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alle Völker des Westens das Wort feusda, feusta f. a feast 290, b. Aus dem heutigen Englisch stammen suipeir f. a supper 555, b. bancaid f. a banquet, feast 53, a. òsd, osda, osthigh m. a inn. òsd therr, òsdair; m. an innkuper 443, b, vom engl. hoste. cocaire m. a cook 160, a (ist aus dem engl. cook mit der celtischen Endung für nomina agentis). coca m. a cootk 160, a. fuissear m. a butcher 101, b. diosc m. a dish 241, a aus dem agf. disc m. (holl. disch, nhd. Tisch Grimm 3, 433). z. B. Marc. 6, 25. Matth. 23, 26 u. f. w. càrn, carna f. flesh, a booty 120, b scheint nur urverwandt mit lat. caro. ròst v. act. to roast, toast 478, b. ròist v. act. to roast, toastparch, scorch 476, b. ròsd m. a roast. a pièce of roast meat 428, b. frighig v. act. to fry 305, a. sabhs m. sauce 483, b. spiòsradh, spis rendh m. spice, spicery (spiòsraich v. act. to spice) 541, b aus engl. spicery. caise m. indecl. cheese 110, b, agf. cyse. brios gaid f. biscuit 89, b; das englische Wort assimilirte sich an das gael. adj. briosy. puinsc m. ind. punch 460, b. branndaidh, brannduidh f. brandy 82, b. piceal, picil f. pickle or brine, a calt liquor etc. 449, a. (Fortseßung folgt.)

Die Lyrik der Deutschen in ihren vollendetsten Schöpfungen, von Göthe bis auf die Gegenwart. In fünf Büchern herausgegeben von Heinrich Friedrich Wilhelmi, Hofrath und Professor. Frankfurt. Brönner. 1848.

Mit diesem Buche tritt ein vor Jahrzehnden vielgenannter Schriftsteller, der Verfasser von „Wahl und Führung", im Lenzmonat des Jahres 1848 vor die deutschen Leser, unter denen allenthalben Biele ihm für seine frühern Gaben dankbar verbunden sind, und giebt seiner Sammlung den doppelten Zweck: „Zunächst die neuere Lyrik in ihren vollendetsten Schöpfungen für die Liebhaber vaterländis scher Dichtkunst, für Lehrer und Lernende, zu erhebender Anschauung zu bringen, und dann: Freunden des Schönen in der Betrachtung und dem Genusse so aus erlesener Schäße die Befriedigung eines tiefern Geistes- und Lebensbedürfnisses entgegen (?) zu bieten.“ Die Sammlung soll also der Wissenschaft und dem Leben dienen. Wir müßten die ganze lesenswerthe Einleitung ausschreiben, wollten wir die Grundsäße entwickeln, nach welchen der würdige Verfasser seine Dichtungen gesammelt und geordnet hat, und würden um so mehr eine unnüße Arbeit zu unternehmen glauben, als das Vorwort selbst große Verbreitung mit der Sammlung finden wird, die sich sowohl durch Reichthum und Vollständigkeit, wie durch ein geschmackvolles Aeußere empfiehlt.

Herr Wilhelmi geht von Göthe aus, mit dem nach seiner Ansicht die neuere Lyrik beginnt, aber bei einzelnen Gedichten, wie in den Doen in antiken Metren, steigt er bis auf Klopstock hinauf, umfaßt also über hundert Jahre und in diesem Zeitraume zweihundert Dichter. Dieselben sind nach folgenden Haupteintheilungen geordnet: I.: Die reine Lyrik, die Lyrik im engern Sinne, nach folgenden Gruppen: Erstes Buch: Naturgefühl, Wanderlust, Heimweh. Zweites Buch: Gesänge der Liebe. Drittes Buch: Deutsches Vaterland. Kampf für Deutschland. Zeiterinnerungen, unter denen Freiligraths Auswanderer" eingereiht zu finden, wehmüthige Empfindungen erweckt. Viertes Buch: Lebensheiterkeit. Gefälliges. Anmuthiges. Fünftes Buch: Gesammelte Stimmung. Beschauliches. Erweckliches. Sechstes Buch: Dissonanzen der Gemüthszerrissenheit. Sehnsucht. Ahnung, in welcher Heine den Grundton anstimmt. Siebentes Buch: Lester Schmerz. Nacht des Daseins. Achtes Buch: Trest. Versöhnung. Christlichen Glaubens Macht. Wir glauben nicht, daß Jemand, dem diese Zusammenstellung nicht so wohl gefällt, wie uns, mit dem Verf. darüber rechten kann, denn sie entzieht sich aller Doctrin.

