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Berlin und Potsdam bey Chr. Friedr. Voß. 1753. in 8v. 1 Alph. 12 Bog. Manche sind in den Geschichten berühmt, und manche sollten es seyn. Die Araber gehören zu den leztern. Die Thaten dieses Volks, wenn man sie auch nur seit dem Zeitpunkte des Mahomets betrachtet, geben den so gepriesenen Thaten der Griechen und Römer wenig oder nichts nach. Allein zu wie vieler Kenntniß sind sie wohl gekommen ? Die vornehmste Ursache, warum sie so verborgen geblieben sind, und zum Theile noch bleiben, ist die Sprache in welcher sie hauptsächlich aufgezeichnet worden, und deren nur immer sehr wenige Gelehrte in Europa mächtig gewesen sind. Diese haben zwar verschiednes aus den Originalscribenten in die gelehrten Sprachen übergetragen, allein in wie viel Werken haben sie es nicht zerstreuet? Der Abt von Marigny hat sich die Mühe genommen, aus diesen zerstreuten Stücken ein Ganzes zu machen, und seine Mühe ist ihm so gut gelungen, daß er einer Uebersetzung gar wohl werth war. Er hat sich bloß auf die Regierung der Califen eingeschränkt, und in diesem Zeitraume, von etwas mehr als 600 Jahren, so viel merkwürdiges gefunden, als nur immer eine Geschichte aufweisen kann. Sein Werk bestehet aus 4 Theilen, welche man in der Ueberseßung auf dreye zu bringen für gut befunden hat. Dieser erste enthält die Regierung der vier ersten Califen, des Abubekers, des Omars, des Othmans und des Ali. Wann je große Geister unter einem Volke aufgestanden sind, welche die erstaunlichsten Veränderungen zu unternehmen und auszuführen im Stande waren, so sind sie damals unter den Arabern aufgestanden; und es wäre nicht möglich gewesen, daß sie ihre Eroberungen so weit hätten ausdehnen können, wenn nicht, so zu reden, jeder gemeine Soldat unter ihnen ein Held gewesen wäre. Man bilde sich aber nicht ein, daß sie sich bloß als tapfre Barbaren zeigten; auch die Tugend, und oft eine mehr als christliche Tugend, war unter ihnen bekannt, wovon man die Beyspiele gewiß mit einem angenehmen Erstaunen lesen wird. In der Vorrede des Uebersezers zu diesem Theil, wird Marigny wegen einiger Vorwürfe vertheidigt, welche der berühmte Hr. D. Baumgarten ihm zu machen für gut befunden hat. Kostet in den Voßischen Buchläden 12 Gr.

(28. Jun.) Vie de Madame de Maintenon. Tome premier. à Nancy chés H. Brinneau. 1753. in 12. 10 Bogen. Eben der Verfasser, welcher uns vor einiger Zeit die Briefe der Frau von Maintenon geliefert hat, fängt mit diesem ersten Theil an, uns ihre Lebensbeschreibung zu

liefern. Bisher ist seine Heldin nur unter den Zügen der Satyre erschienen, und man hat sie nach ihrem Tode eben so sehr verleumdet, als fie bey Lebzeiten angebetet wurde. Durch eine vollkommene Unpartheylichkeit hoffet er sie in ihrer wahren Gestalt zu zeigen, und der Welt den fast allgemeinen Irrthum wegen ihrer Aufführung zu benehmen. Die Franzosen haben schon längst angefangen, eben das mit dem Jahrhunderte ihres grossen Ludewigs zu thun, was man sonst nur mit dem Alterthume zu thun pflegte; sie verschönern alle Personen desselben; auch das Böse, das fie von einigen fagen müssen, sagen sie auf eine Art, die sie dem unge·achtet zu aufferordentlichen Geistern macht. Vielleicht, daß diese Anmerkung auch durch einige Stellen der gegenwärtigen Lebensbeschreibung bestätiget wird. Das Wunderbare des Romans scheint ein wenig zu sehr darinne zu herrschen, als daß das Wahre der Historie nicht hin und wieder sollte seyn verdrengt worden. Doch der Herr de la Beaumele sucht Leser; und die anzulocken ist jenes besser als dieses. Er sitt jego in der Bastille, dem gewöhnlichen Aufenthalte der französischen wißigen Köpfe. Kostet in dem Voßischen Buchladen 6 Gr. und eine deutsche Uebersetzung dieses ersten Theils 4 Gr.

