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In den Ergänzungsblättern wird aber eine räfonnirte Darstellung des Wichtigsten und Brauchbarsten, was in der Periode der drey letzten Quinquennien für die Wissenschaften geleistet worden, geliefert.

Gleich beym Anfange der A. L. Z. haben wir an eine folche Revifion gedacht, die unfrer ersten Idee nach alle fünf Jahre geliefert werden follte. Es fand fich aber dafs dieser Zeitraum zu kurz war, um davon ein Gemälde aufzustellen, das reich und mannigfaltig, lebhaft und anziehend genug wäre. Eine Periode von funfzehn Jahren aber bietet in allen Fächern schon Stoff genug dar, um die einzelnen Parthieen einer folchen historischen Darstellung nicht leer lassen, oder zu ärmlich besetzen zu dürfen.

Wer nun diefe Ergänzungsblätter, welche durch zwey Jahrgänge fortgesetzt werden, zu befitzen wünscht, kann fie

1) wöchentlich durch die Postämter

2) monatlich durch Buchhandlungen,

3) auf den Leipziger Messen ebenfalls durch die Buchhandlungen erhalten.

Der Ladenpreis eines Jahrgangs ift Vier Thaler Conventionsgeld.

Auch wird in den mehresten Orten Deutschlands bey poftfreyer wöchentlichen Spedition der Jahrgang den Abonenten, zufolge der mit den von der Expedition der A. L. Z. unmittelbar beziehenden Postämtern und Zeitungsexpeditionen getroffenen Abrede nicht höher als Vier Thaler fächfifch kommen.

Direction der A. L. Z.

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1785-1800.

ls im Jahre 1759 der berühmte Sulzer feinen kurzen Begriff der Wiffenfchaften zum zweytenmale herausgab, getrauete er fich nicht die Wif fenfchaften,,wie nach einem Stammbaum, nach ihren genaueften Verwandtfchaften und Abftammungen" aufzuführen. Er begnügte fich blofs, die Theile der Gelehrfamkeit unter acht Klaffen zu begreifen: 1) die Philologie; 2) die Hiflorie; 3) die Künfte; 4) die Mathematik; 5) die Phyfik; 6) die Philofophie; 7) die Rechte; 8) die Theologie. Es ift gleichwohl fo fchwer nicht, die verfchiedenen Arten menfchlicher Kenntniffe nach dem einzig wahren Princip der menfchlichen Erkenntnifskraft felbft aufzufinden, und fie dem gemäfs auch zu ordnen. Und zum Behuf einer allgemeinen Einleitung in die Gelehrfamkeit, die man jetzt mit dem Namen der Wiffenfchaftskunde oder der formalen Encyklopädie bezeichnet, ift es keinesweges gleichgültig, ob man die Wiffenschaf ten blofs rhapfodifch an einander reihe, oder ob man fie nach ihrer innern Verwandtfchaft ordne. Sulzer wurde felbft, durch die blofs zufällige Ordnung, welche er wählte, zu Fehlern verleitet, die er, bey mehr wiffenfchaftlicher Stellung, vermieden haben würde. In dem Kapitel von den Künften, von welchen, wie er wohl einfah, blofs die Theorie zur Gelehrfamkeit gerechnet werden kann, nannte er zwar die Theorie des Feldbaues, der Handlung, der Cameralund Finanzwiffenfchaft, des Münzwefens und der Kriegskunft, vergafs aber von allen diefen Theorieen zu sprechen, und handelte blofs die Theorie der schönen Künfte ab. In der Philofophie behielt er die Wolfifche Eintheilung bey, wodurch die Anficht, befonders der reinen Philofophie, völlig den rechten Gefichtspunkt verfehlte. Durch Kant ift feitdem das Gebäude der menfchlichen Erkenntnifs richtiger angeordnet worden. Er hat den wefentlichen Unterfchied zwifchen Mathematik und Philofophie dadurch genauer beftimmt, dafs er gezeigt hat, die Mathematik gehe mit Begriffen um, die fich conAruiren, d. h. a priori in der Anschauung darstellen

