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S. 88 steht: Man merke, daß die Hauptwörter im pluriel cin s am Ende bekommen. S. 37: Der Plural der Hauptwörter wird durch ein s bezeichnet, und es folgen die Abweichungen; wozu die erste Bemerkung? — S. 58: Jedes Gigenschaftswort, welches sich nicht schon auf ein stummes e endet, erhält in W. ein solches (!) e. Daher bleiben aimable etc. im F. unverändert; jedoch (!) ingrat (undankbar) hat im F. ingrate, pur (rein) pure, u. f. w. Wer begreift cas? Wir vermuthen, daß diese Bemerkung unrichtig gesezt ist und hinter der Regel über die Endungen auf 1, n, s, t, folgen sollte. Bemerkung 2., Stellung der Endungen, und Bem. 3., betreffend die auf x, sowie 4. auf f und 5., betreffend beau, mon u. a., sind auch nicht geordnet; 2. müßte zuleht stehen. S. 59 ist zum Comparatif auch aussi raisonnable gerechnet, wir wissen nicht warum?

Wir haben diese kleinen Ausstellungen nicht unterdrücken zu dürfen geglaubt, weil jeder redliche Lehrer es gern sieht, wenn Andere offen und rückhaltslös ihre Ansicht über seine Leistungen aussprechen; wir thun es in der gewiß nicht tadeligen Absicht, daß der Verf. sein sonst recht nüßliches Buch für eine folgende Auflage einer sorgfältigen Durchsicht unterziehen möge.

J. M. Jost, Dr.

Französisches Elementarbuch. Mit besonderer Berücksichtigung der Aussprache, bearbeitet von Dr. C. Plöß. Zweiter Cursus. Berlin 1849. Herbig.

Obgleich der erste Tursus dieses Werkes schon in diesem Archive (Bd. 8, S. 416) in der Person des Hrn. Callin einen im Allgemeinen günstigen Beurtheiler gefunden hat, sei es doch erlaubt, mit wenigen Worten auf denselben zurückzukommen. Auch wir glauben, in demselben Nüßliches geleistet zu sehen, indem wir die von dem Verf. angewandte Methode, die sich der Weise wie jedes Kind seine Muttersprache erlernt, so viel wie möglich anschließt, auch für den ersten Unterricht in den fremden Sprachen für passend halten und finden, daß dieselbe in dem Büchlein in einer höchst zweckmäßigen Weise ausgeführt ist. Der einzuübende Stoff, der sich über die oft absichtliche Trivialität anderer Bücher erhebt, liegt in dem auch der zarten Jugend verständlichen Ideenkreise und enthält manche angemessene Belehrung; die besondere Berücksichtigung der Aussprache, wenn sie auch für sehr unfähige Lehrer nicht ausreichend sein mag, giebt nur Richtiges und wirkt doch den schlimmsten und am weitesten verbreiteten Fehlern der Aussprache entgegen; und daß wir aus der Beibehaltung der französischen Terminologie für die Zeiten der Verben dem Verf. keinen Vorwurf machen werden, geht aus dem oben Gefagten hervor.

Dieselbe empirische, oder, wenn man lieber will, analytische Methode hat der Berf. auch bei dem zweiten Cursus, in dem er die in dem ersten enthaltenen grammatischen Elemente erweitern und ergänzen wollte, befolgt. Beide Werke zusammen sollen eine Verarbeitung des vollständigen Schulbedarfs der französischen Grammatik enthalten, insoweit sie sich für die untere und mittlere Unterrichtsstufe eignet. Es wird in diesem zweiten Theile die Formenlehre der Conjugation, namentlich der unregelmäßigen Verba, sehr ausführlich abgehandelt. Dann folgen, mit einzelneu Paragraphen über die Formenlehre, z. B. über die Bildung des Plurals untermischt, Abschnitte aus der Syntar: von avoir und être bei der Conjugation, vom Pronominal und unpersönlichen Berben, über den Gebrauch der Zeiten und Moden, über die französische Wortstellung, über das Geschlechtswort und das Hauptwort, das Eigenschaftswort, das Umstandswort, das Zahlwort, das Fürwort, das Berhältnißwort, Elemente über den Casus der Verben, das Bindewort und das Ausrufungswort. Unter diesen Kapiteln enthält das Büchlein des Hrn. Plöz, mit Ausschluß dessen, was der erste Gurjus giebt, an grammatischen Anweisungen, wie uns scheint, in der That ziemlich vollständig das, was mit Fug in einer Schulgrammatik gesucht wird; unter den wichtigern Sprichverhältnissen vermissen wir je doch die Angaben über das Verhältniß des Prädicats zum Subject, z. B. wenn mehrere Subjecte ein Prädicat haben, oder das Subject ein Collectivbegriff ist,

