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Im Jahre 1482 am St. Jürgen Tage vereinten sich die Bauern aus dem Rummerveste mit denen von Pappendik, oder aus der Gegend von Gifhorn, in der Nachjagd einiger Ritter, welche Kühe und Ochsen geraubt hatten, und schlugen sie bei Behenrode und Glendorf dergestalt, daß acht Ritter, etliche mit den Pferden, auf dem Platze blieben 1). Im Jahre 1507 zogen die Bürger von Schöningen mit dem Herzoge gegen die dadurch zu dreist gewordenen Bauern der Rümmerveste 2). Der Besitz des Zubehörs der verödeten Burg zu Nümmer blieb dabei immerfort in den Händen rittermäßiger Familien. So gehörte es 1745 der verwittweten Rittmeisterin Edlen von Plotho. Nachgehends kam dies Gut an das Geschlecht der Koven und nahm davon den Namen der Ko= venhof an. Nach deren Aussterben im Jahre 1800 brachte es aber die Gemeinde Rümmer, mit dem Zubehör von 105 Morgen 35 R. Ackerland, 64 M. 45 R. Wiesen, 5 M. 10 R. Garten und 176 M. 76 R. Holzung, fäuflich an sich, worauf denn die alte Benennung Rümmerveste allmählich erlosch 3).

Uebrigens erwähne ich noch bei Nümmer, daß zur Zeit des Mittelalters auch ein Kalandshof daselbst befindlich gewesen ist, welchen das Stift Walbeck Sec. 17. zu seinen verlornen. Rechten zählte. Wahrscheinlich gehörte derselbe zuerst der Kalandsbrüderschaft zu Eschenrode.

D. Völpke mit Warstedt.

Dieser Ort, jetzt ansehnlich durch bedeutende Steinbrüche, liegt etwa eine halbe Meile südwestlich von der Stadt Debisfelde am Holze und hieß ursprünglich Vilebeke, später Vellebeke1).

1) Botho, oer Verfasser des chron. Brunsv. pict. fagt daher: So dull un dörde weren de bure.

2) Braunschw. Anzeigen 1750. St. 68.

3) Der letzte Bewohner des Rittergutes in Rümmer, war der alte Förster Schläger, welcher mir noch im Jahre 1800 den 14. Sept. die Stelle der alten Burg im Gutsgarten bezeichnete, als eine Erhöhung von einem ehemaligen Graben umgeben.

4) Ein anderes Völpke im Magdeburgischen hieß ursprünglich Vogelbeke, wodurch es in alten Urkunden von dem Braunschweigischen Orte leicht zu unterscheiden ist.

Das älteste Kloster der Umgegend, das des heiligen Ludgerus bei Helmstedt, besaß laut dessen Güterverzeichnisses vom Jahre 1160 daselbst 10 Hufen Land, zum Theil noch mit Haidekraut bewachsen, deren 9 daher nur jede einen Eimer Honig (amphoram mellis) und zwei Himten Roggen zinfeten und die zehnte, in Nutzung des Bauermeisters, dem Probste bei dessen Ueberkunft gewisse besondere Leistungen zu gewähren hatte.

In der Folge der Zeit ward das Dorf Völpke, mit den Nachbarorten Warstedt und Büstedt, ein Zubehör der an der Aller erbaueten Burg Ovesfelb oder jetzt Debisfelde. Die Inhaber derselben, besonders die von Oberge, begannen nun allmählich dem Ludgerikloster seine Zinsen aus dem Dorfe Völpke streitig zu machen. Günther und Günzel von Oberg aber ließen diese Ansprüche endlich im Jahre 1439 fallen, gegen eine ihnen vom Kloster ertheilte Theilnahme an der Mitbrüderschaft und an den Gebeten desselben, und mit der Versicherung eines Jahrgedächtnisses und gewiffer Seelenmessen für die Verstorbenen aus ihrem Geschlecht.

