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Herr Verfasser die kurzen Fragen aus der philosophischen Historie geendiget hatte. Seine Absicht war den Anfängern an diesem, in dem Cirkel der Wissenschaften unentbehrlichen, Theile einen Geschmack beyzubringen, und fie zu den Fragen selbst vorzubereiten. Die Ausarbeitung des grössern lateinischen Werks aber hat ihm in der Folge Gelegenheit gegeben die Lücken und Unzulänglichkeiten dieses Auszuges, besser als jeder andre, wahrzunehmen. Er hat also in dieser neuen Auflage nicht geringe Veränderungen gemacht; er hat ganz neue Hauptstücke, zum Erempel von der orientalischen Philosophie, von den Schicksalen der griechischen Philosophie ausser Griechenland und andre, eingeschaltet; er hat die Vorstellungen der Lehrfäße ergänzt, und ihren Zusammenhang deutlicher vor Augen gelegt, als worauf in der Geschichte der Weltweisheit offenbar das Hauptwerk beruhet. Uebrigens ist die Eintheilung des Werks selbst so eingerichtet worden, daß sie mit dem lateinischen Werke überein trift. Unsre Anpreisung wird sehr unnöthig seyn. Wenn es aber wahr ist, daß niemand in einer Wissenschaft ein gründliches Compendium abfassen kann, als der, welcher diese Wissenschaft in dem weitläuftigsten Umfange übersieht, so muß das gegenwärtige gewiß das gründlichste seyn. Ohne die Geschichte bleibt man ein unerfahrnes Kind. Und ohne die Geschichte der Weltweisheit insbesondere, welche nichts als die Geschichte des Irrthums und der Wahrheit ist, wird man die Stärke des menschlichen Verstandes nimmermehr schäßen lernen; man wird ewig ein aufgeblafner Sophiste bleiben, der, in seine Grillen verliebt, der Gewißheit im Schoffe zu sizen glaubt; man wird stündlich der Gefahr ausgesezt seyn von unwissenden Pralern hintergangen zu werden, welche nicht selten das neue Entdeckungen nennen, was man schon vor etlichen tausend Jahren ge= wußt und geglaubt hat ic. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 10 Gr.

(20. Jul.) Frankfurt am Mayn. Empfindungen für die Tugend in satyrischen Gedichten von C. N. Naumann. Verlegts D. Ch. Hechtel. 1752. Es ist zu wenig, wenn man Schriften, welche lächerliche freye Handlungen der Menschen als lächerliche schildern, unter gewissen Umständen erlaubte Schriften nennet. Man muß sie unter die nüßlichsten zählen, welche oft mehr als eine mit Fluch und Hölle belästigte Predigt das Reich der Tugend erweitern. Man weiß daß die Meister derselben verschiedne Wege gegangen sind. Man weiß worinne

die Satyren eines Horaz von den Satyren eines Juvenals und Persius unterschieden sind. Man weiß daß allzu strenge Kunstrichter, welche sich vielleicht zu genau an willkürliche Erklärungen gebunden haben, den letztern den Namen der Satyrenschreiber absprechen. Sie donnern anstatt zu spotten. Sie führen Laster auf anstatt Ungereimtheiten. Sie machen mehr verhaßt als beschämt. Ihr Lachen ist voller Galle; ihre Scherze find Gift. Herr Naumann selbst giebt uns das Recht, ihn unter die Nachfolger dieser allzu ernsthaften Rächer der Tugend zu setzen. Was sind seine Empfindungen für die Tugend anders als das, was sein Muster indignatio nennet? Diese allein würde ihn zu einem Dichter gemacht haben, wenn er es nicht wäre. Wir wünschten also, daß er ein einziges Wort auf dem Titel geändert, und anstatt in satyrischen Gedichten gesett hätte in Straffgedichten. Es sind deren nicht mehr als zwey. Die erste beschreibt eine wollüftige und verderbte Stadt, und ist voller wohlgetroffnen Bilder, welche aber alle mehr die häßlichen als lächerlichen Seiten vorstellen. Die zweyte ist wider die Weichlichkeit der Sitten. Aus dem Anfange mag man auf den Rest schliessen.

Komm wieder Juvenal und straffe diese Stadt,
Die dein verhurtes Rom längst übertroffen hat,
Und greif die Thoren an, der Republik Geschwühre,
Und zürn und mach auf sie die feurigste Satyre.

Aus der ersten wollen wir noch folgende Stelle, in welcher ein besondres
Feuer herrscht, hersetzen.

Wo wohnt Religion? Wo find ich Menschenliebe?