furz das Kapitel, welches die französische Grammatik mit dem Titel sur l'accord du verbe avec le sujet bezeichnet. Den Sprachbemerkungen ist immer ein genňgender Vorrath an Uebungssätzen in deutscher und französischer Sprache beigegeben, zu denen die nöthigen Vocabeln nicht unter dem Text, sondern in zweckmäßiger Weise als Anbang hinzugefügt sind. Obgleich nun das Werk mit vieler Sachkennt niß verfaßt ist, die Sprachbemerkungen durch Klarheit und Bündigkeit sich auszeich= nen, die Uebungsfäße, wie in dem ersten Cursus, sehr gut gewählt sind, so können wir demselben doch unsern vollen Beifall nicht zuwenden, da uns für eine zweite Lehrstufe überhaupt dieses empirische Verfahren des Sprachunterrichts nicht mehr als das zweckmäßigste gilt. Mehr Dauk hätte sich der Verf. bei uns erworben, wenn schon dieser zweite Cursus, und nicht erst ein dritter, den derselbe zu liefern verspricht, eine systematische Grammatik mit den nöthigen Nebungsstücken enthalten hätte. Die Knaben, welche hinreichende Fassungskraft haben, um die einzelnen Sprachbemerkungen, welche der zweite Cursus enthält, und die oft schon tief in die Feinheiten der Sprache einführen, zu verstehen, sind auch im Stande, einem wohl angelegten, nicht zu sehr mit Regeln überhäuften systematisch - grammatischen Lehrgange zu folgen. Eine Uebersicht aber über die Gesammtheit des Baues der Sprache, die nur durch systematische Anordnung der Gesetze derselben möglich wird, wäre für die Jugend in höherem Grade bildend, als das Kennen vieler einzelner Sprachformen, deren innerer Zusammenhang ihr unklar bleibt. Immerhin aber mag das Buch des Hrn. Plöß, bis sich eine in jeder Hinsicht geeignete, für mittlere Klassen geschriebene und mit Uebungsstücken ausgerüstete Grammatik findet, auf eine sehr nüßliche Weise ihren Plaß einnehmen. Beire Cursus zusammen geben ein reis ches Material, das bei zweckmäßiger Abgränzung, Auswahl und Wiederholung sich auf die vier untern Klassen eines Gymnasiums oder einer Realschule vertheilen, und in den Händen eines gewandten Lehrers sich auch schlußweise zu einer systematischen Uebersicht des Sprachgebäudes ordnen läßt. Dr. A. Philippi.

Manuel de la langue française par C. de la Harpe. Berlin 1849, 141 E. Decker.

In diesem Büchlein, welches in seiner ersten Abtheilung les Prisonniers du Caucase von Xavier de Maistre enthält, ist die ganze Grammatik der französischen Sprache auf hundert Seiten mehr entworfen, als wirklich dargestellt, und zwar abe sichtlich so kurz nach dem Grundsage, den der Verf. in der Vorrede mittheilt: Etudiez la langue où elle se trouve; c'est-à-dire essentiellement dans les écrivains; faites des lectures nombreuses, suivies, raisonnées, en traduisant d'abord, puis en vous bornant, quand la traduction ne sera plus nécessaire, à expliquer les passages difficiles ou intéressants; que la grammaire enfin, aus être mise de côté, ne vienne qu'en seconde ligne, comme un utile auxiliaire: alors cette étude sera pour vous attrayante et à la fois plus profitable. Vous apprendrez beaucoup de mots et de choses, premier avantage qui n'est pas à dédaigner; puis vous vous familiariserez, sans presque vous en apercevoir, avec les tours, les images, les idiotismes, vous acquerrez ainsi le sentiment de la langue, l'intelligence de son génie, et quant à la théorie, comme elle jouera son véritable rôle, qui est d'expliquer et de gé néraliser les faits, elle aura un sens pour vous, et vous ne l'oublierez plus comme vous le faites à présent.

