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drückt, seinen völlig entsprechenden Gegensatz nicht finden. Auch wird fortif. in der vom Verf. angezogenen Stelle nicht dem einfachen accabler, sondern der durch die Worte acc. sous le poids de l'autorité royale beschriebenen Gesammtvorstellung entgegengescht. Eine wunderliche Opposition ist die von accepter und proposer in Nr. 17 (j'acceptai le parti, qu'on me proposait). 68 wird_freilich Niemand leugnen, daß „einen Vorschlag annehmen“ etwas Anderes ist als ihn, machen“. Ob aber deßhalb unter diesen beiden Ausdrücken ein Gegensatz zu statuiren sei, dürfte sich, da eine Verneinung des einen durch den anderen nirgends wahrzunehmen ist, billig bezweifeln lassen. Nr. 23 (achever-commencer) zeigt ein O., wo nach unserem Dafürhalten ein C. erwartet werden durfte. doch ist das wohl nur die Folge eines Druckfehlers (vgl. 286: C. Commencement fin). Ob dieselbe Erklärung auch auf Nr. 170 (O. avouer - cacher) anwendbar ist, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls kann der Gegensah, in wel chem die genannten Begriffe stehen, mit demselben Rechte als ein contradictorischer bezeichnet werden, mit welchem diese Eigenschaft einer Reihe von andern Wortpaaren vindizirt wird.

F. Brockerhoff.

Ausgewählte Stücke Molière's zum Gebrauche auf Schulen von H. Barbieur. 1. Band: L'Avare. Frankfurt a. M. bei H. 1851.

L. Brönner.

Diese neue mit erklärenden und kritischen Noten versehene Ausgabe des Avare macht den Anfang zu einem größeren Werke, welches Herr B. hoffentlich nicht auf Molière beschränken wird. Man darf es wohl als unbestritten annehmen, daß eine historische und vergleichende Behandlung der Sprache und Literatur beim Unterrichte zu Grunde zu legen ist, und jeder Beitrag zur Förderung derselben erscheint deshalb als eine willkommene Gabe. Als eine solche müssen wir aber vorliegendes Büchelchen um so mehr betrachten, da es leider noch immer sehr viele Lehrer giebt, die vom Altfranzösischen gar nichts verstehen und auch den Molière zu erklären kaum im Stande sind. Bedenkt man nun aber, welche Wichtigkeit Molière für die Geschichte der französischen Sprache und Literatur hat, so muß man sich freuen, daß es Herr B. in seinem Werke genügend nachweist, in welchem Verhältnisse sich die Sprache des berühmten Komikers zu der heutigen verhält und welche Quellen er für die Ausarbeitung seines Stückes benußte. Es bedarf kaum einer Erwähnung, daß schon we gen seines Inhalts sich l'Avare wie auch le Misanthrope sehr wohl für die Schule eignet und Ref. kann vorliegende Ausgabe bestens empfehlen. Schließlich möchten wir noch den Wunsch aussprechen, daß sich Herr B. auch zur Bearbeitung des Tartuffe veranlaßt fühlen möchte, obwohl wir ihm ganz beistimmen, daß er sich für den Schulzweck durchaus nicht eignet und uns die Lectüre dieses Stückes wäre es auch mit Primanern (wie das leider hie und da geschicht!) — entschieden verwerflich erscheint. Aber das Stück hat doch für die Literatur eine so hohe Bedcutung, daß sich außerhalb des Schüler-Publicums für dasselbe eine nicht unbedeutende Zahl von Lesern finden dürfte, welche für eine kritische und erklärende Ausgabe dieses Stückes dankbar sein würde.

Elementarbuch der französischen Sprache von J. Seyerlen. Stutt gart bei Ebner u. Seubert. 3. Aufl. 1852.

Es ließ sich erwarten, daß dieses treffliche Buch viele Freunde finden würde, wie dies schon bei seinem ersten Erscheinen in diesem Blatte ausgesprochen ist. Die

Anlage und Ausführung des Ganzen hat jezt natürlich nur sehr unbedeutende Veränderungen erfahren; als einen sehr wesentlichen Vorzug der neuen Ausgabe verdient indessen erwähnt zu werden, daß sie statt des früher nur mit Nummern versehe nen Wörterverzeichnisses jezt die deutsche Bedeutung beigesetzt und auch zugleich einen franz.-deutschen Theil beigefügt hat. Ref. ist überzeugt, daß diese Verbesserung die Verbreitung des Buches wesentlich fördern wird, da ihm selbst in seinem Kreise ein Lehrer bekannt war, welcher das Werk lediglich wegen des Nummernwes sens in seiner Schule nicht einführen wollte.

