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gelernt; vom Lernen und Lehren auch nach onomatischen Rücksichten war natürlich feine Spur. Eben in der Combination der onomatischen Methode mit der Anordnung nach Stoff- und Ideenkategorien besteht der bedeutende Schritt, den Herr Ploch und nach ihm der Verf. des englischen Vokabulars vorwärts gethan haben. Dies ist, wie bemerkt, nur das eine Mittel, bei welchem es sich zuvörderst um Befestigung, Erweiterung, resp. Erlernung des Sprachstoffs an sich handelt. Es kann und soll die Uebung im zusammenhängenden und selbständigen Gebrauch der Sprache nur vorbereiten, die nun hiernach, zum Theil schon hierbei, und auf dieser Grundlage mittelst der Conversation eintritt. Wir theilen ganz das Urtheil des Herrn Ploch in der Vorrede zu seinem Buche über die sogenannten Conversationsstunden, durch welche man dem vermeintlichen „Mangel an Uebung" abhelfen will; es ist durch jene kein befriedigendes praktisches Resultat zu erzielen, weil sie eben an keinen bestimmten Gegenstand sich anschließen, sondern in ihnen nur so ins Blaue hinein conversirt wird, oft ohne über das unentbehrlichste Sprachmaterial gebieten zu können. Das gleicht in der That dem Bau eines Hauses, wo man erst während desselben sich Holz und Steine einzeln zur Hand schafft. Herr Ploeß, wie auch Herr Haupt, wollen nun bei den Anfängen der Sprechübungen den Sprachstoff selbst zum Object der Besprechung machen, und darin liegt eine Eigenthümlichkeit dieser Methode. Wir verweisen der Kürze wegen auf die Vorrede des Herrn Ploch, und wollen auf die Schwierigkeit, die sich in der praktischen Durchführung durch den unverhältnißmäßigen Aufwand von Zeit (in der Schule) entgegenstellen möchte, hier nur hindeuten. Eher ist in dieser Weise eine nur gelegentliche Durcharbeitung der Stoffe, wie sie das Schulleben und die Schulstudien gerade mit sich bringen, zu erzielen. Zu Repetitionen in englischer, resp. französischer Sprache über bereits in anderen Lehrstunden deutsch behandelte Abschnitte aus der Geschichte, Geographie, Naturgeschichte u. s. w. können die betreffenden Capitel in den genannten Büchern dem Schüler ein recht gutes Vorbereitungsmaterial geben; in dieser Beziehung ist indeß in dem französischen Vocabulaire bei weitem mehr geleistet, als bei Herrn Haupt. - Ueber eine weitere Stufe der Sprechübungen, die Anlehnung der Conversation an die Lectüre, sprechen wir bei späterer Gelegenheit einmal besonders.

Was nun übrigens bei aller Aehnlichkeit der beiden Bücher in dem Plane, das Verhältniß betrifft, in welchem sie rücksichtlich der Ausführung stehen, so ist nach unserer Ansicht Hr. Haupt im Allgemeinen hinter seinem Vorbilde zurückgeblieben. Nicht nur, daß das französische Vokabular bei weitem vollständiger ist; es ist auch im Einzelnen genauer, bestimmter, sorgfältiger. Die Idiotismen der englischen Umgangssprache (hier gerade ein wichtiger Punkt), ebenso wie die Bemerkungen über deutsch-englische Synonymik, die Erwähnungen häufiger Germanismen, endlich die onomatischen Rücksichten (Ableitung 2c.) in der Zusammenstellung, Alles ist hier dürftiger als bei Herrn Ploch. Im Ganzen scheint uns das Haupt'sche Buch etwas das Gepräge der Gile des Verfassers zu haben, und bietet ihm daher bei einer etwa neuen Auflage Stoff genug zu wirklichen Verbesserungen im Einzelnen und im Ganzen. - Die Bezeichnung der Aussprache mit deutschen Lauten hat nicht unsern Beifall, ist hier auch unpraktisch, weil sie nicht selten höchst störend fürs Auge und dadurch auch fürs Gedächtniß des Schülers hervortritt; sie konnte füglich ganz wegbleiben. Man sehe sich nur ein Beispiel statt vieler an: S. 88 steht links: I cannot fännat spare B'phähr (dispense dig'peng' with) (do without) it; rechts die einfache Uebersehung dieses bunten Wörtergewirrs: Ich kann es nicht entbehren. Oder S. 176: This papersinks iNkß (does dös not bear båhr the ink) iNk. u. dgl. m.