Man sieht, auch dieser Verf. will nicht ein trocknes Studium der Grammatik; im Gegentheil soll die weit belebendere Lecture das Hauptmittel zur Erwerbung der Sprachkenntniß sein, indem die Grammatik nur zum Verständniß und zur Befesti gung des Erlernten dienen soll. In der Grammatik schließt sich der Verf. im Allgemeinen der Beckerschen Saßlehre an; er selbst sagt darüber: Ce dernier (3. 2. Galliart) est le véritable auteur de ma théorie de la proposition, qui n'est, pour ainsi dire, que la réimpression d'un traité d'analyse logique que nous publiâmes ensemble dans un temps plus heureux. In 14 Kapiteln, in welchen

Formlehre und Sahlehre, nach dem gewöhnlichen Gebrauche der französischen Grammatiker abwechselnd und vermischt vorgetragen werden, handelt der Verf. De la proposition (simple, composée, coordonnée, raccourcie et contracte), des mots désignant des êtres: substantifs et pronoms; mots désignant des actions: verbes, participes; mots désignant des qualités: adjectifs qualificatifs; mots désignant des rapports: adjectifs déterminatifs, articles, adverbes, prépositions et conjonctions; mot, qui expriment plusieurs idées (?) à la fois et qu'on appelle interjections; de la ponctuation; des signes orthographiques. Man wird leicht begreifen, daß diese Grammatik an Folgerichtigkeit und Uebersichtlichkeit der in franzöfifchen Schulen noch fast allgemein und in den Schulen vieler andrer Länder häufig gebrauchten Grammaire de Noël u. Chapsal, in der alle Redes theile nach der bloß auf formalem Grunde beruhenden Ordnung von mots variables und mots invariables abgehandelt werden, weit voransteht. Dagegen ist sie dem Inhalte nach, besonders in Bezug auf die Kenntnisse, welche zu dem Berstehen des Lesestückes vorausgescht werden, gar zu dürftig. So giebt sie z. B. bei Abhandlung des Substantif keine einzige aus der Endung abgeleitete Geschlechtsregel, während dieser Theil der Grammatik neuerdings eine so vielfältige, gründliche und leicht faßliche Behandlung gefunden hat. Auch viele, für den deutschen Schüler höchst wichtige Sprachformen sind mit Stillschweigen übergangen, z. B. der Gez brauch der Präpositionen vor dem Infinitiv der Verben, wenn diese als compléments anderer Zeitwörter gebraucht werden. Alles was hierüber in dem Manuel zu finden ist, sind die Worte: Les compléments sont essentiellement exprimés par des substantifs, des pronoms, des infinitifs, des adjectifs ou des adverbes. (§. 41). Daß der Artikel erst gegen Ende des Buches fern vom Hauptwort abgehandelt wird, scheint uns ein Fehler, den wir nicht rügen würden, wenn nicht im Allgemeinen die lichtvolle Anordnung des grammatischen Stoffes das Hauptverdienst dies ses Werkchens ausmachte, das in der That nach des Verf. eignen Worten nur zu sehr ein traité d'analyse logique ist, aber als solcher eine gute Anweisung enthält, um dem Unterrichte in der französischen Grammatik eine systematische Form zu ge ben, und denselben mit dem in der deutschen in eine wünschenswerthe Uebereinstim mung zu bringen.

Düsseldorf.

Dr. Ad. Philippi.

Hedley, I. H., Praktischer Lehrgang zur schnellen, leichten und gründlichen Erlernung der englischen Sprache, nach Dr. F. Ahns bekannter Lehrmethode, unter Hinzufügung einer kurzen Grammatik. Für die Jugend, als auch zum Selbstunterrichte für Erwachsene, und vorzüglich für Schulen und Lehr-Institute. 2. vers besserte Aufl. Wien 1850. Jasper, Hügel und Manz. 190 Seiten.

Derselbe. Cours pratique pour apprendre en peu de temps la langue anglaise, selon la méthode renommée du Dr. F. Ahn etc. La partie française revue et corrigée par M.Léger Noël. Vienne 1849. 192 Seiten.