Nachdem sich, in Folge der Sec. 15. eingetretenen Verödung des Dorfes Büstedt, daselbst ein herrschaftliches Gut gebildet hatte, das mit den fortbestehenden Dörfern Warstedt und Völpke vereint worden war, brachte Geveke von Bodendiek im Jahre 1474 selbiges, nebst Salsdorf und Mackendorf, als ein Erb-Mannlehen vom Herzoge Wilhelm dem Aeltern an sich, und überließ es, wie es scheint, nicht sehr lange nachher an die Familie von Bülow auf Debisfelde. Diese aber verkaufte diese Besitzung in den Jahren 1629 und 1697, jedesmal zur Hälfte, an die Herren von Spiegel auf Seggerde, und diese wieder veräußerten das Rittergut Büstedt mit den Dörfern Völpke und Warstedt im Jahre 1705 anderweit, und so tam es zuletzt 1767 an das Geschlecht von Plessen, das aus dem Mecklenburgischen stammt 1), während die Orte Sals

1) Siehe mehr in meiner Beschreibung und Geschichte des Amtsbezirks von Debisfelde, gedr. zu Königslutter bei Culcmann, 1798. S.42. 190 ff.

dorf und Mackendorf mit dem Rittergute Altona, das an der Stelle eines ehemaligen Dorfes Bernsdorf daselbst erbauet worden 1), immerfort im Besitze der Familie von Spiegel auf Seggerde geblieben ist.

Die Kirche des Dorfes Völpke ist ein altes solides Gebäude mit einem Steingewölbe und einem spitzen Schieferthurm. Der Name des Heiligen, dem sie geweihet gewesen, ist nicht mehr bekannt. Aus dem frühern Alterthum habe ich dort, im Anfange dieses Jahrhunderts, nur noch in der Sacristei aufbewahrt gefunden einen Altarschrein (oder Schrank) aus dem 15. Jahrhunderte, worin besonders in Schnitzarbeiten dargestellte vergoldete Bilder von der Geburt Jesu vorhanden waren. Das Patronatrecht dieser Kirche besitzt die Gutsherrschaft.

Ueber die Gründung der Parochie Völpke enthält das dortige, im Jahre 1750 von dem Pastor Johann Georg Rhane aufgesetzte, Pfarrhauptbuch folgende Nachricht:

"Cap. 1. Von der Kirche, deren origo und fundation und was es vor alten Zeiten damit vor eine Beschaffenheit gehabt:

Davon ist zwar keine Nachricht vorhanden. Man hat aber von den alten Leuten Nachricht eingeholt, wie vordem unter dem Papstthum Velpke und Meynkoth als Eingepfarrté nach Bahrdorf angesehen worden und ein Mönch sonntäglich von Bahrdorf nach Mehnkoth kommen mit seinem Opfermann und Dienste in der Capelle gethan, von da nach Velpke, und Dienste verrichtet, wovor er von beiden Oertern etwas reines Korn jährlich bekommen von denen Hauswirthen. Wie es aber zur Reformation gekommen, so hat der damalige Kirchen-Patronus, Herr von Bülow, zu Velpke einen Ackerhof, an dem Kirchhofe gelegen, gekauft und eine besondere Pfarre daraus gemacht, Meynkoth als ein Filial dabei gelegt. Da dann der Pastor zu Bahr

1) Dieses Bronsdorp kommt mit Mackendorp und Salestorp vor in einem Güter-Verzeichnißz des Stiftes Walbeck aus dem dreizehnten Jahrhunderte.

dorf zur Recognition das reine Korn vor sich behalten von den beiden Dorfschaften und jährlich noch bekommt."

