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(24. März.) Königsberg prangt jezo mit einem Dichter, welcher in dem vorigen Jahrhunderte zu Nürrenberg ein großer Geist hätte seyn können. Es ist derselbe Herr Johann Friedrich Lauson, wohlverdienter College bey der Kneiphöfifchen Schule, J. V. C. und Verfasser eines unter der Preße schwitzenden Versuchs in Gedichten nach Königsbergischem Geschmacke, auf welchen man, nach Anzeige eines gedruckten Avertissements, 10 gute Gr. Vorschuß annimt. Dieser be= rühmte Mann hat bey dem am 24. Mah vorigen Jahres eingefallenen Gröbenschen Actu, im großen academischen Auditorio, von einem ihm daselbst versiegelt überreichten Themate, aus dem Stegreife, über eine Stunde eine Rede, (horresco referens!) in deutschen Versen gehalten. Eine so miraculöse Geschicklichkeit ist vielen, und endlich ihm selbst, so unglaublich vorgekommen, daß er nöthig befunden hat, sie mit einem Attestate des academischen Senats bewähren zu lassen, und dieses Attestat, aus Liebe zur Wahrheit, in der Welt herum zu senden. Was für Lobsprüche wird er nicht einsammeln! Was für Neider wird er nicht erwecken! Wir erinnern uns mit Erstaunen gelesen zu haben, daß es Kranke gegeben hat, welche bey phrenetischen Zufällen, in Reimen geredet; aber was sind diese Wahnwitzige gegen den Herrn Lauson, von welchem wir gewiß wissen, daß er ein gleiches frisch und gesund gethan hat? Nothwendig müssen die verfolgten Reime, bey jetzigen bedrengten Zeiten, ihre Zuflucht in den Mund dieses glückseligen Sterblichen genommen haben, um sich zur Beschämung ihrer Feinde, welche von ihrer Schwierigkeit so viel schreckhafte Begriffe machen, wetteifernd aus ihm zu ergiessen. Wir wünschen gedachte Rede mit unbeschreiblichem Verlangen unter seinen Gedichten zu finden, und werden uns des Vorschusses nicht entbrechen, sobald er noch ein Attestat auswirken wird, welches der Welt versichert, daß er seine Rede nicht nur in deutschen Versen, sondern auch in guten deutschen Versen gehalten hat. Doch im Ernste, die Auslassung dieses Worts, und das hinzugefügte angesuchter maaßen wird bey Vernünftigen den academischen Senat hinlänglich rechtfertigen, welcher es freylich nicht wohl hat abschlagen können, dem Herrn Lauson eine begangene Thorheit zu attestiren.

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(3. April.) Wittenberg. Von hier aus verdienen zwey Streitschriften bekannt gemacht zu werden, welche der Hr. M. 3mmanuel Friedrich Schwarz, in den beyden lezten Monaten zu Katheder

gebracht hat. Er hat sie Exercitationes historico criticus in utrumque Samaritanorum Pentateuchum überschrieben, wovon die ersten zwey als eine Einleitung anzusehen sind und de Samaria et Samaritanis handeln. Er untersucht den Ursprung des Namens Samaria, und leitet ihn aus dem Aethiopischen Stammworte Samara, er ist fruchtbar gewe= sen, her; er vergleicht diese Ableitung mit den Nachrichten, welche alte und neue Reisebeschreiber von der Fruchtbarkeit dieser Gegend geben; er wiederlegt die falschen Ableitungen, worunter diejenige, ohne Zweifel, die abgeschmackteste ist, daß das Denkmal, welches Mars seinem Sohne dem Ascalaphus in Palästina aufgerichtet, Gelegenheit dazu gegeben habe; er betrachtet die verschiednen andern Namen, welche Samaria gehabt, und besonders den Namen Sebaste; und warnet vor den Vermengungen mit andern fast gleichlautenden Benennungen. Hierauf geht er die verschiedenen Völker durch, welche als Colonisten in dieses Land gekommen, und findet deren drey, Assyrer, Phönizer, und endlich Römer, ohne Zweifel, welche Severus dahin geschickt; er kömmt ferner auf die Ursache des tödtlichen Hasses, welcher zwischen den Samaritaner und Juden gewesen, und noch jetzt ist; und erzehlt endlich die verschiedenen Vorwürfe, welche diese jenen gemacht, worunter er viele als offenbare Verleumdungen entdeckt. Alles dieses ist, oft auf eine sehr neue Art, mit einer Belesenheit ausgearbeitet, welche von des Hrn. Verfassers orientalischer · Gelehrsamkeit zeigt, ohne daß man ihm vorwerffen kan, daß er sie mit Fleiß habe zeigen wollen. Auch die Schreibart ist schöner, als sie sonst in dergleichen philologischen Abhandlungen zu seyn pflegt.

