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S. 88. Ob ein mit avoir conjugirtes Part. deklinirt oder nicht deklinirt
- Wie kommt Deklination hierher? S. 89 steht wieder, das Part.

wire.
wird nie verwandelt, wenn der Infinitiv ausgelassen ist.

Die Unordnung der Darstellung ist überall bemerkbar. Auch Widersprüche fehlen nicht. S. 86 heißt es: Wenn ce auf ein im pluriel stehendes logisches Subjekt dritter Person geht, so steht das Verbe regelmäßig im pluriel: ce sont. Bei neuern Schriftstellern ist dagegen fut-ce, sera-ce gebräuchlich. S. 92 heißt es wieder: Ueberhaupt machen die Schriftsteller des Siècle de Louis XIV. häu fizeta Gebrauch von c'est vor einem pluriel.

Man lefe nun noch folgende Erklärungen, um sich zu überzeugen, wie unklar der Verf. die wesentlichsten Gedanken ausdrückt:

6. 94. Das Defini drückt Handlung von kürzerer oder längerer Dauer tems descriptif dadurch unteraus und ist als tems historique vom relatif Kurz vorher steht aber: Von zwei schieden, daß dieses einen Zustand bezeichnet. vergangenen Handlungen steht die längere im relatif, die kürzere im défini. Bas sagt überhaupt der Ausdruck: von längerer oder kürzerer Dauer? Was isst das anders als jede Handlung?

6. 95 wird eine weitläufige Darstellung der Modus-Verhältnisse gegeben (bei Beder flar), die wir nicht durchdringen konnten. Was die Schüler daraus machen sollen, steht dahin. Man vernehme nur den Anfang:

Im Rodus, als dem Beziehungsverhältnisse des Gedankens zur Wirklichkeit, d. i. der in einem Gedanken des Sprechenden prädikativen Einheit von Sein und Thätigkeit, individualisirt sich der Gedanke zuerst nach den Denkformen des GeDer so als Modus des Gedachten gensazes und der Causalität. aufgefaßte Begriff der Wirklichkeit, des Verhältnisses der Begriffe zu einander wird als Modus des Prädikates unterschieden und in der Sprache gewöhnlich durch Fermwörter ausgedrückt.

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-

Arme Schüler, was wird euch zugemuthet!

6. 102. Der Subjonctif ist Modus der logischen Möglichkeit des Nebenfates. Diese findet im Französischen statt, wenn der Gedanke des Nebensages nur im gramm. Verhältnisse zum Hauptsaße steht, d. h. sich wie ein Casus oder Attribut zu ihm verhält, und daher vom Sprechenden nur wie ein bloß angeschauter (!) Da die Adverbialfäße (von dieGedanke in den Satz aufgenommen ist. sen war aber bisher keine Rede!) in einem logischen Verhältnisse zum Hauptsage (also nicht auch zu Rebensäßen?) stehen, d. h. anschauende Gedanken des Spredenden find u. f. w. - Bir sind nicht im Stande, den Unterschied zwischen angeschauten und anschauenden Gedanken (abgesehen von der Richtigkeit des Austruds) zu begreifen.

- Dies

S. 105. Da die attributiven Nebensäße seltener in einem grammatischen,_als vielmehr in einem logischen Verhältnisse zum Hauptsage stehen u. s. w. widerspricht dem Vorhergehenden.

S. 118. Im objektiven Sazverhältnisse werden Sein und Thätigkeit fum Begriffe einer Thätigkeit verbunden. (Uns unverständlich!)

S. 121. Der Accusativ (régime direct) ist die ergänzende Beziehung eines auf die Frage wohin die Thätigkeit leidenden Objekts. (Also: der Schüler leidet, wenn der Lehrer ihn schlägt, wohin? also ist der körperliche Theil hier régime direct?) Beispiele creuser, raffraichir, dorer u. a. als kausative; frägt nun wohl irgend ein Mensch hier: wohin?

S. 122. Ginige objektive oder objektiv gebrauchte Verben, z. B. devenir u. a. Be wird denn devenir objektiv gebraucht?

S. 131. Hier erscheinen endlich Adverbialfäße, von denen die Eintheilung S. 84 gar nichts weiß.

Alles Beitere wird sehr kurz abgehandelt, wie wir dies auch bei vielen, das Such sonst erfüllenden Bemerkungen gefunden haben.