Wer hört den Unsinn nicht auf Kaffeehäusern schreyn;
Wo jeder Wüstling glaubt ein Edelmann zu seyn;
Wo Knaben ohne Bart sich frech zusammen rotten
Mit jungem Teufelswitz Gott und der Schrift zu spotten.
Hier, wo der Atheist, der ludermäßig starb,-

Beym schöngeputzten Schöps noch Beyfall sich erwarb;
Daß einst sein Flattergeist auch in der Luft verschwände
Wünscht er aus Dummheit sich und kloppet in die Hände;
Und rust, daß es sogar die Straffe hören kann;

Fürwahr ein großer Geist! fürwahr ein braver Mann!

Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 2 Gr. 6 Pf. (22. Jul.) Königsberg. M. Friedrich Samuel Bocks,

Predigers bey dem Königl. Preuss. von Schorlemerschen Regiment Dragoner, erbauliche Reden an die Gemeine zu Befestigung der Wahrheit und Beförderung der Gottseligkeit. Verlegts Joh. Heinr. Hartung. 1751. in 8t. 1 Alph. 7 Bogen. Ein sehr schlechter geistlicher Redner ist in unsern Tagen bey nahe eben so selten, als ein vollkommner. Der philosophische Geist, welcher seit geraumer Zeit auch in die Lehrbücher der Gottesgelehrten eine gewisse Klarheit und Genauigkeit gebracht zu haben scheinet: die bestimmtere und reinere Sprache; die gesundern Begriffe von der wahren Beredsamkeit, welche alle nach und nach gemeiner werden, können auch den mittelmäßigften Kopf, wo nicht zu einem Moßheim, doch zu einem Manne machen, den man ohne Verdruß eine Stunde schon anhören kann. Wann er noch über dieses die Klugheit besißt, diejenigen Stücke der Religion in seinem Vortrage zu übergehen, welche mehr als gemeine Einsichten und eine unzuermüdende Scharfsinnigkeit erfodern, so wird ihn der Pöbel bald für einen großen Geist zu halten anfangen; weil der Pöbel alle für groß hält, welche ihre Schwächen seinen Augen zu verstecken wissen. Die in dieser Sammlung enthaltnen sechs Reden haben folgende Aufschriften. 2. Der Herr Feldprediger entschuldiget in der Vorrede die Länge seiner Reden, nach welcher sie schwerlich so können seyn gehalten worden, als man sie hier lieset. Wir wollten wünschen, daß er sich wie Martial hätte entschuldigen können: dasjenige ist nicht zu lang, was nicht kürzer seyn kann. Dem ohngeachtet glauben wir, daß bey einer Menge Leser diese Reden in der That erbaulich seyn werden. Sie kosten in den Boßischen Buchhandlungen hier und in Potsdam 8 Gr.

(24. Jul.) Königsberg. Die gute Sache der in der heiligen Schrift alten und neuen Testaments enthaltnen göttlichen Offenbarung, wider die Feinde derselben erwiesen und gerettet von Theodor Christoph Lilienthal, der h. Schrift Doct. und ordentl. Lehrer auf der Königsbergischen Universität . Zweyter Theil, bey Joh. Heinr. Hartung. 1751. in 8t. 1 Alph. 9 Bogen. Dieser ganze zweyte Theil bestrebt sich die Weissagungen zu retten, welche in dem alten Testamente von Christo geschehen sind. Die vornehmsten Gegner, mit welchen der Herr Doctor zu thun hat, sind Schmid, Collins und Parvish. Der erstere soll in seiner freyen Uebersetzung der fünf Bücher Mosis, die darinnen

vorkommenden Weissagungen verfälscht haben. Der andre hat in seinen bekannten Schriften alle buchstäblichen Weissagungen geleugnet, und zu beweisen geglaubt, daß ihre vermeinte Erfüllung bloß auf einer verblümten Deutung derselben beruhe. Der lettere hat einem Indianer, den er in seiner Untersuchung der jüdischen und christlichen Religion einführte, Reden in den Mund gelegt, welche die gewöhnlichen Erklärungen der Weissagungen von Christo und seinem Reiche bestreiten. Der Herr Verfasser will überall zeigen, daß die Waffen dieser Feinde der Offenbarung nicht neu sind. Sie entlehnen dieselben, spricht er, theils von den Juden, theils pflügen sie mit Hugonis Grotii Kalbe. Dieses ist eben so richtig, als wenn man sagen wollte, die Widerlegungen des Herrn Doctors wären nicht neu, sondern er habe größtentheils mit Calovi Kalbe gepflügt. Wir glauben, es sey nichts widersprechendes, daß einer eben das sieht, was ein andrer gesehen hat, und hier ist überhaupt nicht die Frage, ob die Einwürffe eines Collins neu, sondern ob sie wahr sind? Das Gegentheil von den leztern hat der Herr Doctor Lilienthal auf eine gelehrte Art bewiesen; und es kann gleich viel seyn, ob er seine Beweise als der erste erfunden, oder als der zwölfte wiederholt hat. In der Streitsache über die Weissagungen des alten Testaments auf Chriftum ist wenigstens so viel gewiß, daß man besser thut, wenn man die Anzahl derselben verringert, als wenn man sie vermehrt, weil in dem leztern Falle diejenigen, an deren Gewißheit man nicht zweifeln kann, durch die Nachbarschaft mit nicht wenigen andern, deren Falschheit nur allzu klar ist, ein verdächtiges Ansehen bekommen. Dieser zweite Theil kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 10 Gr.

