XI. I. · Eine Dienstmagd Dr. Martin Luther's, Helene Cofters, betreffend. Vom Geh. Regierungsrath Blumenbach. Auf die folgende Nachricht von einer gewesenen Dienstmagd Luther's, welche zu Hilter Amts Jburg im Fürstenthum Osnabrüc begraben liegt, hat der zeitige katholische Capellan der Jburger Kloster= firche einen meiner Söhne aufmerksam gemacht, und hat demselben die geschriebenen Kloster-Annalen, worin sle enthalten, behuf der zu nehmenden Abschrift, mitgetheilt. Jene Kloster-Annalen führen den Titel: ,,Annales Monasterii S. Clementis in Iburg, collectore Mauro Abbate, Anno 1681." (Manuscript in Fol.), wo es S. 226 folgender= maßen lautet: .,Singulariter notandum, quod Jacobus Torwarth, quondam ab Itelio Friederico constitutus pastor in Hilter, totam fere parochiam ab haeresi non tantum converterit (licet occupata a Suecis dioecesi subito rursus deflexerit) sed et ipsius Martini Lutheri famulam Helenam Costers illic tumularit. Res haec sedulo a Francisco Guilielmo Episcopo, et ipso Ernesto Augusto saepius examinata, testesque illius vitae, prosapiae et aetatis auditi, veritati consentaneum invenerunt. Fuerat autem Islebio oriunda; in puellari aetate prolibus ex damnato Lutheri cum Bornia connubio inservierat; viro matura Hilterensi cuidam linteaminum venditori nupserat, eaque conditione in Hilter commigrarat. Lepidum fuerat, ex decrepita hac Helena intelligere Lutheri cum Bornia sua distortam conversationem, aliaque, quae et colloquia ejus mensalia vitaeque series a diversis conscripta de iis referunt." Uebersetzung. Besonders ist anzumerken, daß Jacob Torwarth, der zu seiner Zeit von Eitel Friedrich bestellte Pastor zu Hilter, beinahe die ganze Parochie nicht allein von dem Ketzerglauben zurückgebracht (obwohl sie, als die Schweden die Diöcese besetzten, bald wieder abgefallen ist), sondern daß er auch des eigenen Martin Luther's Dienstmagd, Helene Costers, daselbst begraben hat. Die Sache ist genau von Bischof Franz Wilhelm, und selbst von Ernst August wiederholt geprüft worden, und die abge= hörten Zeugen über ihr Leben, ihre Herkunft und ihr Alter fanden alles mit der Wahrheit übereinstimmend. Sie war aber aus Eisleben ge= bürtig; hatte in ihrer Jugend den Kindern aus der verdammten1) Ver= bindung Luther's mit der Bora gedient; hatte in reiferen Jahren einen gewissen Leinenhändler aus Hilter geheirathet, und war so nach Hilter gezogen. Es ist gar spaßhaft gewesen, von dieser hochbefahrten Helena die verkehrten Conversationen Luther's mit seiner Bora zu vernehmen, und manches andere, was feine eigenen „Tischgespräche“ und fein von Verschiedenen geschriebener Lebenslauf davon melden.“ Was gäbe ich drum, wenn mir der Abt Maurus die „Tischreden“ Luther's durch einige seiner Hausreden aus dem Munde der Lene Costers vervollständigt hätte! Doch auch so gut; ich danke dem Abt Maurus, daß er, ein katholischer Abt, der Nachwelt das Andenken an Luther's Dienstmagd erhalten hat, von der kein protestantischer Schriftsteller Notiz genommen hat. Denn leider habe ich von dieser Helena und ihrem Verhalten in Luther's Familie keine weitere Nachricht finden können: nicht in den Tischreden, wo auch der Gesinde Lob und Tabel oft vorkommt; nicht bei Matthesius; nicht in Junker's Ehrengedächtniß u. s. w. Bleibt also nichts als die oben mitgetheilte Nachricht selbst, so ist hinsichtlich der darin namhaft gemachten Bischöfe zu bemerken, daß Eitel Friedrich Graf von Hohenzollern, und Cardinal, von 1623 bis 1625 Bischof von Osnabrück war; daß Franz Wilhelm, Graf