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Originalen ist aus den dortigen Angaben nicht mit Sicherheit zu entnehmen. Mit Ausnahme der ersten sind selbe auch alle in der neuen Folge der Monum. Boic. Bd. XXVIII und XXXI und zwar die beiden Urkunden vom 20. September 879, und 5. April 883 aus Originalen, die beiden andern aus dem Codex I. copialis s. Emmerami abgedruckt. Die beiden Original-Urkunden sind Bestätigungen König Karlmanns und König Karl des Dicken über, zwischen dem Bischofe Ambricho von Regensburg und Abt Hitto von Mondsee abgeschlossene Güter-Vertauschungen, welche in duplo für beide Parteien ausgefertigt wurden, und von denen sich die Ausfertigungen für Regensburg noch in Originalen erhalten haben. Müssen wir nun auch mit Recht den wahrscheinlichen Verlust der Mehrzahl der Urkunden des Mondseer Archives beklagen, so ist uns dagegen aus ihm ein anderes schriftliches Denkmal von höchstem Werthe erhalten, nämlich der durch das oberwähnte Chronicon und Pez bekannte Codex traditionum antiquissimus dieses Klosters. Derselbe befindet sich gegenwärtig im k. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv zu Wien. Es ist eine Pergament-Hand. schrift in IV, von 68 Blättern, welche den Schriftzügen nach aus zwei verschiedenen Theilen besteht. Der ältere Theil, welcher offenbar der ersten Hälfte des X. Jahrhunderts angehört, umfasst 53 Blätter und enthält 138 einzelne Aufschreibungen oder Traditionen. Der jüngere Theil enthält auf 15 Blättern 51 Aufschreibungen von verschiedenen Händen des (XI. ?) XII. und XIII. Jahrhunderts. Ferner enthält derselbe noch die Verse des Mönches Liutold über die Gründung Mondsees und eine Aufschreibung über die Rechte des Klosters aus den Jahren 1299-1313. Von den 189 Aufschreibungen dieses Codex traditionum hat der Verfasser des Chronicon Lunaelacense in diesem 102 veröffentlicht. Die erste vollständige und correcte Ausgabe dieses für das Kronland ob der Enns sowohl durch sein Alter als seinen Inhalt gleich wichtigen Denkmales ist erst in neuester Zeit in dem im Jahre 1852 erschienenen ersten Bande des vom Verwaltungs-Ausschusse des Museum Francisco-Carolinum zu Linz herausgegebenen „Urkundenbuches des Landes ob der Enns" veröffentlicht worden; ein Unternehmen, welchem jeder Vaterlandsfreund den besten Fortgang wünschen muss. Auf diese Ausgabe werden wir uns beziehen, wenn wir in der Folge Belege aus dem Mondseer Traditionsbuch anzuführen haben werden. Eine chronologische Übersicht seines Inhaltes gibt die Beilage V.

Innichen. Dieses in Tirol im Pusterthale unweit des Ursprungs der Drau gelegene gegenwärtige Augustiner Chorherren-Stift ist eine Colonie des uralten im Jahre 763 in den Wildnissen bei Scharnitz (Tirol, Oberinnthal) gegründeten, aber bald darauf (772) mit dem zu Schlehdorf in Baiern vereinigten Benedictiner Klosters. Es wurde als solches von Herzog Tassilo II. im Jahre 770 in der Art gegründet, dass die jeweiligen Bischöfe von Freising zugleich Äbte dieses Stiftes waren. Im Jahre 1143 wurde die Abtei vom Bischof Otto I. von Freising in ein weltpriesterliches Chorherrenstift umgewandelt; die weltliche Herrschaft über dasselbe und dessen Besitzungen behielt sich das Bisthum jedoch vor, welches Verhältniss bis zum Jahre 1803 bestand, in dem die „Hofmark Innichen" dem Hause Österreich als Reichsentschädigung zufiel. Nach einem mehr als 1000jährigen Bestande wurde dieser in neuester Zeit

zweimal unterbrochen. Im Jahre 1785 unter Kaiser Joseph II. aufgehoben, wurde das Stift schon im Jahre 1789 wieder hergestellt; worauf es im Jahre 1808 von der damaligen bairischen Regierung ebenfalls aufgehoben, von Kaiser Franz II. aber im Jahre 1816 neuerdings ins Leben gerufen wurde.

