her Hier. pernere to Ovesvelt, prester. To einer rechten bekentnisse disser ding hebbe wi, Jan unde Hinrik van Oberge vorbenomet, dissen sulven openen bref besegelt mit usen anhangeden ingesegele. Na Godes bort dusent jar, drehundert jar, in deme twe unde veftichsten jare, des sonnendages na alle Godes hilligen dage. Geschichtliches aus dem Amte Lemförde bom Amtsassessor Otto Heise. Erste Abtheilung. Einleitung. Das Amt Lemförde bildet mit dem Amte Diepholz im Wesentlichen die frühere Grafschaft letztern Namens. Sie gehörte während der Reichsverfassung zum westphälischen Kreise und fiel nach dem Aussterben der Grafen im Jahre 1585 an Wilhelm den Jüngern, Herzog von Braunschweig-Lüneburg. Das Amt Lemförde enthält jetzt etwa 2 Quadratmeilen mit 5000 Einwohnern, gränzt gegen Norden an das Amt Diepholz und das Oldenburgsche (früher die Niedergrafschaft Münster), gegen Osten an das Amt Diepholz, gegen Süden an das Preußische (früher das Stift Minden) und gegen Westen an das Preußische, Osnabrücksche und Oldenburgsche. Es besteht aus dem Flecken Lemförde mit dem alten Schlosse, worauf der jetzige Amtssitz, und aus den Bauerschaften Stemshorn, Quernheim, Brockum, Marl, Lembruch, Hüde mit Sandbrinck und Burlage. An der südlichen Seite zieht sich der Lemförder Berg, an der nördlichen der Dümmersee mit der davor liegenden Marler Höhe her. Dieser Strich ist meist zu Ackerland umgeschaffen und mit jenen Orten zum Theil in der bekannten westphälischen Weise bebaut, während der östliche Theil und die angränzenden Gegenden fast nur aus Holz, Mooren und unwegsamen Brüchen bestehen. Diese erst kürzlich generell getheilten Einöden werden fast das ganze Jahr von einer großen Menge Viehs aller Arten beweidet. Die lemförder Bauern waren daher bislang vorzugsweise Viehzüchter; Gegend und Menschen erhielten dadurch einen gewissen Charakter des Unwandelbaren. Verirrt man sich in diese Ebenen, wo man keine Ortschaft, kein Ackerland erblickt, so weit das Auge reicht, sondern nur einsam weidendes Vieh, einen Schuppen, einen Ziehbrunnen, einen Scheuerpfahl, so muß man unwillkürlich an Deutschlands Urzeit den= ken, seit welcher dieser Boden keine erhebliche Wandlung erlitt. Kommt ein Nebelsturm dazu, so ist die terra horrida der Römer fertig, die einst durch diese Gegenden von der Weser zum Rheine zurückkehrten. Auch der Mensch ändert sich hier weniger. Der Sohn treibt Jahr aus Jahr ein das Vieh in das Bruch, wie es die Väter wohl seit Jahrtausenden thaten. Noch ist die Beschaffenheit der Weiden, die Eigenthümlichkeit der bedeutenden Gänsezucht, das Baggern des Torfes u. s. w., wie es Plinius schildert. Die geringern politischen Ereignisse haben diese abgelegenen Gegenden wenig berührt, und so ist das Andenken an die großen Ereignisse, die ihre Spuren auch im Aeußern zurückließen, um so lebhafter. Unfern des Dümmers stößt man oft auf Knüppeldämne, die aus der Römerzeit herrühren. In und bei Brockum findet sich ein sehr bedeutender dreiseitiger Erdwall, der offenbar zu militärischen Zwecken gemacht ist und der Karl dem Großen zum Lager gedient haben soll. Die Sage erzählt ferner von einer Schlacht desselben bei Marl und der Gründung des Klosters Burlage zum Andenken derselben. Man zeigt noch die Stellen, wo zwei Heerführer Karls des Großen gefallen sein sollen, und die gemeine Stimme geht dahin, bei dieser Gelegenheit sei der Dümmersee entstanden, indem die dort früher befindlichen Holzungen nebst dem Moor ausgebrannt worden und durch Aufftauen des Huntewassers das sehr flache Bett des Sees sich gefüllt habe. Daran reihen sich die Sagen über das benachbarte Wittekinds- und Karlsfeld, die Schlacht