Wir empfehlen schließlich dem Verf. noch größere Genauigkeit in der Bezeich nung der Aussprache. Die z. B. durch das ganze Buch hindurchgehende Bezeich nung des kurzen tonlosen e, oder des gleichfalls kurzen uud flüchtigen End-y, mit ih, wie in before (bibfohr), bespeak, between (bihtwihn), imgleichen glory (rib), rarity (ritib), healthy (helthih), hearty (ih) u. v. a.; ferner past mit påßt (S. 120), extremely mit extremlib (S. 89) und Vieles dergleichen, sind Flecken, die zumal in einem Schulbuche sich übel ausnehmen.

Bgl.

The First Letter Writer. A Collection of one Hundred Letters on the most familiar Topics. By James M'Lean, Esq. - Mit Noten und Wörterb. 12. 156 S. Leipzig, (Baumgärtner) 1850. 9 Ngr.

Ein recht artiges und sehr brauchbares Büchelchen, das wir in den Händen recht vieler Anfänger des Englischen wünschen, und auf welches wir mit vollem Rechte die Aufmerksamkeit der Lehrer richten dürfen. Es ist eine kleine Sammlung von 100 meist kürzeren Briefen, die aber keinen Anspruch darauf macht, Musterbriefsteller zu sein, an denen es bekanntlich nicht fehlt, die vielmehr vermöge der sprachlichen Form wie des Inhalts sich wirklich in vorzüglichem Grade eignet, die erste zusammenhängende Lecture der Anfänger zu bilden. Der Stoff_ist_ äußerst mannigfaltig und aus dem gewöhnlichen, ja oft unmittelbar aus dem Schülerleben genommen, und wird dadurch ungemein anziehend. Alle Briefe bewegen sich in der leichtesten und dabei von Idiotismen stroßenden Sprache des Umgangs, die überall den reichsten Stoff zu grammatischer Belehrung und Befestigung bietet. Ref. bat die Sammlung selbst mit seinen Schülern mit großem Nußen durchgearbeitet, fest und geläufig memoriren lassen, so daß Dußende von Stellen und Wendungen immer und augenblicklich als Belege beim theoretischen Unterrichte gegenwärtig waren. Kurz, der Erfolg ist namentlich für den Zweck der ersten Einführung in den Geist und die Eigenthümlichkeiten der englischen Sprache ein viel größerer gewesen, als er etwa durch das Lernen von Dialogen hätte erreicht werden können. Uebrigens erlaubt der Umfang des Ganzen bei nicht sparsamem Drucke, daß sämmtliche Briefe mit einigermaßen geschulten_Knaben oder Mädchen füglich in einigen Wochen können durchgemacht werden. Die Noten unter dem Texte sind im Ganzen spärlich, aber ausreichend, und geben meist nur eine umschreibende Sinnerklärung bei selteneren Wortfügungen. Das kleine Wörterbuch hätte mit größerer Sorgfalt gearbeitet sein können.

Bgl.

1. Französisches Uebungsbuch von Prof. Fr. Rempel. I. Abthlg. Effen, bei Bädecker. 1851.

2. Kleiner Lehrkurs, französisch- deutsch, oder neue praktische Methode zur schnellen Erlernung der franz. Sprache durch sich selbst; von Jean Baptiste. München, bei J. Deschler. Leipzig, bei Fritsche. 1851.

3. Uebungsstücke zum Uebersezen aus dem Deutschen ins Französische; von Dr. A. Keber. Aschersleben, bei Manniske. 1851.

Der rühmlichst bekannte Verf. von Nr. 1 giebt hier ein kleines Hilfsbuch für den ersten Unterricht im Französischen, welches vorzugsweise für Gymnasien bestimmt ist. Es wird vom Verbum ausgegangen; die Methode ist der SeidenstückerAhnschen ziemlich nahe kommend, und das Buch hat die gewöhnlich so ermüdende Breite von grammatischen Terminologien und dergl. glücklich vermieden; ein zweckmäßiges Fortschreiten vom Leichten zum Schwerern läßt sich nicht verkennen, und das Buch ist auch wegen der gut gewählten, anziehenden und lehrreichen Säße empfehlungswerth. Daß der Verf. nicht auch, etwa im Anhange, die Paradigmen der regelmäßigen Berben gegeben hat, halten wir für bedauerlich; die Schüler werden sich dieselben unter Anleitung der Lehrer, bei Benuzung der Wandtafel, allerdings selbst anfertigen können, aber ob auch ganz_richtig_und_fehlerfrei, das möchten wir bezweifeln. Weiß ja doch der Herr Verf. gewiß aus eigner Erfah rung, wie viel Mühe es kostet, eine fehlerfreie Abschrift in irgend welcher Sache bei

allen Schülern einer Quinta oder Quarta zu erzwingen, und es ist doch nothwendig, daß sie das Paradigma alle richtig vor Augen haben.

