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wandtschaft dieser Anschauungen mit denen des Sommernachtstraums ist ganz offenbar. Auch hier stehen die Elfen und Cupido in einer wechselseitigen Beziehung; und der bezaubernde Saft des Thautropfens wie der Liebestrank der Venus bei Drayton entsprechen genau dem bezaubernden Safte der von Cupido's Pfeil getroffenen Pflanze Liebe im Müßiggang" im Sommernachtstraum. Auch das Juwel des Thautropfens erinnert an zwei anmuthige Stellen im Sommernachtstraum*). In den Beschreibungen, welche Drayton von dem Kopfschmucke und dem Gewande der Tita giebt, vor allem aber bei der Erwähnung der Musik, welche bei dem Hochzeitfeste Statt finden soll, glaubt man den Einfluß des Sommernachtstraums zu erkennen. Der Titania muß die Nachtigall jenes ́melodische Schlummerlied singen: bei Drayton vertritt die Schwalbe diese Stelle, aber die Nachtigall, die Drossel, die Amsel, das Rothfehlchen, die Lerche, der Hänfling müssen ihr Lied aus jedem Busch erschallen lassen! **) Und wie Titania ihrem Zettel Maulbeeren, Trauben, Honig bietet (3, 1), so sollen Tita

So sweet a liquor, as shall move
Each thing that smells to be in love.

A cup etc.,

Whose bringtness Venus self did move
Therein to put her drink of love.

*) 2, 1: I most go seek some dew-drops here,

And hang a pearl in every cowslip's ear.

4, 1: And that some dew, which sometime on the buds
Was wont to swell, like round and orient perls.

**) Vgl. Drayton bei Halliwell (p. 221):

The nightingale, of birds most choise,
To do her best shall strain her voice;

And to this bird, to make a set,
The maris, merle and robinet,
The lark, the linnet and the thrush,
That make a quoir of every bush!
But for still musik, we will keep
The wren and titmouse, which to sleep
Shall sing the bride, when she's alone
The rest into their chambers gone.

zum Wohle Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, Jungfernhonig gereicht werden *).

Den komischen Ton, den Shakspeare im Sommernachtstraum und in den lustigen Weibern von Windsor angeschlagen hat, finden wir auch in Randolfs Amyntas.

Diese Dichtung erschien zu Orford im J. 1640 unter dem Titel: Amyntas or the impossible dowry. Sie verseßt uns in die Elfendichtung, wie sie in Shakspeares lustigen Weibern von Windfor erscheint. Wie in diesem Lustspiele der Elfenglaube benußt ist, um den frechen Falstaff zu täuschen und zu bestrafen, so wird in Amyntas dem abergläubischen Jokastus ein Betrug gespielt. Die Dichtung ist zwar mehr von den „lustigen Weibern“ abhängig, wir erwähnen sie aber hier, weil wir einige Anklänge an den Sommernachtstraum wahrzunehmen glauben.

Dorylas, das ist der Hergang der Sache, hat großen Appetit nach den schönen Aepfeln in dem Obstgarten des Jokastus. Er entschließt sich daher Oberon zu sein und von Elfen begleitet den Obstgarten zu berauben**). Hier ist die Neigung der Elfen zu schönen Früchten benußt, wie sie auch im Sommernachtstraum (3, 1) vorkommt, wo Titania den Elfen gebietet, dem Zettel Aprikosen, Maulbeeren, Feigen, Purpurtrauben zu suchen. Dorylas geht daher

Vgl. außer Titania's Schlummerliede noch das Lied Zettels (3, 1):
The ousel-cock, so black of hue,

With orange-tawny bill,

The throstle with his note so true,

The wren with little quill:

The finch, the sparrow and the lark etc.

*) Drayton bei Halliwell (p. 224) :

Then serve we up the straw's rich berry,

The respass, the Elizian cherry;

The virgin honey from the flowers

In Hibla, wrought in Floras bowers.

**) Halliwell, fairy mythology p. 243.

Dainty apples

How lovey they look! Why these are Dorylas sweet-hearts.