laffen; dahingegen die Philofophie Vernunftkenntnifs aus Begriffen, die fich nicht conftruiren laffen, fey. Durch diefen wefentlichen Unterfchied érgab fich auch, dafs die Mathematik nothwendig fich mit Gröfsen befchäftigen müffe, weil nur der Begriff von Gröfsen conftruirt werden kann. Eben fo wurde. durch Kant der Begriff von der Metaphyfik zuerft richtig begränzt, da noch die Baumgartenfche Definition, welche fie durch eine Wiffenfchaft der allgemeinern Grundfätze der menfchlichen Erkenntnifs erklärte, felbft durch diefen Comparativ das Schwankende und Unbestimmte, was ihr zur Laft fiel, deutlich genug verrieth. Durch den fehr klaren Unterfchied zwifchen reiner und empirifcher Erkenntnifs gelang es ihm, das Feld der Philofophie richtiger abzutheilen. Alle Philofophie nämlich ift entweder Erkenntnifs aus reiner Vernunft, oder Vernunfterkenntnifs aus empirischen Principien. Die erste ift fophie der reinen Vernunft ift entweder Propädeutik, reine, die zweyte empirifche Philofophie. Die Philowelche das Vermögen der Vernunft in Anfehung aller reinen Erkenntnifs a priori unterfucht, und diefe heifst Kritik der reinen Vernunft; oder fyftematifch; da fie denn entweder die Form der Erkennt- · nifs betrifft, reine Logik, oder den Stoff, die Materie unfrer Erkenntnifs, und alsdann Metaphyfik heisst. Diefe wird nun wieder in die Metaphyfik des Speculativen, und des praktischen Gebrauchs der reinen Vernunft, oder in die Metaphyfik der Natur, und der Sitten abgetheilt.

Genau genommen, find alle unfre Kenntniffe entweder hiftorifch, oder rational. Jene beziehen fich auf Anfchauungen, diefe auf Begriffe. Jene befchäftigen fich mit dem Einzelnen, diefe mit dem Allgemeinen. Zu den hiftorifchen Kenntniffen gehören nun die Kenntniffe einzelner Sprachen eben fo wohl, als die Kenntniffe pofitiver Gesetze. Indeffen, da es zum Behuf des encyklopädifchen Unterrichts bequem feyn kann, die Anordnung so zu inachen, dafs fie nicht allzuweit von der im gemeinen Leben üblichen Abtheilung fich entferne: fo ift folgende Anordnung für die Wissenschaftskunde woht die bequemfte:

1. Sprachkenntnisse. 2. Sachkenntniffe.

a) Natürliche Wifenfchaften,

A. Hiftorifche.

1. Befchreibende.

2. Erzählende.

B. Rationale.

1. mathematische.

2. philofophifche.

a a) reine Philofophie.

bb) empirische Philofophie.

1. anthropologische Wissenschaften.

2. phyfikalifche Wiffenfchaften.

b) pofitive Wiffenfchaften.

1. pofitive Jurisprudenz.

2. pofitive Theologie.

Nach diefer Tafel, die Hr. Hofrath Schütz in feinen encyklopädifchen Vorlefungen zum Grunde legt, hat Hr. Adj. Krug feinen Verfuch einer SyAematischen Encyklopädie der Wiffenfchaften ausge führt, (A. L. Z. 98. Nr. 125.) und wir tragen kein Bedenken, ihm vor allen in dem Zeitraum, den wir uns hier abfteckten; erschienenen Schriften dieses Fachs, den Vorzug zu geben. Für den Gebrauch beym Vortrage geht ihm nur Eine Bequemlichkeit ab: die Angabe der brauchbarften Bücher in jedem Fache. Diefe ift hingegen in dem Efchenburgischen Lehrbuche der Wiffenfchaftskunde gegeben, von welchem kürzlich eine neue Ausgabe erfchienen ift: BERLIN U. STETTIN, b. Nicolai: Lehrbuch der Wif fenfchaftskunde; ein Grundrifs encyklopädifcher Vorlefungen, von Joh. Joach. Eschenburg, Hofrath, Kanonikus und Prof. in Braunschweig. Zweyte verbefferte und vermehrte Ausgabe. 1800. 364 S. gr. 8.

