Ein Blick auf die literarische Vergangenheit und Bukunft
des Uibelungenliedes.
, Die Renntniß des Nibelungenliedes," so sagte erst spät aners kennend der Altmeister Goethe, „gehört zu einer Bildungsstufe der Nation. Jedermann sollte es lesen, damit er nach dem Maße seines Vermögens davon empfange. Das Werk ist nicht da, um ein für allemal beurtheilt zu werden, sondern an das Urtheil eines jeden Anspruch zu machen und deshalb an Einbildungskraft, die der Res production fähig ist, aus Gefühl für’s Erhabene, Uebergroße, so wie für's Harte, Feine, für ein weitumfassendes Ganze und für ein auðgeführtes Einzelne: Aus welchen Forderungen man wohl sieht, daß sich noch Jahrhunderte damit werden zu beschäftigen haben.“
Man fann sagen, daß die in diesen Worten liegende Aufforderung von Jahr zu Jahr mehr erfannt wird. Das Nibelungenlied þat durch sprachliche, geschichtliche und ästhetische Untersuchungen, insbesondere auch durch Ueberseßungen und durch bildliche Darstels lungen in prachtvollen Ausgaben einen immer größeren Kreis von Lejern und einsichtigen Liebhabern, ja sogar schon den Eingang in höhere Schulen gefunden. Mit dem steigenden Bedürfniß einer nationalen Bildung, welche, dem Rathe Justus Möser's folgend, ims nier mehr „aus fich selbst und dem eigenen Boden ziehen und die Sunft der Fremden nur insoweit nußen will, als sie zur Verbesserung unserer eigenthümlichen Güter und ihrer Cultur dient," stieg auch der Werth dieses großen vaterländischen Denkmales, in welchem der deutsche Geist den gemüthlichen und phantafielichen Lebensgehalt eines ganzen Kreislaufes von Jahrhunderten zur claffischen Form des Augs trudis gebracht hat. Die Schwierigkeiten, dieses mehr als irgend ein anderes so ganz und rein unserer ureigensten Natur entflossene Berf dem Sinne der Nation wieder zugänglich zu machen, waren Inbeffen groß; und es ist auch nod ießt nicht flar abzusehen, wie weit eg gelingen werde. Wir verstehen uns leider auf Alles in der Welt besser als auf unsere eigene Nationalität. Waren wir dody
rtt í. n. Sprachen. X.