Proben der deutschen Poesie und Prosa vom vierten Jahrhundert bis in die erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. 1. Theil. 4. bis 15. Jahrh. von Joseph Kehrein. Zweite Auflage. Jena bei F. Maude. 1851.

Nachdem kaum zwei Jahre verflossen sind, erscheint obiges Werk bereits_in einer neuen Ausgabe, und wir können daraus nicht nur auf die Vorzüge des Buches schließen, welche bereits früher in diesem Blatte angedeutet worden sind, sondern erhalten darin zugleich die Gewißheit, daß das historische Studium der deutschen Sprache mehr und mehr die verdiente Beachtung findet. Ref. kann dabei freilich nicht umbin, als Curiosum die Erfahrung mitzutheilen, daß es gegenwär tig noch Hochschulen giebt, auf welchen man den Candidaten für das höhere Schulamt die unbedingte facultas docendi im Deutschen zuerkennt, wenn sie nur eben in der Logik und Psychologie ein leidliches Examen machen; es ist dem Ref. ein Fall bekannt, wo der mit einem solchen Zeugniß Beglückte noch nicht einmal im Stande ist, das Nibelungenlied im Originale zu lesen (!!). Wann endlich wird es den Behörden einmal gefallen, die vielseitig ausgesprochenen Rügen über die vielen Mängel bei den Prüfungen für das höhere Lehramt der verdienten Berücksichtigung zu unterziehen?!

Die neue Ausgabe des Kehrein'schen Buches ist nun in Wahrheit eine verbesserte und vermehrte, indem der Herausgeber manches Neue hinzugenommen, Anderes weggelassen und vor Allem das Gegebene durch Berichtigungen u. s. w. mit großem Fleiße vervollkommnet hat. Die Anmerkungen sind erweitert und vermehrt und besonders die Syntax hat mehr Berücksichtigung gefunden, als dieses in der ersten Ausgabe der Fall war.

Praktische Elementargrammatik der französischen Sprache. Nach einer neuen und einfachen Methode bearbeitet von F. Josseaume, Prof. in Meiningen. X u. 244 S. gr. 8. Blum.

Diese Sprachlehre ist auf die ersten Anfänger und auf das früheste Alter berechnet, in welchem Kinder französisch lernen. Der Verf. geht von der Ansicht aus, daß die sprachlichen Formen durch kleine Uebungen zum Uebertragen ins Franzöfische festgestellt werden müssen, und wählt dazu, wie er sagt, nicht trockene Wörter, sondern geeignete Säße. Er läßt auch nur die unentbehrlichsten Formen einüben, und giebt im dritten Theil (der erste hat Nebungen der Aussprache, der zweite die der Wortformen) einige zur Syntag gehörige Regeln und schwerere Üebungen. Das Buch ist brauchbar, unterscheidet sich aber, so sehr wir auch nach Eigenthümlichkeit suchten, nicht im Mindesten von der großen Zahl ähnlicher Werke. Ansprüche kann man an so unbedeutende Unterrichtsmittel nicht wohl machen. Wünschenswerth wäre es freilich, daß die Verfasser solcher, wenn auch sehr bescheidener Arbeiten, die wissenschaftliche Grundlage und Ordnung nicht verleugneten. Wir vermissen diese in folgenden Darlegungen des Verfassers:

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Nach Einübung des Artikels S. 21-29, kommt §. 6. Vertretung des Artikels durch ein anderes Wort. Dazu S. 29 die Bemerkung: un, une so wie die meisten bestimmenden Wörter (was heißt das?) vertreten die Stelle des Article. Trotz der Nebungen (übrigens ebenfalls nur ganz trockene Wörter) haben wir uns den Sinn dieser Bemerkung nicht erklären können. Was sollen nun die Kinder damit anfangen? S. 31 §. 7. (Das Hauptwort im Theilungssinne; vorher war von beiden noch nicht die Rede, und die Lehre vom Haurtwort folgt erst S. 35. Was ist Theilungssinn? Uebersehung von partitif. (Darunter als Beispiel: Er hat beständige Schmerzen !)