Was die Urkunden der Abtei Innichen aus dem VIII.-X. Jahrhundert betrifft, so war das oben berührte Verhältniss derselben zu dem Bisthume Freising der Erhaltung derselben günstig. Den von uns bereits früher besprochenen Freisingischen Copial-Büchern verdanken wir die Kenntniss einer verhältnissmässig nicht geringen Anzahl hieher bezüglicher Urkunden. Die Hauptwerke, in welchen selbe veröffentlicht wurden, sind Meichelbeck Historia Frisingensis (1724), Resch Annales Sabionenses (1760) und Resch Aetas millenaria ecclesiae Inticensis (1772), einige sind auch in den Monum. Boie. tom. IX und XXXI abgedruckt. In dem letzteren Werke (aetas etc.) hat Resch 29 Urkunden und Aufschreibungen in Saalbüchern aus den Jahren 764-999 mitgetheilt. Nicht alle derselben betreffen jedoch Innichen unmittelbar, sondern zum Theil das erwähnte Mutterkloster Innichens, Schlehdorf (Scharnitz) und die Bisthümer Brixen und Freising. Die Abtei Innichen betreffen nur die daselbst unter den Numern 2, 8, 9, 10, 12, dann 18-27 inclus. mitgetheilten Stücke aus den Jahren 770, 816, 822, 827, 861, 925, 935, 950, 965, 972, 974, 985, 992 und 994. Von diesen sind die unter Nr. 2, 9, 10, 12, 19, 20, 22, 23, 25 und 27 mitgetheilten aus den Freisingischen Copialbüchern entnommen, auch von Meichelbeck am angezeigten Orte veröffentlicht. Die Urkunden unter den Nr. 8, 18, 21 und 26 sind aus dem Archive zu Innichen, und zwar erstere ex copia seculi X, die drei andern aus den Originalen. Die unter Nr. 24 mitgetheilte Aufschreibung ist einem der zu Wien im k. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv befindlichen, oben besprochenen Codices traditionum ecclesiae Brixinensis ent

nommen.

Ob noch andere hieher bezügliche Urkunden, oder ein Codex traditionum bestanden, oder vielleicht noch bestehen, ist mir unbekannt.

Kremsmünster. Über die Archivalien der Benedictiner-Abtei Kremsmünster verschafft uns das vor kurzem von derselben selbst veröffentlichte: „Urkundenbuch für die Geschichte des BenedictinerStiftes Kremsmünster, seiner Pfarreien und Besitzungen vom Jahre 777--1748" (Wien 1853, k. k. Staatsdruckerei, 8.) die erwünschten und sichersten Aufschlüsse. Es ergibt sich daraus, dass das Archiv von Kremsmünster derzeit keine einzige Original-Urkunde aus dem VIII.-XII. Jahrhundert mehr verwahre. Die älteste in selben gegenwärtig sich befindende Original-Urkunde ist vom Jahre 1150 (loc. cit. pg. 40, Nr. 32). Auch ein Codex tradition u m ist nicht vorhanden. Dagegen besitzt die Abtei noch derzeit einige Copial-Bücher, denen wir die Erhaltung des Inhaltes der älteren Urkunden dieses zweitältesten geistlichen Hauses des Kronlandes Österreich ob der Enns zu verdanken haben. Der vorzüglichste dieser Codices ist:

1. Der Codex Fridricianus, unter Abt Friedrich (1274–1325) und auf seine Anordnung im Jahre 1302 geschrieben, welcher eine Sammlung der wichtigsten, besonders der älteren Urkunden Kremsmünsters enthält.

2. Die beiden sogenannten: „codices millenarii, major et minus" enthalten auf einigen leeren Stellen von einer Hand vom Ende des XI. oder Anfang des XII. Jahrhunderts Abschriften von Urkunden. Endlich ist noch hieher zu zählen:

3. Eine im Jahre 1330 verfasste Zusammenstellung von Einkünften unter dem Titel: de censu ecclesiarum quarundam.

Aus diesen Quellen und aus den im k. bair. Reichs-Archive zu München befindlichen Passauer Copial-Büchern sind nun in dem oben genannten Urkundenbuche 19 Urkunden aus dem VIII.-XI. Jahrhunderte von den Jahren 777-993 das Kloster Kremsmünster betreffend abgedruckt, und zwar zwei aus dem VIII., zwölf aus dem IX. und 5 aus dem X. Jahrhunderte. Eine derselben, nämlich die Urkunde König Arnulfs vom 3. Mai 889 ist gegenwärtig im Originale im k. bairischen Reichs-Archive zu München. (Mon. Boic. XXVIII, I, pg. 87, Nr. LXIV.)