von Wartenberg, den bischöflichen Sitz bon 1625 bis 1661 inne hatte, und daß ihm Ernst August (nachmals Churfürst) von 1662 bis 1698 folgte. Bei einem flüchtigen Ueberblick dieser so tief herabgehenden Jahreszahlen geräth man in Zweifel, ob eine Person, die bei Luther gedient, noch die Regierungsjahre der ebengedachten drei Bischöfe könne erlebt haben? Freilich könnten die Worte in der Klosternachricht: „prolibus 1) Das heißt, dem ganzen Styl dieser Nachricht zufolge, nichts weiter als: Eine Verbindung, welche die katholische Kirche verdammt. inservierat" auch heißen: Sie hatte bei Luther's Kindern gedient oder bei ihnen als Dienstmagd gestanden; allein sie wird ausdrücklich als ,,ipsius Lutheri famula" bezeichnet. Erwägt man nun aber, daß Luther's sechs Kinder in dem Zeitraum von 1526 bis 1534 geboren waren, und daß er selbst erst 1546 starb; und nehmen wir zugleich an, daß die He= lena C. bei ihrem Tode 90, wohl gar 100 Jahr alt gewesen (und die Bezeichnung: decrepita deutet jedenfalls auf ein hohes Alter), so konnte fie sehr wohl bei Luther gedient und dennoch die Regierung Eitel Friedrichs (von 1623-25) und selbst die ersten Regierungsjahre Franz Wilhelms erlebt haben. Die Nachforschungen Ernsts Augusts werden sich wohl nur auf Vernehmung von Personen beschränkt haben, welche die damals schon verstorbene Costers noch gekannt hatten; daher die Bemerfung:,,testes auditi.“ Daß sie zuletzt sich der katholischen Kirche wieder zugewendet, zeigt ihre Beerdigung zu Hilter durch den Pastor Torwarth, obwohl sie Luthers Unterricht ebenso genossen haben wird, wie er es in der Vorrede zu seiner Hauspostille“ hinsichtlich seines Hausgesindes im Allgemeinen beschreibt: "Diese Predigten habe ich unterweilen in meinem Hause ge= than, vor meinem Gesind, damit ich als ein Hausvater auch das Meine thäte bei meinem Gesinde, ste zu unterrichten, ein chriftlich Leben zu führen. Wollt Golt, sie hättens Alle nicht allein zun Ohren, sondern auch zum Herzen eingehn." Wie es bei historischen Nachforschungen gewöhnlich geht, daß wir für den Gegenstand derselben eine fast persönliche Zuneigung gewinnen, so hatte auch ich die Helena Costers unbewußt lieb gewonnen. Ich erschrak daher, als ich in Lomter's Lutherischer Zeittafel las: 1541, 30. Aug. Luther berichtet dem Dr. Jonás, daß er ein Dienstmädchen entlassen, die viel Unheil in seinem Hause gestiftet habe." Wie, dachte ich, wenn das unsere Helena wäre? Allein Luther's Schreiben selbst, das ich in der De Wette'schen Sammlung aufschlug, hat meine Besorgniß gehoben. Die Unheilstifterin heißt nicht Helena sie heißt Nosine. Luther schreibt: ,,Rosina mea, illa pudens virguncula, dimissa est a me, scortum impudicissimum inventa. Non potest dici nec scribi, quantum designavit flagitiorum nobis dormientibus et confitentibus. Deus fuit custos domus meae." II. Des Kammer - Präsidenten Otto Grote, Reichsfreiherrn zu Schauen, Verhaltungsregeln für seine Söhne, als sie 1690 nach Italien und Frankreich auf Reisen gingen. 1) Craignez Dieu et ayez toujours les choses religieuses en veneration et les impietés en horreur. 2) Faites paroitre Votre Christianisme sans hypocrisie et soyez religieux sans superstition. 3) Servez Vous de Votre raison pour Vous confirmer dans Votre religion et dans la doctrine Chretienne. 4) Ne haissez pourtant ceux, qui sont d'une autre religion que la Votre, puisqu'il est dit que chacun vivra de sa foi. 5) Ne mettez jamais en compromis l'interêt de Votre salut avec celui de Votre fortune. 