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sprünglichen Ordnung; beigefügt sind die Varianten der mittleren Buchstabenreihe. Rechts von diesen Varianten sind die Namen der Buchstaben der Ordnung des mittleren Hauptalphabets entsprechend eingetragen. Die Namen dieser Buchstaben, das ist nun der Inhalt dieser ausführlichen sehr gelehrten und scharfsinnigen Abhandlung, find wirklich gothische. Dem Schreiber lagen von Nationalgothen aufgezeichnete Alphabete vor, theils in gothischer theils in lateinischer Folge, er war dadurch mit der Geltung der gotbischen Buchstabenzeichen im Allgemeinen bekannt; aber eine genügende Kenntniß der gothischen Sprache besaß er nicht und beging manche Irrthümer. Sind nun aber auch dieser Verderbniß wegen nicht alle Namensformen mehr mit Bestimmtheit zu erklären, so sind doch die meisten entweder deutlich oder nach einer nicht künstlichen Gmendation der Fehler der Abschreiber zu erkennen als wirklich gothische Namen. Diese bisher räthselhaften Namen stimmen nämlich mit denen der angelsächs. und nordischen Runen in überraschender Weise überein, nur 4 Laute sind der gothischen Sprache eigenthümlich und für dieselben entsprechende Runeunamen nicht zu vergleichen. Diese 25 Buchstabennamen gab Wulfila den Zeichen des von ihm neu gebildeten Alphabets, die Erfindung dieser Namen aber gebührt nicht ihm, er bat sie nur entlehnt; für die Bezeichnung jener alten Runennamen, die also die Gothen schon längst hatten, richtete er das griechische Alphabet ein, das durch ihn die Gothen annahmen. Die Veränderungen, welchen das griechische Alphabet unterworfen werden mußte, um einen adäquaten Ausdruck des gothischen Lautsystems abzugeben, waren tiefer eingreifend als die Veränderungen des lateinischen Alpha= bets bei den Angelsachsen, und deshalb sagt man, Wulfila habe die gothischen Buchstaben erfunden. Er hat aber nicht ein neues Alphabet erfunden, sondern er bat seinen Landsleuten nur den Gebranch des byzantinischen Alphabets, zu dem die Gulturzustände der Zeit drängten, erleichtert und vermittelt, indem er dasselbe für seine neue Bestimmung zurecht legte und ergänzte. Das griechische Alphabet ist die Mutter des gothischen in keinem andern Sinne, wie das lateinische die des angelsächsischen oder selbst des althochdeutschen, daher der Ordnung des gothischen Alphabets die griechische Buchstabenfolge zu Grunde liegt. Nach den Verbesserungen des Verf. lautete das gothische Runenalpbabet der 25 Buchstaben also: faihu, ûrus, thiuth, ans; raida, chozma, giba, vinna, hagls, nauths, eis, jêr, pairtha, sojil, Tius, bairka, manna, lagus, Iggvs, dags, ôthal, eyz, ezec, quetra, hvair; für diese 4 letzten fehlen entsprechende Namen im angelsächs. und nordischen Runenalphabet. Hölscher.

Progr. der Realschule zu Insterburg von A. Schweiger. 1851.

Diese Schrift enthält nicht etwa die Abhandlung eines Lehrers, sondern bringt vielmehr 3 franz. Ausarbeitungen von Schülern; „1) Prise de Magdebourg en 1631, et les évènements principaux qui la précédèrent; 2) Bataille de Fehrbellin, und 3) Evènements de 1813, depuis l'expiration de l'armistice jusqu'à l'expulsion des Français de l'Allemagne." Die Auffäße, welche ziemlich gut And, sollen dem Leser ein Bild von dem geben, was im Französischen auf der Schule geleistet worden ist. Ref. ist der Ansicht, daß sie diesen Zweck doch nicht ganz erfüllen, und muß sich überhaupt sehr entschieden gegen das Abdrucken von Schülerauffäßen erklären, obwohl dieses von tüchtigen Pädagogen bereits mehrfach geschehen ist. Die Mittheilung der vorliegenden Arbeiten läßt sich allerdings einigermaßen entschuldigen, da die Verfasser bereits alle todt sind und dadurch manche Uebelstände wegfallen, die wir wohl kaum namhaft zu machen brauchen. Jeder Leser thut in solchem Falle ganz unwillkürlich eine Menge von Fragen, als: Welche Anleitung war dem Schüler bei seiner Arbeit gegeben? Welche Hilfsmittel hatte er? Ist auch wirklich gar nichts corrigirt? Rührt die Arbeit von einem der bess fern Schüler her, oder nicht? Vielleicht von dem besten? Doch genug! Unsere Bemerkungen sind nur ganz allgemein, und es mag vielleicht local recht passend sein, daß Hr. S. seinen drei Schülern, die er als gute und tüchtige bezeichnet," ein solch ehrendes, freundliches Denkmal geseßt hat.

