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Dem Plane der Sammlung zufolge, zu der die gegenwärtige Bearbeitung des Herodot gehört, ist dieselbe vornehmlich auf die Erklärung gerichtet; nur in seltenen Fällen, und wo eine Begründung der verbesserten Lesart unumgänglich nöthig zu sein schien, sind ganz kurze Bemerkungen kritischen Inhalts beigegeben worden. Bis auf einige unwesentliche Veränderungen ist der Bekker'sche Text der zweiten Ausgabe (Berlin 1845) zum Grunde gelegt, mit Aufnahme der in meinem Programm (Quaestionum de dialecto Herodoti caput secundum, Berlin 1846) vorgeschlagenen Emendationen, ein Verfahren, welches mir durch Bekker's Aufnahme der in meinem früheren Programm (Quaestionum de dialecto Herodoti caput primum, Berlin 1844) vorgeschlagenen Verbesserungen gerechtfertigt zu sein schien. Ausserdem ist auf die Quaestiones Herodoteae von G. I. Eltz (abgedruckt in den neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik von Jahn und Klotz im 9ten Supplementband, Heft 1 u. 3, Leipzig 1843) Rücksicht genommen und Manches daraus zur Herstellung eines lesbaren Textes benutzt worden. Das Programm von W. Herold (Nürnberg 1850) habe ich leider erst, nachdem das erste Buch schon gedruckt war, erhalten; sonst würde ich nicht angestanden haben, manche seiner hauptsächlich auf das erste Buch bezüglichen, von Gründlichkeit und genauer Kenntniss des Herodoteischen Sprachgebrauchs zeugenden Vorschläge zur Verbesserung des Textes in meine Ausgabe aufzunehmen. Dagegen haben die gewiss sehr verdienstvollen Arbeiten W. Dindorf's und F. Brédow's vorläufig unberücksichtigt bleiben müssen, weil es an Zeit gebrach, sie gründlich und gewissenhaft zu untersuchen, und die Erfahrung gelehrt hatte, dass, wenn wir auch im Allgemeinen zu ziemlich übereinstimmenden Resultaten gelangen, wir dennoch in einzelnen Fällen auseinandergehen.

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Was nun meine erklärenden Anmerkungen betrifft, so habe ich sie so einzurichten gesucht, dass ein selbst mittelmässiger Primaner, nachdem er ein paar Bücher unter der Leitung des Lehrers gelesen hat, die übrigen ohne alle weiteren Hülfsmittel mit Ausnahme des Lexikons, zum Nachschlagen eines selten vorkommenden Wortes, geläufig und ohne Anstoss privatim lesen kann, wozu sich ausser dem Homer vielleicht kein anderer Schriftsteller mehr eignet als Herodot wegen der die Jugend so sehr ansprechenden Naivetät seiner Darstellung. Darum durfte bei aller Rücksicht auf das Sachliche doch auch der Sprachgebrauch nicht vernachlässigt werden; es mussten dagegen lange historische, chronologische, geographische, mythologische, naturwissenschaftliche Untersuchungen, die den Commentar übermässig hätten anwachsen lassen, sorgfältig vermieden, und überall nur das Allernothwendigste in dieser Beziehung hervorgehoben werden, indem das Weitere speciellen Studien überlassen bleiben konnte. Auch ist auf das Dialektische nur in den allerseltensten Fällen, und wo ein Wort oder eine Form nicht ohne Erklärung verstanden werden konnte, Bezug genommen worden, da einerseits für den oben bezeichneten Standpunkt eine hinlängliche allgemeine Bekanntschaft mit den Herodoteischen Formen vorausgesetzt werden konnte, andrerseits eine sichere Feststellung derselben vorläufig nicht unbedeutenden Schwierigkeiten unterworfen sein möchte.

Noch habe ich zu bemerken, dass in den Citaten aus Ritter's Erdkunde für Asien die erste Ausgabe (Berlin 1817) benutzt worden ist, da in der zweiten Ausgabe der Band, welcher Kleinasien, was am häufigsten in Betracht kam, enthalten soll, bis jetzt noch nicht erschienen ist; für Afrika dagegen die zweite (Berlin 1822), und in den Citaten aus Heeren's Ideen über die Politik den Verkehr und den Handel der vornehmsten Völker der alten Welt, die in Göttingen 1815 erschienene.

Die folgende Einleitung ist meist, bis auf wenige Veränderungen und mit Auslassung dessen, was dem Zwecke weniger zu entsprechen schien, aus der Abhandlung über Herodot, welche Hand für die allgemeine Encyclopädie von Ersch und Gruber ausgearbeitet hat, entnommen.

Berlin, im October 1850.

Lhardy.

EINLEITUNG.

Herodot's Vaterstadt war Halicarnassos in Karien, früher eine der dorischen Sechsstädte (Hexapolis), welche von dem Bunde ausgeschlossen (I, 144) unter lydische (1, 28), später unter persische Herrschaft (I, 174) fiel und bei fortdauernder Obergewalt der Perser der Herrschersitz eigener Könige wurde. Oovoos, aus Thurii oder Thurium gebürtig, heisst er nach seinem späteren Wohnsitze. Sein Geburtsjahr fällt auf Ol. 74, 1, d. i. 484 vor Chr., also 4 Jahre vor der Schlacht bei Salamis. Sein Vater hiess Lyxes, seine Mutter entweder Dryo oder Rhoio, ein Bruder Theodoros. Auch wird der epische Dichter Panyasis als Verwandter, nämlich entweder als Oheim (der Mutter Bruder) oder als Neffe (Vaters Brudersohn) genannt. Die Familie war eine der angesehenen, und wie H.'s vielfache Reisen voraussetzen lassen, eine wohlhabende. Ueber seine Erziehung und seine Lehrer ist Nichts bekannt; berühmte und ausgezeichnete würden genannt worden sein. Wohl mag er das Meiste sich selbst verdankt haben, wenn ihm das Vaterland in seiner vorgeschrittenen Bildung schon reichlichere Mittel darbot. Edle Geburt, die Verwandtschaft mit dem Dichter Panyasis und ein vorauszusetzender Umgang mit den damals schon vielzähligen Gelehrten musste für die Entwickelung eines so regen Geistes höchst förderlich sein. Mächtig aber konnte auch der anregende Einfluss wirken, welcher aus den Zeitereignissen, die mit seinem Leben begannen und fortdauernd die Zeit seiner Jugend erfüllten, nämlich aus den mit den Perserkriegen verbundenen Staatserschütterungen hervorging. Hatte er auch noch nicht Theil an dem Kriege selbst nehmen können, so doch an den sich daraus entwickelnden Folgen. Eine Vertrautheit mit Homer, durch den die gesammte Griechenwelt herangebildet wurde, lässt sich an vielen einzelnen Stellen und im Grundcharakter seiner Darstellung

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