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Frankfurt am Mahn 1752, zu finden in der Dürenschen Buchhandlung in 8v. Wenn es wahr ist, daß in den neuern Zeiten die fürchterlichsten Bestreiter unserer Religion aufgestanden sind, so ist es auch nicht minder wahr, daß zu eben den Zeiten diese bestrittene Religion die mächtigsten Vertheidiger gefunden hat. Allein das würde offenbar falsch seyn, wenn man behaupten wollte, daß die Schriften sowohl der einen als der andern auch gleiche Wirkungen gehabt hätten. Die erstern besißen meistentheils die unseelige Geschicklichkeit dem Falschen alle Reiße der Wahrheit zu geben, die schwächsten Gründe durch wißige Einfälle aufzustüßen, und sich so auszudrücken, daß man sie ohne Kopfbrechen verstehen kann. Die andern haben meistentheils ein allzugelehrtes Ansehen, und das ist pedantisch; sie bleiben immer ernsthaft, und das ist unerträglich; sie seßen Schlüsse auf Schlüffe, und wer wird gerne seine Gedanken anstrengen. Daher kommt es, daß diese nur diejenigen zu Lesern bekommen, die sich unterrichten wollen, jene aber alle die, welche zum Zeitvertreibe lesen; so daß allezeit das kritische Wörterbuch hundert Leser, und die Theodicee einen hat. Der Herr Hollander hat es versucht diesem Uebel dadurch abzuhelfen, daß er die berühmtesten Schriften für die Religion den Unstudirten, welche die Weitläuftigkeit und dehnende Gründlichkeit oder die fremde Sprache derselben abschreckt, durch deutliche Uebersetzungen, oder faßliche Auszüge, in die Hände liefre. So rühmlich sein Vorhaben war, so wohl hat er es auch ausgeführet; welches aus nichts deutlicher erhellen wird, als wenn wir die Stücke nennen, die in diesen drey ersten Theilen enthalten sind. 2c. Aus diesen Titeln wird man unschwer ermessen können, daß dieses Werk, wann die übrigen Theile diesen gleich werden, Unstudirten, welche eine nach ihren Umständen gründliche Erkenntniß von der Religion erlangen wollen, nicht genug wird können angepriesen werden. Kostet in den Voßischen Buchläden 2 Thlr.

(18. Jan.) Berlin. Die Liebe zur einzigen wahren Weltweisheit, zur Erkenntniß der Natur, scheint jezt in Deutschland ein allgemeiner Geschmack geworden zu seyn. Hoffentlich wird das Publicum einen neuen Beweis mit so viel größern Vergnügen lesen, je gewisser es ist, daß es selbst am Ende den größten Nußen davon haben wird. Verschiedne vornehme, gelehrte und neugierige Personen, welche überzeugt sind, daß es in den amerikanischen Ländern an sorgfältigen Beobachtern der Natur um so viel mehr fehlen müsse, je seltener es geschehe, daß man die Begierde

sich zu bereichern, von welcher fast alle Europäer in jene Gegenden getrieben werden, und die Begierde. seine und des menschlichen Geschlechts Einsichten zu erweitern, beysammen fände, haben sich verbunden, einen Gelehrten auf ihre Unkosten eine physikalische Reise dahin thun zu lassen. Sie haben den Hrn. Mylius, Correspondenten der königl. großbrittanischen Akademie der Wissenschaften in Göttingen, dazu ausersehen, an dessen Fähigkeit man so wenig zweifelt, daß man gewiß glaubt, seine Erfahrungen werden bey den Naturforschern die Glaubwürdigkeit eigner Erfahrungen fünftig haben. Er wird also in wenig Wochen von hier nach Holland abreisen, von dannen er im künftigen Monat März nach Surinam zu Schiffe gehen, und sich in den dortigen Gegenden ohngefehr ein Jahr aufhalten wird. Von Surinam wird er nach Carolina, und besonders nach Georgien, auch wann es die Zeit verstattet, nach Pensylvanien gehen, und auch in diesen Provinzen ein Jahr zubringen. Endlich wird er von Boston wieder nach den Antillischen Inseln segeln, und sich auf Befehl und Unkosten Sr. Königl. Majestät in Dännemark auf den beyden dänischen Inseln St. Thomas und St. Crux gleichfalls beynahe ein Jahr aufhalten, und von da über England und Dännemark nach Deutschland zurück kommen. Die Absicht dieser Reise, wie wir schon gesagt, ist physikalisch; nehmlich Beobachtungen und Versuche anzustellen, welche hier nicht können angestellt werden; Nachrichten von diesem und jenem einzuziehen, was in unsern Landen zur Aufnahme der Handlung, der Manufacturen, der Künste und Wissenschaften dienlich seyn kan; und endlich denjenigen, welche die Unkosten dieser Reise tragen, natürliche Seltenheiten aus allen Reichen der Natur zu sammeln.

