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Wörtern bereichert und auch verschönert, den Styl gebildet und in die Presie den Hexameter zuerst eingeführt zu haben. Bei der Ungelenksamkeit der damaligen röm. Sprache war er aber nicht im Stande, die Flecken seines ungebildeten Zeitalters ganz zu beseitigen; es fellt den wenigen, von ihm noch übrigen, Fragmenten an Politur, Anmuth u Feinheit. Es gebrach ihm selbst an einem reinen und feinen Geschmack. *) Dagegen beurkunden diese Ueberreste auch in mehreren Stellen sein Genie und erhabene Denkart. **) Für die Poesie erschuf er die Prosodie und im Trauerspiel ahmte er den Euripides, auch in seinem Reichthum an Sentenzen, nach. E. schrieb gegen 23 Trauerspiele, deren Titel m. Handb. 3r B. S. 20 gröfstentheils angiebt; sie sind bis auf kleine wenige Reste verloren gegangen. Aufser, dafs er Comödien und eine Geschichte der Römer vón den ältesten Zeiten bis auf sein Zeitalter in 18 Büchera in Hexametern abfafste, versuchte er sich auch in andern Gattungen der Dichtkunst, s. unten Epos, 2. E. im Lehrgedicht durch: Epicharmus, IV oder VI Bücher; Satyren, wovon eine Asotus oder Sotadicus überschrieben war, und mehrere Epigramine. Auch übertrug er mehrere Lehrgedichte aus dem Griechischen, z. B. Phagetica, Protrepticus, und praecepta, ș. m. Handb. a. a. O. S. 18. 19.

Die von den Poesien des E. übrigen Fragmente hat zwar zuerst Hieron. Columna. Neapol. 1590. 4. am vollständig. sten aber Francisc. Hesselius. Amst. 1707. 4. 1 Rthlr. (s. m. Handb. a. a. O. S. 29.) gesammelt und herausgegeben. Die von Heinr. Plank vollständig gehaltene und mit e. Comm, versehene Sammlung der Fragm. von dem Trauersp. Medea. Göttingae 1807. 4. 20 gGr. (vgl. m. Handb. a. a. O. S. 20.) umfasst auch die in he

*) S. Horatius Ep. ad Pison. v. 55 f. de rer. nat. L. I, v. 118 f.

**) Vgl. Lucretius

Pau

kannten Sammlungen nicht enthaltenen Fragmente aus den übrigen untergegangenen Schriften des E. lus Merula sammelte (Lugd. B. 1595. 4.) sehr vollständig alle Ueberbleibsel von den Jahrbüchern des E., mit Anmm erläutert.

Gröfsere Fortschritte in der tragischen Kunst

machte

MARCUS PACUVIUS.

Vgl. m. Handb. 3r B. S. 86-83.

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am

Er war aus Brundusium, [jetzt Brindisi], adriatischen Meere, gebürtig, und ein Schwestersohn des Ennius; lebte n. E. R. 600, vor Chr. G. 152 f. zu Rom, wo er zugleich neben der Dichtkunst sich mit der Malerei beschäftigte. Zuletzt zog er nach Tarent, woselbst er fast 90 J. alt starb. Vertraut mit den Dichterwerken der Griechen und im Besitz einer reichen Dichtersprache war er schon im Stande, die Griechen freier und prosodischer, als seine Vorgänger nachzuahmen. Von seinen 19 Trauerspielen (vgl. m. Handb, a. a. O. S. 87.), welche die Alten mehr nach ihrem Inhalt, als nach Darstellung und Styl schätzten, die jedoch nach Quintilianus ponderös in Gedanken und im Ausdruck, aber nur noch zu wenig gefeilt, zu roh und nachlässig waren, sind, bis auf wenige einzelne, unbedeutende Bruchstücke, dahin. Diese sind in P. Scriverii collectione vet. Tragic., in M. A. Delrionis synt. trag. lat. Antverp. 1594. 4. Par. 1619. 4. und in Maittaire's Sammlung vereint befindlich. Sie zeugen, dafs er zwar alles von den Griechen entlehnt, aber nicht wörtlich übersetzt hat. P. soll auch Satyren verfertigt

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Sein jüngerer Nebenbuhlex, der sich zur griech. Erhabenheit im Trauerspiel emporschwang *), war;

*) Vgl. Horat. Epist. B. II. ep. I. v. 56.

