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Platäens Ruhmgefilde

Getränkt, worauf bald riesig
Der Freiheit Eich' emporstieg,
Ganz Griechenland beschattend.
Schon harren sein Apollo's
Gefei'rter Strom Ismenus *),
Und der am Thron Kronions
Entspringende Thermodon **),
Und du, an Ol und Trauben
Gesegneter Skamander,
Sein Glanzgefolg' zu bilden
Auf seinem Lauf zum Meere.
Jeßt stürmt in Felsenufern
Weithallend er zum rauhen
Drop und zu des Schers ***)
Quellreichem Tempelhaine;
Und nun, mehr einem See
Als einem Strome gleichend,
Betritt, der Fluth nicht achtend,
Er das Gebiet des Meeres.
So schrittest, unaufhaltbar,
Und hehr und vielgestaltig
Du stets, gleich einem Gotte,
Sänger auf dein Ziel los;
Das Jrdische mit Riesen-
Gewalt zu dir erhebend,

Vom Schimmer ungeblendet

Des Himmels, deines Wohnorts.

Auch das Heldendenkmal (S. 189) und die Erscheinung (S. 193) sind Zierden dieses Abschnitts. Dagegen ist der guten Königin Fest, das umfangreichste dieser Gedichte (S. 194), durch künstliche, der Kaiserin dargebrachte Huldigung und durch die gezwungene Verschmelzung deutscher Natur mit griechischer, trog einzelner nicht geringer Schönheiten, im Wesentlichen verfehlt.

Der dritte Theil der poetischen Versuche führt noch den besonderen Namen Berenicens Denkmal. Elisabeth fezt nämlich voraus, daß zehn_griechische Dichter, deren Mehrzahl fast nur dem Namen nach bekannt sind, sich zu einem Werke vereinigt haben, wozu jeder seinen Beitrag gibt, um der kunstliebenden Berenice zu buldigen. Es zeichnen sich aus: der Helikon (S. 216), Astor und Ida (S. 219. Der Stoff ist einer französischen Ballade entnommen), an den Abendstern und an den Mond (S. 220. Beide stehen in russischen Mustersammlungen), an die Sonne (S. 221), das cyprische Fest (S. 221), der Krieger und der Dichter und das Mädchen an die Rose (S. 224), an Diana, die Nachtigall an die Rose und Aufruf zur Freude (S. 225), an Eudora und Korefos (S. 226), Homer, Vater der Dicht: kunst (S. 228), der Rhapsode (S. 229), der Homeride an seinen Sohn (S. 232), Amors Grotte (S. 239). Eins der umfangreichsten, die Weihe (S. 243), das sonderbarer Weise unter Theokrit's Namen figurirt, stolpert in elegischem Versmaße daher.

Schließlich noch ein Wort über die beiden Mährchen-Epen unserer Sammlung.

*) Berühmt durch den an seinem Ufer erbauten Apollotempel.

**) Am Fuße des Berges Hypatos, auf dessen Gipfel sich ein Tempel Jupiters befand.

***) Amphiaraus.

Dobrüna Nikitsch, ein altrussisches Mährchen in sechs Abenden, die erstere größere Produktion Glisabeth's, wurde von ihr selbst nur als eine Vorschule künftiger Epen betrachtet. Man kann mit ihr über die Wahl des Stoffes rechten und sagen, daß Riesen, wie dieser Tugarin, aus dessen Magen, nachdem er erlegt ist, längst verschlungene Menschen zum neuen Leben emportauchen, für unser modernes Bewußtsein zu ungeheuerlich sind. Höchstens ließen wir uns einen solchen Stoff aus der Feder eines neckischen Ariost gefallen, der mit seinen Helden spielt, dem wir es nicht zum Vorwurf machen, daß er seine Geschichten zum Weichselzopf durcheinander flicht, weil er von Canto zu Canto uns zu spannen und überall zu ergößen versteht. In diesem Dobrüng, der, seiner Anlage nach, Ginheit verlangt, erzählt jede neuauftretende Person weitläufig ihre Geschichte, so daß der Leser nicht vorrückt und gähnt. Nur einzelne Partien, wie der Eingang, die versteinerte Stadt, das Auftreten des Helden an Bladmir's Hose und sein Ausrücken gegen den Riesen, können uns fesseln. Ueberhaupt ist es eine mißliche Sache, Mährchen, die der Kindheit des Menschen oder des Volks angehören, in einer Kunstform, die höhere Ansprüche an den Inhalt macht, zu bebandeln. In einem Briefe an Großheinrich entschuldigt die Dichterin das schlechte Versmaß, das sich in der That nicht selten wie Prosa liest, mit ihrem Siechthum, indem sie, am Ende ihrer Laufbahn, ihre Arbeit nicht durch einen kunstvollen Vers verzögern dürfe. Dies kann sich nur auf die deutsche Ueberseßung beziehen; denn die russische Bearbeitung war vor Anfang der Krankheit fertig.

