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sagen, es müßte denn die Griechische Sprache und seine eigne Dichtkunst, welche keine weder über sich noch neben sich leiden will, daran Schuld feyn. Herr Curtius besitzt alle Eigenschaften, welche zu Unternehmung einer solchen Arbeit erfordert wurden; Kenntniß der Sprache, Critik, Litteratur und Geschmack. Seine Uebersetzung ist getreu und rein; seine Anmerkungen sind gelehrt, und erleutern den Text hinlänglich; und seine eigne Abhandlungen enthalten sehr viele schöne Gedanken von dem Wesen und dem wahren Begriffe der Dichtkunst; von den Personen und Handlungen eines Heldengedichts, von der Absicht des Trauerspiels, von den Personen und Vorwürfen der Komödie, von der Wahrscheinlichkeit, und von dem Theater der Alten. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 16 Gr.

(13. Sept.) Neue Erweiterungen der Erkenntniß und des Vergnügens. Sechstes Stück. Frankfurt und Leipzig bey F. Lankischens Erben 1753. Die Verfasser schliessen mit diesem Stücke den ersten Band, und wir nehmen uns bey dieser Gelegenheit die Freyheit ihnen zu sagen, daß sie noch nicht einmal der Schatten von den Belustigern sind. Ihre prosaische Stücke sind mittelmäßig, und das ist es alles was wir auch von denen sagen können, die wir wissen nicht was für ein gelehrtes Ansehen haben wollen. Ihre poetischen Aufsätze aber sind noch unter dem Mittelmäßigen und dem Elenden ziemlich nahe. Sie reimen ohne Erfindung, ohne Wit, ohne Sprachrichtigkeit die allertrivialsten Gedanken, wenn es anders Gedanken sind. Von Gott sagt einer von ihren Dichtern S. 489.

O nein, sein Ohr ist nicht zu dick,
Sein Arm ist nicht zu kurz;

Er hört ihn, und er schaft sein Glück,
Und wendet seinen Sturz.

Von dem Joseph sagt eben dieser:

Die Brüder seine Peiniger,

Die ihm aus Neid geraubt,

Sehn nun den Bruder herrlicher

Als sie vorher geglaubt.

Ein andrer singt

Kein Haushalt mehret meinen Kummer,

Kein böses Weib stört meine Ruh.

Bey Beschreibung seines Gartens sagt er:
Kein Jupiter schwingt seine Blize
Den hier des Künstlers Hand geäßt.
Was ist ein solcher Gott mir nüße,

Den erst sein Unterthan gesezt?

Als wenn man Bildseulen deswegen in die Gärten fette, um sie anzubeten. Solch Zeug wird man auf allen Seiten finden, wo die Herren ihre Profe nach gereimten Zeilen abtheilen. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 2 Gr.

(20. Sept.) Ausführliches Verzeichnis von neuen Büchern mit historischen und kritischen Anmerkungen in alphabetischer Ordnung verfaßt von Melchior Ludwig Widekind, Prediger zu Berlin. Erstes und zweytes Stück. Berlin, verlegts A. Haude und 3. C. Spener. 1753. in 8v. 1 Alph. Das neuste und zum Theil vollständigste Werk von einem der angenehmsten Theile der Gelehrtengeschichte, von der Kenntniß feltner Bücher, ist ohne Streit die Bibliothek des Hrn. Clement. Da sie aber ein wenig kostbar ist, und ohne Zweifel einmal zu einer ziemlichen Anzahl von Bänden anwachsen muß, so verdient das Unternehmen des Herrn Prediger Widekinds, eine ins kurze gezogene Uebersetzung davon zu liefern, allen Dank. Diese zwey Stücke, welche der Anfang sind, gehen von A bis Ba und enthalten nicht nur alle seltne Bücher welche Herr Clement anführt, sondern auch noch verschiedne mehr, welche Theils aus der Salthenischen Bibliothek, Theils aus den Schriften des Herrn Freytags, Theils auch aus der eignen Kenntniß des Hrn. Widekinds hinzugekommen sind. Auch wird man das Beträchtlichste aus den Anmerkungen des erstern darinne finden, ob man gleich vielleicht wünschen wird, daß man ein wenig mehr Prüfung dabey angewendet hätte. Hr. Clement ist oft in seinen Urtheilen ein wenig zu geschwind, und spricht dann und wann von Büchern, die er nicht gesehen hat, eben so zuversichtlich als wenn er sie gesehen hätte. Wir wollen nur ein einziges Erempel anführen: er macht unter andern den Jacobus Angelus, wegen seiner Lebensbeschreibung des Cicero zu einem blossen Uebersetzer des Plutarchs, und feßt ganz freudig hinzu: voila donc un Auteur reduit à la condition de simple Traducteur! Wann er auch nur den Titel dieser Lebensbeschreibung gekannt hätte, so würde er schon ein beffers aus den Worten, die sich darauf