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Ernesti clav. Cic. im index

Vgl. m. Handb. a. a. O. S. 89-93; Mazzuch. Scrittori d'Italia. I. P. I. p. 54 f.

hist. v. Attius,

Etwas später lebte er als Pacuvius; denn er wurde n. R. E. 583, vor Chr. G. 170 geb., wiewohl er noch vor desselben Tode mit ihm in der tragischen Kunst wetteiferte. Man verglich sie beide häufig mit einander, wie man den Sophocles und Euripides vergleicht Pacuvius hatte zwar mehr Kenntnisse,

Diesem gestand

aber weniger Nachdruck als Attius. selbst jener sogar Erhabenheit zu. Decimus Brutus war sein Freund und besonders für seine Verse eingenommen. Unter seinen sehr vielen Tragödien, [davon sich auch nicht eine erhalten hat,] zeichnete sich Brutus oder die Entthronung des Tarquinius deshalb aus, weil es das einzige unter allen seinen Stücken, die griechisch hist. Facten oder Mythen betrafen, war, dessen Stoff A. aus der röm. Geschichte gewählt hatte. Das Grofse, Energische und Feuervolle charakterisirte seine Stücke. Seine Sprache war aber noch rauh, wiewohl doch schon zierlicher und gefälliger als des Pacuvius und nach den Fragmenten von seinen Tragödien zu urtheilen, war sein Ausdruck lebhaft und sinnreich. Diese sind, so wie seine in gebundener Schreibart abgefasste Jahrbücher der röm. Geschichte nicht mehr übrig. Die Fragmente findet man in Delrionis mehr berührter syntagm. Trag. lat. Lut. Par. 1619. 4. p. 125 f.; in der collect, vett. Trag. P. Scriverii. Lugd. Bat. 1620. 8. p. 89-154. und -in M. Maittaire's corp. poet. lat. T. II, p. 1487 f. —

-

- der

Von allen diesen tragischen Dichtern, den unverkennbaren Verbesserern des röm. Geschmacks und der Sprache, lässt sich aus den geringen, noch übrigen Bruchstücken von ihren Trauerspielen und Schriften, da sie nichts Zusammenhängendes und Ganzes umfassen, und nur dem Sprachforscher obsoleten Wörter wegen brauchbar sind, nicht ein, näher bestimmtes und günstiges Urtheil fällen; man kann daher nur den Beurtheilungen der späteren Kunstrichter, eines Cicero [Brut. 18.] Horatius, (epist. B. II. Ep. I. v. 56. 69) Suetonius, [de illustr. grammat. 1. und Quintilianus, (B. X, C. 1.) folgen. Aus den Ueberschriften der tragischen Stücke dieses Zeitr. sieht man aber, dass die röm. Dichter nur fremde mythische oder geschichtliche Gegenstände der Griechen bearbeitet haben, welche den grossen Haufen unmöglich interessirten. Durch Bearbeitung röm. Fabeln oder der alten Sagen von Italien, als einheimischen Gegenständen würden Charaktere, Leidenschaften und Gesinnungen auf eine originellere Art gezeichnet worden seyn und die Kunst würde bei den Römern Fortschritte gemacht haben.

2) COMÖD I E.

Als an die Stelle der fescenninischen Spiele die Darstellungen der Satyrspiele, (s. oben S. 31 f.) ge Ireten waren, wurden diese geschmacklosen Vorstellungen durch regelmässige Lustspiele verdrängt, wozu, wie beim Trauerspiel eben sowohl Livius Andronicus behilflich war, wie ich dies oben S, 32 be reits bemerkt habe. Neben denselben erhielten sich die Atellanen, s. davon unten. Fünf Jahre nach Livius Andronicus war auch Cn. Naevius, (s, oben

S. 34 f.) für die Comödie thätig. In seinen 45 Lustspielen hielt er sich vielleicht, um dem rohen Geschmack des grofsen Haufens zu entsprechen, an die alte Comödie der Griechen, welche sich persönliche Angriffe berühmter, im Felde, oder im Staate ausgezeichneter Männer ohne Scheu erlaubte; daher verstattete er sich nach seiner komischen Laune grobe Satyren auf damalige würdige Männer auf der Bühne, Dies verstiefs aber gegen die ernste Denkungsart der Römer und gegen die bei ihnen gewöhnliche Hochachtung und Verehrung ihrer Optimaten, die sich höchstens aur gegen triumphirende Feldherrn, um den Gott auf die Erde zurückzuziehen, Spottre den erlaubten. In Rom konnte deshalb die alte griech. Comödie durchaus kein Glück machen, da der demokratische Muthwille des Atheners gegen die strenge Subordination der Römer, deren versammelten Tausenden ein einziger Cato mitten im Strome ihrer Lust durch seine blofse Nähe Zwang und Zurückhaltung auferlegen kann, den vollkommensten Constrast bildet. Dazu kommt, dafs die alte griech. Comödie, wenn sie in Rom hätte gedeihen sollen, nicht etwa in übersetzten Stücken, selbst nicht eines Aristophanes, gefallen konnte, sondern dass sie frei und schöpferisch ausgebildet werden musste, indem weder ein verspotteter Sokrates, noch die verlachten Feldherrn und Staatsmänner des peloponnesischen Krieges in Rom anziehend unterhalten konnten, da Zeit und Volkssitten jener athenischen Welt den Römern so fern lagen. Das Beispiel des Naevius, der um vielleicht nur leiser und unbedeutender Berührungen des älteren Scipio und der Metelle in's Gefängnifs gesetzt worden war, [s. oben S. 34.] mufsten röm. Dichter von allen satyrischen Angriffenüberhaupt abschrecken; sein Versuch mifslang. Durch ihn und einige andere auf ihn folgende Komiker

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