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Der Vf. hat auf manche, ihm auch in der A. L. Z. gemachte, Erinnerungen Rückficht genominen; er hat die nähern Inhaltsangaben der einzelnen Theile der Staatengefchichte, wie auch den umständliche ren Abrifs der philofophifchen Gefchichte abgekürzt, um innerhalb der Gränzen der formalen Encyklopädie zu bleiben; er hat manche Wiffenfchaften beffer erklärt, die neuen Anfichten derfelben, z. B. der Philofophie, richtiger angedeutet, manche Difciplinen auch beffer geordnet. Er rühint dabey den Beyftand des Hn. Prof. Roofe in den physikalischen und medicinifchen, und des Hn. Conf. R. Schulz in den theologischen Wiffenfchaften. Die Notizen der neuften brauchbaren Bücher find fleifsig nachgetragen, und ftatt des Namenregifters ein alphabetifches Verzeichnifs der abgehandelten Wiffenfchaften beygefügt. Im Ganzen aber ift der vorige Zufchnitt geblieben, und man kann die Entfchuldigung des Vf., dafs er fein Buch mehr für Schulen als Akademieen bestimmt habe, und dafs alfo für feinen Zweck eine ftrengere fcientififcheAnordnung nicht fo nothwendig fey, ganz wohl gelten laffen. Es nähert fich feine Anordnung auch der obgedachten philofophifchen ungleich mehr, als die höchft willkürliche und fon

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VI. Kenntnifs der leblofen Welt

A. Eigenfchaften der Körper, Phyfik und Naturgefchichte.

B. Gröfsen der Körper, Mathematik.

VII. Natürliche und geoffenbarte Theologie
VIII. Ontologie.

Wirklich wenn man die Titel der Wiffenfchaf ten zufammenwürfeln wollte, könnte die Anordnung nicht chaotifcher ausfallen.

Hr. Prof. Buhle, in feinen Grundzügen einer allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaften (Allg. Lit. Zeit. 1793. Nr. 213.), ging von dem Gedanken aus, die Wiffenfchaften fo zu ordnen, wie man annehmen könnte, dafs fie nach einander entstanden wären, wenn über ihren Urfprung nicht der Zufall, fondern eine auf das Bedürfnifs der Menfchen Rückficht nehmende Vernunft gewaltet hätte. Der Gedanke war neu und finnreich; er ift aber immer doch nur eine philofophifche Fiction; und diefe führte ihn zu folgender Stellung der Wiffenfchaften, die wir zu encyklopädifchen Vorlesungen keineswegs für bequem halten: 1. Theorie der mechanifchen Künfte; 2. Philologie; 3. fchöne Wiffenfchaften und Künfte; 4. Philofophie; 5. Rechtsgelehrfamkeit, Mathematik, Phyfik, Arzneywiffenfchaft, Theologie und Gefchichte. Nicht zu gedenken, dafs felbft gegen die Hypothefe, die Wiffenfchaften könnten auf diefe Art der Zeitfolge nach entstanden feyn, fich fehr erhebliche Einwendungen machen laffen: fo werden dadurch fehr nah verwandte Wiffenfchaften aus einander geriffen, und fehr entfernte zufammengebracht, welches unmöglich für die philofophifche Anficht der Wiffenfchaften vortheilhaft seyn kann.

