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wicus, so würden natürlich alle Zweifel und Bedenklichkeiten über das Alter unseres Traditionsbuches wegfallen müssen.

Bei diesem Sachverhalte glaube ich zum wenigsten nicht ohne einigen Grund zu handeln, wenn ich, an die beiden erwähnten, und von Kleinmayrn selbst zugegebenen Umstände mich haltend, den Codex I. als der Zeit des Erzbischofs Dietmar I. angehörend annehme, und ihm ein um 120 Jahre höheres Alter zuspreche, als der Verfasser der Juvavia.

Da die obigen vier Codices, wie bereits bemerkt, vollständig in der Juvavia abgedruckt sind, so beschränke ich mich nur noch die folgenden Notizen in Betreff ihres Inhaltes zu geben.

1. Codex traditionum sub Thietmaro I.

Pergamentcodex in

8o von 16 Blättern fol. 1-2 b. leer. Hierauf die Aufschrift: „Incipit liber traditionum etc. welches 36 einzelne Aufschreibungen, und zwar von Nr. 1—28 inclusive meiner Meinung nach von einer, von 29-36 aber von verschiedenen Händen vom Ende des IX. und Anfang des X. Jahrhunderts geschrieben enthält.

Die Aufschreibung Nr. 17 ist rescribirt auf einer früher bestandenen ganz ausradirten, von der nur die letzten Worte von: „familia sancti Ruperti" an bis: „Ebarhardi" noch belassen wurden. Zwischen Nr. 33 und 34 ist eine Tradition ausradirt, ohne dass auf dem leer gewordenen Raum eine andere eingetragen worden ist.

2. Codex traditionum sub Adalberto I.

Pergamentcodex in kl.

4o von 65 Blättern. Er enthält 86 einzelne Aufschreibungen, von denen die Nr. 1-83 inclus. fol. 1-63 von einer Hand sec. X geschrieben sind. Von hier an ein eingeheftetes Blatt, das ursprüngliche scheint herausgeschnitten, und von der früheren, oder doch einer gleichzeitigen Hand darauf die Traditionen Nr. 84, 85 und 86 eingetragen.

3. Codex traditionum sub Friderico I.

Pergamentcodex in

kl. 4o von 12 Blättern. Er enthält 24 einzelne Aufschreibungen, von denen die Nr. 1-10 inclus. auf fol. 1-4 inclus. von verschiedenen, die Nr. 11-20 inclus. auf fol. 5-10 a von einer, die Nr. 21-24 inclus. auf fol. 10 b bis 12 a wieder von verschiedenen gleichzeitigen Händen des X. Jahrhunderts geschrieben sind. Auf fol. 12 b ist eine einzelne Tradition unter Erzbischof Conrad I. (1106–1147) eingetragen.

5. Codex traditionum sub Balduino.

Pergamentcodex in 8o von

8 Blättern. Er enthält ausser der Einleitung noch 28 von verschiedenen Händen des XI. Jahrhunderts gleichzeitig eingetragene Traditionen. In Nr. IV ist eine Zeile wegradirt zwischen den Worten: „uitam und absque eorum." Die Worte: ,,filius eorum" von einer anderen Hand.

-

Nach Nr. VI ist eine Tradition ausradirt, ebenso nach Nr. XII. — Die in der Juvavia unter Nr. X eingetragene Tradition bildet im Codex zwei. Die erste endet mit dem Zeugen: Wezil; die zweite beginnt mit den Worten: Managott dedit XX iugera, daher am angezeigten Orte nur 27 Traditionen erscheinen.

5. Pergament codex in 4o von 63 Blättern Salisbg. Nr. 20, loc. 124. Er enthält 318 einzelne Aufschreibungen aus der Zeit vom Beginne des XII. bis zur Mitte des XIII. Jahrhunderts von verschiedenen gleichzeitigen Händen unter der Aufschrift: „liber delegationum seu traditionum rerum Salzburgensium Canoni

corum" eingetragen. Die Blätter sind gegenwärtig ungebunden und offenbar nur Fragmente dieses Codex. So viel mir bekannt, ist derselbe übrigens noch ungedruckt. Wie die beiden Brixner Saalbücher würde auch dieser Codex Traditionum eine sehr erwünschte Bereicherung der Fontes rerum Austriacarum bilden.