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Beim Haupt- und Beiwort, bildet die Angabe der Mehrzahl (auf s, und der unveränderten) zwei gesonderte Regeln, während S. 22 dieselbe Angabe durch eine kurze Bemerkung erledigt ist; hier folgen die weitern allbekannten Regeln über au, eu, al etc. Man sucht aber bis auf égal, vergebens nach Beispielen von Adjektiven auf eau, al im Plur. S. 40. §. 5. Die Beiwörter nehmen im F. meistens ein stummes e an, wenn sie ein solches nicht im M. haben; heißen: gewöhnlicher ein st. e. Was die Beispiele betrifft, so ist manches alberne darunter; z. B. Der Arzt hat giftige Schlangen und giftige Pflanzen. Königin ist eine verfolgende Frau. Gin naiver Gedanke ist natürlich. Hunde des Jägers find toll." Giebt es gar keine bessere Gelegenheit, dieselben Formen unterzubringen? S. 51 ist adj. possessif: mon etc.; adj. démonstr. ce etc.; adj. indéfini: quelque, aucun, l'autre; dagegen 49 ist le mien etc. pron. possessif; . 61 chacun, l'autre etc. pron. indéfini; 62 celui etc. pron. démonstratif; also bloß nachdem sie mit dem Substantiv verbunden sind oder allein stehen. Woher diese seltsame Ansicht? außer dieser kleinen Aenderung finden wir nichts Bemerkenswerthes. Die Verben sind wie gewöhnlich geordnet, aber die zur Form S. 82-83 hinzugefügten elf Regeln genügen lange nicht, während sie für Kinder kaum verständlich erscheinen.

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= il est aimant

In der Lehre vom Saße S. 127, wird das alte il aime wieder aufgetischt (im Text steht: il aime sei gleich dem Ausdrucke je suis aimant!). Es sind dieses nicht Ausstellungen, welche das Buch unbrauchbar machen; cher wäre über ungenaue Berichtigung zu klagen; denn gar viele Druckfehler find stehen geblieben. Der dritte Theil sezt übrigens eine bedeutend vorgerücktere Lehrstufe voraus, als die ersten beiden selbst nach deren Einübung zur unmittelbaren Folge haben.

Dr. Jost.

Die plattdeutschen Sprichwörter der Fürstenthümer Göttingen und Grubenhagen, gesammelt und erklärt von Georg Schambach, Rector in Einbeck. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht. 1851. 122 Sgr.

Mit Recht hat man in neuester Zeit vielfach die lokalen Sprichwörter gesammelt; sie sind ja eigentlich die Weisheit auf der Gasse, und wenn schon die alten Sammlungen deutscher Sprichwörter weit verbreitet waren und die neueste_allge= meine Sammlung von Simrock überall mit Beifall begrüßt ist, so haben die Sammlungen lokaler Sprichwörter um so größere Bedeutung, als die örtlichen Eigenthümlichkeiten ja immer mehr einer starren Allgemeinheit Platz zu machen drohen. Das Sprichwort wurzelt ganz eigentlich im Volke, es ist noch nicht so ausgestorben wie das Volkslied, es wird sich auch länger balten als das Volkslied, weil es die verstandesmäßige Seite des geistigen Lebens im Volke vertritt, denn der Verstand bleibt auch, wenn durch die Zeitverhältnisse_die Fülle des Gemüthes schon_versiecht ist, noch lebendig, und im Ganzen und Großen bleiben die Grscheinungen des Lebens dieselben und diese allgemeinen Wahrheiten spricht hauptsächlich das Sprichwort Indeß weil es eben im Volke wurzelt, wurzelt es auch in der Sprache des Volkes; wo diese aber wechselt, muß es auch eine andere Form annehmen, mit der andern Form wird es aber ein anderes, das Volk fühlt sich nicht mehr in ihm wie

aus.

in seinem innersten Heiligthume. Da nun aber das Plattdeutsche immer mehr von seinem Gebiete dem Hochdeutschen einräumt, so dreht auch der wahre Volkswizz in den norddeutschen Gegenden zu ersterben oder, was noch schlimmer ist, dem falschen Biz des Berlinismus Play zu machen. Die köstliche Weisheit daher, die sich in unsern plattdeutschen Sprichwörtern birgt, vor ihrem Untergange zu sammeln, ist ein schönes Unternehmen. Einem solchen Gesammtwerke müssen aber lokale Sammlungen vorangehen, und deren haben wir bis jetzt noch recht wenige.

Die obige Sammlung verdient den Freunden deutscher Sprache und Sitte angelegentlich empfohlen zu werden. Der Verf. hat auf dieselbe mehrere Jahre verwendet, und die reiche Zahl von 400 zusammengebracht, eine Anzahl, die aller Beachtung schon werth ist, wenngleich in solchen Sachen Vollständigkeit schwer zu er reichen ist. Ob sich diese Sammlung nun vervollständigen lasse, darüber kann Ref. kein Urtheil abgeben, er kann aber nicht umhin, auf die empfehlenswerthe Anordnung noch besonders aufmerksam zu machen. Auch hat der Herausgeber nicht mit Sammlung und Ueberseßung sich begnügt, sondern auch eine kurze Grklärung beigefügt; wegen der ihm zweifelhaften Erklärung der Recensart von den blinden Hessen erlaubt sich Ref. auf die gelehrte Erläuterung Jac. Grimm's in der Geschichte der deutschen Sprache zu verweisen. Sehr viele, wohl die meisten der aufgeführten Sprichwörter finden sich auch anderwärts, besonders in Norddeutschland. Neuerlich hat das Archiv uns eine hübsche Sammlung von Sprichwörtern und sprichwörtlichen Redensarten aus dem Fürstenthume Lippe-Detmold gebracht, welches dem Fürstenthum Göttingen ziemlich benachbart ist; für den Sammler be merkt Ref., daß aus diesem Distrikte Norddeutschlands eine vortreffliche, überaus reiche Fundgrube in den letzten Jahrgängen des Lippischen Magazins (Vaterländische Blätter) enthalten ist; was das große Werk von Firmenich in dieser Beziehung gebracht hat, ist sehr unbedeutend.