Diese auf mündliche Ueberlieferungen begründete Nachricht bedarf aber einer großen Berichtigung. Möglich zwar, und selbst wahrscheinlich ist es, daß Völpke und Meyenkoth_ursprünglich zugehörige Orte der alten Parochie Bahrdorf (nicht aber eines dortigen Klosters, das nie existirt hat) ge= wesen, und im frühern Mittelalter von der Gutsherrschaft zu einer eignen Pfarrei erhoben worden. Dagegen aber erscheint es falsch und unrichtig, daß diese Pfarrstiftung in Völpke erst zur Reformationszeit zu Stande gekommen sei. Denn wenigstens schon zwei Jahrhunderte früher bestand in Völpke eine eigene Pfarre. Ein gewisser Echard, ein angesehener Mann seiner Zeit, erscheint nämlich bereits in den Kalandsurkunden des Rathhauses der Stadt Debisfelde, in den Jahren 1360 und 1362 als ein Pfarrer zu Völpke, der zugleich mit dem Pfarrer Heinrich zu Ricmestorpe (jetzt Rickenssbrf) Kämmerer der Debisfeldischen Kalandsbrüderschaft unter dem dortigen Pfarrer Hermann als Dechanten gewesen. Es heißt daher in dieser Urkunde: Dominus Echardus plebanus in Velbeke, et camerarius Kalendarum in Ovesfelde, oder her Ekherd van Velbeke kemmerer des kalandes to Oevesfelde 1). Dieser Pfarrer Echard oder Eggert zu Völpke starb wahrscheinlich im Jahre 1370, denn seine Testamentsvollstrecker verkauften am 24. Juli 1371 sein nachgelassenes Haus am Kirchhofe zu Helmstedt, genannt die Rodeburg, (für 4 Mark Stendalschen Silbers) an den Vicarius des St. Ludgeri-Altars in der St. Stephans Kirche zu Helmstedt unter folgenden Bedingungen, wie es in einem Auszuge der desfallsigen Urkunde heißt:

Des sint se to vreden worden, na dem dat men doch scholde in Goddes ere keren, wess van dem huse queme, unde hebben dat ewigen gelecht to sunte Luders

1) Siehe auch Walther, Sing. Magdeb. P. VI, p. 105 u. 109.

altar, dat he (her Luder de vicarius to sunte Luders altare) un syne navolgers ewigen schult bidden vor her Egg erdes (des perners van Velbeke) zele, etc. Dat. a. D. M. CCC. LXXI. in sunte Jacobi avende apostoli 1).

Die drei letzten Pfarrer zu Völpke waren Lauterbach, Kage und der zeitige Hr. Rölecke, zugleich Superintendent der Inspection Vorsfelde.

Das zur Parochie Völpke gehörige Bardorfische Amtsdorf Meienkoth besitzt eine eigene Kapelle, in welcher der Völpker Pfarrer alle Jahr zweimal, um St. Laurentii (den 10. Aug.) und St. Gallen (den 16. Oct.), predigen muß, woher glaublich, daß sie diesen beiden Heiligen einst gewidmet gewesen ist. Uebrigens gehört der Zehent von dem größten Theile der Feldmark dieses Dorfes der Stadtpfarre in Debisfelde.

Das unfern von Völpke nach Debisfelde zu belegene Dorf Warstedt besitzt eine eigene, seit der Neformation mit Völpfe vereinte Kirche, welche demi h. Apostel Petrus gewidmet ist. Sie steht unter dem Patronate des hier eingepfarrten Rittergutes Büstedt, und wird als ein Filial von dem Prediger zu Völpke sonntäglich mit verwaltet. Die ehemaligen Pfarrgrundstücke dieses Ortes an Hausstelle, Garten, Wiesen, Aeckern u. s. f. gehören daher auch jetzt zur Benutzung desselben. Merkwürdig ist dabei eine sogenannte Kalandswiese wahrscheinlich einst Zubehör der ehemaligen Kalandsbrüderschaft zu Debiseflde deren mittlerer Theil jetzt dem Pfarrer zu Warstedt gehörig ist, deren beide andere Seiten aber jährlich zwischen ihm und dem Pastor in Kaltendorf vor Debisfelde wechseln.

E. Grafhorst.

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Das etwa eine Stunde nordwestwärts von Debisfelde an der Aller und dem ehemaligen, nun urbar gemachten, großen Drömlingsbruche belegene Herzogl. Braunschweigische, sonst zum Amte Neuhaus gehörige Dorf Grafhorst besitzt eine eigene unter

1) Aus der Staed Croneke to Helmstede van H. Hagen, einer Handschrift des Helmstedter Nathhauses.

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