Nr. 2 besteht aus zwei Abtheilungen, von denen die erste die Anfangsgründe des Lesens, und die zweite die Lehre von der Veränderung und dem Gebrauch der einzelnen Redetheile giebt. Der Verf. ist der Ansicht, daß im Ganzen auf deuts schen Schulen wenig Französisch gelernt und noch weniger gesprochen wird, weil die Schüler das Französische in ihrer Muttersprache lernen. Herr B. hat deshalb in seinem Lehrbuche die Regeln stets französisch gegeben, mit gegenüberstehender deutscher Ueberseßung, und wir möchten nur fragen, ob denn auch wohl die Schüler gleich von vorn herein, wenn sie nichts weiter gelernt haben, als den ersten Theil des Büchelchens, recht befähigt find, die im zweiten Theile gegebenen franz. Regeln zu benußen. Ref. ist geneigt, daran zu zweifeln, obwohl Herr B. unsre Frage zu bejahen scheint. Hat man übrigens den praktischen Zweck vorzugsweise im Auge, so wird ein gewandter Lehrer mit diesem Buche recht viel anfangen können, und es verdient in dieser Hinsicht Empfehlung.

Nr. 3 schließt sich eng an Fr. Herrmanns Lehrbuch der franz. Sprache und wird denen, welche jene Grammatik benußen, sehr willkommen sein, da es das leidige Dictiren erspart und zugleich recht gute, zweckmäßige Säße giebt, in welchen die in den Lectures vorkommenden Wörter, Redensarten und grammatischen Wendungen mit vielem Geschicke benußt sind.

1. Englisches Lesebuch für Gymnasien und Realschulen. Herausgegeben von Dr. F. Ahn. Köln, 1851. Bei Du MontSchauberg.

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2. Französische Chrestomathie für die mittleren_Klassen von Gymna= fien und andern höhern Lehranstalten; von Dr. C. Plöß. Berlin, bei Herbig. 1851.

Die vorliegenden beiden Schulbücher empfehlen sich durch sachgemäße Auswahl und Anordnung, und sie können rücksichtlich des Stoffes neu und reichhaltig_genannt werden. Herr Dr. Ahn theilt seine Sammlung in zwei Curse, von welchen der erstere Anekdoten, kleinere Erzählungen und Darstellungen aus der Thiers, Natur- und Völkerkunde enthält. Der zweite Cursus, welcher für vorgerücktere Schüler bestimmt ist, enthält eine epische (Geschichte und Novellen), didaktische, oratorische und poetische Abtheilung. Die beiden letteren sind nur sehr dürftig berücksichtigt, da das Buch für die oberste Stufe nicht bestimmt ist. Man kann den Wunsch nicht unterdrücken, die Sammlung möchte auch etwas Dialogisches enthalten, und es hätte sich auch für diese Lehrstufe sicher etwas Passendes und Leichtes finden lassen.

Das Werk des Herrn P. ist, wie der Titel besagt, nur für die mittleren Klassen berechnet und zerfällt in zwei Theile: Poesie und Prosa. Der erste bat wieder 7 verschiedene Sectionen: Anecdotes, Récits Historiques, Hist. naturelle et Descriptions, Narrations fictives, Dialogues, Lettres, Prose oratoire et didactique; der zweite Theil hat 3 Sectionen: Poésie narrative et descriptive, P. lirique, P. dramatique. Unter dem Texte finden sich einzelne sprachliche und fachliche Anmerkungen, und am Schlusse des Werkes ist ein Vocabulaire auf gestellt, welches verständiger Weise die bekannteren Wörter nicht giebt. Wir möchten fragen, wozu überhaupt dieses Wörterverzeichniß? Schüler, welche mit der Lecture des Buches beschäftigt werden, sollten doch wohl anfangen, mit dem Gebrauche eines vollständigen Wörterbuches sich vertraut zu machen; es ist doch nöthig, daß die Schüler auf dieser Stufe des Unterrichts für ihre onomatischen Studien einigermaßen selbständig arbeiten. Die Auswahl ist, wie schon oben be merkt, recht zweckmäßig und zugleich geschmackvoll, und Ref. ist nur mit der Wahl der 5 dramatischen Bruchstücke nicht einverstanden, die er gern durch ein Ganzes würde erseht sehen, für welches sich die Theilnahme der Leser leichter gewinnen ließe.