Einen großen Fortschritt zeigt die Wunderlampe, in acht Abenden. Die Handlung, die dem bekannten Mährchen von Aladin's Wunderlampe beinahe Schritt vor Schritt folgt, hat, wenn auch die Ausführung mitunter etwas weitschweifig ist, und sich nicht überall im Charakter des Mährchens hält, einen weit stetigeren Verlauf. Das Gedicht ist ein geschlossenes Ganze, das uns fast durchweg durch lebhafte, prácise und klare Darstellung fesself.

Möchten diese Zeilen dazu beitragen, Elisabeth Kulmann, mehr als es bis jezt geschehen ist, dem Publikum nahe zu bringen. Das beste Mittel wäre freilich eine neue, streng redigirte Ausgabe ihrer Schriften. Eine Redaktion, wie sie hier Noth thut, dürfte sich nicht allein auf eine strenge Auswahl beschränken, sondern auch mit kleinen Nachbesserungen befassen. Hiermit räumen wir allerdings dem Herausgeber, der von Ramler'scher Pedanterie frei, aber mit Geschmack und feinem Takt ausgerüstet sein müßte, viel ein, jedoch aus guten Gründen. Obgleich Elisabeth zum guten Theil als Deutsche zu betrachten ist, indem sie von der Mutter das Deutsche noch vor dem Russischen erlernte, indem sie ihre ganze reiche Bildung fast ausschließlich deutschen Lehrern verdankt und die Mehrzahl ihrer Dichtungen nur in deutscher Sprache abgefaßt hat: so_liefert_doch auch sie den Beweis, daß man nie zwei Sprachen vollkommen besigt. Man kann freilich ganze Seiten lesen, ohne dem geringsten Fehler zu begegnen; und doch trifft man oft genug auf Formen und Construktionen, die einem Deutschen zu gebrauchen schlechterdings unmöglich wären, auf eine Menge Stellen, bei denen es sich deutlich hers ausfühlt, daß die Dichterin sich nicht genau der Grenzlinie zwischen dem poetischen und dem prosaischen Ausdrucke unserer Sprache bewußt war. Wahrscheinlich sind ihre russischen Gedichte von diesen Mängeln freier: sagt doch Großheinrich ausdrücklich, daß der erste Ausdruck, in den Elisabeth ihre Gedanken kleide, russisch sei. Es scheint uns nun keinem Zweifel unterworfen, daß der Herausgeber die Pflicht habe, solche Verstöße gegen den Geist der deutschen Sprache zu tilgen, und es kann dies auch meist ohne Schwierigkeiten geschehen.

Gin anderer Mangel, der vielen Produktionen Elisabeth's zur Last fällt, ist ihre Neigung, in wir können es nicht anders ausdrücken poetisches Geplauder zu verfallen, wie es etwa einem in Versen geschriebenen Tagebuche oder Briefe nicht aber Gedichten, die objektive Haltung und Geschlossenheit verlangen, ansteht. Strophen solchen Inhalts wären, insofern sie von dem Kern der Dichtung getrennt werden könnten, ohne weiteres auszuscheiden, wie dies Elisabeth selber gewiß später gethan haben würde.

Mißlicher steht es noch mit der Heilung solcher Stellen, die durch gewaltsame Wortversehung, schwerfälligen Periodenbau oder weitschichtige Parenthesen das Verständniß erschweren. Kann hier nicht mit einem leichten Federstrich geholfen werden und dies ist bisweilen der Fall so verzichte man lieber darauf, aus Furcht, dem seltnen Schmetterlinge den Farbenschmelz abzustreifen.

Eine in diesem Sinne veranstaltete Ausgabe der Kulmann'schen Gedichte würde etwa zwei Bändchen, die auch einzeln käuflich sein müßten, liefern. Von diesen Bändchen, die wir uns hübsch ausgestattet und mit dem Portrait und der Abbildung des Grabmonuments der Dichterin von kundiger Hand geziert denken, würde das erste einen Lebensabriß Elisabeth's und das Beste der Gemäldesammlung, das zweite den größten Theil der Versuche, die Wunderlampe, die Griechenlieder und einige Proben ihrer italienischen Gedichte, mit wenigen nur durchaus nothwendigen Anmerkungen enthalten. Hierdurch würde, hoffen wir, auch noch in anderem Sinne das Wort auf ihrem Denkmal zur Wahrheit werden:

„Sie ist nicht todt, sie schlummert_nur.“

Dr. K. A. Mayer.