II. Die didaktische Lyrik, welche nicht mehr das von der Idee gehobene Gefühl, sondern die begeisternde Idee selbst, den von dem Gefühl durchhauchten Gedanken zu ihrem unmittelbaren Gegenstande hat. In derselben unterscheidet der

Herausgeber, dessen Eigenthümlichkeit die Wahrheit trifft, welche allgemeinere Anerkennung findet, zwei Gruppen, je nachdem die Contemplation vorwaltet in dem Eingehen in den Grund und die Tiefe aller Wahrheit, oder je nachdem der Tiefsinn, der Big in dem Ausprägen inhaltvoller Sprüche vorwaltet. In der ersten Abtheilung bringt er unter der Ueberschrift: Didaktisches 9 Tage aus dem Laienbrevier von Leop. Schefer, und mehrere Abschnitte aus der „Weisheit des Brahmanen“, von F. Rückert, und in der zweiten: Sinngedichte, Guomen, Epigramme, Sprüche, Räthsel, Charaden, Logogryphen, Anagramme und Homonyme.

Zu dieser Abtheilung rechnet der Herausgeber auch diejenigen lyrisch erzählenden Gedichte, in welchen die Erzählung des Begebnisses selbst nicht der nächste Zweck der Dichtung ist, sondern nur die leibliche Hülle, um darin eine Idee zu verkörpern. Dies geschieht im Sinnbild und im Gleichniß, in der Fabel und Parabel, und selbst zum Theil noch in der Legende, welche Dichtungen daher alle im dritten Theile der lyrisch-didaktischen Abtheilung ibre Stelle gefunden haben. Für die III. Hauptabtheilung, die epische Lyrik, die eigentlich erzählende, die Lyrik des Begebnisses, in welcher der Dichter mit seinem Gefühl sich nicht eines ganzen Ereignisses bemächtigt, in welchem Falle er Gpiker wäre, sondern nur in beschränktem Maße sich den Stoff aneignet und zur Lehne seiner poetischen Gedanken macht, sondert er fünf Gruppen. Waltet, so heißt es ferner, das Lyrische vor, so ist das Gedicht episch - lyrisch, wie die Romanze; waltet hingegen das Grische vor, so ist das Gedicht lyrisch- episch, wie die Ballade. In der ersten Gruppe episch-lyrischer Dichtungen erscheinen Bild, Idylle und Verwandtes, wie z. B. das Gesicht des Reisenden von Freiligrath und ein Reisebild von Bogl. Die zweite Gruppe nimmt die poetische Erzählung, die Sage und beiden sich Annäherndes auf, und in den folgenden werden Balladen und Romanzen zusammengefaßt, aber getheilt, so daß zuerst diejenigen auftreten, welche Geister und Zauberwesen berühren und insbesondere aus der dunkeln Tiefe der Natur und der Menschenseele hervorgehen; dann diejenigen, welche sich dem Liede annähern, und schließlich diejenigen, welche zum Epos binneigen.

