Das Verhältnifs der Apodiktik zur Kantifchen Kritik d. r. V. wird in der Einleitung auf folgende Art beftimmt:,,Vernunft und Erfahrung find der ganze Inhalt des menfchlichen Wiffens. Aber eben darin zeigt sich die Vernunft, dafs fie nach Gründen frägt. Sie fragt alfo vor allen Dingen, um den Unterschied zwifchen fich und der Erfahrung zu finden: Worauf gründet fich die Erfahrung? So lange die Vernunft nicht fich felbft untreu wird, darf fie bey der Beftimmung des Wiffens den Begriff eines Grundes nicht aufgeben. Wenn fich alfo der Begriff der Erfahrung vor der Vernunft erhalten foll, und unfer ganzes Wiffen ift null, wenn er fich nicht erhält, fo müffen wir den Grund der Erfahrung angeben. Dazu aber reicht ein Katego rienfyftem, das nur die logische Form des Erkennens in der Erfahrung beftimmt, den abfoluten Grund des Erkennens aber als gegeben voraussetzt, nicht hin, Die Wiffenfchaft, durch welche der Grund der Erfahrung gefunden und vor der Vernunft gerechtfertigt wird, ift die Apodiktik."

Von der logischen Apodiktik fagt der Vf., dafs fie felbft mehr wiffenfchaftliche Einleitung zur Apodiktik, als felbft Apodiktik ift. Er will eigentlich Tagen, dafs die Logik den letzten Grund alles Wiffens anzugeben nicht vermöge, und feine logische

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Apodiktik hat keine andere Beftimmung, als diefen Satz zu beweifen. Den letzten Grund alles Wiffens anzugeben, ift, nach ihm, der Gegenstand der transfcendentalen und praktischen Apodiktik. In Beziehung auf den angezeigten Zweck der logischen Apodiktik bemerkt Rec. vorläufig, dafs der Vf. für feine Abficht, der Wissenschaft nützlich zu feyn, wahrfcheinlich beffer geforgt haben würde, wenn er blofs gezeigt hätte, dafs alle bisherigen Logiken in einem Hauptftück, nämlich in der Lehre der Urtheile, eine Lücke haben. Wenn er an den idealistischen und fkeptifchen Verwirrungen diefe Lücke bemerkbar gemacht, den Urfprung derfelben davon abgeleitet hätte, und nun bemüht gewefen wäre, durch eine vollendetere Expofition des urtheilenden Bewusstfeyns diefen Mangel zu heben, fo dünkt uns, dafs er fich viel kürzer gefasst, und auch fein Buch belehrender gemacht haben würde, als es durch die lange Ausführung des Satzes: die Logik ift eine blofs hypothetische Wiffenfchaft, die noch einer tranfcendentalen, ja wohl gar einer praktischen, Apodiktik bedürfe, wenn ihre Behauptungen zu einem Wiffen gedeihen follen, gefchehen ift. Der Vf. handelt zuerft vom logischen Elementarprincip. Diefes ift ihm das: Ich denke. Hier bemerkt er nun, dafs die Logik daffelbe als ein Factum behandle; dafs fie aber keine andere Vollmacht dazu aufweifen könne, als das Bedürfnifs des Denkens felbft, und dafs mithin diefes Elementarprincip in der Logik als eine blofse Voraussetzung gelte, Die Räthfelhaftigkeit diefes Facti foll fich noch mehr zeigen, wenn man bemerkt, dafs diefes Urtheil: Ich denke, nur aus zwey Begriffen befteht, da doch drey Be griffe: ein Subject, ein Prädikat und eine Copula zu jedem logisch-vollständigen Urtheile gehören, und man weiter bemerkt, dafs auch unter keine der Rubriken der im Kantifchen Syfteme fogenannten Quantität, Qualität, Modalität und Relation fich daffelbe bringen laffe. Der Logik fteht, dem Vf. nach, das Princip: Ich denke, an der Spitze. Diefes Princip fetzt ein anderes voraus, das aber aufserhalb der logifchen Gränzen liegt, nämlich das Urtheil: ich weifs, dafs ich denke. Rec. bemerkt hiebey, dafs wahrscheinlich in dem Verftande eines jeden Menfchen fich der Begriff: Denken: oder auch: das den kende Ich, vorfindet, und von ihn als Regel einer