Der lange und ausführliche Titel der beiden Werke macht jede weitere Angabe des Inhalts fast überflüssig; wie aber ein Buch zugleich für Jugend und Erwach sene, zum Selbstunterrichte und für Schulen brauchbar sein kann, das habe ich, so oft es auch auf Büchertiteln stehen mag, noch nicht begreifen können; ich vermuthe, es ist eine Redensart, die man mit in den Kauf bekommt, ohne daß viel darauf zu geben ist. Für Diejenigen, welche auch auf Büchertiteln Wahrbeit suchen,_sei gesagt, daß Hrn. Hedley's praktischer Lehrgang zum Selbstunterrichte meiner Meinung nach gänzlich unbrauchbar ist.

Die kurze Grammatik, welche der Titel als Zugabe verspricht, besteht in einigen

dürftigen Regeln über Aussprache und Formation der Redetheile und einigen Tabellen über die Conjugation, worin die Benennungen Potential, ProgressivForm, halbvergangene Zeit, längst vergangene Zeit, zweite zukünf tige Zeit vorkommen. Dann folgen die bekannten Ülebungen an kleinen, nach und nach verlängerten Säßen. Eine zweite Abtheilung giebt Uebungen in der engl. Syntax; hier finden sich unter dem Titel „leidende Säße" Beispiele wie: der Baum wächst, die Knaben spielen, es donnert u. a. m. Nach einem bunten Mancherlei von Uebungen über Blumen, Jahreszeiten, Thiere, Gewerbe u. dergl. m., finden wir als dritte Abtheilung Lessons and Anecdotes. Die 45 Lessons be stehen in höchst unkindlichen Aeußerungen eines Kindes über seine Beschäftigungen und Pflichten; 3. B. I will not play at dangerous games, such as sliding on the ice, climbing trees, ond swinging on the branches. I will not throw stones or snow balls etc. Mit welchem Gesichte mögen wohl Hrn. Hedley's Schüler diese Säße lesen? Etwas später freilich hat Hr. Hedley_nichts dagegen, wenn seine Zöglinge sagen: yesterday evening we amused ourselves at blindman's buff- welches doch auch zu den dangerous games gehört. F. Callin.

Geschichte der franz. Nationalliteratur von ihren Anfängen bis auf tie neueste Zeit; von F. A. Th. Kreyßig. Königsberg, bei A. Samter,

1851.

Der Verf. dieses Handbuches, welches für die oberen Klassen höherer Lehranstalten, sowie zum Selbstunterricht bestimmt ist, hält mit Recht die Verbindung des literar-historischen Unterrichtes mit dem sprachlichen gerade auf der Realschule für unerläßlich und will, daß dieser Unterricht sich organisch an den historischen anschließe. Wir müssen der letzteren Ansicht entschieden entgegentreten und find nach vieljähriger Erfahrung der innigsten Ueberzeugung, daß der Unterricht in der Literaturgeschichte nur dann Werth habe, wenn er aufs Engste mit der Lecture verbunden wird und sich überhaupt nur über diejenigen Schriftsteller ausführlich verbreitet, mit deren Werken der Schüler wenigstens einigermaßen bekannt ist. Wird diese Beschränkung weit überschritten, so säet man unfehlbar unsägliches Unheil und leitet zum oberflächlichen Schwaßen und zum seichten Aburtheilen und eitlem egoistischen Nachsprechen an.

Vorliegendes Werk will nun aber keineswegs das höhere und einzig würdige Ziel des Unterrichts ovfern, sondern vielmehr ein Compendium sein, welches „den Vorträgen des Lehrers überall die nöthigen Anknüpfungspunkte geben soll, ohne ihn in der Ausdehnung und Auswahl des Stoffes, je nach dem Bildungsstande seiner Klasse, irgendwie zu beschränken.“ Da die am Fuße der Seiten gegebenen Noten auch den Text zur Ueberseßung ins Französische geeignet. machen, so kanu das Werk auch zu Sprech- und Stilübungen einen reichen Stoff an die Hand geben, und es wird auch ohne Zweifel manchem Abiturienten nach überstandenem Examen ein zu weiteren Studien aufmunternder Freund und Rathgeber bleiben. Bei den vielen Schwierigkeiten, welche der von dem Reglement geforderte Unterricht in der franz. Literaturgeschichte hat, wird die Arbeit des Herrn Kreyßig gewiß vielen Lehrern äußerst willkommen sein, da sie im Allgemeinen mit recht viel Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit gemacht ist. Der Verf. hat die bedeutendsten größeren Werke über die franz. Literaturgeschichte zu Rathe gezogen und seine Aufgabe gut bewältigt. Wir werden nächstens auf Einzelnes näher eingehen und empfehlen hierdurch das Buch vorläufig unsern Lesern.