(7. Aug.) Le soldat parvenu ou Memoires et Avantures de Mr. de Verval dit Bellerose par Mr. de M**. enrichi de figures en tailledouce en II Tomes. à Dresde chez G. C. Walther. 1753. in 8v. 1 Alph. 15 Bogen. Der Herr von Marivaux schrieb einen Roman unter dem Titel der glücklich gewordene Bauer. Er fand Beyfall, weil er schön war, noch mehr aber, weil die letztern Theile desselben, wegen verschiedener darinne enthaltnen Persönlichkeiten, das Glück hatten, in Paris verbothen, oder gar, wie man sagt, verbrannt zu werden. Der Ritter Mouhh, ein nachäffender Geist, sezte bald darauf eine glücklich gewordene Bäuerin zusammen; ein Buch welches einem Langeweile machen kan, wenn man keine hat. Wir haben eine deutsche Ueberseßung davon, und auf dem Titel derselben wird, entweder aus einer albern Unwissenheit, oder aus einem sträflichen Betruge, der Herr von Marivaux als Verfasser angegeben. Wenn etwa der, der uns hier mit einem glücklich gewordenen Soldaten beschenkt, sich nur deswegen mit einem M** anfängt, damit er den Pöbel seiner Leser zu einer gleichen Vermengung verführen möge; so muß man gestehen, daß dieser Kunstgrif ein wenig zu grob ist. Wann er noch eben den ursprünglichen Wit, eben

die Kenntniß der Welt, eben die Einsicht in die Geheimnisse des menschlichen Herzens, und eben die Geschicklichkeit im Erzählen und Schildern zeigte; so möchte es hingehen: allein wir besorgen, daß Leser von Geschmack, in eben so weit unter dem Mouhy finden werden, als Mouhh unter dem Marivaux ist. Er giebt seine Geschichte für eine solche aus, die auf einem wahren Grunde ruhet; und der Hauptinhalt ist auch in der That so gemein, daß man seinem Vorgeben nicht sehr widersprechen wird. Sein Held schwinget sich aus einem bürgerlichen und dunkeln Geschlechte bis zur Stelle eines Obersten unter den Ingenieurs; und dieses durch seine Verdienste. Er gelangt zu einem ansehnlichen Vermögen; und dieses durch seine gute Gestalt, und seine Liebeshändel. Beydes ist ein Wunder, das noch ziemlich alltäglich zu seyn scheint. Doch wenn auch; es giebt eine Art auch die gemeinsten Umstände auf eine gewisse Art dem Leser so wichtig und so reißend zu machen, daß er bey den aufserordentlichsten Zufällen nicht aufmerksamer seyn würde. Aber zum Unglücke weis der Verfasser von dieser Art gar nichts; wenigstens nichts mehr als ohngefehr genug ist, die allermüssigsten Leute mit Müh und Noth um ein Paar lange Stunden zu bringen. Koftet in den Voßzischen Buchläden 1 Thl. 8 Gr.

(18. Aug.) Die Fässer an den König von Preussen von dem Herrn von Voltaire, in 8vo / Bogen. Dieses Gedichte selbst ist in seiner Grundsprache bekannt. Der Uebersetzer, welcher sich R. Rohde nennt, sagt, er habe sich bemüht, des Herrn von Voltaire französische Verse in eben so viel deutsche zu bringen, ohne darüber einen Haupt- oder Nebenbegrif, worauf der Dichter einigen besonderen Werth gelegt hat, zu verlieren. Daß er sich darum bemüht habe, müffen wir ihm glauben: allein, daß es ihm nicht gelungen ist, wird er so gut seyn und uns glauben. Der Anfang lautet bey ihm folgender Gestalt: Pascal, der fromme Thor, Heraclit unsrer Zeit,

Irrt, wenn er, da die Welt ihm, er ihr, stets verhaßter,

Meynt, alles seh darinn nur Elend oder Laster.

Mit Trauern sagt er uns: Ach, es ist ohne Streit,

Ein König dem man dient, selbst einer, den man liebt,
Sobald derselbe einsam ist,

Und ihn der Höfling nicht umgiebt,

Ist Mitleids werth und findt, daß nichts sein Unglück mißt.
Er ist der Glücklichste, wofern er schaft und dentet.

Dieß zeigt dein Beyspiel an, erhabener Monarch.
Entfernt vom Hofe, wo dein Fleiß nicht gnug verbarg,
Durchforschst du, wenn dein Blick sich in die Tiefe sentet,

Wohin wir kraftlos fehn, verborgner Dinge Grund. 2c. 2c.

Wir können es kühnlich wagen, diesen Zeilen eine andere Uebersetzung entgegen zu sehen, welche gleichfalls Zeile auf Zeile paßt, ob man sich gleich aus dieser Sklaverey kein Verdienst macht.

Ja, Blaise Pascal irrt; laßt uns die Wahrheit ehren!

