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und Heuschreckenverwüstung ein starkes, wie häufig mit Erdbeben verbundenes (!) Gewitter heraufzog, in Folge dessen ein Regen fiel, der dann die Hoffnung der Menschen neu belebte."

Hitzig gibt eine Gesammtauffassung nicht, er berührt einzelne nebensächliche Schwierigkeiten, wie die, dass die Erde nur beben könne, während die Heuschrecken sich niedergelassen haben, der Himmel aber nur bei ihrem Fluge zittern und sich verfinstern könne, erklärt dann Vs. 10-11 vom Gewitter, aber bedenkt es nicht, dass dies Gewitter vor den Heuschrecken hergeht und damit ihr Erscheinen unmöglich macht. Auch auf die gleichzeitige Erwähnung von Sonne, Mond und Sternen geht er gleich E. Meier ein, indem er bemerkt: Der Sonne folgt von selber die Erwähnung des Mondes (Jos. 10, 12; Ps. 121, 6, gegen letzteres schon Meier „Die Sonne bei Tage, der Mond bei Nacht!)"; und auch die Sterne, welche jetzt, nachdem sich die Sonne verfinstert hat, leuchten sollten, raffen vielmehr ihren Glanz an sich, indem die Wetterwolken den ganzen Himmel überziehen." Aber auf das und

.geht er ernstlich nicht ein לפני חילו

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Endlich Wünsche: Das Heuschreckengemälde verallgemeinert sich wieder (wo denn schon vorher?) zum Gemälde vom Tage des Herrn. ... Von vielen Auslegern ist unser Vers (10) als eine unmittelbare Folge des Heuschreckenzuges betrachtet worden, welche Auffassung aber durchaus der Wirklichkeit der Sache zuwiderläuft (und dem b widerspricht).

SO

Alle diese Erklärungen werden dem Texte nicht gerecht; ist hier nämlich ein Gewitter als Vehikel für Jahve's Einwirkung gedacht, erfolgt die Lösung der Noth nicht im Tempel (Credner); heisst 7:3 nicht während sondern vor ihm, so ist die ganze Wendung unmöglich, was Meier fühlt (es scheint sich die Vorstellung zu ergeben), Hitzig aber übergeht; verallgemeinert sich das Heuschreckengemälde zum Tage Jahve's, so ist dieser schon da, während er doch erst kommen soll, und das Vs. 11 wird unpassend, wenn man nicht den Begriff des seines ernsten Gehaltes entleeren will. Solche gewundne und unklare Auslegungen zeigen nur, dass der Text selbst unklar oder unverstanden ist, die Vorstellungen des Schreibers waren nicht präcis, seine Rhetorik riss ihn fort, oder die Erklärer des hochgepriesenen Propheten haben ihn falsch ausgelegt.

Auf Grund dieser Unklarheit wissen sie denn auch mit der Gedankenreihe von 12-17 nichts Bestimmtes anzufangen. Hier heisst es: Auch jetzt noch bekehrt Euch, weil Gott langmüthig und die Möglichkeit eines Aufschubes des Gerichtes vorhanden ist. Nimmt man mit

Wünsche die Verallgemeinerung der Schilderung der Heuschrecken zu der des Gerichtstages an, so ist auf Grund der Tempora von II, 2 dieser schon da, das würde also bedeuten, jetzt nachdem das Gericht schon begonnen hat, kann es sistiert werden. Aber welches Gericht? Das über alle Welt? Hat das schon begonnen? Und wenn darunter nur die erziehende Strafe der Heuschrecken, die ein Vorspiel sind, verstanden wird, so ist das D, dessen Sinn dem von auch jetzt noch ganz gleich ist, ungehörig, und allein Ps. 2, 10 in den Worten gibt zu einem: Nun also

am Platze, gerade wie

by Jahve's Rede Veranlassung , so erwartet man Gleiches hier nach

bp Vs. 11, und das ist vom Uebel. Wenn das steht, muss der schon im Vollzuge sein, die Unklarheit in der das Verhältniss zwischen dem Gerichtstage und dem Heuschreckenzuge gelassen ist, straft sich hier. Hat man es aber mit dem Gewitter Credners zu thun, das die Noth lösen soll, und schon heranzieht, so wird der Gedanken, auch jetzt noch in aller Eile, gradezu erbärmlich. Wir haben es bisher mit unentwirrbaren Unklarheiten zu thun.

