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heim, wenn auch nicht Yrkanens liebe erwerben doch deren anblick geniessen werde. der kænig empfängt ihn feierlich und hat ihn lieb wie zuvor. die næhe der geliebten macht den unglücklichen kränker als ehmals er gesteht der fürstin seine pein zum zweitenmale

do von wart du kunegin
so zornig und so bitter,
daz si dem cranken ritter
vigentliches hassen leh

und ir huld im gar verzeh
mit zorneclichem mute.

der koenig schlichtet den zórn, dessen grund er nicht kennt, der ritter gelobt besserung, da er aber immer und immer wieder auf seine liebe zurückkommt, so stœsst sie ihn abermals aus dem lande. er geht nach Engelland, wo er in der stat ze Lunders (45) sein trauriges leben weiterführt. Die zweite flucht macht den koenig unruhig, SO dass er den grund durch liebkosungen von der tochter zu erfahren sucht. er lässt sie kommen,

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,,Vetterlin, ich widerstreb niemer dinen worten,

ob die sach ie gehorten

min oren ald hab ichs gesehen,

so wil ich si gar veriehen
dir hie endeliche."
tochter minnicliche,

so sage mir án allen haz,
wie mag sich gefuegen, daz
du und der ritter also sint
entslagen? min vil liebes kint,
das solt du mir machen schin.
Si sprach: „Liebes vetterlin,
was woltest du des crieges pfliht!
ich sol dir sin sagen nicht,
won si hoeret dich nut an."
Nein, min tohter tugentsan,
ich wils wissen waz es ist.
Si sprach: „Vetterlin, du bist
wunderlichen hie an kon.“
Er sprach: Toehterlin, dauon
sage mirs; tust du es niht,
min ouge niemer dich gesiht

fro noch fruntlichen an.

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Wiltu mich sin nút irlan,

sprach si, so tun ich dir kunt

die sache gar untz uf den grunt!“ Dem ich [?], sprach er, was es ist, also liep so du mir bist,

sag mirs, liebes toehterlin,

won es mag mit anders sin.

Si sprach: „Do hat er schulden vil
gen mir, dem ich niemer wil
min hulde me gebieten.

der hoh sol sich ouch nieten
mit dienste ander ritter hie,
daz er mir getorste ie
mit bete sprechen an den lip;
é daz ich wolle noch sin wip
noch sin amye werden,
ich wolt mich in die erden
lan lebendig betelben,

ald ich wolt mich selben

(45)

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ehe er sie dem ritter zum weibe gebe, eh wollte er ewiglich leute und land verlieren und das elend bauen. die tochter aber theilt ihm mit, wie der ritter ihr bose antræge gemacht und, als sie dieselben abgewiesen, ihr dinge schuld gegeben, an die sie nie gedacht habe. auf weiteres dringen gesteht sie, dass er ir vorgeworfen, sie

wer wip

nach kebslichem orden
tougenlichen worden

von dem na [uz?] Sahsen landen.

da wird der koenig zornes voll und gelobt der tochter, die schmach zu rächen, den ritter aus allen landen, auch aus Engelland zu vertreiben und lässt dem ritter gen Lunders einen feindlichen brief schreiben:

Fruntlich gunst, grusses biet
sol ich heissen selben niet
dem, der uf min laster gat
und sich so verschuldet hat
gen mir und minem kinde,
daz ich niemer erwinde,
ich reche die mortlichen tat,
die sin lip begangen hat

an mir etc.

der ritter solle sich, weil er die tochter kebslicher vart geziehen, nie wieder in seinen reichen blicken lassen. der ritter, der den brief erst in stummem leid gelesen, überlegt hin und her, was er zu thun habe; endlich fasst er den plan, die fürstin zu beschuldigen, und er heisst zurückschreiben, weil er gesehen die suesse

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nie kan, des swer ich einen eit.
niht won dar umbe, daz mir leit
was des riches schande,

so mus ich von dem lande
umb mine trúwe strichen.
ich wil die minnenklichen

des übersagen wo man wil,

in kampfes ring, mit strites spil,
ald wie man mir erteilet.

dieser brief wird nach Tenmark gebracht.

die junge

kænigin klagt zu gott, wie es ihr ergehn solle, wenn sie keinen kämpfer für ihre unschuld finde. der kænig setzt einen tag an, um die unschuld seiner tochter im kampfe zu erweisen. grafen, freie und ritter werden nach Linion geladen, dem anklager wird freies geleit gegeben. das ganze land stramt herbei, die schranken sind aufgerichtet, die schoene Yrkane fordert ihren vater auf, den anklæger, der aus Engelland gekommen ist, zu fragen, wessen er sie beschuldige; sie hoffe ihre unschuld zu beweisen. nachdem sie mit thrænen und zorn vor allen anwesenden kund gemacht, was der ritter mit ihr gesprochen und wie er, als sie seine liebe abgewiesen, sie unehrenhaften verkehrs mit dem von Braunschweig geziehen, erhebt der ritter seine stimme und leugnet alles, was sie vorgebracht, behauptet dagegen, wie „der grosse túfel" (50) ihn dahin gebracht, dass er gesehen, das sie wip geworden. er erbietet sich im kampfe zu bewahren dass dies und nichts anderes der grund ihres feindseligen hasses sei. da sich dem trefflichen mannhaften ritter gegenüber niemand für

die unschuld erhebt, so raten die herren alle, man solle sie und den kühnen versohnen. sie weist das von sich.

Nu wart ir und dem ritter

mit urteil irteilet,

sit er sin leben veilet

und si ouch umb ir ere;

mit urteillicher lere

wart der kampf gesprochen
von der zit sehse wochen
und drige tage, so man seit,
na des kampfes gowonheit,
als ie da was und noch ist;
moht aber in derselben frist
die zart mit keinen sinnen
einen helt gewinnen,
der kampflich für si vehte,
wenne si den dar brehte,
so mohte sie wol lidig sin

der grossen schuld, also ob in
der ritter an der stunde

mit kampf nút überwunde,

vergebens sucht die fürstin wahrend der frist einen kämpfer für ihre unschuld zu werben, niemand wagt sich daran.

Reinfrit, der, seit ihm in Tenmark der aventure crone, die turtel, das gold, der kus zum lohne gegeben (52a.), nicht wieder gen Sachsen gekommen, sondern durch man ches weite reich auf ritterschaft gestrichen war, kommt endlich heim zum lande und hat einen hof gen Braunschweig gelegt, wo er sich im dienst seiner fraue schauen lassen will. wer sieger mit dem speere werde, solle einen habicht und zwei windspiele, wer mit dem schwerte siege, eine goldene crone empfangen. der hof wird weit durch alle lande verkündet und ein bote muss ihn auch in Tenmark ausrufen. als er seine botschaft an des kænigs tafel ausrichtet, und den namen seines herren rühmt, fällt Yrkane weinend zurück und der konig erwiedert ihm traurig, wie sehr immer auch Reinfrit moge gepriesen wer

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