Für den ersten Unterricht kann hier noch auf

Louis Müller's Neues franz. Lesebuch, Leipzig bei Reichenbach, aufmerksam gemacht werden, welches den gegebenen Lesestücken eine kurzgefaßte Grammatik vorangehen, und dann erst systematisch geordnete, lehrreiche Stellen aus franz. Schriftstellern_folgen_läßt, die den Stoff zur Wiederholung der Formenlehre und Syntar geben. Hieran knüpft sich sodann ein kurzes Lesebuch, welches übrigens wohl kaum für Tertia ausreichen dürfte. H.

Erinnerungsblätter an Wilh. Friedr. Hufnagel. ausgegeben von seinem Enkel Dr. Wilh. furt a. M., Sauerländer. 1851.

Gesammelt und her-
Stricker. Frank

Es liegt dem Zwecke des Archivs fern, auf dieses Buch näher einzugehen, der größere Theil desselben, wie die Lebensbeschreibung des Erlanger Professors der Theologie und Frankfurter Predigers Dr. W. F. Hufnagel, das Urtheil des Dr. Paulus über denselben, das Verzeichniß der Schriften Hufnagels hat nur Interesse theils für theologische theils für verwandtschaftliche Kreise. Nur auf einen Theil des Buches kann hier aufmerksam gemacht werden, auf die Auswahl aus Hufnagels Briefwechsel. Hufnagel stand mit vielen bedeutenden Männern in Berkehr, und aus seinem zahlreichen Nachlaß hat der Herausgeber folgende Briefe mite getheilt:

Die Reihe eröffnet ein Brief von Heeren, über seine Arbeiten für die Ausgabe des Stobaus. Ein Brief von Uz 1784 spricht über die Uebersetzung des Hohenliedes von Hufnagel; über denselben Gegenstand und den Gebrauch des Lutherschen Katechismus handelt ein Brief Herders 1784. Von Zimmermann finden fich acht Briefe aus den J. 1785, 1787, 1790 und 1791, über sein Buch von der Einsamkeit sich in der selbstgefälligen Weise verbreitend, die aus diesem Buche, namentlich aus den Vorreden bekannt genug ist. Ein Brief von Samuel Heinike,_dem berühmten Taubstummenlehrer, läßt sich über Taubstummenunterricht aus. Ohne Werth ist ein Brief von der Markgräfin Caroline von Bayreuth 1790. Zwei Briefe von Dalberg 1793 und 1801_betreffen Privatverhältnisse. Ein kurzer Brief von Heyne 1794 handelt über die Herausgabe des Forsterschen Nachlasses. Ein aus lauter Aphorismen bestehender Brief Lavaters, 1797 aus Zürich, spiegelt ganz die Lavatersche Weise wieder. Ein Brief von dem Frankfurter Gymnasialdirector Matthiae, damals in Mainz, 1802, behandelt eine theologische Frage. Von dem Confistorialpräsidenten, nachmaligem Appellationsgerichtspräsidenten Günderrode find elf Briefe aus Paris, aus den J. 1792 und 1793 und 1806 mitgetheilt; der Inhalt sind die Schicksale_der_Frankfurter Geiseln zu Paris und der Stadt Frankfurt. Das interessanteste Stück der ganzen Sammlung ist ein Brief Hegels, von 1801, aus Jena, aus dem der Schluß hier stehen möge: „Es laufft gegenwärtig wieder etwas neues vom Stappel, nämlich das 1. Hefft eines kritischen Journals der Philosophie (d. i. das krit. Journal der Philosophie, das 1802 und 1803 bei Gotta erschien), das ich in Gesellschaft von Schelling (mit dem ich zusammenwohne und der sich Ihnen bestens empfehlen läßt) herausgebe und das die Tendenz hat, theils die Anzahl der Journale zu vermehren, theils dem unphilosophischen Unwefen Ziel und Maaß zu seßen; die Waffen, deren sich das Journal bedienen wird, sind sehr mannichfaltig; man wird sie Knittel, Peitschen und Pritschen nennen; es geschieht alles der guten Sache und der gloria Dei wegen; man wird sich wohl hie und da drüber beschweren, aber das cauterisieren ist in der That nothwendig geworden."