befinden: à Jacobo quodam cognomento Angelo non tam ex Plutarcho conversa quam denuo scripta, ersehen haben. Herr Widekind schreibt ihm dieses, wie fast alles nach, und giebt sich wohl gar oft Mühe, wann sein Vorgänger sich übereilt hat, noch eine Ausflucht für ihn zu finden; wie es z. E. bey dem Nonnus des P. Abrahams geschehen ist, wo man es nicht allein aus dem Titel sieht, daß er ihn niemals muß gesehen haben, sondern auch aus der falschen Anzahl der Verse, die er uns mit den bestimmtesten Zahlen angiebt. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 12 Gr.

(13. Nov.) G. E. Leßings Schriften. Erster und zweyter Theil. Berlin bey Christ. Fr. Voß. 1753. in 12mo. 1 Alph. 3 Bogen. Der erste Theil dieser Schriften enthält zwey Bücher Lieder, Fabeln, Sinnschriften und Fragmente ernsthafter Gedichte. Diese lettern hat der Verfasser seinen Lesern nicht ganz mittheilen wollen, vielleicht ihnen den Ekel zu ersparen, den er selbst empfunden hat, wenn er um einige wenige schöne Stellen gelesen zu haben, zugleich nicht wenig schlechte, und sehr viel mittelmäßige hat lesen müssen. Der zweyte Theil bestehet aus Briefen, die man, wenn man will, freundschaftliche Briefe eines Pedanten nennen kan. Wenn es übrigens wahr ist, daß verschiedene von den in dieser Sammlung enthaltenen Stücken, den Beyfall der Kenner, gedruckt oder geschrieben, schon erhalten haben, so kan man vielleicht vermuthen, daß ihnen die Sammlung selbst nicht zuwider seyn wird. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 16 Gr.

(27. Nov.) Le Papillon qui mord; nouveau Lucien en douze Dialogues suivis d'une lettre à Mr. Ouf par Mr. Beryber. à Berlin chez Chr. Fr. Voss. 1753. in 12. 17 Bogen. Wann wir es darauf ankommen liessen, was sich die Leser unter diesem Titel vorstellen wollten, so zweifeln wir sehr, ob viele auf den rechten Punct kommen würden. Es sind zwölf Gespräche, welche nach Art des kleinen Herodots, von sehr wichtigen Materien handeln, und nichts geringers als die Vertheidigung der natürlichen und geoffenbarten Religion zum Zwecke haben. Der Verfasser hat darinne besonders mit dem Marquis d'Argens, mit dem Hrn. von Voltaire, mit dem Verfasser der Sitten, dem Verfasser des Geistes der Gesetze und einigen andern zu thun, welche das Unglück gehabt haben, oft unter der Larve der Philosophie sehr unphilosophische Säße zu behaupten. Er ist aber dabey ein wahrer Schmetterling, welcher von einem

Gegenstande auf den andern flattert, und diese Flatterhaftigkeit nur da= durch entschuldigen kan, daß alle diese Gegenstände Blumen sind. So macht er zum Erempel bey Gelegenheit des Vorwurfs, daß die so ge= nannten starken Geister, sehr kleine Helden in der Geschichte zu seyn pflegten und oft die unsinnigsten historischen Fehler begingen, eine Ausschweifung auf das Jahrhundert Ludewigs des vierzehnten, welche durch mehr als ein Gespräch dauert, und in der That lesenswürdige Anmerkungen enthält. Die Gespräche selbst werden von einem Marquis und einem Weltweisen geführt; und vielleicht wird mancher Leser dabey wünschen, daß der Verfasser diese Namen verwechselt, und den Marquis zum Philosophen, und den Philosophen zum Marquis möchte gemacht haben, weil es fich, nach der gemeinen Art zu denken, besser für einen Marquis als für einen Philosophen schickt, die Sprache eines abgeschmackten Freygeistes zu führen. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 10 Gr.