(5. April.) Braunschweig. Man sieht ein mit Beyseßung dieses Ortes gedrucktes Gedicht, unter dem Titel: Professor Johann Chris stoph, oder der Koch, und der Geschmack, ein episches Gedicht, des Vorspiels zweyter Theil. 1753. Da diese Schrift, in welcher die Personen mit Namen genennet sind, sehr beissend und spöttisch eingerichtet ist, so tragen wir billig Bedenken, mehr, als den Titel, davon anzuführen.

(12. April.) Staats- und Liebesgeschichte der Durchlauchtigsten Prinzessin Numerane von Aquitanien. Aus dem Französischen überseßt. Franks. u. Leipzig. 1752. in 8. 15 Bogen. Wer sollte nicht Lust haben, die Geschichte einer Prinzeßin zu lesen, deren erstaunliche Schönheit allen denen Fefeln anlegte, welche die Augen auf

fie warffen; einer Prinzessin, deren Blicke gewiße Pfeile in aller Herzen schoffen, so daß sich Junge und Alte, Könige und Helden, Chilperich und Ramfroh, Froila und Miramalin in sie verlieben mußten; einer Prinzeßin, in die sich gewiß noch weit mehrere würden verliebt haben, wann ihr Geschichtschreiber mehr Mitbuhler, zur Verwirrung seines Nomans, gebraucht hätte? Man trift alles darinne an, was man nur in einer Staats- und Liebesgeschichte suchen darf; schreckliche Kriege, Turniere, Verkleidungen, wunderbare Erkennungen, kostbare Gärten, Liebeserklärungen, Eyfersucht, Verzweiflung, Hochzeiten und Mörder; nur keine gesunde Vernunft, welche auch wahrhaftig in einem zum Zeitvertreibe geschriebnen Buche sehr entbehrlich ist. Dem Ueberseßer ist man ein sehr verbindliches Compliment schuldig, daß er etwas nach dem Geschmacke seiner Landsleute zu seyn geglaubt, wovor den Franzosen schon längst geeckelt hat. Kostet in den Voffischen Buchläden 4 Gr.

Irene, oder die von der Herrschsucht erstickte Mutterliebe, ein Trauerspiel, verfertiget von M. Johann Gottfried Bernhold, der Alumnorum und der Dekonomie auf der Altdorfischen hohen Schule Inspector, und der lateinischen Ge= sellschaft zu Jena Ehrenmitglied. Nürnberg bey Stein und Raspe. 1752. in 8v. 5 Bogen. Der einzige, welcher Deutschland einen Corneille zu versprechen schien, war der Hr. Prof. Schlegel; allein er starb, eben da seine Landsleute auf ihn stolz zu werden anfingen. Von dem Herrn Bernhold darf man sich wohl schwerlich die Hoffnung machen, daß er uns dieses Verlustes wegen schadlos halten werde. Sein Trauerspiel wird zu wenig mehr, als zu Vermehrung der Register des Herrn Prof. Gottschebs taugen. Nur sechs Zeilen wollen wir daraus anführen, woraus man sehen wird, daß es einer Reibehandischen Bühne vollkommen werth ist. Constantinus, nachdem ihn seine Mutter verdammt hat, daß er geblendet werden soll, spricht:

Nun gute Nacht o Welt! Ich habe gnug gesehen,
Wie ungerecht es pflegt, bey Menschen zuzugehen.
Die größten Lieblinge, die werden zu Verräthern!
Die Fürsten mischen sich selbst mit den Uebelthätern!

Der Unterthan empört sich ohne Furcht und Scheu!

Freund, Feind und Mutter sind in Falschheit einerley 2c. 20. Kostet 2 Gr.

(3. Mah.) Versuch einer Theorie von dem Menschen und dessen Erziehung. Nebst einer Vorrede Sr. Hochwürden des Herrn Oberconsistorialraths und Inspector Baumgartens. Berlin, zu finden bey feel. Ioh. Jac. Schüßens Wittwe. 1753. in 8v. 14 Bogen. Ob wir gleich an guten Schriften von der Erziehung keinen Mangel haben, so ist doch auch die gegenwärtige nichts weniger als überflüßig, weil Herr Engel, welches der Name des Verfassers ist, hin und wieder in der That neue Wege geht. Sie hat zween Theile, deren einer von der allgemeinen Natur, der andre von der be= sondern Natur eines Kindes handelt. Man wird überall einen Schriftsteller wahrnehmen, welchem das Denken nicht fremd ist, und vielleicht denkt er für manche nur allzuviel. So viel wollen wir selbst gestehen, daß wir in dem Wahne sind, eine so gemeinnüßige Materie müße etwas faßlicher abgehandelt werden. Er verbirgt sich oft in einem Rauche, in welchem man ihn ganz und gar verlieren würde, wann sein Geist nicht ruckweise in prächtigen Flammen hervorbräche. Und eben dieser Rauch ist es, welcher uns verhindert, einen ordentlichen Auszug aus seiner Theorie mitzutheilen. Einzele vortrefliche Gedanken daraus anzuführen, würde zwar sehr leicht seyn, aber eben deßwegen weil es leicht ist, wollen wir es nicht thun. Kostet in den Voßischen Buchläden 6 Gr.

