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daß man das eigenthümliche des Originals darinne bemerken könnte. Mehr wollen wir nicht an ihr aussetzen; es wären denn einige kleine Sprachfehler, welche sich freylich nicht allzuwohl für ein Mitglied-einer Deutschen Gesellschaft schicken. Sie befinden sich zwar größtentheils in den poetischen Stellen; allein die Mode poetische Sprachschnißer zu vertheidigen ist vorjego ziemlich abgekommen, zumal wenn sie aus der Kürze und Wichtigkeit der Gedanken keine Entschuldigung ziehen können, welche hier allezeit auf das erbärmlichste gewässert sind. Wieder auf das Original zu kommen, so ist es durchgängig für ein Werk erkannt worden, welches der Jugend, die nur allzusehr auf das Ergößende sieht, die wichtigsten Grundsäße der Sittenlehre auf eine angenehme Art einzuflößen geschickt ist. Doch nicht allein der Jugend, sondern allen von jedem Alter, die es für keine Kleinigkeit halten zu gefallen. Die Mittel dazu sind keine andre als Wiß, Verstand, Artigkeit und Tugend; alle diese, und die verschiedene Aeste in welche sie sich theilen, gehet er nach seiner Weise durch, die, wenn sie auch nicht allezeit unterrichtet, doch allezeit ergött. Den Lesern aber, die sich in der Uebersetzung davon überzeugen wollen, müssen wir noch sagen, daß dieses nur der erste Theil des Clavillischen Wercks ist. Man hat Ursach sich zu wundern, daß dieser Umstand weder auf dem Tittel noch in der Vorrede bemerkt ist, und daß man gar keine Hofnung zu dem andern Theile macht. Sollte der Ueberseßer wohl geglaubt haben, daß fein anderer Theil mehr wäre? In diesem ersten betrachtet der Verfasser nur die Verdienste des Wißes und der Artigkeit. Hann er wohl glauben, daß Claville dasjenige wahre Verdienst würde genennt haben, wobey man noch immer ein lasterhafter und niederträchtiger Mensch seyn kan? Es war also ein anderer Theil unumgänglich nöthig, worinne er den Mann von Verdiensten auch auf der Seite der Tugend und des Verstandes be= trachten mußte. Er wird doch wohl auch übersetzt noch nachkommen? Ist in den Voßischen Buchhandlungen hier und in Potsdam für 8 Gr. zu haben.

(20. März.) S. Band I, S. 5. die Anmerkung.

Auf einen geißigen Dichter. [f. Band 1, S. 5.]

Die eheliche Liebe. Eine Erdichtung. [f. Band I, S. 136.] Auf den falschen Ruf von Nigrinens Tode. [s. Band I, S. 9.] (23. März.) Wittenberg und Zerbst. Dritte und legte gegründete Anzeige derer Herrenhuthischen Grund-Irrthümer

in der Lehre von der H. Schrift, Rechtfertigung, Sacramenten und legten Dingen; denen evangelischen Kirchen zur nöthigen Warnung ans Licht gestellet von D. Carl Gottlob Hofmann, Generalsuperintend. Nebst einem Register über sämtliche drey Theile. Wittenberg und Zerbst, verlegts Sam. Gottf. Zimmermann. 1751. in 8t. 8 Bogen. Dieses ist der Beschluß desjenigen Werks wodurch sich der Herr Generalsuperintendent den Herrenhuthern keinen geringen Schaden zugefügt zu haben rühmt; nicht etwa weil er ihre Irrthümer dadurch gedämpft, sondern weil er fie, wie man deutlich sieht, verhindert hat gewisse zeitliche Vortheile zu erlangen, die man, menschlich zu handeln, auch seinen irrenden Brüdern gönnen muß. Wir hoffen, daß die Leser schon wissen, was der Herr Verfasser Grundirrthümer der Herrenhuter heißt; nemlich diejenigen Stellen, wo sie nicht die Sprache der symbolischen Bücher führen. Diese Erklärung angenommen, müssen wir die Ausführung durchgängig loben; man wollte denn wünschen, daß sie mit etwas weniger Spötterey, die oft die feinste nicht ist, und mit etwas minder zweydeutigen Absichten angefüllet sey. Der Kopf eines Herrenhuters, voll Enthusiasterey, ist zu nichts weniger als zu systematischen Begriffen und abgemeßnen Ausdrückungen geschickt. Warum macht ihm die Schwäche seines Verstandes zu Verbrechen seines Willens? Warum folgert man aus gewissen Orten, wo er von Sachen, über welche die Scham einen geheimnißvollen Vorhang zieht, etwas zu frey, zù eckel, zu schwärmerisch geschrieben hat, Thaten der sträflichsten Unzucht? Nur zum Beweise der Verleumdung, und mehr zum Aergernisse als zur Erbauung, schreibt man aufgedeckte Bosheiten der Herrenhuter, so lange noch keiner von ihnen der Verbrechen, welche man ihnen Schuld giebt, und welche die schärfsste Ahndung verdienten, vor der weltlichen Obrigkeit überführet worden ist. Man weiß es aber schon, daß man mit diesen unbarmherzigen Beschuldigungen vor Gerichte nicht fortkommen kann, und daß, am Ende, jeder billige Richter kein ander Urthel von den Herrenhutern zu fällen weiß, als das, was Plinius, obgleich in einer ganz verschiednen Sache, fällte: nihil aliud inveni qum superstitionem pravam et immodicam. Wäre es also nicht gut, wenn die Herren Theologen die Wahrmachung eines Ausspruches des Cicero, opinionum commenta delet dies, ruhig erwarteten? Sie haben einen Ausspruch in der Bibel, der eben dieses sagt, und es ist zu verwundern,