(8. Dec.) Elvire Poeme par Mr. d'Arnaud, Conseiller d'Ambassade de sa Majesté le Roi de Pologne etc. und Membre de l'Academie de Prusse. à Amsterdam 1753. chez Mortier. in 8vo 6 Bogen. Der Stof zu diesem Gedichte ist eine Episode aus dem fünften Gefange der Lufiade des unsterblichen portugisischen Dichters Camoens; die Geschichte nehmlich des Don Manuel de Souze, welcher mit seiner Frau, Elvire, an den Klippen des Vorgebirges der guten Hoffnung Schiffbruch leidet, und auf eine wüste Insel geworfen wird, wo sie dem Hunger eine erschreckliche Beute werden. Was Herr Arnaud für ein Dichter sey, weiß man schon. Die Reinigkeit der Sprache, das wohlklingende der Versification, und hier und da ein Meisterzug, den er aber, wie es scheint, mehr seinem Gedächtnisse, als seinem Genie zu danken hat: dieses sind seine Schönheiten: hinlängliche Schönheiten eine an sich selbst sehr rührende Geschichte so vorzutragen, daß sie ihren Eindruck nicht verlieret. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 4 Gr.

(25. Dec.) Briefe von Verstorbenen an hinterlassene Freunde. Zyrich bei Orell. MDCCLIII. in 4to 16 Bogen. Dieses ist eines von den Meisterstücken, mit welchen uns in vergangener Messe die Schweiz beschenken wollen, die sich lange genug mit trocknen Regeln beschäftiget hat, und nunmehr auch die Muster dazu geben will. Es ist aus der Feder des Hn. Wielands, eines so fruchtbaren Geistes, daß die Vielheit seiner poetischen Geburten beynahe ein Vorurtheil wider ihren innern

Werth seyn könnte, wann ihm der Gott der Critik nicht stets zur Rechten stünde, der ihn durch sein cave faxis te quidquam indignum! immer beh gleicher Stärke zu erhalten weiß. Daß es Briefe aus dem Reiche der Todten find, sieht man aus dem Titel; und daß diese Einkleidung keine Erfindung des Hn. Wielands ist, werden diejenigen wissen, welche die Briefe der Frau Rowe und andre dieser Art kennen. Es sind deren neune, welche alle voller Seligkeiten, Tugend und Freundschaft sind, so daß uns schon der Inhalt mit aller Achtung davon zu reden bewegen muß. Ueberall herrscht darinne das feinste der feinsten Empfindungen; und die Nachrichten, die uns von dem Himmel mitgetheilt werden, sind neu und curiös. Wem die Briefe selbst ein wenig zu lang vorkommen sollten, der mag überlegen, daß die Gelegenheiten aus jenem in dieses Leben jeßiger Zeit sehr rar sind, und man also den Mangel des öftern Schreibens durch das viel Schreiben ersetzen muß. Sonst aber haben wir durch eine neuere Nachricht von dorther erfahren, daß man eine scharfe Untersuchung angestellt, die wahren Namen dieser Correspondenten, eines Junius, einer Lucinde, eines Teaners, und wie sie alle heiffen, zu entdecken, um es ihnen ernstlichen zu verweisen, daß sie sich unterstanden haben, wider das; Sie haben Mosen und die Propheten x. zu handeln. Kostet in den Voßischen Buchläden hier und in Potsdam 10 Gr.

(27. Dec.) Gleich jetzo erhalte ich zwey Bogen in Octav welche in Halle beh Gebauern unter folgender Aufschrift gedruckt find: Samuel Gotthold Langens Schreiben an den Verfasser der gelehrten Artickel in dem Hamburgischen Correspondenten wegen der im 178 und 179 sten Stücke eingedruckten Beurtheilung der Uebersehung des Horaz. Der Herr Pastor Lange hat mir darinnen die Ehre angethan, auf meine Critik zu antworten; und sich die Schande, es auf eine so abgeschmackte Art zu thun, daß nichts darüber geht. Indem er seine Fehler entschuldigen will, macht er neue, einen über den andern. Sie scheinen mir unter sich zu wetteifern, welche ihn am lächerlichsten machen können; und es gelingt ihnen so gut, daß ich einige Tage Bedenkzeit haben muß, wenn ich den Ausspruch thun soll. Ein einziger Punkt ist es, über welchen ich mich nicht zeitig genug erklären kan. Was ich mir nie von einem vernünftigen Manne, geschweige von einem Geistlichen vermuthet hätte, muß ich von ihm erfahreu, von ihm, der meine Vermuthung nicht das erstemal übertrift. Er greift meinen moralischen

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