Bir können nicht umhin, geradezu auszusprechen, daß der vorliegende Versuch, tie Beckersche Anschauung auf den Unterricht im Französischen anzuwenden, durchand verfehlt ́erscheint. Wir thun dies mit Bedauern, denn es hätte uns Freude

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gemacht, eine gelungene Arbeit dieser Art vor uns zu sehen, weil es an eigentlich wissenschaftlichen Sprachlehren für neuere Sprachen immer noch mangelt.

Gestehen aber wollen wir, daß wir das Beckersche System, oder, wenn man lieber will, seinen Organismus der Sprache nicht für geeignet halten, dem Unterricht in romanischen oder halbromanischen Sprachen als Grundriß zu dienen, wie wir überhaupt nicht glauben, daß ein Sprachbau mit Erfolg auf dem Grundriß einer andern, dem Geiste nach verschiedenen, errichtet werden könne. Der bisherige lateinische Kram hat schon beim Studium der griechischen Sprache aufgegeben werden müssen, und ist bei neuern Sprachen mit Recht gänzlich verlassen worden. Für ihn aber wieder einen andern gleichmäßigen Zuschnitt zu erfinden, erscheint uns als eine Verfündigung an dem Sprachgeiste. Man gehe lieber daran, jede Sprache nach ihrem eigenen Organismus darzustellen, und thue das für andere, was Becker für unsre Muttersprache geleistet hat.

J. M. Jost.

1. Englischer Liederschak, herausgegeben von Karl Elze. Dessau bei M. Kap. 1851.

2. Albion und Erin, in Liedern; herausgeg. von Victor v. Arentsschild. Mainz bei V. v. Zabern. 1851.

Es ist eine erfreuliche Erscheinung, daß in der neueren Zeit das Studium_der englischen Sprache immer mehr Freunde findet, und jeder neue Beitrag, welcher dasselbe wahrhaft fördern kann, verdient deshalb an diesem Orte Berücksichtigung. Ref. kann die beiden obigen Werke freudig begrüßen und sie den Lesern_dieser Zeitschrift bestens empfehlen. Herr Elze giebt einen stofflich geordneten Abriß der gegenwärtigen lyrischen Welt- und Lebensanschauung der Engländer und Anglo-Amerikaner; die wirklich geschmackvoll ausgewählten herrlichen Lieder sind unter folgende Abschnitte vertheilt: Vaterland und Heimath, Welt und Natur, das Leben, die Liebe, Episches. In einem Anhange finden wir noch eine ziemlich lange Reihe von Gedichten, welche aus dem Deutschen ins Englische übertragen sind, und endlich kurze Nachrichten über die Verfasser der in der Sammlung enthaltenen Dichtungen.

Das Werk des Hrn. von Arentsschild enthält eine Auswahl aus den besten Gedichten von Th. Moore, Byron, Burns, Shelley, Campbell und Thomson, nebst fieben größern Stücken aus Percy's Reliques Die einzelnen Stücke sind nach den Verfassern geordnet; dem Englischen steht immer die deutsche Ueberseßung gegenüber, welche von Hrn. A. im Versmaße des Originals wiedergegeben ist. Einzelne Härten abgerechnet, ist die Uebersehung bei großer Treue recht fließend, und läßt durch ihre Lieblichkeit das Original oft vergessen.

Die Ausstattung beider Werke ist sehr schön und sie eignen sich ganz vorzüglich zu Geschenken.

Französische Sprachlehre. I. Cursus. Von J. P. Heyl. Coblenz bei J. Hölscher. 1851.

Dieses kleine Büchlein, welches nur 78 Seiten umfaßt, ist von dem Verf. für die untere Klasse einer Realschule bestimmt; es giebt auf den ersten 12 Seiten ganz kleine kindliche Erzählungen mit Interlinearüberseßung, denen sich verschiedene kurze Aufgaben in Fragen anschließen, welche zugleich passende Winke über den Gebrauch des Buches geben. Nachdem die Schüler auf diese Weise recht praktisch in die Sprache eingeführt sind, die Leseregeln gelernt, und einen ziemlichen Vorrath von Wörtern und Wendungen erworben haben, folgen die Paradigmen und Regeln der Formenlehre über die einzelnen Redetheile. Warum auch diese Regeln in die

Form von Fragen und Antworten gebracht sind, begreift man nicht recht, und es scheint, daß hier im Allgemeinen ein gut Theil Raum hätte gespart werden können. Von S. 36 bis zum Schlusse schließen sich hierauf deutsche und englische Uebersehungsaufgaben an, von denen mehrere auch dialogische Form haben, und die wohl geeignet erscheinen, die Schüler gut in die Sprache einzuführen und die grammatischen Regeln in zweckmäßiger Weise zu befestigen.