(24. May.) Cenie oder die Großmuth im Unglück, ein moralisches Stück der Frau von Grafigny, und Cato, ein Trauerspiel des Herrn Addisons, überseßt von Luisen Adelgunden Victorien Gottschedinn. Leipzig, verlegts B. Ch. Breitkopf 1753. in 8v. 12 Bogen. Cenie ist ein Meisterstück in dem Geschmacke der weinerlichen Lustspiele. Die Kunstrichter mögen wider diese Art dramatischer Stücke einwenden was sie wollen; das Gefühl der Leser und Zuschauer wird sie allezeit vertheidigen, wenn ihre Verfasser anders das sanftere Mitleiden eben so geschickt zu erwecken wissen, als die Frau von Grafigny. Sie hat an der Frau Gottschedin die würdigste Ueberfegerinn gefunden, weil nur diejenigen zärtliche Gedanken zärtlich verdollmetschen können, welche sie selbst gedacht zu haben fähig sind. Ihre Uebersetzung war in Wien sehr fehlerhaft abgedruckt worden, und es ist ein Glück, daß die Fr. Profefforin böse werden kann, sonst würden wir diesen richtigern Abdruck nicht erhalten haben. Sie hat ihre Uebersetzung

des Cato beygefügt, weil man sie nicht mehr haben können. Kostet in den Voßischen Buchläden 5 Gr.

(26. May.) Neue Erweiterungen der Erkenntniß und des Vergnügens. Erstes Stück. Frankfurt und Leipzig bey Lankischens Erben. 1753. in 8v. 6 Bogen. Dieses ist der Anfang einer neuen periodischen Schrift, worinne die prosaischen Auffäße mit den poetischen, die ernsthaften mit den anmuthigen abwechseln sollen. Es werden keine Uebersetzungen, wohl aber, doch nur selten, Nachahmungen darinņe vorkommen; in welchem Stücke die Verfasser glücklich den Weg der Belustiger einschlagen. Und in der That, kann sich der, welcher nur ein wenig eifrig für die Ehre seiner Nation ist, wohl erniedrigen ein Uebersezer zu werden, wenn er selbst ein Original werden kann? Und ist ein mittelmäßiges Original denn nicht immer leichter als eine gute Uebersetzung? Wir wollen den Innhalt dieses ersten Stücks anzeigen. Es kommen darinne vor 1. Der Jüngling, eine Ode. In einer Ode von siebzehn zehnzeiligen Strophen hat man es eben nicht nöthig, kurz, erhaben und mahlerisch zu seyn. 2. Der Geiß. 3. Von den Ordaliis oder Gottesurtheln der alten Deutschen. 4. Der Sturmwind, ein Gedicht. Die erste Strophe ist eben so schön als die andern mittelmäßig sind. 5. Der Knabe und der Spiegel. 6. Sendschreiben an den Herrn X. Buchhändlern in L. ob ein altes Buch unter veränderten Titel als neu zu verkauffen sey? 7. Das Bessere. 8. Leben Johann Drydens. Der Verfasser versichert uns, daß er mit den Schriften dieses englischen. Dichters bekannter sey, als mit seinen Namen. 9. Die verschlagne Frau. Eine Erzählung. 10. Wein und Liebe. 11. An den Winter. 12. Das Seltene. 13. Das Gemeine. 14. Der tapfere Officier. 15. Verzeichniß einiger Schriften, welche künftige Messe in allen Buchläden zu haben seyn werden, sobald sich ein Verleger dazu gefunden. 16. Die Tugend. Alle Aergerniß zu vermeiden, werden diejenigen, welche sich jedes Stück dieser Erweiterungen etwa besonders heften lassen, wohl thun, wann sie diese lezte Seite an den Umschlag tleistern lassen. Das zweyte Stück von diesen Erweiterungen ist diese Messe auch erschienen, worinne eine gleiche Abwechselung, doch mit etwas mehr guter Stücken herrscht. Jedes Stück kostet in den Voßischen Buchläden 2 Gr.

(31. May.) Des Abts von Marigny Geschichte der Araber unter der Regierung der Califen. Aus dem Französischen.

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