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Für den ersten Unterricht kann hier noch auf

Louis Müller's Neues franz. Lesebuch, Leipzig bei Reichenbach, aufmerksam gemacht werden, welches den gegebenen Lesestücken eine kurzgefaßte Grammatik vorangehen, und dann erst systematisch geordnete, lehrreiche Stellen aus franz. Schriftstellern folgen läßt, die den Stoff zur Wiederholung der For menlehre und Syntar geben. Hieran knüpft sich sodann ein kurzes Lesebuch, welches übrigens wohl kaum für Tertia ausreichen dürfte. $.

Erinnerungsblätter an Wilh. Friedr. Hufnagel. ausgegeben von seinem Enkel Dr. Wilh. furt a. M., Sauerländer. 1851.

Gesammelt und her-
Stricker. Frank-

Es liegt dem Zwecke des Archivs fern, auf dieses Buch näher einzugehen, der größere Theil desselben, wie die Lebensbeschreibung des Erlanger Professors der Theologie und Frankfurter Predigers Dr. W. F. Hufnagel, das Urtheil des Dr. Paulus über denselben, das Verzeichniß der Schriften Hufnagels hat nur Interesse theils für theologische theils für verwandtschaftliche Kreise. Nur auf einen Theil des Buches kann hier aufmerksam gemacht werden, auf die Auswahl aus Hufnagels Briefwechsel. Hufnagel stand mit vielen bedeutenden Männern in Verkehr, und aus seinem zahlreichen Nachlaß hat der Herausgeber folgende Briefe mitgetheilt:

Die Reihe eröffnet ein Brief von Heeren, über seine Arbeiten für die Ausgabe des Stobaus. Ein Brief von z 1784 spricht über die Ueberseßung des Hohenliedes von Hufnagel; über denselben Gegenstand und den Gebrauch des Lutherschen Katechismus handelt ein Brief Herders 1784. Von Zimmermann finden sich acht Briefe aus den J. 1785, 1787, 1790 und 1791, über sein Buch von der Einsamkeit sich in der selbstgefälligen Weise verbreitend, die aus diesem Buche, namentlich aus den Vorreden bekannt genug ist. Ein Brief von Samuel Heinike, dem berühmten Taubstummenlehrer, läßt sich über Taubstummenunterricht aus. Ohne Werth ist ein Brief von der Markgråfin_Caroline von Bayreuth 1790. Zwei Briefe von Dalberg 1793 und 1801 betreffen Privatverhältnisse. Ein kurzer Brief von Heyne 1794 handelt über die Herausgabe des Forsterschen Nachlasses. Ein aus lauter Aphorismen bestehender Brief Lavaters, 1797 aus Zürich, spiegelt ganz die Lavatersche Weise wieder. Ein Brief von dem Frankfurter Gymnasialdirector Matthiae, damals in Mainz, 1802, behandelt eine theologische Frage. Von dem Consistorialpräsidenten, nachmaligem Appellationsgerichtspräsidenten Günderrode find elf Briefe aus Paris, aus den J. 1792 und 1793 und 1806 mitgetheilt; der Inhalt sind die Schicksale der Frankfurter Geiseln zu Paris und der Stadt Frankfurt. _Das_interessanteste Stück der ganzen Sammlung ist ein Brief Hegels, von 1801, aus Jena, aus dem der Schluß hier stehen möge: „Es laufft gegenwärtig wieder etwas neues vom Stappel, nämlich das 1. Hefft eines kritischen Journals der Philosophie (d. i. das krit. Journal der Philosophie, das 1802 und 1803 bei Gotta erschien), das ich in Gesellschaft von Schelling (mit dem ich zusammenwohne und der sich Ihnen bestens empfehlen läßt) herausgebe und das die Tendenz hat, theils die Anzahl der Journale zu vermehren, theils dem unphilosophischen Unwe sen Ziel und Maaß zu sehen; die Waffen, deren sich das Journal bedienen wird, sind sehr mannichfaltig; man wird sie Knittel, Peitschen und Pritschen nennen; es geschieht alles der guten Sache und der gloria Dei wegen; man wird sich wohl hie und da drüber beschweren, aber das cauterisieren ist in der That nothwendig geworden."

Herford.

"

Hölscher.

Programmensch a u.

Von den Versübungen auf Schulen. Von Langensiepen. Progr. der Realschule in Siegen. 1851.

