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Stanislaus, Bischof von Krakau, der Sohn vornehmer Eltern, war zu Sczepanow im Gebiete von Krakau, im Jahre 1030 geboren; sein Vater hieß Wielislaus, seine Mutter Bogna. Von seiner frühesten Kindheit an lebte er, wie die Legende angibt, in strengster Ascese und in der Ausübung der größten Mildthätigkeit. Tüchtig an Geist und Herz, studirte er erst in Gnesen, dann sieben Jahre lang in Paris Theologie und kanonisches Recht, indem er sich dabei jeder Tugend befleißigte und seine ascetische Lebensweise fortsette. Nachdem er promovirt hatte, kehrte er in sein Vaterland zurüd und trat im Jahre 1059 in den geistlichen Stand. Als seine Eltern gestorben waren, überließ er seine Güter den Armen, wurde unter dem Bischof Lambert von Krakau Kanonikus und Priester, darauf Coadjutor Lambert's und nach dessen Tode Bischof von Krakau; Pabst Alexander II. bestätigte ihn in dieser Würde. Als Bischof führte er das strenge Leben fort, visitirte jährlich seine ganze Diöcese, und erhob sich mit Eifer und Nachdruck gegen die Sittenlosigkeit, Ungerechtigkeit und Grausamkeit des damals regierenden Königs von Polen, Boleslaw II., den weder der Erzbischof von Gnesen, noch ein Bischof der Diöcese anzutasten wagte. Stanislaus bedrohte den König mit dem Banne und der König verfolgte ihn mit seinem Hafse, den Stanislaus, wie die Legende weiter angibt, durch die Auferweckung eines Todten (welchen er auch wieder sterben ließ, als er seinen Zweck erreicht hatte) unschädlich machte. Da Boleslaw keine Buße that, belegte Stanislaus ihn mit dem Banne. Aus Rache ermordete darauf der König den Bischof Stanislaus, als dieser eben die Messe feierte (1079). Auch im Tode that Stanislaus noch Wunder und im Jahre 1254 wurde er als Märtyrer vom Pabst Innocenz IV. unter die Heiligen versetzt. Er gilt als Schußpatron der Polen; ihm zu Ehren erbaute man Kirchen und Altäre, und seine Anrufung soll eine Menge von Wundern, besonders bei leiblichen Uebeln, bewirkt haben. Der 7. Mai wird als sein Gedächtnißtag gefeiert. Vergl. Stanislai vita. Ignol. 1611. Col. 1616; Unschuldige Nachrichten auf das Jahr 1725. Leipz. S. 295; Ausführliches Heiligen-Lexikon. Cölln u. Frankf. 1719. S. 2082 ff.; Rich. Roepell, Geschichte Polens. Hamb. 1840. I. S. 199 ff.

Stanislaus, der Heilige, aus einer angesehenen polnischen Familie stammend, war am 20. Oktober 1550 zu Kostkow geboren. Sein Vater war Senator und hieß Johann Kostka, seine Mutter Margarita Krika; Stanislaus war der jüngere Sohn seiner Eltern (sein älterer Bruder hieß Johann) und nach seinem Vater führte er den Zunamen Kostka. Bis zu seinem 14. Lebensjahre fand er seine Erziehung und Bildung im elterlichen Hause, und namentlich übte seine Mutter einen tiefen Einfluß auf ihn, die ihn zu frommen Uebungen aller Art eifrigst anleitete und für diese um so mehr. empfänglich machte, als er mit einem schwärmerisch aufgeregten Gemüthe begabt war. Unter der Leitung eines Führers, Namens Bilinski, kam er im 14. Jahre mit seinem Bruder nach Wien, um hier im Jesuitencollegium sich weiter auszubilden. Das Jefuitenhaus wurde jedoch bald aufgehoben, und nun lebte Stanislaus mit seinem Bruder in einer Privatwohnung. Während sein Bruder sich dem weltlichen Leben ergab, überließ fich Stanislaus in Kleidung und Lebensweise den strengsten Uebungen; wohl suchte sein Bruder ihn von denselben abzuziehen, doch widerstand Stanislaus jeder Verführung; Real Encyklopädie für Theologie und Kirche. XV.