6) Reverez Votre père et mère et Vos superieurs non par crainte, mais par affection et par devoir, cecy sent un homme libre, cela un esclave. 7) Suivez la vertu et si par foiblesse Vous tombez dans une faute, au moins ne Vous faites pas une habitude du vice, rien n'etant plus laid, que le nom de vicieux. 8) Moderez Vous dans la raillerie et songez, que personne n'est sans défauts. Il vaut mieux se faire un ami par la charité que d'en perdre deux par un bon mot. 9) Cherchez toujours la societé des honnêtes gens et fuyez celle des ivrognes, des joueurs, des fanfarons, des querelleurs et surtout des impies. 10) Vous pouvez aimer la conversation des Dames, mais ce sera toujours avec danger, si Vous les rendez maitresses de votre coeur. 11) Il Vous est permis de dire Votre sentiment en societé, mais que ce soit modestie et discretion, et gardez Vous de Vous rendre odieux et importuns par l'opiniatreté et les disputes sur des choses indifferentes. 12) Ne dédaignez pas d'apprendre de ceux qui sont moindres que Vous. Que même les défauts de Vos amis Vous servent plutôt d'instruction que de motif pour les mépriser. 13) Fuyez les querelles, et si par malheur il arrive, que Vous en ayez, cherchez plutôt à defendre Votre vie et Votre honneur, que de l'oter aux autres... 14) N'oubliez pas que Votre naissance ne Vous donne aucun droit envers Vos concitoyens, mais qu'elle Vous donne le devoir d'être des premiers pour les défendre contre l'ennemi. Ce devoir est seul Votre avantage. Si Vous l'executez bien, soyez en content, mais n'en soyez jamais fier. 15) Ne craignez donc pas le peril, si Vous êtes soldats, mais ne le bravez pas toujours. 16) Ne soyez pas envieux. Faites justice à chacun et fuyez l'amour propre. 17) Passez Vous du jeu, s'il est possible, au moins ne jouez que pour le divertissement et le commerce. Ne jouez jamais à crédit et toujours sans Vous incommoder, car l'appetit d'un grand gain Vous fera passer pour interessés et les grandes pertes pour dupes. 18) Soyez propres en habits, mais n'y affectez point de magnificence, excepté dans les solennités publiques, où il s'agit de faire honneur à la cour ou au Prince, que Vous servez. 19) Soyez humbles dans la prosperité et fiers dans le malheur, qui Vous survient sans Votre faute. 20) Ne faites pas le suffisant Soyez civil envers chacun, complaisant en tout ce qui n'est pas indigne d'un honnête homme, de bonne humeur sans être badin, humble envers les grands, mais sans bassesse et sans faire deshonneur à Votre qualité. 21) Préférez toujours le sage conseil d'un homme agé. 22) En toutes Vos actions mésurez Vos forces et celle de Votre bourse. 23) Ne soyez jamais ingrats à Vos bienfaiteurs. 24) Aimez Votre famille et ne troublez jamais son repos, qui est une des plus grandes douceurs de la vie. 25) Fuyez l'oisiveté et la fainéantise. Songez que la vie est courte et que si Vous voulez acquerir les qualités et les perfections du corps et de l'esprit, qui Vous doivent faire valoir dans le monde, Vous n'avez pas de tems à perdre. 26) Soyez reguliers et reglez Vos depenses sans avarice et sans vilainie. 27) Ne frappez jamais personne, ni même Vos valets, pour ne pas payer Votre emportement trop cher. 28) Tenez Vos domestiques dans le devoir, mais ne les tirannisez pas; faites du bien à ceux d'entre eux, que Vous trouvez les plus fidèles, mais ne les faites pas maitres de Vos secrets. 29) Jouissez des plaisirs innocens de la vie, comme de la chasse, de la musique et de la promenade; mais que cela suffise |