Die allgemeine akademische Encyklopädie und Me thodologie vom Hn. Hofr. Sam. Sim. Witte zu Roftock (Göttingen 1793.) zeigt viele Spuren eines felbft denkenden Kopfes. Die ganze Anordnung aber hat wefentliche Fehler. Schon die Haupteintheilung, wonach er die fämmtlichen Difciplinen nach den allgemeinften Zwecken des Menfchen, und nach den nächsten Befriedigungsmitteln, d. i. den Gegenfländen eintheilt, kann weder für bequein noch logifch richtig erkannt werden. Alle Wiffenfchaften haben ja ihren Gegenstand, und es ift daher fonderbar, nur eine gewiffe Klaffe von Wiffenfchaften fo anzufehen, als ob fie fich ausfchliefsend mit Gegenständen als Befriedigungsmitteln gewiffer Zwecke befchäftigten. In Anfehung der Zwecke nun haben nach Hn. Witte die Wiffenschaften entweder zum Zwecke das Wiffen; diefe nennt er Lehrwissenschaften, Aufklärungswiffenfchaften; oder das Können (den Erwerb von Fertigkeiten, Dinge zur Wirklichkeit zu bringen;) diefe nennt er Gewerkswissenschaften; oder das Vermögen, den Erwerb von Gefchicklichkeiten, durch die Fertigkeit gewiffe Zwecke zu realifiren; diefe nennt er Gefchaftswissenschaften. Aber diefer Eintheilung fehlt es ganz am logifchen Grunde. Alle Difciplinen, ohne Unterfchied, gehen auf das Wiffen, fo fern man es mit Erkenntnifs für gleichbedeutend nimmt. Selbft die praktischen Wiffenfchaften, die fich mit technischen Regeln befchäftigen, nach welchen gewiffe Wirkungen zu Stande gebracht werden können, bringen es nur dahin, dafs man diefe Verfahrungsarten kenne oder wiffe, nicht aber, dafs man fie anwenden könne; wozu fchlechterdings die Uebung gehört, woraus die Kunftfertigkeit entsteht. Der Unterfchied, den Hr. Witte zwifchen Können und Vermögen feftfetzt, ift nicht in der Natur der Sache gegründet, und führt auch in der Wiffenfchaftskunde zu keiner bequemen oder vortheilhaften Anficht. Wer etwas können foll, mufs immer die Fertigkeit befitzen, etwas zur Wirklichkeit zu bringen, und gewiffe Zwecke zu realifiren. Die Lehrwiffenfchaften theilt Hr. Witte in allgemeine und befondere ein. Jene follen die Haupteigenfchaften der Dinge und der Erkenntnifs angehn, und dahin rechnet er Philofophie und Mathematik. Diefe follen die Hauptgegenstände der Erkenntnifs betreffen, den Menfchen, die Natur, die Welt und den Staat, womit ihn zufolge fich Anthropologie, Phyfik, Gefchichte, Politik befchäftigen. Aber find denn nicht Haupteigenfchaften der Dinge auch Gegenftände der Erkenntnifs? ift es nicht fonderbar, der Gefchichte ihren Platz mitten zwifchen empirifchphilofophifchen Difciplinen. einzuräumen? Endlich, was giebt es für eine Anficht der Philofophie und Mathematik, wenn man fagt, fie gehen Haupteigenfchaften der Dinge und der Erkenntnifs an?

Will man alfo am leichteften überfehen, was die Wiffenfchaftskunde in den drey letzten Quinquennien des achtzehnten Jahrhunderts gewonnen: fo darf man nur die beiden Lehrbücher des In. Hofr. Efchenburg und des Hn. Adj. Krug mit dem Sulzer

fchen zusammenhalten. Die Wiffenfchaften find vollftändiger aufgezählt, von vielen die Begriffe richtiger beftimint, und ihr Inhalt und ihre Gränzen genauer angegeben worden. Wenn das Efchenburgische den Vorzug der beygebrachten Literaturnotizen behau ptet: fo hat dagegen das Krugische den Vorrang in Abficht der nach den richtigften Eintheilungsgrün→ den angelegten Ordnung und schärfern Abgränzung der Difciplinen.

Zum Behuf des akademifchen Unterrichts wäre nun noch zu wünschen, dafs man in einem Lehrbuche der Wiffenfchaftskunde, nachdem man die Wif fenfchaften der objectiven Eintheilung nach befchrie ben hätte, in einem befondern Abschnitte den Studienkreis in fubjectiver Hinficht nach den verfchied nen Beftimmungen der Studirenden vorzeichnete, und fo die Studien des künftigen Predigers, des Schullehrers, des Juftizbeamten, des Advocaten, des Cameraliften, des Bergbeamten, des Officiers, des Arztes u. f. w., nebft der Methode, diefe Studien zu treiben, angäbe. Einen Anfang dazu hat Hr. Witte gemacht. Auch müfste dem Studium der alten Literatur ein eigner Platz eingeräumt werden, damit man nicht die griechifche und römifche Sprache mit der alten Literatur für eines und eben daffelbe, wie oft gefchieht, anzufehen verleitet würde.