Der diesjährige Jahresbericht der höheren Bürger- und Realschule zu Siegen zeugt von einem rühmlichen Streben und zunehmenden Flor dieser Lehranstalt. Vorwärts! bleibe auch ihre Losung. Dem Jahresbericht ist von Herrn Langenfiepen eine Abhandlung beigegeben, die einer besondern Beachtung werth ist, deren Inhalt wir in der Ueberschrift angedeutet haben. Manchem Leser wird gewiß das bei unwillkürlich die den Versübungen eben nicht günstig scheinende Redensart: Worte machen, oder Verse machen (verba facere oder versus facere) in Grinnerung kommen, und, die Bestimmung der höheren Bürger- und Realschule im Auge haltend, wird er mit bedenklicher Miene in die Abhandlung eintreten und sie durchgehen. An Versmachern fehlt es uns eben nicht. Was sind, genau betrachtet, in unserer unåsthetischen und unpoetischen Zeit die Menge der auftretenden Poeten anders als Versmacher und ihre Gedichte anders als Versfabrikate? Der Geist der poetischen Muse schwebt nicht, wie zur Zeit der Schöpfung der Geist Gottes, über dem Wasser, sondern leider mit gar wenigen Ausnahmen tief im Wasser. Man kann sich auch hier nicht ganz der Besorgniß entschlagen, daß manche Verskünstler, welche sich durch jene Versübungen bilden, auch in den Wahn gerathen werden, ihre kunstgerechten Verse für Poesie zu halten. Doch, wir wollen uns in unserm Urtheile nicht übereilen und das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Allerdings wird uns auch auf der andern Seite dadurch der werthvolle Gewinn zu Theil, daß, wenn einmal ein ebenbürtiger Sohn des Parnaß von dem Götterfunken der Dichtkunst ergriffen wird, er sich dann auch in angemessener, schöner, rhythmischer Bewegung zu zeigen vermag.

Der Verf. verwahrt sich auf den ersten Seiten seiner Abhandlung gegen Mißdeutung, und sucht manche Einwürfe gegen die aufgestellten Versübungen zu ent kräften. Wir tadeln solche Uebungen an und für sich nicht, müssen sie vielmehr angelegentlich empfehlen, wenn nur dabei auf die rechte Weise und in rechtem Maße verfahren wird. Unter den für eine Realschule bestimmten Lehrgegenständen_dürfte die Verskunst nicht als selbständiger Lehrgegenstand auftreten, sondern dem Sprachunterricht beigeordnet (coordinirt) werden. Wir möchten hier insbesondere für die Realschule den alten Spruch in Erinnerung bringen:

omne nimium

vertitur in vitium.

zu deutsch: „allzuviel ist ungesund,“ und denselben nicht bloß für unsere Muttersprache, sondern auch für die fremden neueren Sprachen geltend machen. Diese Bemerkung sei allgemein den jüngern Reallehrern gesagt, welche die Bestimmung der Realschule noch nicht deutlich erkannt haben, und diese gar leicht mit einer gelehrten Schule verwechseln.

Indem wir nun bis hieher mit dem Verf. der erwähnten Abhandlung uns bedingter Weise einverstanden erklären, müssen wir aber im weiteren Verlaufe derselben, wo sich derselbe über Prosodie ausspricht, bekennen, daß seine Ansichten nicht die unsrigen find. Es geht hier nicht um Beibehaltung oder Verwerfung der bisherigen alten Versmaßzeichen, sondern um das Princip der ganzen Rhythmik und Metrik. Wird dieses richtig erkannt, so ergiebt sich die angemessene Zeichenlehre, oder die rechte prosodische Bezeichnung von selbst. Ref. hat sich eine Lange Reihe von Jahren mit diesem Gegenstande beschäftigt, und befand sich im