das ihnen noch niemand des Gamaliels saoare avtovs zugerufen hat. Könnten sie ihrem Charakter gemäßer handeln, als wenn sie, wie dieser Pharisäer gedächten: ist der Rath oder das Werk aus den Menschen, so wirds untergehen, ists aber aus GOtt, so können wirs nicht dämpfen 2c.? Ein gewisser Christian Philaleth hatte der ersten Anzeige des Hrn. D. Hofmanns hundert Fragen entgegen geseßt; und in der Vorrede zu dieser dritten Anzeige sagt uns der Verfasser, warum er auf diese Fragen zur Zeit noch nicht geantwortet habe. Die vornehmste Ursache ist, weil sich dieser Gegner nur unter einem falschen Namen genennt, und der Herr Doktor durchaus denjenigen erst persönlich kennen will, welchen er wiederlegen soll. Die Wahrheit zu gestehen; wir sehen das schliessende dieser Ursache nicht ein. Kan ein Schriftsteller unter erborgtem Nahmen keine Wahrheit sagen? Oder kan man niemanden wiederlegen, wenn man nicht Persönlichkeiten in die Wiederlegung mischt? In eben der Vorrede meldet der Herr Generalsup. daß allem Ansehen nach die Heylandscasse bald banquerot machen werde. Vielleicht zieht der Umsturz ihres ökonomischen Systems den Untergang der ganzen Gemeine nach sich. Ist in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam für 3 Gr. zu haben.

(25. März.) Leipzig. Christiani Friederici Boerneri S. T. D. et P. P. Pr. Institutiones Theologiae symbolicae. Lipsiae apud Ioh. Wendlerum. 1751. in 8t. 2 Alph. 6 Bogen. Wenn alle Religionen, und die verschiedenen Arten derselben ihre symbolischen Bücher hätten, so würden auf einmal unzählige falsche Beschuldigungen von Ungereimtheiten wegfallen, die sie sich unter einander ohn Unterlaß zu machen pflegen; die Meinungen einzler Glieder würden den ganzen Gemeinden nicht zur Last gelegt werden, und die Herren Polemici würden seltner mit Schatten fechten. Die Lutherische Kirche hat auf dieser Seite einen besondern Vorzug, und ihre symbolischen Bücher sind mit einer Behutsamkeit abgefaßt, welche tausend Köpfe, wann sie mit ihr nur in der Hauptsache einig sind, unter einen Hut zu bringen sehr geschickt ist. Man lacht also ganz mit Unrecht über den Eid, welchen ihre Gottesgelehrten auf diese Bücher ablegen müssen. Sie beschwören dadurch eigentlich nichts, als was sie von Jugend auf, mit biblischen Ausdrücken, in dem kleinern Catechismo gelernt haben; weil in allen übrigen Säßen, durch diesen Schwur weder nähere Ausführungen, noch vortheilhafte Erklärungen,

untersagt werden. Wie nöthig es aber denen, welche sich der Gottesgelahrtheit widmen, sey, einen besondern Fleiß auf diese Schriften zu wenden, erhellet auch nur aus dem Nachtheil, welcher denen zuwächst, die die Sprache derselben nicht zu reden wissen, und aus der Gefahr, um ein falsch gebrauchtes Wort verkeßert zu werden. Man kann ein Theologe, aber kein Lutherischer Theologe, ohne eine genaue Einsicht in dieselben, seyn, daß also diejenigen allen Dank verdienen, welche sie allgemeiner zu machen suchen. Viele Jahre hindurch hat es der Herr Doktor und Prof. Primarius Börner auf der hohen Schule in Leipzig auf die rühmlichste Art gethan, wovon gegenwärtiges Werk der sicherste Beweiß seyn kann. Die Einrichtung desselben ist folgende. In der Einleitung handelt er sowohl von den symbolischen Büchern überhaupt, von ihrer Nothwendigkeit, und ihrem Ansehen, als auch von jedem insbesondere, und berührt alles, was zu der Historie derselben gehört. Die Ausführung selbst bestehet aus ein und zwanzig Kapiteln, deren jedes zwo Abtheilungen hat. In der ersten Abtheilung werden die Stellen aus den symbolischen Büchern, welche die Lehre, die in diesen Kapiteln abgehandelt wird, angehen, angeführt, und wo es nöthig ist, gegen die Veränderungen unächter Ausgaben gerettet. In dem andern Abschnitte werden diese Stellen erklärt, bewiesen, und die einschlagenden Irrthümer anderer Religionen widerlegt. Dieser Plan und die sonst bekannte Gelehrsamkeit des Herrn Verfassers kann zureichende Gewehr leisten, daß durchgängig alle Gründlichkeit darinne herrscht, deren ein solches Werk fähig ist. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 20 Gr.