Auch wäre es fehr nützlich, wenn in Lehrbüchern der Wiffenfchaftskunde auf die Lücken, deren Ausfüllung ein bereits gefühltes Bedürfnifs ift, aufmerkfam gemacht würde. Diefs thut Sulzer an verfchiednen Stellen feines kurzen Begriffs, wie z. B. §. 65. in Hinficht auf die Gefchichte einzelner Lehren, §. 14. in Anfehung eines deutschen Wörterbuchs, (welchem Bedürfnifs feitdem durch Adelung abgeholfen worden,) §. 19. in Abficht der vergleichenden Sprachlehre u. f. w.

Endlich wäre es ein verdienftliches Unternehmen, wenn ein philofophifcher Kopf von ausgebreiteten Kenntniffen, allenfalls mit Zuziehung einiger Gelehrten, die in verfchiedenen Fächern vorzüglich bewandert wären, ein ausführliches Handbuch der Wiffenfchaftskunde verfafste, welches zugleich das wichtigste aus der Gefchichte jeder Wiffenfchaft beybrächte, und befonders denjenigen, welche des encyklopädifchen Unterrichts auf Schulen und Univerfitäten entbehrt haben, eine fehr nöthige Nachhülfe. leiften würde; nicht zu gedenken, dafs eine folche Darstellung, mit Sachkenntnifs ausgeführt, und von eignem philofophifchen Geifte belebt, eine angenehme und unterrichtende Lectüre gewähren würde,. wie fie von den bisherigen Compendien, die blofs zum Leitfaden des Vortrags dienen follen, weder zu fodern, noch zu erhalten fteht,

Wir verbinden mit diefer Revifion die Anzeige einer Abhandlung, die einen Theil der Wiffenfchaftskunde, nämlich die Naturwiffenfchaften, betrifft:

BERLIN, in Comm. b. Oehmigke d. jüng.: De difciplinarum phyficarum notionibus, finibus legiti

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mis, et nexu fyftematico differtatio. Scripfit Erie- der die Naturerfcheinungen auf unferer Erde-phyftus Godofr. Fifcher. 1797. 76 S. 8. fifche Geographie, oder die fich aufserhalb derfelben zeigen phyfifche Aftronomie.

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Der Vf., dein man die Gabe eines unbefangnen Nachdenkens nicht abfprechen kann, verfucht es, den Naturwiffenfchaften eine andere Anordnung zu geben. Der allgemeine Ausdruck für die gefammten Naturwiffenfchaften ift Naturkunde (phyfica generalis). Diese theilt fich in die hiflorifche und dogmatische Naturkunde. Jene ift das, was fonft Naturgefchichte heifst, was aber der Vf., nach Kant, NaturbefchreiDie Naturbebung nennt; diefe ift die Naturlehre. die der Vf. als die Wiffenfchaft defifchreibung, nirt, die fich mit der Betrachtung deffen, was an den Erfcheinungen der Sinnen bleibendes und fich felbft immer ähnliches if, (quod in ipfis fenfuum phaenomenis conflans femperque fibi fimile eft) befchäftigt, hat es entweder mit unorganifchen Stoffen, oder init organiSchen Wefen zu thun; und da diefe entweder lebendig find, oder nicht, und die lebendigen entweder vernünftig, oder unvernünftig: fo entstehen hier vier verfchiedene Wiffenfchaften: 1) Mineralogie die die Wiffenfchaft der unorganischen Stoffe; 2) Botanik die Wiffenfchaft der organifchen, leblofen Dinge; 3) Zoologie die Wiffenfchaft der organifchen, lebendigen, aber unvernünftigen, Gefchöpfe; 4) AnthropoLogie die Wiffenfchaft des einzigen organifchen, Lebendigen und vernünftigen Gefchöpfs, das wir kennen, des Menfchen. (Hier ist nur die Eintheilung der Thiere in befeelte und unbefeelte übergangen; da es wenigftens noch immer problematisch ift, ob das thierifche Leben in allen Thieren mit einer Vorftellungskraft verbunden fey. (Schon Unzer hat in der Phyfiologie der thierifchen Natur hierauf fehr aufmerkLam gemacht.)