und

Allgemeinen schon auf richtiger Bahn, als Apel's berühmtes Werk über Metrik erschien. Das richtige Princip in der Metrik ist aber der musikalische Takt; die Tonkunst und die Metrik haben einerlei Bewegungsprincip. Jeder Unbefangene wird solches in sich vernehmen, der rhythmisch lesen, desgleichen wer die Trommel schlagen hört. Zugleich wird sich derselbe bald überzeugen, daß die alte rhythmische (grammatische) Bezeichnung nicht allein mangelhaft, sondern auch fehlerhaft ist. Die Notenschrift allein vermag hier die angemessene und vollkommen richtige Bezeichnung für jede rhythmische Bewegung zu geben. Wenn bei den Alten bloß von lang (-) und kurz (~), von zweizeitig und einzeitig die Rede ist, und demgemäß zwei Kürzen auf Eine Länge gehen, so unterscheidet die neuere Metrik ein, zwei, dreis und vierzeitige Silbendauer. Alles was in der Abhandlung über gesenkt, gehoben oder betont und unbetont gesagt wird, erledigt sich durch die Notenbezeichnung weit einfacher und befriedigender als durch die alten grammatischen Zeichen, die oft mit einander in Widerspruch gerathen. Beispiel mit beiden Bezeichnungsarten:

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Die grammatische Bezeichnung kann hier nicht anders als eine Bewegung im 2/4 Takt andeuten; die musikalische bewegt sich leicht im 3% Takt. Nun lese_jeder ehrlich, treu und unbefangen und sage dann, welche Bewegung die angemessenere sei. Wenn die Heiterkeit des Gemüths zur Höhe der Begeisterung steigt, so spricht es vielleicht: Heiter mit leichtem Sinn Eil ich durch's Leben hin u. s. w.

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Hat jemand ein Pendel, das etwa halbe Sekunden schwingt, so wird er Silbe vor Silbe ebenmäßig den Vers darnach recitiren können; aber nun versuch' er es getreu nach der grammatischen Bezeichnung, da wird's bald zum holpern und stolpern kommen. Wollte der Grammatiker etwa zeichnen

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so würd'

ich ihn anf Autorität der Grammatik prosodisch berichtigen, indem ich skandirte und zeichnete: Heiter Morgenroth dunkle Ziel: - Röschen u. s. w. Herr L. macht allerdings S. 5 manche treffende Bemerkung über die Unzulänglichkeit der alten metrischen Bezeichnung, wo er sagt: „Diese Maßzeichen, oder die bekannten beiden Zeichen: - und bedeuten aber bei uns nicht das Nämliche wie bei den Alten; denn dadurch, daß auch wir in unserer Sprache von Längen und Kürzen reden, darf man sich, wie das freilich so lange der Fall war und auch jezt wohl noch der Fall ist, nicht täuschen lassen. Die beiden Zeichen: und - bedeuten nämlich in unserer tonhaltigen Sprache nicht: lang und kurz, wiewohl wir so sagen, sondern entweder: betont oder unbetont, nämlich für die Wortfüße, oder: gehoben und gesenkt, nämlich für die Versfüße, also Zweierlei, in den zeithaltigen Sprachen der Alten aber nur Einerlei, nämlich im eigentlichen Sinne nur: lang und kurz, d. i. von doppelter und von einfacher Zeit beim Aussprechen.“ Hier wird es klar, daß der Verf. der Mängel und Gebrechen der bisherigen Ansicht und Bezeichnung inne wird; aber Ref. zweifelt, daß er mit seinen Hülfsmitteln: gehoben, gesenkt gedehnt, geschärft sich hier überall zurecht finden wird. Weder ist unsere Sprache bloß tonhaltig, noch sind die alten Sprachen bloß zeithaltig. Ueberhaupt ist der Beweis noch zu liefern, daß irgend einer Sprache bloß eins von den beiden Prädikaten zukom men kann. Das Gemüth der Menschen war zur Zeit der Griechen und Römer gewiß kein anderes als bei uns, und sie empfanden ein Wohlgefallen an naturgemäßer rhythmischer Bewegung. Sie lasen:

wie wir:

arma virumque cano, Trojae qui primus ab oris u. s. w.

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Hab ich den Markt und die Straßen toch nie so einsam ge-sehen u.s.w.

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In der untern Bezeichnung deutet der Accent eine Hebung aber keine Veränderung der Silbe an.