diefes als Vermögen fchon Realität voraussetzt, verwechfelt werden. 3) Abfolutes Seyn ift entweder gar kein Seyn, mithin alles Etwas am Ende Nichts; oder die Idee des Abfoluten, als Begriff aller Begriffe, und dadurch als letztes regulatives Vernunftprincip, entspringt unmittelbar mit dem abfoluten Anerkennen des Seyns durch ein abfolutes Erkenntnifsvermögen: d. i. durch ein abfolut-conftitutives oder Real- Princip, auf dem felbft die Vernunft beruht. Der Vf. macht hierbey die Anmerkung, dass alle bisherigen Verfuche, Dafeyn zu beweifen, blofs darum mifsgeglückt wären, weil fie directe Beweisarten waren, und äufsert die Hoffnung, dafs feine indirecten Beweife glücklicher feyn werden. Rec. mufs es bey der Angabe der Refultate diefer Schlüffe bewenden laffen. Für ihre Prüfung und vollständige Angabe kann hier der Ort nicht feyn. Wie aber mit der Ueberzeugung des Vf. durch fei ne apagogischen Beweife, Dafeyn überhaupt bewiefen zu haben, folgende Aeufserung (die uns wie ein Geftändnifs ausfieht, das nicht gethan zu haben, das er geleistet zu haben fo eben verfichert) zufammen beftehen könne, begreifen wir nicht. Er fagt:,,Der Skeptiker kann noch den letzten Verzweifelungsftreich wagen! und, vorgeblich Realität überhaupt bezweifeln; denn nur indem er Realität überhaupt bezweifelt, begründet er feine Zweifel. Hat er nun zu diefem Spafse Luft, wie es wirklich bey einigen Erzzweiflern der Fall ge wefen feyn foll: fo helfe ihm Gott weiter." Die transfc. Apodiktik handelt nun ferner von der abfoluten Reflexion und Determination; fie giebt nach der Idee des abfoluten Realprincips 1. eine Analyfe des Vorftellungsvermögens, 2. eine Analyfe der Sinnlichkeit, wo auch von der Form unfers finnlichen Wiffens gehandelt wird, 3. eine Analyfe der Intelligenz, wobey der Vf. von der Form der menschliehen Intelligenz oder dem Syfteme der Kategorien handelt. Weiter dürfen wir diese Anzeige nicht ausdehnen. Wir ehren die Bemühungen des Vf. und feinen Scharffinn, und glauben diefer Achtung zu eutfprechen, indem wir unfere Meynung über den Werth derfelben äussern, ohne jedoch im Geringften abfprechen zu wollen. Der Vf. giebt keine Merkmale des abfoluten Real - Princips, und behauptet auch fehr nachdrücklich, dafs eine Definition deffelben durchaus unmöglich fey, Er fagt aber, dafs der Skeptiker felbft daffelbe anerkenne, Denn wenn er gar zweifelt, dafs er überall etwas wiffe: fo wird er doch, dafern er ein vernünftiger Zweifler ift, dies Urtheil fogleich dahin befchränken, dafs er doch wenigftens das wiffe, dafs er zweifele. Aus diefem, aus dem Angeführten, und aus der ganzen Abhandlung des Vf. ergiebt fich, dafs es das urtheilende Bewufstfeyn in allen unfern Urtheilen ist, was dem Vf. vorfchwebt und welches er mit dem Ausdruck: abfolutes Real-Princip, bezeichnet. (Um