Es kann nicht anders sein, als daß sich gerade in diesen letzten Anordnungen die Subjectivität des Sammlers am freiesten kund giebt, denn die Unterschiede sind zu fein und zu wenig durchgreifend, um auf allgemeine Zustimmung zu rechnen, welche überhaupt in der Äesthetik nicht zu suchen ist. Obschon wir im Allgemeinen die ganze Anordnung, einzelne Punkte abgerechnet, höchlich preisen und für wahr und richtig halten, so wissen wir doch, daß dies nur so viel heißt, als daß sie mit unsrer Anschauung und Systemati übereinstimmt, und es wird uns nicht Wunder nehmen, wenn Andere vielleicht so eingenommen von ihrer Ansicht sind, daß sie die unsrige absolut falsch nennen. Wir würden, um doch eine Abweichung beizubrin gen, den Unterschied zwischen Ballade und Romanze in der Weise feststellen, daß erstere sich an einen Ort, lettere an eine Person anschließt, obwohl wir wissen, daß manche Dichter ihren Gedichten auch Bezeichnungen gegeben, die nicht darauf passen, sondern daß unsre Distinction nur in den meisten Fällen anwendbar ist.

Alle vorhergenannten Gedichte stehen in der Wilhelmi’schen Sammlung unter der höhern Kategorie: A. Lyrik in freier Form, bei welcher es mehr auf den Inhalt, als auf die Form ankommt, die jedenfalls eine untergeordnete Rolle spielt, weshalb denn auch die Gruppirung aller drei Haupttheile nach dem Inhalte vorgenommen worden ist. Diesem steht dann: B. die Lyrik in nachgebildeten Formen entgegen, in welchen die Form so überwiegend hervortritt, daß sie der Dichtung selbst ein charakteristisches Gepräge aufdrückt. Diese Disposition ist logisch, aber nicht genetisch, denn die freie Lyrik muß auch eine Form haben und diese braucht nicht immer neu geschaffen zu sein, ist vielmehr oft unbewußt nachgebildet. Aber die Disposition ist praktisch, denn sie erleichtert die Uebersicht und stellt zusammen, was man geru zusammen findet. Dem vorwiegenden Einfluß, welcher bei dieser Eintheilung der Form zugetheilt wird, hat der Sammler schon im Vorworte mit nachfolgendem Ausspruch Rückerts das Wort geredet und kann mit demselben jedem Vorwurf begegnen.

Archiv f. n. Sprachen. XI.

7

Maaß und Maaß nur macht den Dichter;
Grundstein zwar ist der Gehalt,
Doch der Schlußstein die Gestalt.
Gebet ihr aus euren Schachten
Edelsteine mir und Gold:

Wenn ihr's roh mir geben wollt,
Werd' ich's nur als Stoff betrachten.

Gebt's in Form, so werd' ich's achten;
Denn das muß ich gelten lassen,

Was ich nicht kann besser fassen.

In diesem Abschnitte tritt zuerst die Lyrik in von den romanischen Völfern Südeuropa's angeeigneter Form auf, welche aber nicht, wie dies in der Gedichtsammlung von P. Wackernagel so zweckmäßig geschehen, in die italienischen, spanischen u. f. w. geschieden ist. Die Gedichte stehen in folgender Reihenfolge: Assonanz, Ritornell, Triolett, Rondeau, Glosse (Decime), Tenzon, Siciliane, Cancion, Madrigal, Canzone, Sonett (die meisten Poetiker schreiben nach der französischen Orthographie: Sonnet, und sie haben den historischen Grund für sich, daß die ersten Gedichte dieser Art, aus der Zeit der schlesischen Dichterschulen, Nachbildungen aus dem Französischen waren, wie schon der abwechselnd männliche Reim anzeigt), Sestine, Stanze oder Detave (warum nicht ottave Rime, da es bei Terzine auch Terza Rima beißt?). Als Anhang_tritt dann der Ghasel, die malayische Form, die künstliche Minneweise und der Stabreim auf, welche alle ein besonderes Kapitel bilden könnten, als solche Formen nordischen oder außercuropäis schen Völkern entlehnt sind, in welchen wir auch noch ein paar andern eine Stelle angewiesen hätten.