Programmenscháu.

Der Kaland.

Ein Gedicht des XIII. Jahrhunderts, vom Pfaffen Konemann, Priester zu Dingelstedt am Huy. In Auszügen mitgetheilt von Wilh. Schaz. Programm des Gymnasiums zu Halberstadt. 1851.

Den Freunden des Vaterlandes und der vaterländischen Literatur hat Herr Prof. Schah ein dankenswerthes Geschenk gemacht. Er hat Auszüge mitgetheilt aus dem „Kaland“, einem Gedichte des 13. Jahrhunderts, das wir durch ihn zue erst kennen lernen. Er hat die ausgewählten Proben mit gelehrten Anmerkungen und einer trefflichen Einleitung begleitet, in welcher er namentlich über den Dichter und die Kalande interessante Aufschlüsse giebt. Die Kalande waren fromme Brüderschaften, „die ihren Ursprung der herrschenden Vorstellung von der Kraft der guten Werke, besonders der Seelenmesse, verdankten“ (S. 3). Ihr Name ist von Calendae abzuleiten. Schon seit dem 11. Jahrhundert kamen die Geistlichen eines Sprengels am ersten Tage des Monats zusammen, um die kirchlichen Feste des laufenden Monats zu berathen; wahrscheinlich hatten die Kalande ursprünglich dies selbe Sitte, von der sie später abwichen, aber den Namen beibehielten. „Die Aufgabe der Kalande war gegenseitige Liebe und brüderliche Freundschaft, Austheilung ven Almosen und Spenden an Arme und Altersschwache, hauptsächlich aber Bewahrung des Seelenheiles, sowohl der Lebenden wie der Gestorbenen, durch Darreichung der Sacramente, feierliche Bestattung, Memorien, Vigilien und Messen“ (S. 4). Die Zahl der Mitglieder war an verschiedenen Orten verschieden; an einigen beschränkte sie sich auf zwölf Priester nach dem Vorbilde der zwölf Apostel, an andern Orten gehörten Laien zu dem Bunde und selbst Schwestern waren nicht ausgeschlossen. „Ein vierzigtägiger Ablaß für Alle, die den Gottesdienst der Kalance besuchen und ihnen durch Gaben und Schenkungen beistehen würden, sicherte Theilnahme. Angenommen wurde Alles, Land, Geld, Getreide, Gänse, Hühner, Butter, Eier" (S. 4). Die Kalande wurden von den Päpsten, wie die Mönchsorden, oder von den Bischöfen der Diöcese ausdrücklich bestätigt, und der Bannfluch traf denjenigen, der dem Kalande widerstehen, dessen Güter und Einkünfte vers ringern oder an sich ziehen würde. ,,Neben dem Ablaß und den Ine

dulgen, der Festlichkeit der Processionen und den feierlichen Begängnissen der Vers storbenen war wohl das Verlockendste zum Beitritt, besonders für die Deutschen, die so gern an Gelagen und Schmäusen sich erlaben, daß jede Kalandsversammlung mit einem gemeinschaftlichen Mahle schloß“ (S. 5).

Die Kalande erlangten Reichthum, der, wie bei den Ritterorden, eine Ursache des Verfalls wurde; die gemeinsamen Mahle arteten in Schwelgerei aus; keine Drohungen von Seiten der Bischöfe konnten der Ausartung steuern; die Reformation bewirkte ihren Untergang.

Die Bemerkungen, die der Herausgeber weiter über die Einrichtungen und Sitten der Kalande, über die Beschaffenheit der gemeinschaftlichen Mahle macht (er theilt unter andern S. 11 eine Küchenrechnung mit), sind mit Gelehrsamkeit aus den Quellen geschöpft; wir müssen es uns aber versagen, ausführlichere Mits theilungen zu machen.

In die Blüthezeit der Kalande gehört das Gedicht, aus dem der Herausgeber die werthvollen Auszüge gegeben hat. Der Herausgeber beschreibt das Manuscript

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