nicht felbft mifsverftanden zu werden, will Rec. blofs bemerken, dafs Urtheile fprechen, felbft geneigt feyn auf eine gewiffe Art zu urtheilen, mit dem urtheilenden Bewufstfeyn nicht verwechfelt werden dürfe). Wir geben der Behauptung des Vf. unfern vollen Beyfall, dafs die Beleuchtung diefes urtheilenden Bewufstfeyns (wenn es uns erlaubt ift, diefen Ausdruck unterzufchieben) den Miss verständniffen der fpeculativen Philofophen ein Ende zu machen, ganz geeignet ift. Auch gefällt uns die Bezeichnung deffelben mit dem Worte: abfolutes RealPrincip, in Hinficht auf die mannichfaltigen Träumereyen, die fich transfcendentalen Idealismus nennen, fehr wohl, indem diefes innere Datum das Seyn felbft ausfagt, und nur Kraft deffelben die Begriffe von Dafeyn und Nicht- Dafeyn, felbft ihre Realität haben. Unferer Meynung nach ist dieses Realprincip mit der Anerkennung der intelligibeln Welt (der Noumena) der Kritik d. r. V. einerley, und diefe Beachtung des urtheilenden Bewufstfeyns in jedem Urtheil wird die Entgegenfetzung der Dinge an fich und Erfcheinungen verständlich, machen. Indem Hr. B. diefes Realprincip im Auge hat: fo ift es fehr richtig, wenn er fagt, dafs in Hinficht auf daffelbe von keiner Vielheit der Objecte. die Rede feyn könne. Wenn Gegenstände durch Prädicate von einander unterfchieden werden, und von einer Vielheit der Objecte die Rede ift: fo beziehen fich diefe Prädicate fchon auf die Natur unfers Erkenntnifsvermögens und die Objecte find Erfcheinungen. (Wir glauben wenigftens, den Gedanken des Vf. hierin zu exponiren.),,Phänomene, fagt fehr gut Hr. B. find die finnlich wirklichen Dinge oder Objecte der Perception, im Gegensatz der abfoluten Realität. Die Producte der Phantafie, die aber um Objecte zu werden, wieder durch Perception aufgefafst werden müffen, wollen wir im Gegenfatz der Phänomene, Phantome nennen. Wer Phantome und Phanomene im transfcendentalen Sinne für gleichbedeutend hält, ift ein Idealift. Wer Phantome mit Phanomenen empirisch verwechfelt, ift ein Phantaft. Die Ableitung der Phänomene und Phantome aus dem abfoluten Real-Princip, fichert durch eine und diefelbe Confequenz vor Phantafterey und Idealismus." Was Hr. B, gegen die Philofopheme des Hn. Fichte einwendet,ift völlig treffend, dafs nämlich ganz mitUnrecht deffen Behauptungen transfcendentaler Idealismus genannt werden, indem fie mit dem andern trans fcendentalen Realismus das gemein haben, dafs fie nicht aus der Zergliederung des urtheilenden Bewufstfeyns end der Natur des Erkenntnifsvermögens entspringen, fondern von den Objecten ausgehen, bey ihm, von dem fich felbft fetzenden Ich und bey andern von den vom Ich verfchiedenen Gegenftänden. Als tadelnswerth ift aber nach Rec. Mey. nung die Form diefes Werks zu beurtheilen.

(Der Befchlufs folgt im nächsten Stück,)

senschaft der letzten Gründe der Dinge, fofern fie gewufst werden, fo wie die Transfcendentalphilofophie die der letzten Gründe des Wiffens feyn läfst, fo fieht er doch nicht, dafs diefe Begriffe einander verdunkeln; fie fcheinen im Gegentheil eben fowohl, wie Phyfik und Logik mit einander fich zu vertragen. Hr. B. unterfcheidet hierauf die heterothetische Metaphyfik von der autothetischen, oder (wie er felbft richtiger diefen Unterfchied nennt) den heterothetischen Realismus von dem autothetischen. Leibnitz war heterothetifcher Realift, die Hn. Fichte und Schelling find autothetische Realiften. Dagegen ,,ift das Princip einer reinen Transfcendentalphilofophie, die blofs den Begriff des Wiffens verfolgt, aber nicht von der Metaphyfik, deren Möglichkeit fie erft finden will, ihr Fundament borgt, und dadurch fich felbft widerfpricht, auf der einen Seite fo wenig das Ich als auf der andern Seite das Ding an fich.