C. Andere Aufschreibungen.

episcopi, et de Bawarorum - V. inclus.)

I. Narratio de adventu s. Rudberti primi et Carantanorum conversione. (Juv. Anhang Nr. II. II. Congestum Arnonis. (loc. cit. Nr. VI.) III. Breves Notitia e. (loc. cit. Nr. VII.) Wenngleich die hier angeführten Aufschreibungen, insbesondere die Erste, nicht als Urkunden im strengeren Sinne des Wortes anzusehen sind, so dürfen dieselben, als die anerkannten Fundamente der ältesten Geschichte des Erzbisthums Salzburg und als die reichste Quelle für die Topographie jener Gegenden selbstverständlich hier nicht übergangen werden. Ich bin hoch erfreut, die wenigen Notizen, auf welche ich mich bei der allgemeinen Bekanntheit dieser Quellen zu beschränken habe, mit der Mittheilung beginnen zu können, dass unsere historischen Quellensammlungen so eben durch die erste ganz vollständige und beste Ausgabe der „narratio" eine schon längst gewünschte Bereicherung erhalten habe. Herr Dr. W. Wattenbach (welchem insbesondere die österreichischen Geschichtsforscher sowohl für die Auffindung mehrerer wichtiger älterer Quellen, als hauptsächlich für dessen vortreffliche, kritische Ausgabe der österreichischen Chroniken bereits zu hohem Danke verpflichtet sind) hat nämlich so eben im XIII. Bande (oder S. S. XI) der Monumenta Germaniae, welcher ehestens im Buchhandel erscheinen wird, unter dem Titel: „Gesta archiepiscoporum Salisburgensium" eine Reihe von höchst wichtigen zum grösseren Theil noch ungedruckten Biographien von Salzburger Erzbischöfen bis Eberhard I. inclus. veröffentlicht, als würdigen Eingang zu diesen aber, aus den ältesten und besten noch vorhandenen Handschriften die erste ganz vollständige Ausgabe der narratio, unter genauer Angabe und Recension der benützten Codices vorausgeschickt.

Möge der Herausgeber auch mich in die Reihe jener Geschichtsforscher zählen, welche ihm für diese neue Gabe sowohl, als die früheren unverholen den verdienten Dank aufrichtigst zollen und zollen werden.

Was nun die oberwähnten drei Aufschreibungen betrifft, so ergibt sich über das Alter und die Aufbewahrungsorte der gegenwärtig noch vorhandenen Handschriften aus Wattenbachs und Anderer Recensionen folgendes Resultat.

Ad I. Die älteste bis jetzt entdeckte Handschrift der narratio befindet sich derzeit in der k. k. Hofbibliothek zu Wien. Sie ist eine Pergamenthandschrift in 4o aus der Mitte des XI. Jahrhunderts (Signatur: 596, olim Hist. eccles. 148.) Deren erste 6 Blätter, welche die Kapitel 1-5 und einen Theil des 6. enthalten und schon frühzeitig verloren gegangen waren, von einer Hand des XII. Jahrhunderts ergänzt worden sind.

Ad II. Die älteste noch vorhandene Aufschreibung des „Congestum Arnonis," dessen Original längst nicht mehr vorhanden ist, befindet sich derzeit im Archive des Klosters St. Peter in Salzburg. Es ist eine Abschrift auf Pergament aus dem Anfange des XII. Jahrhunderts und besteht aus zwei Streifen Pergament, einem längeren, und einem an diesen angenähten kürzeren; das Ganze ist gegenwärtig gerollt.

Ad III. Ebenso befindet sich endlich auch die älteste Handschrift der Breves notitia e derzeit im Archive desselben Klosters, und zwar im Codex H sec. XIII, der nach einem darin enthaltenen Bischofsverzeichnisse nach 1284 geschrieben ist 1).