Dissertatio de auctoritate Academiae Francogallicae in grammaticis caute sequenda, a Ch. T. Dressler etc. Progr. des Gymn. in Baußen. 1850.

Der Verf. hat bereits früher in dem Archiv seine Ansichten über die Bedeutung tes Dictionnaire de l'Académie für die Grammatik sehr ausführlich erörtert, und wir verweisen deshalb unsre Leser darauf. Die Resultate sind dieselben und der Verf. schließt mit der wohlbegründeten Aufforderung: „Igitur admonendi sunt omnes, qui grammatica tractantes Academico glossario utuntur, ut in ea quidem re non mediocrem cautionem et diligentiam adhibeant. Academia enim, ut linguae Francogallicae copiam, varietatem, pulchritudinem explicatam haberemus, curavit, de arte loquendi et scribendi exponere noluit. Librum vero illum longe fore utiliorem, si, antequam denuo edatur, totus retractetur et omnia, quae in eo continentur, ad grammaticam rationem exigantur, nobis quidem est persuasissimum. Et quod illi, qui eum novissime edendum curarunt, in prooemio extremo scripserunt linguae Francogallicae studium ita esse renovandum, ut non solum quaeratur, quae verborum origo et progressio fuerit, sed etiam demonstretur, quas formas significatusque paullatim illa ceperint, haec omnia omnium temporum testimoniis et optimorum scriptorum auctoritate confirmanda et commendanda esse rati, spem fecerunt fore, ut tandem elegantissimorum ingeniorum monumentum illud quidem ad eam perfectionem perducatur, quam nobili et erudita natione ex omni parte dignam judicare possis."

Des Synonymes français. Von Dr. Fuuge. Progr. des Gymnas. in Braunsberg. 1851.

Der Verf. hat für seine Schüler geschrieben und giebt nach einer kurzen Gr Läuterung des Begriffes, Svnonyme" eine Reihe finnverwandter Wörter, welche eben nur für den Schulgebrauch zusammengestellt_ist, und auf Vollständigkeit natürlich keinen Anspruch macht. Deu Erklärungen sind immer entsprechende Beispiele hinzugefügt.

Christoph Marlowe, eine literar-historische Abhandlung von Dr. A.

Philippi. Programm der Realschule in Düsseldorf. 1851. Bei der Wichtigkeit, welche Marlowe für die Geschichte des englischen Dramas hat, verdient es gewiß _freundliche Anerkennung, daß der Verf. dieser beachtungswerthen Schrift einem Gegenstande seine Aufmerksamkeit zugewendet hat, der leider noch immer nicht die verdiente Beachtung in vollem Maße gefunden hat und sich diese unzweifelhaft gerade durch die vorliegende Schrift mehr und mehr verschaffen wird. Lehteres kann man mit großer Zuversicht annehmen, da die Abhandlung ganz vortrefflich gearbeitet ist, mit großer Umsicht die vorhandenen Quellen berücksichtigt hat und sich zugleich angenehm lesen läßt. Erfreulich ist es besonders, daß der Verf. seiner Arbeit das im Jahre 1850 erschienene Werk von Alex. Dyce zu Grunde gelegt hat, welches unter dem Titel erschien: The works of Ch. Marlowe with notes and an account of his life and writings. 3 vols. Lond., und die Freunde Marlowe's werden hier viel Neues und Interessantes finden. Zur Belebung des in kräftigen Zügen entworfenen Bildes giebt Herr P. eine sehr anschauliche Darlegung des Inhaltes von Tamerlan und Dr. Faustus, in welche an vielen Stellen eine recht gute poetische Uebersetzung mit aufgenommen ist. Schließlich verspricht der Berf., nächstens auch den Inbält der andern Stücke Marlowe's in ähnlicher Beise darzulegen, und Ref. kann nur wünschen, diese Vervollständigung des Ganzen recht bald zu Gesicht zu bekommen.

Ueber den Gebrauch der Verneinungen im Französischen. Von dem Conrector Balsam. Progr. des Gymnas. in Liegnig. 1851.

Bei dem großen Reichthum und der Mannigfaltigkeit der französischen Negationen ist es nicht zu verwundern, daß sie mehrfach der Gegenstand besonderer Abhandlungen geworden sind; die vorliegende giebt eine übersichtliche Zusammenstellung des bisher auf diesem Felde Geleisteten und berücksichtigt vorzugsweise dasjenige, was, wie der Verf. sich ausdrückt, zu unmittelbarer Anwendung für den Sprachgebrauch dienen kann. Nachdem die Verneinung auf einen einzelnen Begriff von derjenigen unterschieden ist, welche auf einen ganzen Gedanken geht, giebt die Abhandlung zuerst rücksichtlich der Wortverneinung die verschiedenen Bezeichnungen derselben an: in, non, sans (in einigen wenigen Wörtern) und a (das griech. a privativum) und erläutert deren Gebrauch bei der Zusammenseßung. Den eigentlichen Haupttheil der Schrift macht nun aber die Behandlung der Savers neinung aus. Nachdem die verschiedenen ein- und zweigliedrigen Negationsfors men mit ihrer Entstehung angegeben sind, wendet sich der Verf. zu den Modalitäten der Verneinung, welche er aus der ursprünglichen Bedeutung und Ableitung der Berneinungswörter sehr geschickt darlegt, wobei er vorzugsweise die bekannten Schriften von Seit und Diez benußt hat. Die Auseinanderseßung über den syntaktischen Gebrauch und die Stellung der Verneinungen verdient ebenfalls lobende Erwähnung, und Ref. kann die vorliegende Behandlung dieses äußerst schwierigen Gegenstandes den Lesern des Archivs bestens empfehlen.