(29. Jul.) Ulm. Herrn Franz Salignac de la Motte Fenelon, Erzbischofs zu Cämmerich, Kunst glücklich zu regieren; mit nüglichen zur klugen Einrichtung und Verwaltung eines Staats. 1751. Auf Kosten Joh. Friedrich Gaums. In 8t. 8 Bogen. Diesen Aufsatz hat Fenelon zum Gebrauch des damaligen vermuthlichen französischen Thronfolgers, des Herzogs von Bourgogne, dessen Unterweisung ihm anvertraut war, verfertigt. Er besteht aus sieben und dreyßig Prüfungen, wovon jede einen Punkt abhandelt, welcher einen nothwendigen Einfluß auf das Wohl des Staats hat. In der ersten, zum Exempel, fragt er seinen Durchlauchtigen Schüler: Habt ihr auch eine hinlängliche Erkenntniß von allen Wahrheiten der christlichen Lehre?

In der zweyten: Seyd ihr noch niemalen auf die Gedanken gerathen, daß die heilige Schrift nicht sowohl den Königen, als den Unterthanen zur Regel und Vorschrift ihrer Handlungen diene? In der dritten: Habt ihr nicht unter euren Rathgebern diejenigen besonders vergezogen, welche am allerbesten sich euern ehrgeizigen, eiteln, hoffärtigen, wollüstigen und schädlichen Absichten zu fügen gewußt? Aus diesem wenigen wird man leicht schliessen, daß diese Schrift eher heiffen sollte: Die Kunst untadelhaft zu regieren, als die Kunst glücklich zu regieren. Man darf die Geschichte nur oben hin durchlauffen haben, um von der Wahrheit überzeugt zu seyn, daß die besten Könige selten die glücklichsten, und die glücklichsten noch seltner die besten gewesen sind. So nahe Fenelon auch dem Ruder des Staats war, so wenig merkt man es doch aus seinen Vorschriften, welche nichts deutlicher zeigen, als daß von der eigentlichen Kunst zu regieren keine können gegeben werden. Alles, was Fenelon hier sagt, würde ein jeder Schullehrer von gutem Verstande auch haben sagen können. Es sind lauter allgemeine Säße, welche aus einem Prinzen zur Noth einen ehrlichen und vorsichtigen Mann, nichts weniger aber als einen großen König machen können. Die deutsche Uebersetzung ist leidlich, nur verräth fie hin und wieder ihren Geburtsort. Der Uebersetzer nennet sich in der Zueignungsschrift T. E. Gerhardi. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 3 Gr.

(3. Aug.) Altenburg. Falschheit der neuen Propheten. Erstes und zweytes Stück. Bey Paul Richtern, 1751. in 8t. 16 Bogen. Dieses ist der glückliche Anfang einer Arbeit, die man mit Vergnügen lesen wird. In dem ersten Stücke handelt der Verfasser anfangs überhaupt von der Thorheit, in die Nacht der Zukunft dringen zu wollen. Er macht sich hierauf an die Muthmaffungen, zu welchen die Whistonischen Lehrfäße von den Kometen seit einiger Zeit Gelegenheit gegeben haben. Es ist uns leid, daß Heyn und Kindermann in eine Klasse gekommen sind. Auf diese folgen verschiedne neue Ausleger der Offenbarung, und einige drohende Verkündiger des jüngsten Tages. Bald waren es die Pluderhosen, bald die blossen Brüste, bald die Freymäurer, welche sichre Zeichen seiner Annäherung seyn sollten. Von diesen schwermüthigen Träumen kömmt der Verfasser auf die Cabbala, auf die Coffeeschale, auf den europäischen Staatswahrsager. In dem zweyten Stücke werden die prophetischen Denksprüche von der Folge der römischen Päbste, Lessing, sämmtl. Werke III.

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