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(den 20. Jan.) Berlin. Der Herr von Voltaire achtet sich verbunden, hierdurch anzuzeigen, daß er keinen Antheil an den Schriften habe, die seit kurzem sowohl in der gelehrten Streitigkeit von der kleinsten Wirkung (la moindre action), als über andre Dinge herausgekommen, und die man ihm in einigen Journalen und Zeitungen beymessen wollen. Es ist ihm sehr zuwider, daß man ihn zu deren Verfasser gemacht hat, und es würde ihm noch mehr seyn, von bloß philosophischen und gelehrten Sachen auf eine Art zu schreiben, welche im geringsten die Sitten oder die Ehre eines andern, wer es auch sey, beleidigen könnte. Er nimmt übrigens an diesen Streitigkeiten gar keinen Antheil, und_beschäftiget sich mit einer Arbeit von ganz andrer Art, die alle seine Zeit

erfordert; indem er an nichts weiter denket, als die Geschichte seines Vaterlandes zu vollenden, welcher er einzig und allein die wenigen Gaben, so er noch besiget, gewidmet hat.

(23. Jan.) Gründliche Bemühungen des vernünftigen Menschen im Reiche der Wahrheit, den Verehrern des Wahren mitgetheilt von Christian Ernst Simonetti. Frankfurth an der Oder bey Ioh. Chr. Kleyb. 1752. in 8vo. 1 Alphb. 3 Bogen. Unter diesem Titel hat es dem berühmten Hrn. Verfaffer gefallen, der Welt eine Vernunftlehre mitzutheilen. Er ist neu, wird man sagen, aber für das darinne abgehandelte viel zu weitläuftig. Hierauf wiffen wir nichts zu antworten, weil er in dem Werke selbst nirgends gerettet wird; es müßte denn dieses seyn, was man dem Leser in der Vorrede zu verstehen giebt, daß nehmlich der Herr Verfasser den vernünftigen Menschen in seinen Bemühungen im Reiche der Wahrheit künftig weiter folgen wolle, das ist, daß er unter diesem Titel einen ganzen philosophischen Curfum schreiben wolle. Und alsdann wird man weniger darwider einzuwenden haben. Von der Ausführung wird ein verständiger Leser dasjenige zu sagen gedrungen seyn, was man von allen Simonettischen Schriften schon längst gesagt hat, daß sie in einer schönen Schreibart, in einer ungezwungenen Lebhaftigkeit und in einer Ordnung abgefaßt find, welche der Verfasser mehr in dem Kopfe als auf dem Concepte gehabt hat. Diejenigen welche viel neue Wahrheiten hier von ihm verlangen, sind sehr abgeschmackt. Das neue follte uns in den speculativischen Theilen der Weltweisheit allezeit verdächtig seyn. Genug wann ein Schriftsteller, welchen seine äusserlichen Umstände in ein schon von vielen durchforschtes Feld nöthigen, zeigt, daß er nicht bloß nachbete, daß er es selbst durchgeforscht habe; gesezt auch, er habe nicht mehr erforscht als seine Vorgänger. Die Wahrheit gewinnt nicht allein durch neue Entdeckungen, sondern auch durch die verschiedenen Arten sie vorzutragen. Kostet in den Voßischen Buchläden 9 Gr.

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(27. Jan.) Sieg des Liebesgottes. Eine Nachahmung des Popischen Lockenraubes. Stralsund, Greifswald und Leipzig, bey J. J. Weitbrecht. 1753. Dieses comische Heldengedicht besteht aus vier Gesängen, und es ist schon ein sehr gutes Vorurtheil für den Verfasser, daß er niemand geringerm, als einem Pope nacheifert. Seine Poesie hat eine Schönheit, um die fich die wenigsten unserer jeßigen Lessing, sämmtl. Werke. III.

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deutschen Dichter bekümmern; sie fließt mit einer reinen Leichtigkeit dahin, ohne daß sie von Gedanken leer ist. Mahlerey, Scherz und Satyre herrscht in allen Zeilen, und wenn der Verfasser nicht mit dem Verfasser des Renomisten und der Verwandlungen eine Person ist, so wird er dem Leser das Urtheil sehr schwer machen, welcher von beyden den Vorzug verdiene. Einige Zeilen aus dem Auftritte mit Lesbien und dem Dichter Cleanth, welcher von der Raserey vorzulesen besessen ist, mögen zur Probe dienen.

Schande, fuhr sie fort, in abgelegnen Sträuchen
Begegnet mir Cleanth; ich such ihm auszuweichen.