III. Bisthum Regensburg

(mit den Klöstern St. Emmeram, Alt-Kapell, Nieder- und Obermünster in

Regensburg.)

A. Urkunden.

Der bischöfliche Sitz zu Regensburg wurde bekanntlich im Jahre 697 errichtet, und zwar zuerst in dem im selben Jahre daselbst gegründeten Kloster des h. Emmeram in der Art, dass die Bischöfe zugleich als Äbte dem genannten Kloster vorstanden. Dieses Verhältniss dauerte bis zum Schlusse des X. Jahrhunderts, indem erst im Jahre 994 das Bisthum von der Abtei getrennt wurde, von wo an letztere ihre eigenen Äbte erhielt.

Die noch vorhandenen Original - Urkunden dieses Bisthums und Klosters des IX. und X. Jahrhunderts befinden sich, so weit mir bekannt, gegenwärtig im k. bairischen Reichs-Archive zu München. Dasselbe verwahrt:

1 Urkunde aus dem VIII. Jahrhunderte, nämlich die Urkunde Kaiser Karls des Grossen, dd. 22. Februar 794. Sie ist zugleich, nach Lang, die älteste unverdächtige Original-Urkunde dieses Archives.

18 aus dem IX. Jahrhundert aus den Jahren 831-898.
15 aus dem X. Jahrhundert

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903-983.

Ausser diesen Original-Urkunden sind aus den im selben Archive befindlichen Copialbüchern und Diplomataren bisher noch folgende hieher gehörige Urkunden durch die Mon. Boica bekannt geworden:

1 Urkunde aus dem VIII. Jahrhundert, nämlich die Urkunde Kaiser Karls des Grossen vom 25. Mai 799.

4 aus dem IX. Jahrhundert aus den Jahren 829-896.

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Es sei mir gestattet hieher jene ebenfalls im königl. Archive zu München verwahrten Urkunden des IX. und X. Jahrhunderts einzureihen, welche sich, wie ich glaube, im Archive des ehemaligen Augustiner Chorherrn-Stiftes Alt-Kapell zu Regensburg befanden, und von der, demselben frühzeitig einverleibten Abtei Berg herstammen. Es sind deren;

8 aus dem IX. Jahrhundert aus den Jahren 815-885.

1) In Betreff der in der Juvavia abgedruckten Salisburgensia, siehe die Beilage Nr. 1.

Von den beiden Regensburgischen Nonnenklöstern Nieder- und OberMünster sind nur sehr wenige Urkunden des IX. und X. Jahrhunderts bekannt geworden. Das k. bairische Reichs-Archiv verwahrt von Ersterem nur vier Original-Urkunden des X. Jahrhunderts, alle vier aus dem Jahre 973, von Letzterem aber nicht eine einzige. Die Urkunde dieses Klosters vom 16. Februar 886 wurde von den Herausgebern der Mon. Boica unter die apogriphen eingereiht. Aus Copialbüchern werden in den Monum. Boic. von jedem dieser beiden Klöster eine Urkunde des IX. Jahrhunderts mitgetheilt, von Obermünster vom 13. Februar (831) 833, von Niedermünster aber vom 13. December 898.

Sämmtliche hier erwähnte Urkunden sind in den Monum. Boicis, Tom. XXVIII. Ps. I. und XXXI. Ps. I., dann in Ried's Cod. diplom. Ratispon., so wie auch zum grössten Theil in Hunds Metropolis, Tom. I, Pez Thesaur. T. I. Ps. III., Lünigs Reichs-Archiv, in dem der beurkundeten Geschichte der Differenzien des Reichsstiftes St. Emmeram mit der Stadt Regensburg beigegebenen „Codex probationum” und a. a. O. abgedruckt. Eine Zusammenstellung enthält die Beilage II.

Von allen diesen Urkunden betreffen nur acht solche Gegenden und Orte, welche innerhalb der Grenzen des heutigen Kaiserstaates Österreich liegen; sieben derselben sind noch in Originalen vorhanden, eine findet sich in einem Copialbuche, nämlich:

1. 830 (832), 6. Octob. Mon. Boic. XXVIII. I. pg. ex orig.