Ossiach. Über die älteren Schicksale dieses im Jahre 1782 aufgehobenen Benedictiner-Klosters, des ältesten in Kärnthen, herrscht ein bis jetzt wenigstens nicht aufgehelltes Dunkel. Nach dem von dem Ossiacher Prior Jos. Wallner verfassten „a n nus millesimus antiquissimi monasterii Ossiacensis" (Ausgabe 1766) beginnen einigermassen sichere Nachrichten über Ossiach erst mit der Mitte des XI. Jahrhunderts unter Abt Wolfram († 1070). Urkunden aus früherern Jahrhunderten scheinen daher schon zu jener Zeit nicht im Archive dieses Klosters vorhanden gewesen zu sein, mit Ausnahme jener bekannten Urkunde König Karlmanns vom 9. September 878 für Öttingen in Baiern, welche sich zum mindesten schon seit dem Jahre 1540 (in welchem nach Angabe des oberwähnten „annus millesimus" Kaiser Ferdinand I. dieselbe mit andern Urkunden dem Kloster bestätigt haben soll) im Besitze des Klosters Ossiach befand. Es ist dies eben jene Urkunde, welche bald darauf als Stiftbrief desselben geltend gemacht wurde; ein Versuch, welcher, indem er von Megiser an bis in die allerneuesten Zeiten ebenso lebhaft vertheidigt, als gründlich und wie mir scheint unbedingt siegreich bestritten wurde, eine eigene kleine Literatur hervorrief. Das Original der fraglichen Urkunde befindet sich gegenwärtig in der Urkunden-Sammlung des Johanneums zu Grätz. Ein Fac simile derselben sammt einer Vindicirung der Urkunde für Ossiach erschien im ersten Jahrgange der Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark (1850); im zweiten Jahrgange dieses Werkes eine neuerliche, gründliche Widerlegung von dem Director des historischen Vereines für Kärnthen, Freiherrn G. von Ankershofen. - Von einem Codex traditionum dieses Klosters ist mir nichts bekannt.

Matsee. Nur sehr wenige urkundliche Belege sind über die Schicksale dieses von Herzog Tassilo II. gegründeten Stiftes im VIII.-X. Jahrhundert bekannt. Es wird im Jahre 817 in der Reihe jener königlichen Abteien aufgeführt, welche weder Geldbeiträge zu geben noch Kriegsmannschaft zu stellen haben (Ludovici constitutio de servitio monasteriorum Mon. German. III, pg. 223), ein Beweis, dass es damals noch zu keiner Bedeutung gelangt war. Schon am 24. Februar 877 wurde es von König Karlmann dem von ihm gegründeten Kloster Ötting einverleibt, und, nachdem dieses zu Anfang des X. Jahrhunderts

von den Ungern fast vollständig zerstört worden war, sammt ihm von den Kaisern den Herzogen von Baiern geschenkt. Herzog Heinrich trat beide an das Bisthum Passau unter Bischof Adalbert (950–970) gegen das predium Anes apurk ab, wie sich dies aus den Urkunden vom 20. Juli 1052 (Mon. Boic. XXIX. I, pg. 109, Nr. 380) und 977, 5. October (loc. cit. XXVIII. I, pg. 223. Nr. 150 und XXXI. I, pg. 232 Nr. 120) ergibt. König Otto III. bestätigt noch unterm 27. Jänner 993 dem Bischof Christian von Passau deren Besitz (loc. cit. XXVIII. I. 249, Nr. 165). Von Urkunden dieses Stiftes des VIII.-X. Jahrhunderts ist mir sonst nichts bekannt. Das k. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv verwahrt ein Copial-Buch desselben aus der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts von 77 Pergament-Blättern in IV. —- Ob dies derselbe Codex sei, von welchem, der Verfasser der Juvavia p. 462, lit. d. als „Codex traditionum Matseensium" spricht, ist zweifelhaft. Es enthält nur Urkunden aus der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts.