Now must I be the princely Oberon,

And in a royall humour with the rest
Of royall fairies attendant goe in state,
To rob an orchard.

in den Garten des Jokastus mit einer Schaar Elfen und während er mit einigen die Bäume besteigt, um die Taschen zu füllen, müssen die anderen eine Elfenmelodie in fremder Zunge singen. Dieser Gesang ist lateinisch *). Während Jokastus von der himmlischen Har monie entzückt ist, meint sein Diener Bromius, daß,,diese jungen Schurken, diese Schotenschäler" **) seinen Herrn betrügen, und er möchte ihnen lieber mit Peitschenhieben dienen. Wagst du, Nachteule, sagt Jokastus zu Mopsus, mit deinem rohen Gekrächz ihre Musik zu unterbrechen, deren Melodie die Sphären vermocht hat ihre himmlischen Lauten bei Seite zu legen, einzig um ihren (der Elfen) bezaubernderen Tönen zu horchen ***). Von den heftigen

*) Nos beati fauni proles,

Quibus non est magna moles,
Quamvis lunam incolamus,
Hortos saepe frequentamus.

Furto cuncta magis bella,
Furto dulcior puella,
Furto omnia decora;

Furto poma dulciora.

Cum mortales licto jacent,

Nobis poma noctu placent!
Illa tamen sunt ingrata,

Nisi furto sint parata.

**) These young rascalls, the pescod-shelers do so cheat my master (Halliwell p. 245). Sollte der Dichter hier nicht an den Elfen der Titania gedacht haben, welcher im Sommernachtstraum (3, 1) den Namen Erbsenblüthe (peas-blossom; nicht Bohnenblüthe, wie Schlegel überseßt) führt, und zu welchem Zettel sagt: I pray you, commend me to mistress Squash, your mother and to master Peascod, your father? Der Ausdruck a sheal'd peascod fommt in Lear bildlich vor (1, 4).

Die

***) Halliw. 245. Dar'st thou, screetch-owle, with thy rude croaking interrupt their musique, whose melody hath made the spheares to lay their heavenly lutes aside, only to listen to their more charming notes? Sphärenmusik erinnert an die Stelle im Kaufmann von Venedig (5, 1): There's not the smallest orb, which thou beholst,

But in his motion like an angel sings,

Still quiring to the young-eyd cherubims.
Such harmony is in immortal souls;
But whilst this muddy vesture of decay

Doth grossly close it in, we cannot hear it.

Drohungen des Bromius bestürmt, verkündet sich Dorylas dem Jokastus als Oberon mit der Bemerkung, daß er vor allen Gärten den seinigen gewählt habe, ihn zu beglücken durch Tänze, leichte luftige Takte und phantastische Ringe, während undankbare Sterbliche ihm so vergölten wegen eines Apfels! Jokastus ist nun auf den Bromius sehr ungehalten und die Elfen des Dorylas rufen Ti-ti-ta-tie, wodurch sie nach des Dorylas Erklärung in der Elfensprache ihre Dankbarkeit ausdrücken, wodurch sie ferner um Erlaubniß bitten um den Bromius einen Elfenring zu tanzen und ihn wegen seiner Beleidigungen zu zwicken! *) Der gezwickte Bromius entfernt sich, Dorylas steigt von dem Baume und Jofaftus fällt vor ihm auf die Kniee! Stch auf, sagt zu ihm Dorylas, als unser theurer Ritter**); hängt ihm, ruft er seinen Elfen zu, die heilige Glocke um seinen Nacken als ein Zeichen seiner Nitterschaft. Wir nennen sie die honigfüßtönende Tingle-Tangle (in der That eine Schafglocke von seinem eignen fetten Widder gestohlen, sagt er bei Seite zu sich selbst): ,,Herr Jokaftus, wir erinnern uns, wir versprachen Euch seit lange die Aufsicht über unsere Tanzpläge; wir sind jezt geneigt es Euch zu bestätigen. Gebt ihm hier, ruft er seinen Elfen zu, den Stab seiner Würde." Jokastus fühlt sich als der Dienstmann (liegeman) des Dorylas sehr geehrt und nimmt Abschied. Dorylas theilt darauf mit seinen Elfen die gestohlenen Aepfel. Haben wir ihn nicht tüchtig geschnellt? frägt er seine Genossen; seht, ihr Schurken, das sind die Früchte kluger Schelmerei."