Der fromme Misanthrop, der tiefe Heraclit,

Der hier auf Erden nichts als Noth und Laster sieht,

Behauptet kühn in schwermuthsvollen Lehren:

Ein König, den man zu ergößen strebt,

„Ja gar ein König, den man liebet,

Seh, wenn ihn, fern vom Prung, kein Höfling mehr umgiebet,
„Elender tausendmal, als der im Staube lebt."

Er ist der glücklichste, wofern er wirkt und denkt!
Das zeigest du, Monarch, den oft zu ganzen Tagen,
Der weisen Eule gleich, das Cabinet umschränkt,
Von da dein Adlerblick sich darf zur Tiefe wagen,
Wohin vor Blöden sich der Weisheit Licht gesenkt. 2.
Kostet in den Voßischen Buchläden 1 Gr.

(21. Aug.) Hr. Peter Renatus le Bossu Abhandlung vom Heldengedichte, nach der neusten Französischen Ausgabe überseßt, und mit einigen critischen Anmerkungen begleitet von D. Johann Heinrich Z**. nebst einer Vorrede Hrn. G. Friedrich Meiers .. Halle beh Chr. Pet. Franken in 8v. 1 Alph. 8 Bogen. Dieses vortrefliche Werk kam zu einer Zeit an das Licht, als Frankreich mit Heldengedichten recht überschwemmt war. Die Chapelains, die des Marets, die Perraults, die Saint Amants glaubten Meisterstücke geliefert zu haben, welche mit den ewigen Gedichten eines Homers und Virgils um den Vorzug stritten. Ihr Stolz und ihre Verdienste schienen so schlecht zusammen zu passen, daß sich die damals lebenden wahren Kunstrichter nicht einmal die Mühe nehmen wollten, sie zurechte zu weisen. Boileau selbst that nichts, als daß er sie dem Gelächter Preis gab, indem er ihnen mehr Satyre als Gründlichkeit entgegen sezte. Der einzige Boffu unterzog sich der Arbeit, die Regeln des Heldengedichts aus den Alten Lessing, sämmtl. Werke. III.

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für sie aufzusuchen, und durch bloße Auseinanderseßung derselben sie stillschweigend ihre Schwäche sehn zu lassen. Die Aehnlichkeit, welche der Hr. D. 3** zwischen den damaligen und jetzigen Zeiten in Absicht auf den deutschen Parnaß findet, ist sehr in die Augen leichtend, und durch eben diese Aehnlichkeit rechtfertiget er seine Uebersetzung; wenn man anders die Uebersetzung eines vortreflichen Werks zu rechtfertigen braucht. Wir wollen zum Lobe desselben weiter nichts sagen, als daß es denjenigen, welche nur einigermassen von der allervollkommensten Art der Gedichte kunstmäßig reden wollen, unentbehrlich ist. Der Hr. Uebersetzer hat es ihnen durch verschiedene Anmerkungen, welche größten Theils nichts als kleine Anwendungen auf einige unserer neusten deutschen Heldendichter enthalten, noch brauchbarer gemacht. Sein Verfahren scheint uns übrigens sehr klug, daß er keinen tadelt als die Verfasser des Meßias und Noah, und sich für die Empfindlichkeit der andern so viel möglich in Acht nimt. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 18 Gr.

(23. Aug.) Aristoteles Dichtkunst ins Deutsche überseßt, mit Anmerkungen und besondern Abhandlungen versehen von Michael Conrad Curtius, der Königl. deutschen Gesellschaft in Göttingen Mitgliede. Hannover verlegts Joh. Chr. Richter 1753. in 8v. 1 Alph. 5 Bogen. Unter allen Schriften des Aristoteles find seine Dichtkunst und Redekunst beynahe die einzigen, welche bis auf unsre Zeiten ihr Ansehen nicht nur behalten haben, sondern noch fast täglich einen neuen Anwachs desselben gewinnen. Ihr Verfasser muß nothwendig ein großer Geist gewesen seyn; man überlege nur dieses: kaum hörte seine Herrschaft in dem Reiche der Weltweisheit auf, als man durch diesen erloschenen Glanz einen andern in ihm entdeckte, den kein Araber, und kein Scholastiker wahrgenommen hatte. Man erkannte ihn als den tiefsten Kunstrichter, und seit der Zeit herrscht er in dem Reiche des Geschmacks unter den Dichtern und Rednern eben so unumschränkt, als ehedem unter seinen Peripatetikern. Seine Dichtkunst, oder vielmehr das Fragment derselben, ist der Quell aus welchem alle Horaze, alle Boileaus, alle Hedelins, alle Bodmers, bis so gar auf die Gottschede, ihre Fluren bewässert haben. Dieser hat uns schon seit vielen Jahren auf eine deutsche Uebersetzung derselben warten lassen; und warum er sich endlich doch einen andern damit hat zuvorkommen lassen, können wir nicht

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