Traunkirchen. Somit sind wir zu der letzten der von uns zu besprechenden Abteien gekommen. Leider können wir nicht sagen: Ende gut, Alles gut. Im Gegentheil müssen wir bemerken, dass unter allen hier berührten geistlichen Häusern die Abtei Traunkirchen es ist, von deren Gründung sowohl als ihren Schicksalen während des IX.-XII. Jahrhunderts so viel wie gar nichts bekannt ist. Dass diese Abtei schon im IX. Jahrhundert in einem gewissen Nexus mit dem Erzbisthum Salzburg stand, ergibt sich aus den in der Juvavia pag. 253 angegebenen Daten. Von K. Ludwig dem Kinde wurde sie hierauf mittelst der (im k. k. Haus-, Hof- und Staats-Archive in Originale aufbewahrten) Urkunde vom 19. Februar 909 dem Erzstifte förmlich einverleibt. Von hier an verschwinden aber alle urkundlichen Notizen über Traunkirchen bis zur zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts, um welche Zeit diese Abtei von den steirischen Otakaren wieder erhoben wurde. (Kirchl. Topographie Bd. XIV. pg. 74-110 und 240— 314.) Es bedarf demnach kaum der Erwähnung, dass von Urkunden dieser Abtei aus jenen Jahrhunderten nichts bekannt ist.

Als Anhang zu den hiermit gegebenen Notizen über Urkunden und Saalbücher aus dem VIII.-X. Jahrhundert müssen endlich hier noch nachfolgende, keinem der obbesprochenen geistlichen Sitze angehörende sechs Urkunden des IX. und X. Jahrhunderts eingereiht werden, welche das k. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv in gut erhaltenen Originalen verwahrt; nämlich die Urkunden der Könige und Kaiser Arnulf, Ludwig, Otto I. und Otto II. vom 20. November 896, 10. März 904, 22. September 943, 31. August, 954, 13. Febr. 961 und 9. October 979 (978). Mit Ausnahme der ersten Urkunde, deren Provenirung ich nicht nachzuweisen vermag, stammen die übrigen sämmtlich aus dem Archive des im Jahre 1004 gegründeten, jetzt aufgehobenen Nonnenklosters Göss in Steiermark, in welches dieselben als die Titel verschiedener seiner Fundations-Güter gelangt sind. Ausser der Urkunde vom 22. October 943 sind sie auch sämmtlich in Fröhlichs Diplom. sacra ducat. Stiriae Bd. I. unter den documentis Goessensibus abgedruckt, jedoch meistens sehr fehlerhaft. Insbesondere ist die bei Fröhlich abgedruckte Urkunde vom 10. März 904 von der betreffenden Original-Urkunde so verschieden, dass es den Anschein hat, als ob jenem Abdrucke zwar eine ähnliche, aber doch nicht diese Letztere

zu Grunde liege. Alle sechs Urkunden wurden übrigens bereits von Böhmer in seinen Regesten der Karolinger und seinen Regesten von 911-1313 angeführt.

Da es sich, wie ich bereits im Eingange dieses Aufsatzes bemerkt habe, nach dem Wunsche der historischen Kommission darum handelt, dass historische Karten und zwar zunächst von jenen Ländern zu Stande gebracht werden sollen, welche das Haus Habsburg beim Anfange seiner Herrschaft überkommen, so war es meine Absicht und Wunsch durch die von mir hier zusammengestellten Notizen eine möglichst umfassende Partie desjenigen urkundlichen Materiales zusammenzustellen, welches von solchen Geschichtsfreunden durchgearbeitet und topographisch erläutert werden muss, welche den ersten für den historischen Atlas bestimmten Zeitraum, nämlich vom Jahre 7001000 bearbeiten, oder doch Beiträge dazu liefern wollen. Ich zweifle nicht im Geringsten, dass mir Manches entgangen, oder unbekannt geblieben sein mag. Diese Lücken auszufüllen, bleibt eben den einzelnen hier mitarbeitenden Geschichtsforschern überlassen. Dass aber eine möglichst erschöpfende topographische Bearbeitung des von mir angedeuteten Materiales (z. B. nach dem Muster der Koch-Sternfeld'schen Matrikel) für die Karte der in Frage stehenden Länder und den Zeitpunkt des Jahres 1000 ein ziemlich ausgiebiges Substrat liefern würde, dürfte wohl nicht zu viel behauptet sein. Um wenigstens einen theilweisen Beleg hiefür zu geben, und, wie ich versprochen, mein Schärflein beizutragen zu einem historischen Unternehmen, welches vorzugsweise nur „viribus unitis" zu Stande gebracht werden kann, will ich es fürs Erste versuchen, die angegebenen Sa albücher und Urkunden des Bisthums Passau bis zum Jahre 1000 topographisch zu erläutern.

Beilage I.

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Übersichtliche Zusammenstellung der Quellen, aus welchen die in Kleinmayrns Juvavia, Anhang pag. 1 sub N. I-LXXXII. inclus. abgedruckten Urkunden, Traditionsbücher, und anderen Aufschreibungen bis zum Jahre 999 inclus. entnommen sind.

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