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Stanislaus, der Heilige

Stapfer, Joh. Friedr.

selbst Kränkungen, die er wegen seiner Frömmelei von seinem Bruder erdulden mußte, vermochten nicht, ihn von seinen Buß- und Betübungen abzuziehen. Da verfiel er aber in eine schwere Kruntheit; in derselben flehte er zur heil. Barbara, und in seiner Verzückung sah er, wie erzählt wird, zwei Engel, dann die Jungfrau Maria, die ihn tröstete und aufforderte, Jesuit zu werden. Er genas, und sogleich wendete er sich an den Ordensprovinzial Magius, um sich in den Jesuitenorden aufnehmen zu lassen. Der Provinzial verweigerte jedoch die Aufnahme, weil der Vater des Stanislaus erklärt hatte, daß er den Eintritt seines Sohnes in den Jesuitenorden niemals zugeben werde. Aus demselben Grunde lehnte auch der päbstliche Legat Commendone in Wien das Gesuch des Stanislaus ab. Darauf verließ Stanislaus Wien heimlich und begab sich nach Augsburg und Dillingen zu Canisius, dem Jesuitenprovinzial von Oberdeutschland. Canisius legte ihm allerlei Prüfungen auf, dann wandte sich Stanislaus nach Rom; hier nahm ihn der General Franz Borgia am 28. Oktober 1567 in den Orden auf, und mit einem schwärmerischen Eifer seßte er seine Buß- und Betübungen fort. Bald prophezeihte er, wie erzählt wird, bei völliger Gesundheit den Eintritt feines Todes, der am Tage vor dem Feste der Himmelfahrt Mariä erfolgen sollte, um mit dieser seiner eigene Himmelfahrt halten zu können. Wirklich soll er darauf am Feste des heil. Laurentius kranf geworden und, kaum 18 Jahre alt, gestorben seyn (1568). Trotz seiner Jugend wurde er wegen seines wunderthätigen, in Buß- und Betübungen vollbrachten Lebens vom Pabst Clemens VIII. 1604 beatificirt und fein Todestag, der Tag vor dem Himmelfahrtsfeste der Maria als sein Festtag angesetzt. Vergl. Ausführl. Heiligen-Lexikon. Cölln u. Frankf. 1719. S. 2663; Biographie universelle. Par. 1825. T. XLIII. P. 436 sq. Neudeder.

Stapfer, ein Bernisches Theologengeschlecht von bedeutender Begabung und seltener Erudition, welches ein volles Jahrhundert hindurch der Berner Kirche zur Zierde gereicht hat. Stammend von Brugg im Aargau, dem sogenannten Prophetenstädtchen, das 3. B. 1774 nicht weniger als 36 Bürger geistlichen Standes zählte, begegnen wir von den vierziger Jahren des vorigen Jahrh. hinweg im Dienste der Kirche die Namen 30hann Friedrich, Johannes, Albrecht, Daniel, Philipp Albrecht und Friedrich Stapfer.

1) Joh. Friedr. Stapfer, einer der letzten Bearbeiter des reformirten Lehrbegriffs, übte als fruchtbarer theologischer Schriftsteller Einfluß auf weite Kreise, namentlich innerhalb der reformirten Kirche aus. Geboren im 3. 1708, machte er seine Studien zu Bern und Marburg, wo er, gleich seinem ebenbürtigen Landsmanne und Altersgenossen, dem nachmaligen Professor der Theologie Dan. Wyttenbach, fich unter Anleitung des Meisters gründlich in die Wolf'sche Philosophie einlebte. Nachdem er auch noch Holland besucht und überall den hervorragendsten Erscheinungen auf dem. Gebiete der Theologie und Philosophie seine Aufmerksamkeit zugewendet hatte, kehrte er mit einer ausgebreiteten Gelehrsamkeit und mit dem Entschlusse in die Heimath zurück, durch Anwendung der demonstrativen Lehrform der Wolf'schen Philosophie die Wahrheit des Christenthums und seiner Lehren "evident" zu erweisen.

Stapfer stand erst als Feldprediger in den Waldstätten (1738-1740), bekleidete dann ein ganzes Jahrzehend hindurch eine Hauslehrerstelle in der Familie von Wattenwyl zu Dießbach bei Thun, und ward nach dem Tode des dortigen Pfarrers, des bekannten Samuel Lucius (f. d. Art. Bd. VIII. S. 621), zu dessen Nachfolger beför dert (1750). Mit großer Treue und möglichster Herablassung zu der Bildungsstufe seiner Pfarrkinder, tief durchdrungen vom Gefühle der Verantwortlichkeit des Amtes, lag er den Pflichten eines Predigers und Seelsorgers in der ausgedehnten, religiös erregten Gemeinde bis an sein Ende (1775) ob. Indeß war das Feld der Bethätigung, das seiner individuellen Begabung entsprach, weit weniger das praktisch-kirchliche als hingegen das literarische, wie es denn auch der gelehrte Landpfarrer zu keiner höheren Ehrenstelle als zu derjenigen eines Kämmerers des Capitels Bern gebracht hat. Verhältnißmäßig rasch nach einander bearbeitete er die Hauptdisciplinen der christlichen Theologie in bändereichen Werken, und es erschienen von ihm bei Heidegger in Zürich

zwischen 1743 u. 1769: a) Institutiones theologiae polemicae universae. 5 Bde. 1743. Bierte Ausgabe des 1. Bandes. 1757. b) Grundlegung zur wahren Religion. 12 Bde. 1746-53. c) Sittenlehre. 6 Bde. 1757-66. d) Auszug aus der Grundlegung zur wahren Religion. 2 Bde. 1754. e) Unterricht von dem Eide. 1758; eine Schrift, die nach ihrer praktischen Seite immer noch gute Dienste thun kann. f) Anweisung zur christlichen Religion. 1769; in Katechismusform.