.niher bestimmt שׁוּבוּ בְכָל-לְבַבְכֶם

Beachtung verdient dann aber auch, wie der Schreiber selbst das Diese Sinnesänderung äussert sich in Fasten, Weinen und Brustschlagen, das Vs. 15 in öffentlicher durch Posaunenton verkündigter oder eingeweihter heiliger Festversammlung vollzogen werden soll, bei der alle Altersklassen und Geschlechter vereint sein sollen. Bis auf die Ordnung der Aufstellung richtet sich des Schreibers Aufmerksamkeit, die Priester erhalten ihren Stand zwischen der Vorhalle des Tempels und dem Altar angewiesen, dort sollen sie weinen, und Worte sprechen, die anderwärts vereinzelt vorkommen. 1 Wo lassen sich alte Propheten auf derartige Bestimmungen ein?

und Jer. 24,9; sodann die Wenstimmt zu Neh. 2, 17 und den (109, 25; 119, 22); Ezech. 22, 4;

1) Nämlich, Combination von dung, nicht mache dein Erbtheil zur maccabäischen Psalmen 44, 14; 79, 4; 89, 42 Dan. 9, 16. Ueberentscheidet Jer. 24, 9 neben dahin, dass es höhnen, zum Spottlied benutzen, bedeutet, nicht aber herrschen, wogegen auch Ps. 69, 11, 12 zeugt, und das Wünsche nicht wieder hätte hervorholen sollen, da seine Chronologie Joels das nicht verträgt. Seine Bemerkung, mit der er Hengstenberg Christologie I, 362 folgt, dass mit herrschen bedeutet ist richtig, ebenso die, dass es mit ,, Spottlieder singen bedeudet, aber bewiesen ist nicht, dass diese beiden Bedeutungen mit der Setzung der Präposition nothwendig bestimmt sind. Jemand zum Gegenstand eines Spottliedes machen hat ihre vollkommne Analo

משל בפלני Die Construction

.24 ,12 .Neh להלל להודות במצות דויד הזכיר בשם קרא בשם gie an

bbb Ps. 44, 9; 56, 5; hier drückt das das Mittel aus, vermöge

Hier ist es wieder die Lust am Schildern, das Haften am Aeussern der Erscheinung, das Interesse ein Bild abzurunden, das den Schreiber eigentlich bestimmt, wie zuvor bei den Vorführungen der Naturereignisse. Alles wird malerisch, sinnlich arrangiert, der Gemüthsernst ist unterdrückt durch die Freude an der runden Darstellung. Eine heilige Versammlung ferner, bei der auch die Säuglinge (7) erscheinen sollen (und etwa gar mit fasten?) hat auch ernstlich nicht gefordert werden können, der Verfasser erliegt eben wieder dem rhetorischen Kitzel; neben den nehmen sich die gut aus, und von diesen kann man nur noch auf Säuglinge steigern.

Endlich sei im Vorbeigehn noch bemerkt, dass Vs. 14 wieder als vornehmliche Gabe der göttlichen Erbarmung hervorgehoben werden die Speisopfer und Weinspenden für den Altar, was ganz zu I, 9 stimmt, und den gleichen Bedenken zu unterwerfen ist, so wie dass das allgemeine Bussfest mit Fasten seine biblische Analogie in Jona 3 findet. Wie hier 3, 9 der König sagt: bay onaj dug 27772 so Joel 2, 14 Dan ng 27 72, und wenn dieser die Säuglinge fasten lässt, so der König die Thiere, wobei Hitzig mit Recht die von Hävernick beigebrachte Analogie von Herodot 9, 24 abweist. Denn bei Herodots Erzäh