Schließlich kommt die Lyrik in von den Griechen und Römern entlehnter Form, und zwar zuerst der dactylische Hexameter, das ́elegische Metrum (Distichon), welches uns wieder Gnomen, Epigramme, Votivtafeln 2c. bringt, die, früher nach rem Inhalt geordnet, eine andere Stelle gefunden haben könnten; dann Oden (asklepiadeisches, sapphisches und alcäisches Metrum), und zum Schluß der Festhymnus.

Die ganze vollständige Sammlung, welche auf sechs Titelblättern sinnig ge= wählte Lieder als Einladungszettel bringt, schließt ein Epilog, überschrieben: Dichter und Dichterehre, wie sie auch ein Prolog eröffnet, welcher Weihe und Vorbetrachtung benannt war, und giebt ein Bild der ganzen deutschen Lyrik, welches zwar eine Aussicht auf andere Gedichte gewährt, die Lyrik selbst aber stets in den Vordergrund stellt; denn wenn auch zugegeben werden sollte, was wir übrigens gar nicht thun, daß der Sammler in verwandte Gattungen übergreift, so wird doch gewiß Niemand behaupten, daß er dies thue, um seiner Sammlung größern Umfang zu verschaffen, weil Jedem sich die Ueberzeugung aufdrängt, daß ein so belesener, denkender Poetiker seine Aufgabe darin finden mußte, Maaß zu halten und nicht Alles zu geben, wessen er habhaft werden konnte. Wir wollen gar kein Gewicht darauf legen, daß nach unserm Geschmack hier und da ein Gedicht hätte wegbleiben oder mit einem andern vertauscht werden können; eher dürfen wir rügen, daß einzelne zu wenig lyrisches Element haben, wie Bonaventura's (Schellings) Lezte Worte des Pfarrers von Drottning, die eine schön versificirte Erzählung ist, und andere durch die Classification in eine wenig passende Umgebung gerathen, wie die geharnischten Sonette, die unter dem Kampf für Deutschland gesucht werden müßten, wenn man nicht wüßte, welche Stelle ihnen die Form nothwendig anweist.

Wir glauben aus der Mittheilung über den Inhalt unfern Lesern die Ueberzeugung gegeben zu haben, daß es sich um ein schäzenswerthes, in seiner Art eins ziges Buch handelt, welches allen Lehrern und auch den Schülern zu empfehlen ist, wenn sie in solchem Umfange einer Gattung der Poesie Zeit widmen können; bes sonders aber allen Freunden des Schönen als geistvolle Lecture, als ein Familienbuch, in welchem man für jede Stimmung des Gemüths und für jede Zeit einen Ausdruck eines vaterländischen Sängers findet.

Für diese Leser, wie auch für Schulen, ist das Verzeichniß der Dichter nebst biographischen Notizen eine dankenswerthe Zugabe. In einer folgenden Auflage wünschten wir einzelne Berichtigungen und Vervollständigungen, die natürlich bei lebenden Dichtern stets nöthig werden. In drei Jahren hat sich auch in der Literatur Manches geändert: Lenau ist seinem Wahnsinn erlegen und Neubeck vor kur zem in Salzbrunn in seinem 87sten Jahre gestorben; Kinkels Schicksal ist in ganz Deutschland bekannt. Auch möchte der Herausgeber sich nach nähern Angaben über einzelne Dichter, wie Berthel, Bercht 2c., deren Gedichte ihm zu den schönsten zu gehören scheinen, umsehen; den ehemaligen Redacteur des rheinischen Beobachters möchte z. B. nicht jeder Leser aus den freiheitathmenden Liedern erkennen, die hier den Namen Bercht tragen, wenn er sich nicht schon daran gewöhnt hat, daß früher aufstrebende Männer nur von der Freiheit sprachen, die sie meinten, die aber das in der Weltentwicklung lebende Volk nicht als solche anerkennt. Um ihm zur Ergänzung an die Hand zu geben, führen wir nur an, daß Immermann nicht Regierungs, sondern Landgerichtsrath in Düsseldorf war, Freiligrath seit 1848 nicht mehr in London lebt, sondern in Düsseldorf privatisirte, bis ihn die Verhält nisse nach London zurückführten, und Kugler jezt vortragender Rath_im Ministerium der geistlichen und Unterrichts- Angelegenheiten ist. Dr. Kruse. Praktisches Elementarbuch der französischen Sprache für Gymnasien und höhere Realschulen. Von H. Barbieur. Erster Cursus.