Ausführliche theoretisch-praktische Grammatik der französischen Sprache für den Schul- und Privatgebrauch. () Nach einem neuen Lehrplan bearbeitet von Louis Reignier. In drei Abtheilungen. Nürnberg 1850. Verlag von J. L. Lozbeck.

Der Verfasser dieses 354 Seiten Großoctav umfassenden Buches hat dasselbe, wie der Titel zeigt, für den Schul- und Privatgebrauch bestimmt. Wenn man aber mit Recht von einem Schulbuche verlangen kann, daß es grammatisch und stilistisch richtig geschrieben sei, so muß vorliegender Grammatik der Eingang in Schulen durchaus versagt werden, es sei denn, daß man sie zu dem Zwecke ge= brauchen wollte, die Schüler sich daran im Verbessern des Unrichtigen üben zu lassen. Von den vielen Verstößen gegen den guten Stil und gegen grammatische Richtigkeit, mit denen das Buch angefüllt ist, mögen einige als Belege der aufgestellten Behauptungen hier Platz finden. §. 9 sind zwei Säße so zusammengezogen, daß dasselbe Wort in dem ersten als Object, in dem zweiten als Subject erscheint: „Die Consonanten nennt man nach dem Organ, womit sie gebildet werden, und geben demnach folgende einfache Classification.“ §. 13 ist „dadurch, auf eine verkehrte Weise gebraucht: „Das e fermé ist masculin, am Ende eines Adjectivs oder Particips, indem es dadurch das männliche Geschlecht zn erkennen gibt." §. 27 steht „Vocalen" statt „Vocale“: „mit einem der tieferen Vocalen." S. 46 lautet: ,,Der sogenannte son nasal wird dadurch gebildet, wenn der Schlußbuchstabe n zu dem voranstehenden Vocal gehört." §. 50 kommt der Ausdruck vor „das Wort von diesem Schluß n“, anstatt „dieses mit einem n schließende Wort." §. 78 ist ein Prädicat im Singular auf ein Subject im Plural bezogen: „Abweichungen davon, und wenn sie für sich freie Endbildung annehmen, macht sie unregelmä: Big." S. 104 würde als Muster unrichtiger Construction unübertrefflich sein: „Das Substantiv ist in der Rede das, was die Substanzen in der Natur sind; es ist das vorzüglichste Wort, von dem alles abgeleitet wird; auf das sich alles bezicht, und die Person oder Sache benennt, die wirklich vorhanden ist, oder in der Sinnenwelt gedacht wird." S. 193 findet sich: „dieselben regulative Pronomen," und §. 204 steht nach französischer Weise die doppelte Negation: „Kein eigent liches verbe passif gibt es nicht wie im Lateinischen.“ Manchen deutschen Wörtern sind falsche Bedeutungen beigelegt. §. 3 sagt, daß jedes erste Wort eines Sages, einer Zeile (alinéa), eines Verses 2c. einen großen Anfangsbuchstaben bekomine, wo, wie das eingeklammerte französische Wort zeigt, Zeile für Absatz gesezt ist. §. 5 In Briefen, oder irgend einer Schrift werden die Ehrentitel: Roi, Prince 2. groß geschrieben,“ wo Schrift offenbar für Bittschrift steht. §. 163