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Was über und aus derlei Aufschreibungen des Bisthums Regensburg, resp. des Klosters St. Emmeram bis jetzt bekannt geworden, dürfte sich wohl zum grössten Theil auf das beschränken, was wir den Forschungen unseres Bernh. Pez zu danken haben.

In seinem Thesaurus anecdotorum, und zwar Tom. I. Ps. III. hat uns derselbe I. eine Sammlung von Urkunden bezüglich des Bisthums Regensburg, II. auszugsweise einen Codex Traditionum des Klosters St. Emmeram, endlich III. A na modi subdiaconi Ratispon. libri traditionum duo, mitgetheilt. Ad I. Pez theilt hier unter dem von ihm gegebenen Titel Codex diplomaticus und wie er bemerkt ex codi ce msc. monasterii s. Emmerami (? seculi) folgende Stücke mit:

a) 54 Urkunden (grössten Theils Kaiser-Urkunden) aus den Jahren 794-1021 und zwar:

2 Urkunden des VIII. Jahrhunderts pag. 1-3. Nr. 1 und 2.

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26 Urkunden des X. Jahrhunderts pag. 38-63. Nr. 26- 51 incl.

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b. Descriptio censuum, proventuum ac fructuum ex praediis monasterii s. Emmerami sub abbate Burchardo (Abt von 1030-1037).

e) Burchardi abbatis s. Emmerami complacitatio cum Ruitensibus (1030— 1037).

d) Eine Urkunde Bischofs Otto I. von Regensburg. (Bischof von 10601089) und

e) Eine Urkunde Herzogs Heinrich II. von Österreich (circa 1172. Siehe Meiller, Regest. der Babenberger, pag. 51, Nr. 83).

Ad II. Unter dem Titel: Codex traditionum Emmerami theilt hier Pez, und zwar wie er bemerkt: „ex antiquissimis et coaevis Manuscriptis ejusdem monasterii," (Seite 79-189); 206 das Bisthum Regensburg und Kloster St. Emmeram betreffe de Traditionen und dgl. aus den Jahren 770-1224 mit, und zwar:

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,, 201-206 inclus. „, den Jahren 1095-1136.

Ried bemerkt in der Vorrede zu seinem Codex diplom. Ratisbon., es bestehe (? wohl im k. bair. Reichs-Archive zu München) ein: Codex traditionum des Klosters St. Emmeram, welcher im Ganzen 824 Traditionen oder Aufschreibungen enthalte. Aus diesem habe Pez obige von ihm mitgetheilte 206 Traditionen (also gerade den 4. Theil) entnommen. Pez selbst aber sagt ausdrücklich: ex antiquissimis et coae vis manuscriptis. Wie dem auch sein mag, die Mittheilung der noch übrigen 618 Traditionen des von Ried erwähnten Codex bleibt jedenfalls ein Desiderium piissimum, dessen baldigste Befriedigung wir bittlich der bewährten Thätigkeit der bairischen Geschichtsfreunde empfehlen.

Ad III. Die von dem Regensburger Subdiakon A na modus verfassten libri duo Traditionum theilt Pez „ex codice autographo" mit. Die Traditionen des ersten Buches fallen in die Jahre 864-891, die des zweiten in die Jahre 891-894.

Ausser den hier besprochenen Quellen theilt Ried am angezeigten Orte vier Urkunden des IX. und eine des X. Jahrhunderts aus einem von ihm nicht näher bezeichneten „Diplomatar" mit, nämlich: 814, 28. October, 821, 2. December, 842 circa, und 974 circa; endlich pag. 78, Nr. 77 — bis - pg. 82, Nr. 87, eilf Aufschreibungen aus den Jahren 899–901. „Ex fragmentis praestantissimi codicis traditionum coa evi" wie er bemerkt, von denen er jedoch ebenfalls keine näheren Notizen gibt.

1) Die älteste dieser Traditionen, welche Österreich betrifft, ist die vom Jahre 777 oder 778 über Askituna, welche ich im Notizenblatte für 1851 pag. 269-288 topographisch erörtert habe,

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