The bride of Messina, translated into English by J. Towler. Carlsruhe bei Bielefeld. 1850.

Wir empfangen hier von einem Mitgliede des St. John's College in Cambridge eine recht gelungene Uebersetzung der Schiller'schen Tragödie, auf welche wir mit Vergnügen die Leser dieser Zeitschrift aufmerksam machen. Der Verf. ist beider Sprachen vollkommen mächtig; er hat das Original so getreu und richtig überseßt, und die englische Diction hat solchen Schwung, daß man das Werk mit wahrem Vergnügen liest. Das Versmaß ist genau wiedergegeben, und es könnte höchstens etwa nur gerügt werden, daß dem Verf. bei seinen fünffüßigen Jamben an einigen wenigen Stellen (wie gleich in der zweiten Zeile zu Anfang) ein Fuß zu viel mit unterläuft.

Englisch-deutsche Handels-Correspondenz. Von A. Pineas. Crefeld, bei C. M. Schüller. 1851.

Neben den Handbüchern von Hodgkins, Anderson, Flügel u. A. m. kann auch das vorliegende bestens empfohlen werden, und es hat insofern noch einen Vorzug vor allen andern derartigen Büchern, daß es abwechselnd einen englischen Brief zur Anschauung und gleich nachher einen deutschen zum Ueberseßen vorlegt. Die Briefe sind sehr mannigfaltig und gut stilisirt, und ein Anhang giebt zugleich über die schwierigsten Wörter und technischen Ausdrücke die erforderliche Belehrung.

Lehrbuch für den elementaren Unterricht in der Englischen Sprache. Von J. Fölsing. Berlin 1851. Bei Th. Ch. F. Enslin.

Das rühmlich bekannte Elementarbuch des verstorbenen Fölsing, welches in methodischer Hinsicht viele Vorzüge hat, erscheint hier bereits in der sechsten Auflage, und man kann daraus mit Grund schließen, daß es sich viele Freunde erworben hat. Der neue Abdruck bringt keine Veränderungen, welche das Buch wesentlich von der dritten Aufl. unterscheiden, und sie würden auch wohl etwas mißlich sein, wenn man nicht bedeutend reformiren will.

Der deutsche Dichterwald. Herausgeg. von D. L. Gruppe. 3 Thle. Berlin, G. Reimer 1849.

Wir haben es in dem vorliegenden Werke nicht mit leichter Meßwaare_und Fabrikarbeit, die ihrem wohlverdienten Makulaturschicksale nicht zu entgehen_pflegt, fendern mit einer Arbeit, die eben sowohl von dem tiefen Bestreben des Herausgebers zeugt, als sie geeignet ist, einem gemeinsamen Verlangen in dem kernhaften Theile unserer deutschen Nation zu genügen. Dieses Verlangen, jeues Bestreben

treffen in dem Punkte zusammen, um welchen_sich_in_den_leßten Jahren die ents flammte Begeisterung jedes edlen Deutschen, bald hoffnungsvoll, bald verzagend, drehte: daß die reiche Kraft, die tiefe Innerlichkeit des deutschen Volkes von den beengenden Schranken politischer Selbstsucht befreit werde und sich an dem Bewußts sein einheitlicher Größe würdig emporheben möge.