H.

Miscelle n.

Ein schottisches Urtheil über Robert Burns.
(Von Dr. K. J. Clement.)

Mein junger edler genialer Freund, der Dichter James G. Small, eine Strecke mich begleitend in die Westlichen Hochlande, schenkte mir zum innigen Anrenken Burns „Poetical Works" und schrieb vorne folgende Zeilen ein:

Dear Doctor, here's a friend o' mine

(His dress I trow's no very fine
But weel I wot his soul's divine)
Just come to see ye;

And I'll be glad if ye incline
To tak him wi'ye.

For tho' his outside's unco rough,
Beneath ye'll find the best o stuff,
And ye may wander far enough
Or ye forgether *),

On Scottish ground or farther off,
Wi' sic anither.

I wadna seek your admiration
For a' his wheedlin' commendation
O' his and Scotand's dear potation,
And sic like haivers;
Owre much o' wiskey's inspiration
Sic rantin' savours.

But cold the heart that lists his lyre
And glows not with a kindred fire,
When guileless tone and chaste desire
And home born pleasures

And Nature's charms his breast inspire
And prompt his measures.

Edinburgh, 11 Regent Terrace, June 1837.

James G. Small.

Borterklärung:

Dear Doctor, here's a friend of mine
(His dress I think's no very fine

But well I know his soul's divine)

Just come to see you;

And I'll be glad if you incline

To take him with you.

*) Ein Wortspiel: forget her und forgather i. e. to meet.

For though this outside's very rough,
Beneath you'll find the best of stuff,
And you may wander far enough

Ere you happen to meet,
On Scottish ground or farther off,
With such another.

I would not seek your admiration
For all his wheedling commendation
Of his and Scotland's dear potation,
And such like frolish talk,
O'ermuch of wiskey's inspiration
Such ranting unction.

But cold the heart that list(en)s his lyre
And glows not with a kindred fire,
When guileless tone and chaste desire
And home born pleasures

And Nature's charms his breast inspire
And prompt his measures.

Curiosa aus der französischen Literatur.
Einführung der antiken Prosodie.

Die Frage, ob der Reim eine wesentliche Bedingung des französischen Verses ausmache, ist besonders seit dem 16. Jahrh. in Frankreich sehr oft aufgeworfen worden, und wenn sie auch bis jetzt noch keine theoretische Erledigung gefunden bat, so ist sie doch in praktischer Beziehung dahin entschieden worden, daß man von den Versuchen, in der Poesie vom Reime zu abstrabiren, immer wieder zurückgekommen ist. Unter diesen Umständen können die verunglückten Versuche, die nach der antiken Metrik gemessenen Verse an die Stelle der Reimverse treten zu lassen, jeßt nur noch als literarische Curiositäten betrachtet werden. Wir wollen bier einige historische Notizen zusammenstellen, die vielleicht für Freunde der französischen Literatur einiges Interesse haben.

Der erste französische Dichter, der sich in der metrischen Poesie versuchte, sell Mousset gewesen sein. Er überseßte vor dem J. 1550 die Ilias und Odyssee in metrischen Versen. Von dieser Uebersetzung ist uns nichts bekannt, und wir wissen nicht, ob sie im Druck erschienen ist. Nächst ihm muß Etienne Jodelle, der bekanntlich zur poetischen Plejade der Renaissancezeit gehört, erwähnt werden. Wir führen von ihm folgendes Distichon an:

Phebus, Amour, Cypris, veut sauver, nourrir et orner
Ton vers et ton chef, d'ombre, de flammes, de fleurs.

Wir wissen nicht, ob man, ohne besonders darauf aufmerksam gemacht zu wer den, in diesen beiden Zeilen den Hexameter und Pentameter erkennen wird. Indessen nennt Pasquier, der in einem besondern Gapitel (Recherches de France, VII, 11) die Frage: ob die franz. Sprache für die metrische Poesie geeignet sei, abbandelt, dieses Distichon ein kleines Meisterstück. Pasquier führt ferner vom Grafen Alcinois folgende bendecafyllabische Verse an, welche vom Dichter an ihn bei Veranlassung seines Werkes Monophile, gerichtet wurden:

Or quant est de l'amour ami de vertu,
Don céleste de Dieu, je t'estime heureux,
Mon Pasquier, d'en avoir fidèlement fait,

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