Der Standpunkt, welcher in diesen Schriften zu Tage tritt, ist der nämliche, den wir bei Wyttenbach und Beck, später bei Endemann treffen. In dem milden Geiste eines Werenfels und Turretin, nicht ohne merkliche Ermäßigungen im Einzelnen, bewegt sich Stapfer's Anschauungsweise noch wesentlich innerhalb des orthodoxen Lehrbegriffs. Allein dabei ist es ihm Gewissenssache, in Berücksichtigung der Anforderungen des Zeitalters die Jeongɛnɛía der christlichen Wahrheit, ihre Uebereinstimmung mit den Vernunftprincipien oder, wie er auch sagt, ihre Möglichkeit und Nothwendigkeit aufzuzeigen, und eben zu dem Zwecke nun macht er einen sehr ausgedehnten zum Theil äußerst ermüdenden Gebrauch von der Wolf'schen Methode. "Evidenz" heißt das Schlagwort Stapfer's. Durch das Bestreben, in der Gedankenentwickelung nur auf dem Wege streng logischer Schlußfolgerung fortzuschreiten, soll Alles klar, einleuchtend, für die verständige Betrachtungsweise thunlichst mundgerecht gemacht werden. Nicht als ob deshalb der Vernunft das oberste Kriterium über die Lehrfäße der Dogmatik zuerkannt würde. Denn mit Hülfe der reinen Denkoperationen und unabhängig bon der Offenbarung, aber allerdings im Interesse derselben, als deren schützender Unterbau, wird nur die theologia naturalis entwickelt, die bei den Reformirten seit Cartesius schärfer von der revelata geschieden zu werden pflegte und nun unter den Wolflanern, namentlich auch von Stapfer, in eine engere Verbindung mit dieser gebracht worden ist. Hinsichtlich der theologia revelata ist sich dagegen Stapfer gleich seinem Meister wohl bewußt, daß ihr positiver Gehalt nicht das Produkt menschlicher Vernunftthätigkeit ist und daher auch nicht in der Weise eines solchen demonstrirt werden kann. Hier gilt es vielmehr 1) den Nachweis zu leisten, daß die heilige Schrift eine göttliche Offenbarung in sich begreife, woraus dann 2) im Grundsaße die Wahrheit alles dessen abgeleitet wird, was die Schrift sagt (Vorrede zur Sittenlehre). Als fundamentum religionis im Allgemeinen stellt er die dependentia a Deo, als fundamentum religionis peccatoris die dependentia a Deo Salvatore hin. Die Lehre von der Offenbarung, von deren Nothwendigkeit und ihrer Bezeugung in der Schrift, kommt nach der Darlegung der natürlichen Religion folgerichtig zwischen die Lehre von der sündigen Bestimmtheit und Erlösungsbedürftigkeit des Menschen und zwischen die Lehre von der Trinität zu stehen.

Die Theologia polemica, ein Werk, das von großer Belesenheit zeugt und mit Recht weit über die Gränzen der Schweiz hinaus als ein sehr zuverlässiges Handbuch galt, ist aus der-klaren Einsicht hervorgegangen, daß die traditionelle Behandlungsart der Disciplin zur Rechtfertigung des kirchlichen Lehrbegriffs nicht mehr genüge. Bgl. Werenfels, diss. de controvers. theol. rite tractandis. Demnach will Stapfer fich nicht darauf beschränken, die Angriffe der Gegner aus dem Felde zu schlagen, sondern mit ächt historischem Geiste ist er überall bedacht, das durchgreifende Princip der entgegenstehenden Lehrsysteme herauszufinden, um an dieses die Hebel der Kritik anzuseßen. Vorausgeschickt wird in einem grundlegenden Theile eine compendiarische Darstellung der Theologia dogmatica, worauf dann in abgesonderten Kapiteln zur Behandlung gelangen: der Atheismus, der Deismus, der Epikuräismus, der Ethnicismus und Naturalismus. ferner der Judaismus, der Muhammedanismus, der Socinianismus und Indifferentismus (Latitudinarismus u. s. w.), der Papismus, die Fanatiker (Antoinette Bourignon, Weigel, Böhme, Dippel u. s. w.), der Pelagianismus, der Arminianismus, der Anabaptismus, endlich die morgenländische Kirche, der Consensus und Dissensus in den beiden Kirchen des Protestantismus und anhangsweise noch die

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