Die Naturlehre, die fich mit der Betrachtung deffen, was in den Veränderungen der Erfcheinungen

bleibendes und fich felbft immer ähnliches ift, befchäf

tigt, wird in die theoretische und angewandte Natur lehre eingetheilt. Das Bleibende in den Veränderungen find die Gefetze der Natur; Gefetze der Natur aber beziehen fich auf Kräfte, die ihnen gemäss wirken; und fo hat die Naturlehre es mit den Naturkräften zu thun. Der Naturkräfte aber giebt es viererley Arten: mechanische, chemifche, organifche, geiflige. (Hier müfsten die eigentlich thierifchen Kräfte noch Hiernach theilt fich befonders aufgeführt werden.) die theoretische Naturlehre, die die Theorie der Naturgefetze beftimmt, in die mechanische in Specie fogenannte Phyfik; in die chemifche Chemie; in die organifche Phyfiologie; (richtiger in die vegetabilifch organische, Phyfiologie der Pflanzen, und in die thierisch organische, Phyfiologie der thierifchen Natur ;) in die geistige empirifche Phyfiologie. gewandte Naturlehre, die es mit Erklärung der Naturerfcheinungen felbft zu thun hat, betrachtet entwe

-

Die an

Zuerft fcheint uns fchon die Haupteintheilung der Naturkunde in Naturbefchreibung und Naturlehre nicht bestimmt genug von einander unterschieden. Jene foll das Bleibende in den Erfcheinungen, diefe das Bleibende in den Veränderungen der Erscheinungen betrachten. Was find denn aber Erfcheinangen? Nach dem Syftem, zu dem der Vf. fich bekennt, fo viel wir wiffen, alles was ein Gegenstand unferer Sinne ift. Allein da find die Veränderungen der Erfcheinungen felbft wieder Erfcheinungen. Wie weit foll alfo das Gebiet der Naturbefchreibung gehn, und wo foll das der Naturlehre anfangen? Wird der Regen, der Regenbogen, die Nebenfonnen u. dergl. für die Naturbefchreibung oder für die Naturlehre gehören? Ift die Blume, die der Froft am Fenster erzeugt, nicht fo gut eine Erfcheinung, als die Blume des Feldes? Soll aber die Naturlehre fich blofs mit den Naturgefetzen, oder der Entstehungsart der Erfcheinungen befchäftigen: fo wird nicht nur die Befchreibung der Erfcheinungen von der Erklärung ihrer Entstehung auf eine in vielen Fällen fehr unfchickliche Weife getrennt, fondern das Gebiet der Naturbefchreibung wächft auch dadurch faft ins unendliche, indem es alle Gegenftände der Sinne i Himmel und auf Erden in fich fafst.

So unbeftimmt die Haupteintheilung ist, eben fo ift es auch mit den Unterabtheilungen befchaffen. Die Naturbefchreibung foll es theils mit unorgani fchen, theils mit organifchen Körpern zu thun habendas ift logifch, ganz gut. Es erhält aber alsdann die Mineralogie eine fehr ungewöhnliche Ausdehnung, und wie fteht es um die Producte organifcher Körper? Sollen diefe auch zu den organifchen Körpern gerechnet werden, oder find fie unorganifch? Gehört alfo das Blut, der Speichel, die Galle, in die Mineralogie, oder in die Zoologie? Unftreitig, wird der Vf. fagen, in die letztre. Das ift aber offenbar nur ein Nothhelf; denn diefe Stoffe haben für fich nicht den Charakter organifcher Körper, fie pflanzen fich nicht fort, fie ernähren fich nicht, und fterben nicht.

Auch gegen die Eintheilung der Naturlehre laffen fich manche Einwendungen machen; z. B. die angewandte Naturlehre theilt der Vf. nur in zwey Theile, in phyfifche Geographie und Aftronomie. Hat aber nicht auch die Chemie, die Phyfiologie und die Pfychologie ihren angewandten Theil? Immer bleibt es fchwer, empirifche Difciplinen in beftimmte Gränzen einzufchliefsen, und fie der Stren ge einer logifchen Eintheilung zu unterwerfen

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