Hiermit wird der negative Theil der Apodiktik befchloffen, und mit der Darstellung des transfcendentalen Elementar- und des abfoluten Real - Princips hebt der pofitive Theil derfelben an. Alle Anfinnungen des Skeptikers gegen den Dogmatiker concentriren fich darin: Realität feinen Dogmen zu verfchaffen. Wenn aber der Skeptiker vom Dogmatiker gefragt wird, was er denn unter der Realität verfteht, die er demonftrirt haben möchte? fo foll er doch auch in keine kleine Verlegenheit gerathen. Er Er wird nur antworten können: „Gieb mir Waffen, damit ich fechte! Was etwas ift, fühle ich, weifs es aber nicht, weil ich überhaupt nichts weifs. Du Du aber deines Orts, der du etwas zu wiffen behaupteft, weifst fo wenig als ich, zu fagen, was etwas ift, und weifst alfo auch nichts. Das ist es gerade, was ich fagen will." Nach welcher offenherzigen Aeufserung dann der Dogmatiker fchliefslich antworten wird: „Wenn du denn fchlechterdings gar nichts weifst: fo weifst du auch nicht, was du fpricht, und wir find zu meiner vollkommnen Befriedigung mit einander fertig." Der Lefer hat hier an das mit den Worten des Vf. felbft kurz gegebene Drama, welches er aber zum zweytenmahl auf eine viel weitläuftigere Art, viele Kapitel durch, wieder giebt. Die Begriffe des Ich und Nicht-Ich fchliefsen den Begriff des Dafeyns in fich, und eben darum bleibt (nach dem Vf.) blofs diefer Begriff als der einzige Elementarbegriff übrig, und der tranfcenden tale Apodiktiker mufs die Begriffe vom Ich und Nicht-Ich ruhen laffen.,,Aber (fagt Hr. B.) auch mit diefem Begriffe können wir uns dem Skeptiker nicht nähern und wir wählen daher lieber einen andern Begriff, der den Skeptiker mit dem Dogmatiker ficher auf Einen Punkt zufammenführt, und diefer ift die Idee des Abfoluten." Von diefer Idee des Abfoluten erfährt nun der Lefer Folgendes. Nach der Befchreibung der Ueberzeugung, als eines Gefühls, das, wenn es wirklich ift, fich unfers ganzen Wefens bemeistert, nach welchem wir in unfern Innerften durch ein unnennbares Etwas uns gebunden und doch so wenig gedrückt oder erniedrigt fühlen,

dafs wir gerade dann den Triumph unferer Geiftesfreyheit feyern, wenn wir ftehen bleiben bey dem, was uns überzeugt, folgt nun diefe (wir wiffen nicht recht, ob) Befchreibung oder Angabe zum Errathen diefer Idte:,,Als Factum fühlen wir in Momente der Ueberzeugung auch die Nothwendigkeit, die der diftinctive Charakter des überzeugenden Ge dankens ift. Mit diefer Nothwendigkeit verbinden wir die Idee der Wahrheit, die uns auf gleiche Art fühlbar wird. Und alle diefe Gefühle und Begriffe mit allen ihren Modificationen und Bedingungen, mit allen Unterschieden zwifchen Ueberzeugung und Ueberredung, zwifchen Wahrheit und Irrthum, zwifchen Seyn und Scheinen, kurz mit allen Bestim mungen, deren wir als fühlende Intelligenzen, nur irgend fähig find, ftehen unter der Idee des Abfolu ten, mit der Alles gedacht ift." Diefe Idee des Abfoluten, fährt der Vf. zu behaupten fort, mufs auch der Skeptiker zu befitzen geftehen. Er gefteht es, wenn er die Bündigkeit allen dogmatischen Demonftrationen abfpricht. Sie ist es, die alles Wiffen anfängt und befchliefst, das wiffenfchaftliche Tran fcendentalprincip, das die Tranfcendentalphilofophie mit der Logik verbindet, fie ift demnach der glückliche Fund des Hn. B., der allem Streit der Philofophen ein Ende machen wird. Bey der Einführung derfelben gefteht indeffen der Vf., dafs der Skepti ker zwar nicht leugnen werde, diefe Idee zu haben, dafs er aber einen Beweis verlangen werde, dafs fie mehr als nothwendige Idee, mehr als Vorstellung überhaupt ift. Der Skeptiker wird zwar nicht fagen können, was diefes mehr ist. Aber er fühlt, fubje ctiv unleugbar, was er meynt, und nenat es mit dem bekannten Namen: Realität. Diefes Princip der Tranfcendentalphilofophie erkennt er an, aber nur als regulatives Princip, wie es im Kantifchen Syfteme heifst. Daher giebt es noch eine entfchei dende Frage, die der Vf. allen Skeptikern, Metaphyfikern und Tranfcendentalphilofophen vorlegt, welche lautet: woher die Idee des Abfoluten? Eigentlich ift erft die Antwort auf diefe Frage der lange vergeblich gefuchte und jetzt endlich gefundene Stein der Weifen. Der Vf. nennt ihn das abfolute Real- Princip. Was hiervon die tranfc. Apodiktik lehrt, will Rec. kurz zufammenfaffen.,,Alle Philofophie, fagt der Vf., fetzt, um nur denkbar zu feyn, Dafeyn als etwas durchaus Unerklärbares d. i. durch kein einziges Prädicat einem höhern Claffenbegriff Unterzuordnendes, voraus. Der Begriff des Seyns ift der einzig abfolute Claffenbegriff." Durch eine indirecte Beweisart bringt der Vf. folgende drey Sätze heraus: 1) Das Seyn, auf dem alles Denken ruht, ift entweder etwas Eingebildetes und im Grunde Nichts, oder es mufs ein abfolutes Erkennt nifsvermogen geben, das felbft der Vernunft zum Grunde liegt, und durch welches alles Seyn apodiktifch gefunden wird. 2) Das abfolute Erkenntnifsvermögen, durch welches das Seyn, wenn es anders mehr als Nichts ift, apodiktifch gefunden wird, darf nicht mit dem Gefühlsvermögen, sofern