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find die Ausdrücke „mittelbar“ und „unmittelbar“ verwechselt. Diese Ausstellungen, die sich leicht noch bedeutend vermehren ließen, werden genügen, um zu zeigen, daß es dem Verf. nicht gelungen ist, ein brauchbares Schulbuch zu liefern. Doch vielleicht erfüllt das Buch den andern Zweck, dem Privatgebrauche zu dienen, desto besser. Es fragt sich, an wen wir nach dem Sinne des Verf. bei diesem etwas vieldeutigen Ausdrucke zu denken haben, doch vermuthlich_an solche Lernende, die mit oder ohne Hülfe eines Lehrers fich privatim mit der Sprache bekannt machen wollen. Vielleicht ist dabei vorzüglich an der Schule Entwachsene zu denken, die vers möge ihres gereifteren Verstandes troß der vielen Sprachmängel und undeutlichen Ausdrücke den Sinn des Verf. zu erkennen vermögen. Allein wir fürchten, daß auch Solche in dem Buche nur geringe Befriedigung finden werden, denn die Anordnung des Ganzen ist so unwissenschaftlich und zum Theil so seltsam verworren, daß der auf den Titel verheißene „neue Lehrplan“ in absichtlicher Planlosigkeit zu bestehen scheint. Da ist nirgends eine Eintheilung in Capitel oder eine geordnete Zusammenstellung des Zusammengehörigen, sondern Alles ist bunt an einander gereiht, oder vielmehr durch einander geworfen. Die einzige größere Eintheilung ist die auf dem Titel angegebene in 3 Abtheilungen, von denen die beiden ersten die Grammatik und die dritte die gewöhnlichen Zutbaten solcher Bücher, Redensarten, Anekdoten u. dgl. enthalten. Der Verfasser läßt sich in dem Vorworte_in_seiner an zu großer Präcision keineswegs leidenden Ausdrucksweise über die erste Abtheilung etwas unklar also aus: „In der ersten Abtheilung sind meistens sämmtliche Redetheile nur praktisch durchgeführt, und in dieser Anschauung (?) ist der Verstand schon wirksam." Sieht man zu, worin diese praktische Durchführung meistens sämmtlicher Redetheile" und diese Wirksamkeit des Verstandes“ bestehen, so findet man, wenn man die 14 Seiten, die von der Aussprache handeln, durchgelesen hat, an der Spize des Abschnittes über den Artikel folgenden bedeutenden Saß: „Es gibt nur Einen Artikel und nicht mehrere in der französischen Sprache, denn da er als Bestimmungszeichen dient, so muß jede weitere Anführung desselben nur Verwirrung in der Begriffsanwendung dieses kleinen Redetheils zur Folge haben.“ Der Verf. scheint nach dem Beispiele Giniger unter seinen Vorgängern mit einem gewissen Wohlgefallen die Ansichten anderer Grammatiker zu bekämpfen, ja er scheut es nicht, gegen Academie und Grammaire des grammaires zu Felde zu ziehen. So enthält eine Anmerkung S. 15 für diejenigen, die troß des in dieser Anschauung schon wirksamen Verstandes“ den eben angeführten Sah vielleicht nicht verstanden haben, noch Folgendes: „Das Adjectiv un, une, ein, eine, wird unbegreiflicher Weise selbst von den besten Grammatikern als unbestimmten Artikel aufgeführt!!" §. 29 heißt es im Widerspruch mit den eben genannten Autoritäten: Das g ist nicht stumm in Regnard, Régnauld (st. Regnauld), und ebenso wenig in le signet, das Blattzeichen, wie mehrere Grammatiker irrigerweise angeben." Daß der Verf. in beiden Fällen Unrecht hat, bedarf kaum des Beweises; denn, solange der Artikel überhaupt als besondere Wortart in den Grammatiken sich findet, gebührt dem unbestimmten dasselbe Recht wie dem bestimmten, und die Verschweigung des g in den genannten Wörtern, sowie in dem auffallender Weise übergangenen Clugny, be ruht auf einem so allgemeinen Sprachgebrauche, daß es vergebliche Mühe ist, das gegen zu protestiren. Auf den Artikel folgt unmittelbar die vollständige Conjugation der Hülfsverben und der regelmäßigen Zeitwörter, wobei die auf oir weggelassen sind. Gegen diese Auslassung läßt sich zwar nichts einwenden, aber eine Bestäti gung der oben gerügten Planlosigkeit finden wir darin, daß ohne irgend eine Bemerkung über diese Verben bei den Regeln über die Ableitung der Tempora die Endung oir an der hergebrachten dritten Stelle steht, und daß das Verzeichniß_der unregelmäßigen Verben ebenso ohne alle Erklärung auf die Annahme von 4 Cons jugationen gegründet ist. Den Paradigmen der regelmäßigen Conjugationen folgen Regeln über den Gebrauch der Zeitformen, die man vielmehr in der zweiten Äbtheilung erwarten sollte, da in dieser nach dem Vorworte „die Begriffe mehr durch den Syntag entwickelt werden." Die weiterhin beobachtete Ordnung erhellt am besten aus den Ueberschriften der Abschnitte, wie sie aufeinander folgen: Bom Substantiv. Mündliche Adjective auf at. Bildung der weiblichen Adjectiven.