Diese Sammlung bringt aus Deutschlands Süden und Norden, von allen Bruderstämmen seiner Bewohner die Klänge der deutschen Lyra in ihren mannigfaltigsten Ausdrucksweisen. Sie beginnt in ihrem ersten Theile mit Martin Opiß, und das mit Recht. Denn da sie, wie sich der Herausg. in der Vorrede ausdrückt, „nicht für eine bevorzugte Klasse, nicht für eine besondere Bildungsstuse, sondern für das gesammte Volk" bestimmt ist, so konnten die Blüthen des 13. Jahrhunderts, der Formschwierigkeiten wegen, die sie darbieten, nicht berücksichtigt, und nur die Entwickelung und Entfaltung unserer zweiten Blüthenperiode ins Auge gefaßt werden. Opitz aber hat das unbestrittene Verdienst, das schwach geahnte, vielgesuchte Wort des Räthsels in seiner deutschen Poeterei" ausgesprochen und dadurch auf die Gestaltung der neueren Poesie tief eingewirkt zu haben. Ihm reihen sich würdige Gestalten, wie Flemming, Dach, Paul Gerhard zc. an, welchen sodann Albr. v. Haller mit Kleist, Gellert, Gleim 2c. 2c., ferner Klopstock, Lessing, Wieland 2c. 2c. folgen, jeden derselben durch die mitgetheilten Gedichte in seiner Eigenthümlichkeit vorführend. In dem zweiten Theile sammeln sich um die beiden Brennpunkte unsers Dichterhimmels, Goethe und Schiller, verwandte und nicht verwandte Geister in reicher Mannigfaltigkeit. Im dritten endlich klingt das vaterländische Lied in mächtigen Tönen von Arndt, Körner, Schenkendorf, Ühland u. A., und führt uns die neuesten Dichter in so reichhaltiger Weise vor, wie wir fie in Sammlungen dieser Art bisher noch nicht angetroffen haben. Fr.

Schiller und sein Väterliches Haus. Von Ernst Julius Sauppe,
Subconrector am Gymnasium zu Gera. Leipzig, J. J. Weber.

1851. 8.

Diese kleine und anmuthige Schrift enthält die Lebensabrisse von Schillers Eltern und seinen drei Schwestern, Christophine, Louise und Nanette, mit der Bes stimmung, den Dichter durch einfache Darstellung seiner Beziehungen zum Vaters hause als Sohn und Bruder zu verherrlichen. Die Lebensskizzen stüßen sich auf die allgemein als zuverlässig anerkannten Quellen, und es muß dem Verf. zum Ruhme nachgesagt werden, daß ihm nichts von nur einiger Bedeutung entgangen ist. Um einen sichern Faden zu haben, an den sich das Uebrige leicht anreihen ließe, sind in das Lebensbild des Vaters die wichtigsten Momente aus des großen Sohnes Leben eingefügt, so daß in den folgenden Bildern auf dieselben verwiesen werden kann. Die bescheidenen Ansprüche, mit denen das Buch auftritt, erwecken von vornherein ein günstiges Vorurtheil für dasselbe, und jeder Leser wird einräumen, daß der Verf. seine Forderungen befriedigt hat. Indem aber die Familie nicht als ein Ganzes, sondern in ihren einzelnen Gliedern geschildert ist, hat sich allerdings der Uebelstand herausgestellt, daß, und zwar namentlich in den beiden ersten Skizzen, des Vaters und der Mutter, manche Wiederholungen vorkommen. Diese würde der Verf. vermieden haben, wenn er den Familienkreis als Ganzes uns vorgeführt hätte, und diese Anordnung lag_um so näher, als es ihm weniger darauf ankam, den Vater, die Mutter und die Schwestern des Dichters uns vorzuführen, als Schiller selbst nach seinen Beziehungen zum Vaterhause. Hölscher.

Herford.

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Klopstock in Zürich im Jahre 1750-51. Von J. C. Mörikoser. Zürich und Frauenfeld, Beyel. 1851.

Bir erhalten in dieser kleinen Schrift einen sehr anziehenden Beitrag zur Literaturgeschichte des vorigen Jahrhunderts. Der Verf. bietet uns aus bisher zum großen Theil unbekannten Quellen ein Bild des Jünglings Klopstock, welches von dem, welches wir bis jezt hatten, bedeutend abweicht. Ueber den Aufenthalt Klopstocks in Zürich hatten wir bisher nur wenige Nachrichten; sehr gering ist das, was Gramer in seinem großen panegyrischen Buche über Kl. 2. Thl. S. 360 ff. mit theilt, etwas mehr wußten wir aus einzelnen Briefen. Man dachte sich meist Klovstock dort ein so ideales Leben führend, wie er es in seinen Jugendgedichten feiert, und den Meisten war von der ganzen Zeit nur die herrliche Ode auf den Zürchersee bekannt.