Herford.

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Hölscher.

Programmensch a u.

Von den Versübungen auf Schulen. Von Langensiepen. Progr. der Realschule in Siegen. 1851.

Der diesjährige Jahresbericht der höheren Bürger- und Realschule zu Siegen zeugt von einem rühmlichen Streben und zunehmenden Flor dieser Lehranstalt. Vorwärts! bleibe auch ihre Losung. Dem Jahresbericht ist von Herrn LangenHiepen eine Abhandlung beigegeben, die einer besondern Beachtung werth ist, deren Inhalt wir in der Ueberschrift angedentet haben. Manchem Leser wird gewiß das bei unwillkürlich die den Versübungen eben nicht günstig scheinende Redensart: Worte machen, oder Verse machen (verba facere oder versus facere) in Grinnerung kommen, und, die Bestimmung der höheren Bürger- und Realschule im Auge haltend, wird er mit bedenklicher Miene in die Abhandlung eintreten und sie durchgehen. An Versmachern fehlt es uns eben nicht. Was sind, genau betrachtet, in unserer unästhetischen und unpoetischen Zeit die Menge der auftretenden Poeten anders als Versmacher und ihre Gedichte anders als Versfabrikate? Der Geist der poetischen Muse schwebt nicht, wie zur Zeit der Schöpfung der Geist Gottes, über dem Wasser, sondern leider mit gar wenigen Ausnahmen tief im Wasser. Man kann sich auch hier nicht ganz der Besorgniß entschlagen, daß manche Berskünstler, welche sich durch jene Versübungen bilden, auch in den Wahn gerathen werden, ihre kunstgerechten Verse für Poesie zu halten. Doch, wir wollen uns in unserm Urtheile nicht übereilen und das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Allerdings wird uns auch auf der andern Seite dadurch der werthvolle Gewinn zu Theil, daß, wenn einmal ein ebenbürtiger Sohn des Parnaß von dem Götterfunken der Dichtkunst ergriffen wird, er sich dann auch in angemessener, schöner, rhythmischer Bewegung zu zeigen vermag.

Der Verf. verwahrt sich auf den ersten Seiten seiner Abhandlung gegen Mißdeutung, und sucht manche Einwürfe gegen die aufgestellten Versübungen zu ents kräften. Wir tadeln solche Uebungen an und für sich nicht, müssen sie vielmehr angelegentlich empfehlen, wenn nur dabei auf die rechte Weise und in rechtem Maße verfahren wird. Unter den für eine Realschule bestimmten Lehrgegenständen_dürfte die Verskunst nicht als selbständiger Lehrgegenstand auftreten, sondern dem Sprachunterricht beigeordnet (coordinirt) werden. Wir möchten hier insbesondere für die Realschule den alten Spruch in Erinnerung bringen:

omne nimium

vertitur in vitium.

zu deutsch: allzuviel ist ungesund,“ und denselben nicht bloß für unsere Muttersprache, sondern auch für die fremden neueren Sprachen geltend machen. Diese Bemerkung sei allgemein den jüngern Reallehrern gesagt, welche die Bestimmung der Realschule noch nicht deutlich erkannt haben, und diese gar leicht mit einer gelehrten Schule verwechseln.

Indem wir nun bis hieher mit dem Verf. der erwähnten Abhandlung uns bedingter Weise einverstanden erklären, müssen wir aber im weiteren Verlaufe derselben, wo sich derselbe über Prosodie ausspricht, bekennen, daß seine Ansichten nicht die unsrigen sind. Es geht hier nicht um Beibehaltung oder Verwerfung der bisherigen alten Versmaßzeichen, sondern um das Princip der ganzen Rhyth= mif und Metrik. Wird dieses richtig erkannt, so ergiebt sich die angemessene Zeichenlehre, oder die rechte prosodische Bezeichnung von selbst. Ref. hat sich eine Lange Reihe von Jahren mit diesem Gegenstande beschäftigt, und befand sich im

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