Schlegel übersetzt unrichtig:

So voller Harmonie sind ew'ge Geister,

Nur wir, weil dieß hinfäll'ge Kleid von Staub,
Ihn grob umhüllt, wir können sie nicht hören.

Der Sinn ist vielmehr: „Eine solche Harmonie (wie in der Sphärenmusik) ist (auch) in (unsern) unsterblichen Seelen; aber weil,,dieß hinfällige Kleid von Staub“ sie (die Harmonie) grob umhüllt, können wir sie nicht hören.

*) Die Elfen fingen hier wieder lateinisch :

Quoniam per te violamur,
Ungues hic experiamur!
Statim dices tibi datam

Cutem valde variatam.

**) And rise up, Sir Jocastus, our deare knight.

Nun kommt Mopsus, des Jokastus Bruder, herbei, Dorylas fürchtet Verrath und Mopsus bedroht ihn mit Schlägen; er verspricht seine Schwester Testylis dem Mopsus und dieser läßt sich begütigen. Dorylas zieht mit seinen Elfen, den edlen Pairs des Elfenreichs (noble peeres of Fairy) von dannen, um die Früchte mit seiner Königin Mab zu theilen. Die Genossen des Dorylas fingen wieder einen lateinischen Elfengesang.

Jokastus erscheint darauf mit einem Mohrentanze, er selbst als Maikönigin und Bromius als der Clown*). Dorylas tritt dann auf als Elfenkönig, rühmt die Schönheit der Maikönigin, welcher die Elfenkönigin Mab nicht zu vergleichen sei. Er erklärt ihr seine Liebe:,,ja, schöne Jungfrau, jeder Theil von Dir hat einen Pfeil durch mein Herz geschossen! Dein flammendes Auge, Deine Lippe so dünn, Deine Azurwange, Dein Crystallkinn, Deine Regenbogenstirn mit so mancher Rose, Deine Saphirohren und Deine Rubinnase**), Alles verwundet meine Seele! Sei gnädig oder Du wirst mich verderben! Jokastus erklärt, daß er kein Weib sei, wünscht

Now hang the hallowed bell about his neck

We call it mellisonant Tingle-Tangle

(Indeed a sheep-bell stol'n from's own fat weather)
The ensigne of his knight-hood, Sir Jocastus,
We call to mind we promis'd you long since

The president of our dances-place; we are now
Pleas'd to confirme it on you. Give him there
His staff of dignitie.

Aehnlich sagt Titania im Sommernachtstraum 3, 1 zu ihren Elfendienern in Bezug auf Zettel: Be kind and courteous to this gentleman etc.

*) Halliw. p. 230. Jocastus with a morrice, himselfe Maid Marian, Bromius the clown. Der Mohrentanz wurde im Freien aufgeführt, bei Volksfesten, am ersten Mai. Die Personen, welche dabei auftraten, führt Nares an, Glossary s. v. morris-dance. Man vergleiche auch die Abhandlung Follets in der Ausgabe von Johnson und Steevens V, p. 441, wo sich auch eine Abbildung findet. Die Maid - Marian, aus der Sage von Robin Hood berühmt, war bei diesem Tanze die Maikönigin und wurde gewöhnlich, wie auch in unserer Stelle, von einem Manne gespielt. Oft spielte die Maikönigin auch eine weibliche Persönlichkeit, welche nicht immer von den reinsten Sitten war. Darauf wird angespielt in Heinr. IV. I, 3, 3: And for womanhood maid Marian may be the deputy's wife of the ward to thee. Auf den Morristanz wird von Shakspeare öfter angespielt, z. B. Ende gut, Alles gut 2, 2: A morris for may-day.

**) Yes beauteous Virgin, thy each part

Has shot an arrow through my heart!

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