(27. März.) Leipzig. Allen nach Standesgebühr höchst und hochzuehrenden Liebhabern, Gönnern, und Beförderern einer ächten deutschen Poeterey kündigen und preisen wir folgendes Werk an. Herrn Johann Christoph Gottscheds, der Weltw. und Dichtkunst öffentl Lehrers in Leipzig, Gedichte, bey der jeßigen zweyten Auflage übersehen und mit dem II. Theile vermehrt, nebst einer Vorrede ans Licht gestellet von M. Joh. Joachim Schwaben. Leipzig, verlegts B. Chr. Breitkopf. 1751. in groß 8t. Das Aeusserliche dieser Gedichte ist so vortreflich, daß sie, wie wir hoffen, den Buchläden große Ehre machen werden, und wie wir wünschen lange Zeit machen mögen. Von dem innerlichen aber einen zureichenden Entwurf zu geben, das übersteigt unsre Kräfte. Der erste Theil ist alt, und nur

die Ordnung ist neu, welche der schärfsten Hof-Etiquette Ehre machen würde. Wenn der Verfasser den Einfall dazu nicht in Wien bekommen hat, so hat er ihn wenigstens nicht bey dem Horaz gelernt, dem er sonst ein sehr wichtiges Kunststück abgestohlen hat, das große Kunststück nemlich seine Jubeloden allezeit fein zum Schlusse der Abtheilung von den Oden zu setzen. Der andre Theil ist größten Theils neu, und mit eben der Rangordnung ausgeschmückt, welche bey dem ersten so vorzüglich angebracht ist; so daß nemlich alle Gedichte auf hohe Häupter und fürstliche Personen in das erste Buch; die auf gräfliche, adeliche und solche die ihnen gewissermassen gleich kommen, ins zweyte; alle freundschaftliche Lieder aber ins dritte Buch gekommen sind. Uns ist die Ode auf den Herrn von Leibniß sogleich in die Augen gefallen. Der größte Theil derselben beschäftiget sich mit dem Lobe der Stadt Leipzig. Das ist Pindarisch! Wann dieser erhabne Sänger das Lob eines olympischen Siegers vergöttern sollte, von dem er auf der Gottes Welt nichts rühmlichers zu sagen hatte, als etwa die Geschwindigkeit seiner Füsse, oder die Stärke seiner Fäuste, so geschah es dann und wann, daß er statt seiner, seine Vaterstadt lobte. O wahrhaftig! das heißt die Alten mit Ueberlegung nachahmen, wenn es anders der Herr Prof. Gottsched zur Nachahmung der Alten gethan hat. Wer kann übrigens ernsthaft bleiben, wenn er das Lob dieses Weltweisen auf die Erfindung verschiedner Kleinigkeiten stüzt, wie zum Exempel seine Dyadik ist, welche er zu erfinden eben nicht Leibnitz hätte seyn dürfen. Doch die Dyadik ist für den Hrn. Prof. vielleicht ein eben so unbegreifliches Ding als ihm die Analysis infinitorium zu seyn scheint, die er, mit vieler Einsicht, die Rechenkunst in den unendlich Kleinen nennt. Dem poetischen Geiste des Hrn. Professors das völligste Recht wiederfahren zu laßen, dürften wir nur eine Stelle aus einem Schreiben an den Herrn von Scheyb anführen, wo er sein zu entbehrendes Urtheil über den Meßias fällt; allein wir wollen es immer in einem Buche laßen, in welchem es nur bei denen einen Eindruck machen wird, welche gestraft genug sind, dieses große Gedicht nicht zu verstehen. Gesezt es hat einige Flecken, so bleibt es doch allezeit ein Stück, durch welches unser Vaterland die Ehre schöpferische Geister zu besißen vertheidigen kan. Eine Anmerkung aber müssen wir aus angeführtem Schreiben herseßen: „Herr Bodmer, „sagt der Herr Prof. Gottsched, hat an den Hrn. Schuch, Principal „einer deutschen Schauspielergesellschaft, nach Basel geschrieben, und ihn

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