Bielefeld, 1818. 167 S. 8.

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So sehr wir den Verf., der sich als geschmackvoller und gewandter Ueberseber deutscher Poesieen in französische Verse einen Namen gemacht bat, achten, so viel Beifall wir seiner oft scharfsinnigen und stets gründlichen Behandlung der Geseße der französischen Sprache, wie sie in dem vorliegenden Werkchen niedergelegt ist, schenken müssen, so können wir demselben doch das Verdienst, ein durchweg zweckmäßiges Elementarbuch zum Erlernen des Französischen geliefert zu haben, nicht cinräumen. Bezeichnend für das Werk ist es, daß der oben angeführte Titel noch den Zusatz enthält: „Mit grammatischen Excursen, einer Lautlehre und einem Lesebuche. Der Verf. hätte hinzufügen können: „Mit zwei Wörterbüchern, einem deutsch-französischen und einem französisch-deutschen." Das Alles findet sich in einem Büchlein von 167 Seiten, und die grammatischen Excurse in einem Elementarbuche, das weit über die Elemente hinausgeht und z. B. syntaktische Erscheinungen, wie les années que mon père a vécu, les dangers qu'il a courus etc. dem Leser vorführt. Es ́herrscht übrigens bis zum 6ten Abschnitte des Buches (S. 38) die schon bei dem vorigen Werke gerügte Einrichtung, daß die Vocabeln fich unmittelbar bei den zu überseßenden Ülebungsstücken und noch außerdem in einem Wörterbuche befinden. Als Zweck des Buches giebt der Verf. selbst an, „in möglichst scharfen und anschaulichen Umrissen die Formlehre in Verbindung mit den Hauptgesehen der Syntax, soweit solche die Fassungskraft elf- bis zwölfjähriger Knaben nicht übersteigen, darzustellen und durch hinlängliche Uebungen zur bewußten Fertigkeit zu bringen." Was der Verf. hier zu leisten verspricht, bas fönnte man für unausgeführt betrachten, wenn nicht dabei die Fassungskraft eines zwölfjährigen Knaben zu hoch angeschlagen wäre, wie dieses in der Darstellung der Conjugationen (S. 72 f.), sowie in den Capiteln vom Theilungssinne (S. 83 ff.) und von der Congruenz der beiden Participien (S. 94 ff.) besonders auffallend ist. Auch die geringe Zahl von Beispielen; die zur Einübung der Regeln dienen sollen, ist eine Schwäche des Buches, die durch den Rath, den der Verf. giebt, um diesem Vorwurfe zuvorzukommen, nicht gehoben wird. So beachtungswerth das Buch des Herrn Barbieug für Lehrer des Französischen ist, so müssen wir an demselben doch noch einige andere Ausstellungen machen. Nachdem Herr Gallin der dritten Conjugation schon ein einsames Pläßchen angewiesen hatte, verwirft Herr Barbieur sie in seinem Elementarbuche ganz. Wir wissen wohl, daß er hierbei die Autorität von Diez und von Orelli (Altfranzösische Grammatik, zweite Ausgabe, Zürich 1848) für sich hat. Aber das Recht, welches der Sprach