Die erste Bekanntschaft Bodmers mit Kl. wurde durch die handschriftliche Mittheilung des 2. Gesanges des Messias durch Gärtner veranlaßt, da schon drei Gesånge gedruckt waren, ohne großes Aufsehen zu machen (vgl. Hagedorn in den Briefen an Bodmer, herausgegeben von Stäudlin S. 86. Heß daf., S. 114. 141) und Hagedorn eine Verwendung für Kl. abgelehnt hatte; Bodmer aber war gleich dadurch aufs Höchste begeistert und machte Heß in Altstetten zum Theilnehmer an dieser Begeisterung (s. Heß a. a. D. S. 101. 109). Hierauf schrieb von Langensalja aus Kl. an Bodmer 1748, 10. Aug., und entdeckte ihm seine Liebe zu Fanny und bat ihn um eine Verwendung beim Prinzen von Oranien wegen eines Jahrgehalts. Nun ist B. aufs Höchste für Kl. angefeuert. Er schrieb fögar einen Brief an Fanny, in dem er sie um ihre seelenvolle Theilnahme für den Dichter bittet, damit das große Werk vollendet werde. Diesen Brief übergab aber Kl. nicht, doch entbüllte er sich ganz seinem Bodmer, der seine platonische Liebe nicht begreifen konnte. B. fuhr indessen fort, nach allen Seiten hin thätig für Kl. zu sein, ins Franzöfische, Italienische sollte der Messias überseßt werden, und er bewog Heß zu einer Schrift für das Gedicht. So wirkte er allein für Kl., er wurde eigentlich der Evans gelist des Messias (so ́nennt ihn Kl. bei Stäudlin, S. 184), während dessen Ruhm noch immer zweifelhaft war, und Kl. dankbar feierte ihn brieflich als seinen Lehrer, und in einem Nachtrage zu der Freundschaftsode (an Ebert), der später wieder ausgemerzt wurde. Indessen war B. auch ein Schüler Klopstocks geworden, er dichtete, voll Begeisterung für den idealen Naturzustand der patriarchalischen Zeit, seine Noachide, der freilich die Glaubenskraft der Messiade abgeht und die nun schon längst vergessen ist. Da sie den erwarteten Beifall in Norddeutschland nicht fand, so hoffte B. an Kl. einen theilnehmenden Freund zu finden, er lud ihn daber 1749 im Frühjahr zu sich ein. Klopstock nahm das Anerbieten mit Dank an, doch hielt ihn noch immer die Liebe zu Fanny_zurück (vgl. Briefe an Bodmer S. 180, in welcher Sammlung leider keine gute Ordnung ist). Die Schnsucht Bodmers wuchs immer mehr, sie feuerte ihn sogar zu einem Gedicht: „Verlangen nach Klopstocks Ankunft,“ an, das hier S. 36 ff. zum ersten Male mitgetheilt ist, und worauf sich Kl. in der Ode an den Zürchersee bezieht. Die Briefe zwischen Beiden sind meist in einem hohen Stile geschrieben, doch nicht durchweg, wie der Brief vom 12. April (bei Staudlin, S. 183) zeigt, der mit dem Briefe Klopstocks an Schultbeß stellenweise wörtlich übereinstimmt und von Hrn. M. übersehen worden ist. Endlich brach Kl. mit Sulzer und Schultheß auf. Von seiner Reise schrieb er öfters an seine deutschen Freunde und Bodmer (vgl. Klamer Schmidt: Klopstock und seine Freunde 1810). Am 23. Juli 1750 kam er in Zürich an; mit seinem anmuthigen, vornehmen, lebendigen Wesen brachte er in Bodmers stilles Haus eine neue Ordnung und wurde schnell in das gesellige Treiben hineingezogen; er besuchte sogleich Heß in Altstetten, und die berühmte Fahrt auf dem Zürchersee fand schon am 30. Juli statt. Bei derselben spielte die Hauptrolle Dr. J. Casp. Hirzel, der Stifter der helvetischen Gesellschaft; außerdem nahmen Theil dessen Bruder Salomon Hirzel, Rudolf Werdmüller, Buchhändler Salomon Wolf, Kaufmann Schinz, alle drei schriftstellerisch bekannt, Pfarrer Schinz, Hartmann Rahn, später Klopstocks Schwager, Keller von Goldbach; außerdem fünf Frauen und vier Mädchen, unter denen

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