zu Stande kommt. Herr משל und ebenso das הלל, הזכיר קרא dessen das

Wünsche wird dies gelten lassen. Alfiyya edit. Dieterici S. 188,

.למשל בי עניים sehr wohl stehn הציגני למשל עמים Hiob 17, 6 könnte für אֶמְאַס מקַחַת 26 ,33 .construiert (Jerem אל herrschen mit משל Nun wird aber gehören könnte und קחת wo es indess zu, מזַרְעוֹ מוֹשְׁלִם אֶל-זֶרַע אַבְרָהָם משלים אַתֶּם und neben (עַל בְּרִיתִינוּ משלים ובבהמתנו 37 ,9 .Neh) על mit construirt על wo es als Spottreden mit אֶת־הַמָּשָׁל הַזֶּה עַל אַדְמַת יִשְׂרָאֵל

ist Ez. 18, 2 steht in folgenden Verse gleich von dem der Sinn in oder über gleich denkbar ist vgl. 12, 22, 23. Gesetzt aber, dass wirklich der Sinn wäre,, dass Heiden über dein Erbtheil herrschen", so erkläre man doch diesen Ausdruck aus der Zeit 870 vor Christus; wo hatten denn damals die 13 Aussicht Juda zu beherrschen? spätern Style an, es findet sich ohne Verbindung mit 7 absolut nur bei Jeremia, Ezechiel, Jona, Joel, Nehemia und Ps. 72, 13, denn 1 Sam. 24, 11 ist

gehört den חוּסָה יהוה Auch das

ausgefallen. Ja selbst mit verbunden steht es ausser in dieser Stelle und Genesis 45, 20, nur bei den genannten Schriftstellern und im Deuteronomium zur Zeit Jeremia's, so wie in dem exilischen Jesaja 13, 18. Der absolute Gebrauch von 1 ist noch jüngerer Sprachgebrauch Neh. 13, 22. Desgleichen ist die Wendung wie sachlich erst bei theoretischem Streite über das Verhältniss Jahve's zu den Göttern möglich, so sprachgeschichtlich erst Ps. 79, 10; 115, 2 (Deut. 32, 37) Ps. 42, 4, 11 (Jer. 2, 28) d. h. seit fast schon exilischer Zeit vorhanden. Alle Ausdrücke dieses Gebetes gehören junger und jüngster Sprache an und vertragen eine Ansetzung um 870 durchaus nicht.

lung werden die Thiere nach persischer Sitte bei der Trauer geschoren, wie die Menschen, was auf dasselbe hinauskommt, wie wenn bei uns noch heute in Trauerzügen die Pferde mit Flor und schwarzen Decken geschmückt werden, wie die Menschen Flor tragen; das Auffallende, das Fasten der Thiere bleibt unerklärt, auch wenn man die Stelle des Herodot herbeizieht.

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In Vs. 18 p beginnt angeblich historischer Bericht,,, das Bussgebet that seine Wirkung, Jahve's Eifer erwachte für sein Volk" (Credner);,, dieses Gebet fand Erhörung. Das Gewitter nämlich Vs. 11 entlud sich jetzt in strömenden Regen, mit welchem eben der ersehnte Frühregen begann“ (Hitzig). Enthält Vs. 18 und 19 a wirklich eine geschichtliche Aussage über die Wirkung des Bussrufes .... so folgt daraus nothwendig weiter, dass der Prophet nicht in der ersten Hälfte seines Buches, wie die Allegoristen wollen, ein rein (!) zukünftiges Strafgericht ankündigt, sondern eine Calamität schildert, die entweder bereits ganz, oder wenigstens zum Theil (!) schon eingetreten war“ (Wünsche).

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Lassen wir uns hieran vor der Hand genügen, und sehen wir nach, ob Joel 1 2, 16 irgend eine klare Situation und fortschreitende Gedankenentwicklung erkennen lässt?