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Motion der Substantiva. Vergleichungsgrade. Bedeutung der Adjectiva. Zahlwörter. Demonstrative Beiwörter. Possessive Beiwörter. Pronomen. Bom Verb. Vom Particip. Unregelmäßige Verba u. s. w. Bei den Fürwörtern findet sich S. 89 die offenbar wieder gegen alle anderen Grammatiker gerichtete Bemerkung: Die persönlichen Fürwörter sind zugleich relativ, man kann also nicht vernünftiger Weise den pronoms rélatifs (ft. relatifs) einen abgesonderten Begriff beilegen." Diese bedeutende Entdeckung hindert den Verf. jedoch keineswegs, die relati ven Fürwörter ganz wie andere Grammatiker an ihrer gewöhnlichen Stelle besonders aufzuführen. Neu ist noch, daß §. 214 die impersonellen Verben importer und résulter zu den verbes défectifs gerechnet werden, und zwar als die einzigen der ersten Conjugation, weil diese beiden Neutralen (?) bloß den Infinitiv und die dritte Person in den übrigen (?) Zeiten haben." Man begreift nicht, wie diese Verwirrung noch möglich war, nachdem schon S. 30 il neige als Paradigma eines unpersönlichen Verbs durchconjugirt war. Auffallend ist, wie weit nach dem feltsamen Plane des Buches Zusammengehöriges von einander getrennt ist. So steht §. 83 die Regel über die Verdopplung des 1 und t in appeler und jeter, und erst §. 247 die Regel über den Accent grave in je mène und j'achète. Zum Beweise, wie ungenau und unvollständig die Regeln zum Theil abgefaßt sind, möge §. 256 dienen: „Die relativen Pronomen qui und que werden nicht vom Hauptsaße getrennt," foll heißen: haben kein Komma vor sich, was bekanntlich so allgemein ausgedrückt falsch ist. Ganz unverständlich ist die Angabe über die Bedeutung der Präposition contre. Nachdem von ihr gesagt ist, daß bei ihr „mehr die That im feindlichen Sinne ins Auge gefaßt" werde, heißt es weiter: Im Allgemeinen: Widerstand, von dem er ausgeht, und von dem, der diese Thätigkeit erleidet." Doch vollauf genug, um den Werth des Buches erkennen zu lassen. Die genauere Beurtheilung der zweiten, sowie der mit den Worten: „in der dritten Abtheilung felgen die vorzüglichsten Synonymen, neu und faßlich dargestellt, ausgesuchte Redensarten, Anekdoten und Charakterzüge“ angepriesenen dritten Abtheilung wird man dem Ref. wohl erlassen.

Dr. G. Petri.

C. E. d'Ariès in Stockholm, Anweisung das Genus der französ. Substantive an ihren Endungen, ohne Beihülfe einer weiteren Regel, sofort zu erkennen. Ein unentbehrlicher Anhang zu jeder bisher in Deutschland erschienenen französ. Grammatik. 3te für Deutsche bearbeitete Ausg. von J. F. Melzer (fl. 8. XX; 108 S.) Erlangen (Palm) 1850.

Seit etwa zwei Decennien vergehen nun kaum ein oder zwei Jahre, in welchen nicht wenigstens Ein Buch ähnlichen Inhalts, wie das obige erscheint. Der Herz ausgeber zählt deren selbst beinah ein Dußend auf, erklärt sie aber sämmtlich für unbrauchbar. Er so wie der Verfasser sind von der ungeheuren Schwierigkeit des Gegenstandes für den Lernenden so überzeugt, daß eine durchaus andere Methode erfunden werden mußte, die denn auch durch eine deutsche Bearbeitung_unseren vaterländischen Schulen zu Gute kommen sollte. Nicht sowohl wegen des Werthes, den obiges Buch hat, als der Wichtigkeit des Gegenstandes willen, wollen wir auf ersteres hier etwas näher uns einlassen.

Daß eine immer richtige Geschlechtsbezeichnung, zumal in einer fremden Sprache, ihre Schwierigkeit habe, und eine besondere Aufmerksamkeit von Seiten des Lehrenden und der Lernenden verdiene, wird niemand bestreiten; daß diese Schwierigkeiten aber nach solcher Methode, wie sie das Buch als neu und zweckmäßig ausgiebt, leichter überwunden werden sollten, will Ref. keineswegs einleuchten.

Nachdem nämlich auf etwa drei großgedruckten Seiten die allgemeinen GenusRegeln nach der Bedeutung ganz kurz abgemacht sind, folgt nun bis S. 92 ein

Archiv f. n. Sprachen. XI.

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