Weiterhin sagt der Verf.: „Für das Wort sowohl wie für den Vers tritt bei uns das Zeitmaß durchaus zurück, während es bei den Alten im Vordergrunde steht; umgekehrt ist bei diesen das Tonmaß von untergeordneter Bedeutung, aber bei uns Hauptsache. Ob also eine betonte Silbe gedehnt oder geschärft sei, ist für deutsche Versmessung kaum von Belang, d. b. braucht so gut wie gar nicht berücksichtigt zu werden." Hier müssen wir wirklich eine kleine Pause machen, um uns zu besinnen, ob wir noch bei der Sache sind, oder ob sie durch magische Kunst unseren Händen entwunden ist, und wir um ein Phantom streiten. Mit dieser Behauptung vernichtet Hr. L. unsere ganze Rhythmik, und stellt zugleich unsere Verskunst der, der Alten diametral entgegen. Außer dem, was ich eben vorher entgegnete, muß ich hier die Frage stellen: Ist es denn so sicher ausgemacht, daß die alten Sprachen bloß quantitirende, und nicht accentuirende gewesen; desgleichen: find die neueren Sprachen bloß accentuirende und gar nicht quantitirende? Mögen gründliche Kenner der alten und zugleich der neueren Sprachen darüber entscheiden!

Um den Verlegenheiten zu entgehen, in welche uns die bisherige Metrik nicht selten führt, giebt es kein besseres Mittel als die Babu der Alten zu verlassen, und ins Gebiet der neueren, auf die musikalische Takttherorie gegründeten Metrik über

-

zutreten. Diese gestattet eine doppelte Messung und Bezeichnung der Silben und Wörter, nämlich in ungebundener Darstellung die grammatische: ~; in gebun dener Darstellung die musikalische vermittelst der Noten. Beide Messungen sind oft ganz verschieden und einander widersprechend: Die grammatische Messung ist unabhängig vom Rhythmus und sie bezeichnet die kleinen, einsilbigen Wörter, z. B. „der, die, das, ein, in, und“ immer kurz; im rhythmischen Verbande können und müssen sie bald als lang, bald als kurz auftreten. Beispiel:

Es bildet ein Talent sich in der Stille,

Sich ein Charakter in dem Strom der Welt. (Göthe.)

Freude sprudelt in Pokalen

In der Traube goldnem Blut

Trinken Sanftmuth Kannibalen

Die Verzweiflung, Heldenmuth.

Möcht' es dem Ref. gelungen sein, den Verf. zu veranlassen, auch einmal Bersübungen nach musikalischer Messung und Bezeichnung anzustellen. Bei seiner tüchtigen und gründlichen Sachkenntniß könnte er sich um diesen Unterrichtszweig für die Realschulen und auch für andere höhere Lehranstalten sehr verdient machen.

Heuser.

Lessing als dramatischer Dichter. Von Dr. Ed. Gervais. Progr. des Progymn. zu Hohenstein in Preußen 1851. 30 S. 4.

Dies Programm giebt nur eine allgemeine Charakteristik Lessings als dramatischen Dichters, bei den einzelnen Stücken nur kurz verweilend." Namentlich wird über die Jugendgedichte schnell hinweggegangen und nur das kurz zusammengefaßt, was uns Gervinus giebt. Man vermißt besonders eine tüchtige Benutzung der schö nen Untersuchungen Danzels. Ausführlicher ist die Rede von Minna von Barnhelm, ohne daß aber über dieselbe etwas Neues gesagt wäre, und es ist ein Irrthum des Verf., wenn er meint, daß dies Stück schon von der Bühne verschwunden sei. Dann wird über Sara Sampson gesprochen, aber auch hier ist zu bedauern, daß der Verf. sich nicht genauer mit Danzel bekannt gemacht; dies Buch zeigt auch, daß das Verhältniß Lessings zu Diderot, wie es hier dargestellt wird, nicht richtig aufgefaßt ist. Ebenso muß die Behauptung, daß in Göthes Jugendwerken sich eine Nachahmung des Lessingschen Stils zeige, angefochten werden. Endlich würde das Studium der Danzelschen Biographie die Ansichten des Verf. über den Einfluß der englischen Dichtkunst auf Lessing modificirt haben. Ausführlicher verbreitet sich der Verf. sodann über Emilia Galotti, über welches Drama sich Ref. im Programm des Gymnasiums zu Herford 1851 (22 S. 4.) ausgesprochen hat, und zulegt mit wenigen Worten über Nathan.

Hölscher.

Ueber den Heliand. Vom Gymnasiallehrer Düning. Progr, des Gymn. zu Recklinghausen 1851. 29 S. 4.

Die Abhandlung zerfällt in 7 Abschnitte. §. 1 stellt Otfried, den Dichter des Heliand und Gädmon als die Dichter biblischer Dichtungen bei den Oberdent

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