Der Inhalt geht eng zusammen: Heuschrecken sind da, und ihre Verwüstung wird geschildert, von der man nicht weiss, wie lange sie gedauert hat, die aber jedenfalls länger währte, da die 4 Entwicklungsstufen, wenn man sie annimmt, etwa vom März bis Juni reichen, und im Juli das Eierlegen von Neuem beginnt. Uebrigens kann das Auskriechen aus den Eiern im Süden auch früher eintreten, die Entwicklung bei der Wärme sich beschleunigen, so dass auf ein Jahr zwei Generations resp. Metamorphosenreihen fallen können. Im Februar 1847 waren in Jerusalem Heuschreckenschaaren, und in Nordarabien ist ihre Begattungszeit schon im April, dagegen fand sie Robinson (Palästina III 432) bei Nazareth am 18. Juni noch unvollständig entwickelt ohne ausgebildete Flügel, und ähnlich im Süden in der Nähe Hebrons am 4. Juni III 190. Ohnehin ist es aber nicht nur nicht gewiss, ob wirklich die 4 Namen 1, 4 die Metamorphosen bezeichnen, sondern es

1) Der geneigte Leser beachte, wie die Unklarheit der Auslegung sich in dieser Inhaltsauffassung reflectiert. Einem rein Zukünftigen steht ein unrein Zukünftiges gegenüber, und das ist Joels Schilderung 1-2, 17 gewiss, wie die folgenden Worte bestätigen, wonach die Calamität erst zum Theil" eingetreten sein kann, oder aber schon ,, ganz" eingetreten ist.

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ist so gut wie gewiss, dass sie es nicht thun; jedenfalls ist der allgemeine Gattungsname, der darum nicht als Theil andern Theilen, wie pb, bon, gleichgesetzt werden kann, ebenso wenig als die Vögel den Hühnern, Gänsen und Tauben. Wir haben eben wieder Rhetorik vor uns. Genug wegen dieser eingetretnen Zerstörung sollen die Priester trauern, ein heiliges Fasten ansagen; der Tag Jahvehs ist nahe, denn Nahrung für Mensch und Vieh, selbst Opfermaterial für den Tempel ist vernichtet, Alles leidet von Dürre, die Wasserbäche sind vertrocknet. Man soll Posaunen blasen, denn Jahves Tag ist nah (also zukünftig), es ist ein Tag des Dunkels und der Finsterniss. Es lagert auf den Bergen (man weiss nicht, ob an dem nahen Tage oder schon jetzt, also vor ihm) ein weitläufig beschriebnes Heer, dass man nach dem Vorangehenden und der Natur der Schilderung in Metaphern (, 82773) für einen Heuschreckenschwarm anschen möchte oder soll, denn gesagt wird es nicht. Himmel und Erde beben, Sonne, Mond und Sterne werden dunkel, Jahveh donnert vor ihm her, denn dies sein Werkzeug ist sehr stark, denn Jahvehs Tag ist furchtbar. (Hier scheint wieder dieser Tag gegenwärtig zu sein), und so fährt der Redner fort: Auch jetzt noch, wo der Tag schon beginnt, bekehrt euch, feiert ein Trauerfest mit Fasten und Versammlung im Tempel, vielleicht erbarmt sich Jahveh. Da erbarmte sich Jahveh und sprach.

Ich vermag hier keine Gedankenentwicklung zu entdecken, es ist \ zweimal dasselbe gesagt; ob der gegenwärtig oder zukünftig ist, wird nicht deutlich, und die historische Bemerkung ,,da ereiferte sich Jahveh für sein Land," sowie die hier in der prophetischen Rede anzunehmende Pause erscheint mir mit de Wette völlig unerhört und ernsthaft undenkbar. Man müsste dazwischen denken, dass die Versammlung programmgemäss arrangiert wäre, und dann rechtzeitig der Regen eintrat, was alles zum Ueberfluss nicht wirklich berichtet, sondern nur angedeutet wäre. Nehmen wir die Pause an, so ist die erste Rede hier aus, die nichts enthält als eine zweimalige Schilderung der Heuschrecken und der Dürre, nebst Aufforderung zum Fasten. Die Erhörung dieses Gebetes, die in dem von den Auslegern (s. oben) supponierten Regen sich zu . erkennen gibt, bliebe ökonomisch immer noch ohne Werth, denn wenn die ganze Jahresernte verloren ist 1, 10-11, so ist die neue Ernte die der Herbstregen 2, 11, 23 bringen soll, doch erst nach einem halben

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1) Auch hier wieder die Unklarheit, der Mangel einer concreten, greifbar klaren Situation. Es müsste sich um Herbstregen handeln, aber rhetorisch wird dem sofort der Frühlingsregen p coordinirt, und so eine

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