Herford.

Hölscher.

Programmensch a u.

Das Sprichwort in nationaler Bedeutung. Abhandlung vom Dr. Becker. Programm des Gymnasiums zu Wittenberg. 1851.

Aus der Abhandlung über das Sprichwort in nationaler Bedeutung, der wir einen größern Leserkreis wünschen, als Programme zu haben pflegen, spricht ein Geist schöner Sinnigkeit und großer Liebe zum Gegenstande. Der Verf. hat dem

Sprichwort eine tiefe philosophische Betrachtung gewidmet; das Verdienst seiner Arbeit besteht hauptsächlich in der Schärfe, mit welcher er den Begriff des Sprichworts bestimmt, in der Sicherheit, mit welcher er demselben seine Stellung zwischen Poesie und Philosophie anweist; mit vieler Gelehrsamkeit verbreitet er sich über die Sprichwörter der Griechen und seßt dadurch diese, wie die deutschen, denen er eine große Aufmerksamkeit zuwendet, in ein neues Licht. Besonders anziehend ist es aber, daß der Verf. den nationalen Werth des Sprichwortes bedeutend hervorhebt und entwickelt.

Es ist eine große und schöne Thätigkeit, welche die Männer ausüben, die unsere Sprache und Literatur zum Gegenstande der Forschung und Erkenntniß machen, die uns die poetische Herrlichkeit des Mittelalters wieder zugänglich gemacht haben, durch die wir die Sagen und Mährchen, die Volkslieder und Volksbücher wieder kennen; das Verdienst dieser Männer, an deren Spiße Ludwig Tieck, die Grimm, Uhland, Gervinus u. A. stehen, ist nicht allein ein wissenschaftliches, sondern auch ein nationales. Der Freund der Wissenschaft und des Vaterlandes ist diesen Männern zu unendlichem Danke verpflichtet; der Freund der Poesie müßte ohne sie des Genusses entbehren, welchen die gewaltigen Gestalten der Nibelungen, die liebliche Schönheit Gudruns, Wolframs Tiefsinn, Gottfrieds elegante Klarheit, Walthers lyrischer Reichthum dem Betrachter gewähren. In den Kreis solcher Bestrebungen gehört auch die Bemühung, unsere Sprichwörter zu sammeln, wie außer Andern dich zuleßt der verdienstvolle K. Simrock gethan hat, der mit Recht sein treffliches Werk den deutschen Volksbüchern eingereiht hat *). In den Kreis dieser Bestrebungen gehört auch die Arbeit des Dr. Becker, uns über den nationalen Werth des Sprichworts überhaupt, wie insbesondere unseres eignen aufzuklären.

Der Verf. zeichnet in dem Eingange seiner Schrift sehr einsichtsvoll den Gang, den die deutsche Bildung seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts genommen hat; er hebt den Einfluß hervor, den die Beschäftigung mit den Griechen auf Deutschlands Literatur ausübte. Was das Verhältniß Schillers und Goethe's zu den Griechen betrifft, so ist jetzt bei der Betrachtung desselben H. Hettners Buch Ueber die romantische Schule in ihrem Verhältnisse zu Schiller und Goethe“ zu berücksichtigen. Die Bemerkungen ferner, welche der Verf. über das Wesen der Griechen und der Deutschen, wie des Christenthums macht, sind tief und wahr. „Woraus das finnliche Leben der Griechen,“ sagt er sehr schön, „sich den Todestrank bereitete, eben daher schöpfen wir das wahre ewige Leben; fortan besteht alle Kraft in der weltüberwindenden und bildenden Macht der Liebe, die sich an Christi Vorbild entzündet und uns als sein Geist durchdringt; dies ist unsere Zuflucht,

*) Die deutschen Sprichwörter. Frff. a. M. 1846. Der Verf. scheint es nicht benußt zu haben; wenigstens citirt er es niemals.

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