diefes als Vermögen schon Realität voraussetzt, verwechfelt werden. 3) Abfolutes Seyn ift entweder gar kein Seyn, mithin alles Etwas am Ende Nichts; oder die Idee des Abfoluten, als Begriff aller Begriffe, und dadurch als letztes regulatives Vernunftprincip, entspringt unmittelbar mit dem abfoluten Anerkennen des Seyns durch ein abfolutes Erkenntnifsvermögen: d. i. durch ein abfolut-conftitutives oder Real- Princip, auf dem felbft die Vernunft beruht. Der Vf. macht hierbey die Anmerkung, dafs alle bisherigen Verfuche, Dafeyn zu beweisen, blofs darum mifsgeglückt wären, weil fie directe Beweisarten waren, und aufsert die Hoffnung, dafs feine indirecten Beweife glücklicher feyn werden. Rec. mufs es bey der Angabe der Resultate diefer Schlüffe bewenden laffen. Für ihre Prüfung und vollftändige Angabe kann hier der Ort nicht feyn. Wie aber mit der Ueberzeugung des Vf. durch feine apagogischen Beweife, Dafeyn überhaupt bewiefen zu haben, folgende Aeufserung (die uns wie ein Geftändnifs ausfieht, das nicht gethan zu haben, das er geleistet zu haben fo eben verfichert) zufammen beftehen könne, begreifen wir nicht. Er fagt:,,Der Skeptiker kann noch den letzten Verzweifelungsftreich wagen! und, vorgeblich Realität überhaupt bezweifeln; denn nur indem er Realität überhaupt bezweifelt, begründet er feine Zweifel. Hat er nun zu diefem Spafse Luft, wie es wirklich bey einigen Erzzweiflern der Fall gewefen feyn foll: fo, helfe ihm Gott weiter." Die transfc. Apodiktik handelt nun ferner von der abfoluten Reflexion und Determination; fie giebt nach der Idee des abfoluten Realprincips 1. eine Analyse des Vorftellungsvermögens, 2. eine Analyfe der Sinnlichkeit, wo auch von der Form unfers finnlichen Wiffens gehandelt wird, 3. eine Analyfe der Intelligenz, wobey der Vf. von der Form der menfchliehen Intelligenz oder dem Syfteme der Kategorien handelt. Weiter dürfen wir diefe Anzeige nicht ausdehnen. Wir ehren die Bemühungen des Vf. und feinen Scharffinn, und glauben diefer Achtung zu eutfprechen, indem wir unfere Meynung über den Werth derfelben äussern, ohne jedoch im Geringften abfprechen zu wollen. Der Vf. giebt keine Merkmale des abfoluten Real - Princips, und behauptet auch fehr nachdrücklich, dafs eine Definition deffelben durchaus unmöglich fey, Er fagt aber, dafs der Skeptiker felbft daffelbe anerkenne. Denn wenn er gar zweifelt, dafs er überall etwas wiffe: fo wird er doch, dafern er ein vernünftiger Zweifler ift, dies Urtheil fogleich dahin befchränken, dafs er doch wenigftens das wiffe, dafs er zweifele. Aus diefem, aus dem Angeführten, und aus der ganzen -Abhandlung des Vf. ergiebt fich, dafs es das urtheilende Bewulstfeyn in allen unfern Urtheilen ist, was dem Vf. vorfchwebt und welches er mit dem Ausdruck: abfolutes Real-Princip, bezeichnet. (Um