bei St. Hülfe im Amte Diepholz und die Entstehung der Diepholzer Edeln. (Siehe Anlage 1.) Auch aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges findet man noch viele Spuren. Jene Sagen der ältern Zeit erhalten durch die frühere fast unzugängliche Beschaffenheit der Gegend innere Wahrscheinlichteit. Erst auf Geheiß des neufränkischen Imperators Napoleon wurde die erste Chaussee durch dieselbe zur Verbindung Osnabrücks mit Bremen angelegt. So reichen sich hier trotz der einfachsten Verhältnisse die großartigsten Ereignisse auch in der äußern Erscheinung die Hand. Werden diese eigenthümlichen Verhältnisse dem Drange der Alles verändernden Neuzeit widerstehen? Gewiß nicht. Die Ablösungen haben die früher meist leibeigenen Bauern befreit und dadurch den Grund zu erhöhter selbständiger Thätigkeit gelegt. Gleich bedeutend wirken die fortschreitenden Gemeinheitstheilungen, die den Viehzüchter in einen fleißigen Ackerbauer verwandeln. Damit wird der geschilderte eigenthümliche Charakter der Gegend sich ändern. Um so mehr wird es nicht unverdienstlich sein, einiges Merkwürdige über das Amt Lemförde der Vergessenheit vorzuenthalten. Burg, Amtsbezirk und Flecken Lemförde führten in früheren Zeiten den Namen: "Leuenbort, Leuenfurt, Lewenförde." Erst im siebenzehnten Jahrhundert ward er von den Herzögen von Braunschweig - Lüneburg in Lemförde verwandelt, um daz Amt von dem beinahe gleichnamigen Amte Lauenförde an der Weser zu unterscheiden. Ursprünglich hieß der Amtsbezirk aber auch nicht Leuenfurt und gehörte nicht zu der damaligen Herrschaft Diepholz; auch die Burg und das Flecken Leuenfurt bestanden ursprünglich nicht. In ältester Zeit gehörte Diepholz zum Lergau oder zum Gau Lesmona, das spätere Leuenfurt aber zum Gaue Lübbecke, dessen Malstatt wahrscheinlich zwischen den benachbarten inindenschen Orten Lübbecke und Rahden lag, wo sich noch vor 20 Jahren ein nun verschwundenės granitnes Steindenkmal befunden hat. Lübbecke ist uralt und wird bereits als Festung Karls des Großen erwähnt 1). Noch im sechzehnten Jahrhundert galt bei den Freien hülfsweise das Lübbecker Recht. Ferner erklärt sich aus diesen urältesten und den hiernächst darzustellenden Verhältnissen, daß noch jetzt die lemfördischen bäuerlichen Rechte verschieden von den diepholzischen und osnabrückschen, aber gleich mit denen im preußischen Kreise Lübbecke sind. Es gilt daher im Amte Lemförde in Ermangelung zureichender Gewohnheiten aushülfsweise noch jetzt die minden - ravensbergsche Leibeigenthumsordnung. In der Zeit, wo die Gauverfassung nachgrade sich auflösete, finden wir, daß die jetzigen Orte des Amtes, mit Ausnahme des später entstandenen Lemförde, theils dem Volksgerichte Stemmwederberg, theils dem Volksgerichte der Wischfriesen angehörte. Die Orte Stemshorn, Quernheim, Brockum gehörten zum mindenschen Kirchspiele Dielingen, welches mit den Kirchspielen Rahden und Wedem das Comitium Stemmwederberg bildete. Das Wort Stemmwederberg wird noch später für Lemförderberg gebraucht; das Domanium besitzt noch das Stemmwveder Moor; auch hießen die Orte der gedachten Kirchspiele, die dem Hause Lemförde immer pflichtig blieben, die Stemmweder Voigtei. Noch im Jahre 1387 erscheint "Henke Rolvynk gesworn Gogrew und Nichter uppe dem Stemwede 2)." Die Freigrafschaft in dieser Herrschaft Stemmwede, ein Reichslehn der Herzöge zu Sachsen, war den Grafen von Schaumburg verafterlehnt. Sie veräußerten dieselbe mit Zustimmung des Lehnsherrn an den 1) Schaten, Historia Westphaliae. Der Name Rahden (comitia) deutet auf Berathungsort. 2) v. Hodenberg, Diepholzer Urkundenbuch. Urf. 344. Siehe auch Urk. 37. u. 12. 108. |