forscher in Bezug auf eine alte, von ihm wissenschaftlich dargestellte Sprache hat, kann dem Sprachlehrer in Bezug auf eine neue, lebende und namentlich in dem fremden Lande zur Ausbildung gedichene Sprache nicht in demselben Umfange eingeräumt werden. Der letztere hat auf das, was in der Heimath der Sprache als bewußte Norm gilt, Rücksicht zu nehmen *), so viel Freiheit er zu gleicher Zeit auch haben mag, um die innern Geseße, nach denen sich die Spracherscheinungen entwickelt haben, zu erklären. Nach dem Verf. gehören die Verba mit der Endung oir zu der zweiten Conjugation, da als Kennzeichen der leßtern nicht die Infinitiv Endung ir, sondern r angegeben wird. Zugleich wird aber auch bemerkt: „Die Infinitive auf oir, wie voir, savoir, entstanden aus der zweiten und dritten lateiz nischen Conjugation: videre, sapere (pouvoir ven posse), daher ihre bunte Conjugation; doch sind die sieben von debere und capere gebildeten: devoir, redevoir, recevoir, décevoir, apercevoir, concevoir, percevoir, als Uebergang zu der sogenannten unregelmäßigen anzusehn.“ Der Verf. war, troß seiner Neuerung, noch insofern conservativ, daß er die Conjugation der auf r endigenden Berben noch als zweite Conjugation bezeichnet, ohne in diesem Punkte Diez zu folgen, nach welchem die Infinitive auf er als der ersten, die auf re als der zweiten, und die auf ir als der dritten Conjugation angehörig betrachtet werden müssen. Der zweiten aber (mit dem Infinitiv auf re), und nicht der Conjugation auf ir oder r, ordnet er die Verba mit der Infinitiv- Endung oir unter, und Drelli (in dem angeführten Werke) stimmt ihm bei, indem er sagt: „oir entspricht dem lateinischen ere, das sich zuerst in er verkürzte, sodann in eir überging und darauf die jetzige Form annahm; re aber repräsentirt ĕre. Schen wir nun, daß erstens schon im Lateinischen selbst ein Schwanken und eine Mischung der Form mit langem und kurzem e vorkam, daß zweitens die Conjugation auf oir theils Zeitwörter auf ere, theils auf ĕre umfaßt (z. B. debere, recipere); daß drittens in den romanischen Sprachen, z. B. der svanischen und portugiesischen, vender statt vendre, und in gewissen altfranzösischen Werfen render, deffender u. f. w. sich vorfinden: so ist es unstreitig rathsam, oir und re als Form_einer einzigen Conjugation zu behandeln und ihre Verwandtschaft anzuerkennen. So wird man sich also für drei Conjugationen entscheiden:

1) er.

2) re mit der Nebenform oir. Diez ertheilt der leßtern nochmals eine Doppelform zu, nämlich:

a. einfach.
partir

"

b. gemischt.
florir (floresco).

3) ir.

Auch die Herren Callin und Barbieux nehmen diese doppelte zweite Conjugation an, doch weicht leßterer dadurch von Diez ab, daß er in der Form, welche Dies als die normale betrachtet, ein Ausfallen des i annimmt, während Diez sich be müht, die Einfügung des i bei der unter b bezeichneten Glasse von Verben zu ers klären. Diez sagt über diesen Punkt: Für diese (Conjugation mit ire) müssen zwei Glassen angenommen werden, eine reine oder einfache und eine gemischte. Lettere, die nur dem Südwesten unbekannt ist, schiebt im Präsens aller drei Modi rie Sylbe isc (esc) zwischen Stamm und Flexion, z. B. ital. fiorisco, franz. fleur-is.... Der Ursprung dieser Bildung aus dem latein. Inchoativum liegt am Tage. Ich erkläre mir ihre Einmischung aus dem Streben nach ausdrucksvoller Formation, welches überall, wo Gelegenheit gegeben war, sich offenbarte. Zahlreichen Verben der zweiten lateinischen Conjugation standen Inchoativa zur

*) Weiter sind die französischen Grammatiker in Bezug auf die dritte Conju gation, so viel uns bekannt ist, noch nicht gegangen, als Dessiaur, welcher sagt: On a coutume de donner pour modèle de la troisième conjugaison un des verbes en cevoir (recevoir, apercevoir); mais ces verbes, rebelles à la formation des temps, forment une famille et non une conjugaison. Il faut le reconnaître, les verbes en oir, au nombre d'une trentaine, sont fous irréguliers. On peut douter qu'il y ait une troisième conjugaison. S. Abrégé de la Grammaire nation.

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