Er tritt mich schmeichelnd an, und, Himmel was geschieht?
Nach einem apropos! liest mir Cleanth ein Lied.
Bis an den kalten Mond entfliegt in seiner Ode

Der Unsinn, dick umwölkt und scheckigt nach der Mode;
Der Henker fliegt ihm nach! doch lob ich, was er schrieb:
Verfluchte Schmeicheley, die ihn zum Feral trieb!
Nun aber, fährt er fort und runzelt seine Stirne,
Bemüht ein Heldenlob mein kreisendes Gehirne:
Und schöne Lesbie! ich kenn ihr feines Ohr,
Wofern es nicht mißfällt, so les' ich etwas vor.
Er zieht mit voller Hand und vornehm spröden Wesen,
Ein drohend Buch hervor, und alles will er lesen.
Ich flieh, er läuft mir nach, und liest, indem er läuft.
Warum wird ein Poet nicht eh er schreibt, ersäuft!
Ich fühlte da er las das Blut im Leib erkalten.
Ach! konnte mich Cleanth nicht süsser unterhalten?
Berdrießlicher Poet! wie artig schickt sich nicht
In schattiges Gebüsch ein episches Gedicht!
Kostet in den Voßischen Buchläden 1 Gr. 6 Pf.

(30. Jan.) Ein aberwißiger Franzose schrieb im vorigen Jahre einen erbärmlichen Roman unter dem Titel la double Marotte ou l'Antipathie couronée par l'hymen. Ein Deutscher welcher noch aberwißiger war, hat ihn sogleich in seine Muttersprache übersetzt. Die doppelte Narrenkappe, oder die mit dem Brautkranze gecrönte Antipathie, als eine der seltensten und ausserordentlichsten Liebesgeschichten, oder unter den neuen Zeitungen die neueste, wie auch

das Bittere süsse werden kan; mit aufrichtiger Feder beschrieben und wegen ihres besondern Inhalts aus dem Französischen in das Deutsche übersetzt. Delitsch bey 3. C. E. Vogelgesang 1752. in 8v. 11 Bogen. Der Franzose beklagt sich in der Vorrede, daß man nicht mehr wisse, wie man Leute, die gerne etwas lesen möchten, zufrieden stellen solle; er glaubt es gäbe nichts neues mehr, es sey alles abgenußt, ausser der Neugierigkeit und dem Verlangen, beständig vergnügt zu seyn. . . Ein Schriftsteller der eine solche Sprache führt, kan der sich Leser versprechen? Und was ist ungegründeter als eine solche Sprache? In der Welt der Erdichtungen wird ein Genie noch immer ein Land finden, das seinen Entdeckungen aufbehalten zu seyn schien. Auch nicht einmal die Anlage zu dieser elenden Geschichte ist dem Verfasser; denn wer das Lustspiel des Herrn de l'Isle, Timon, gelesen hat, dem wird eine zur Liebe führende Antipathie nichts unerwartetes seyn; nur mit dem Unterschiede daß diese Erfindung dort mit aller Feinheit bearbeitet, und hier auf eine recht grobe Art übertrieben ist. Was sollen wir von der Schreibart, von der eingestreuten Moral, von den Schilderungen sagen? Dieses, daß man weder Schreibart, noch Moral, noch Schilderungen darinne finden wird. Den Uebersetzer bittet die deutsche Sprache durch uns, ja nichts eher wieder zu überseßen, bis er wenigstens den Unterschied zwischen mir und mich gelernet hat. Kostet in den Voßischen Buchläden 3 Gr.

(1. Febr.) Abhandlungen zum Behuf der schönen Wissenschaften und der Religion von Carl Ludewig Muzelius, Diener am Worte Gottes in Prenzlow, Mitglied der deutschen Gesellschaft in Königsberg. Erster Theil. Stettin und Leipzig, bey I. Fr. Runkel 1752 in 8v. auf 10 Bogen. Der Herr Verfasser fängt hiermit an seine zu verschiedenen Zeiten über verschiedene Gegenstände ausgearbeiteten Abhandlungen zu sammeln und der Welt theilweise zu schenken. Sie erhält vors erste folgende, welche alle lesenswürdig sind, und sowohl von der richtigen Art zu denken, als von der ungekünftelten Beredsamkeit ihres Urhebers deutliche Beweise ablegen: 1) Der Redner nach dem Muster der Natur. Sollte sich der Herr Verfasser nicht irren, wann er, wo nicht sich, doch den Hrn. Batteux, zu dem Erfinder des Grundsages in den schönen Wissenschaften: ahme der Natur nach, macht? Wir glauben ihn schon bey dem Aristoteles und

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