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nicht felbft mifsverftanden zu werden, will Rec. blofs bemerken, dafs Urtheile sprechen, felbft geneigt feyn auf eine gewiffe Art zu urtheilen, mit dem urtheilenden Bewufstfeyn nicht verwechfelt werden dürfe). Wir geben der Behauptung des Vf. unfern vollen Beyfall, dafs die Beleuchtung diefes urtheilenden Bewufstfeyns (wenn es uns erlaubt ift, diefen Ausdruck unterzufchieben) den Miss verständniffen der fpeculativen Philofophen ein Ende zu machen, ganz geeignet ift. Auch gefällt uns die Bezeichnung deffelben mit dem Worte: abfolutes RealPrincip, in Hinficht auf die mannichfaltigen Träumereyen, die fich transfcendentalen Idealismus nennen, fehr wohl, indem diefes innere Datum das Seyn felbft ausfagt, und nur Kraft deffelben die Begriffe von Dafeyn und Nicht-Dafeyn, felbft ihre Realität haben. Unferer Meynung nach ift dieses Realprincip mit der Anerkennung der intelligibeln Welt (der Noumena) der Kritik d. r. V. einerley, und diefe Beachtung des urtheilenden Bewufstfeyns in jedem Urtheil wird die Entgegenfetzung der Dinge an fich und Erfcheinungen verständlich, machen. Indem Hr. B. diefes Realprincip im Auge hat: fo ift es fehr richtig, wenn er fagt, dafs in Hinficht auf daffelbe von keiner Vielheit der Objecte, die Rede feyn könne. Wenn Gegenstände durch Prädicate von einander unterfchieden werden, und von einer Vielheit der Objecte die Rede ift: fo beziehen fich diefe Prädicate fchon auf die Natur unfers Erkenntnifsvermögens und die Objecte find Erfcheinungen. (Wir glauben wenigftens, den Gedanken des Vf. hierin zu exponiren.),,Phänomene, fagt fehr gut Hr. B. find die finnlich wirklichen Dinge oder Objecte der Perception, im Gegensatz der abfoluten Realität. Die Producte der Phantafie, die aber um Objecte zu werden, wieder durch Perception aufgefafst wer den müssen, wollen wir im Gegenfatz der Phänomene, Phantome nennen. Wer Phantome und Phanomene im transfcendentalen Sinne für gleichbedeutend hält, ift ein Idealift. Wer Phantome mit Phä nomenen empirisch verwechfelt, ift ein Phantaft. Die Ableitung der Phänomene und Phantome aus dem abfoluten Real- Princip, fichert durch eine und diefelbe Confequenz vor Phantafterey und Idealismus." Was Hr. B. gegen die Philofopheme des Hn. Fichte einwendet,ift völlig treffend, dafs nämlich ganz mitUnrecht deffen Behauptungen transfcendentaler Idealismus genannt werden, indem fie mit dem andern trans fcendentalen Realismus das gemein haben, dafs fie nicht aus der Zergliederung des urtheilenden Be wufstfeyns end der Natur des Erkenntnifsvermögens entspringen, fondern von den Objecten ausgehen, bey ihm, von dem fich felbft fetzenden Ich und bey andern von den vom Ich verfchiedenen Gegenftänden. Als tadelnswerth ift aber nach Rec. Mey. nung die Form dieses Werks zu beurtheilen.

(Der Befohlufs folgt im nächfien Stück)

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