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1917 wurde er durch Granatsplitter verwundet; am 5. Juli desselben
Jahres erlag er einem im Anschluß an die Verwundung auftretenden
Lungenleiden.

Des durch Rosenfelds Tod verwaisten Urkundenbuches nahm sich
unter Zustimmung der Historischen Kommission das Staatsarchiv
Magdeburg an. Es ergab sich, daß bereits 13 Bogen im Druck vor-
lagen. Das darüber hinaus vorhandene Manuskript, das den Zeitraum
bis 1304 umfaßte, war indessen keinesfalls druckreif, es fehlten vor
allem bei den Urkunden nach 1200 die Literaturangaben, zum großen
Teil sogar die Regestenüberschriften zu den in Abschrift vorliegenden
Urkunden, zudem lagen in der Hauptsache nur Abschriften solcher
Urkunden vor, die Rosenfeld im vollen Wortlaut hatte bringen wollen,
während von den in Regestenform wiederzugebenden Urkunden nur
ein ganz kleiner Bruchteil verzeichnet worden war. Die Revision und
Vervollständigung des Manuskripts bot daher nicht geringe Schwierig-
keiten. Für die Einleitung, die von Rosenfeld offenbar nach dem
Muster des Kehrschen Urkundenbuches des Hochstifts Merseburg sehr
umfassend geplant worden war, fanden sich zwar Vorarbeiten aller
Art, Notizzettel, Schriftpausen, Photographien von Urkunden und
einzelnen Siegeln, jedoch ohne zusammenhängenden Text und alles in
allem nur Bruchstücke, die nur einen bescheidenen Anfang einer Ein-
leitung darstellen und in keiner Weise ausreichen. Ohne eine aber-
malige Bereisung der sämtlichen für das Urkundenbuch herangezogenen
Archive und eine neue Überprüfung der Originalurkunden, der Kopial-
bücher und Abschriftensammlungen ist diese Einleitung nicht zu
schreiben, weswegen hier darauf verzichtet werden muß. Vielleicht
wird der von der Historischen Kommission für den die Jahre 1304
bis 1381 umfassenden Teil des Naumburger Urkundenbuches gewonnene.
Bearbeiter, Dr. Devrient, in der Einleitung seines Bandes alles Not-
wendige nachzuholen imstande sein.

Der unter Aufsicht des Unterzeichneten langsam weitergeführte
Druck des Urkundenbuches kam durch die Inflation abermals zum
Stillstand. Schon vorher schien durch den Verkauf des Otto Hendel-
Verlags in Halle, in dem bis dahin die „Geschichtsquellen" heraus-
gegeben worden waren, die Fertigstellung des Urkundenbuches über-
haupt in Frage gestellt. Bei der Auseinandersetzung der Historischen
Kommission mit dem Rechtsnachfolger des Otto Hendel-Verlags, Herrn
Hermann Hillger in Berlin, ging jedoch das Naumburger Urkunden-
buch in das alleinige Eigentum der Historischen Kommission über,
und nun endlich, nachdem auch die finanziellen Schwierigkeiten der

Kommission beseitigt worden waren, konnte die Drucklegung nach
jahrelanger Pause wieder aufgenommen werden.

Aus Zweckmäßigkeitsgründen ist das Naumburger Urkundenbuch

in eine Anzahl von Bänden aufgeteilt worden. Der erste Band schließt

mit dem Jahre 1207, dem Endjahre der Regierung Bischof Bertolds II.,

was in gewissem Sinne den späteren Intentionen Rosenfelds selbst
entspricht. Ob es möglich sein wird, das gesamte von Rosenfeld für
die Zeit von 1207 bis 1304 gesammelte Material in einem zweiten
Bande zu veröffentlichen, wird noch zu prüfen sein. Auch für die
Zeit von 1304 bis 1381 liegt ein nahezu druck fertiges Manuskript von
Dr. Devrient vor.

Es wird beabsichtigt, vom zweiten Bande an das Urkundenbuch
wesentlich zu vereinfachen und künftighin Urkunden, die lediglich
der Zeugenerwähnungen wegen aufgenommen worden sind, nicht mehr
zu berücksichtigen.

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*

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Der Vorsitzende

der Historischen Kommission

für die Provinz Sachsen und für Anhalt

Dr. Möllenberg,

Staatsarchivdirektor.

967 April 20. Ravenna.

1.

Papst Johann (XIII.) verkündet, dass er auf der im Beisein des Kaisers Otto (1), in seinem 2. Apostolatsjahr und im 6. des Kaisertums Ottos am 20. April (XII. kal. mag.) gehaltenen grossen Synode zu Ravenna, in ecclesia b. Severi conf. Chr., Magdeburg zur metropolis erhoben und ihr die Bischöfe von Brandenburg und Havelberg als Suffragane untergeordnet habe; der dort zu weihende Erzbischof und seine Nachfolger sollen befugt sein, an geeigneten Orten Bischöfe zu ordinieren, zunächst zu Merseburg, Zeitz und Meissen (nominative nunc et presentaliter Merseburc, Cici et Misni).

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Cop. (saec. XI): Magdeburg St. A. Cop. 1a (Lib. priv. s. Maur.) f. 9.
Gedruckt: Kehr, UB. d. Hochst. Merseburg I, Nr. 2.
reg. II, 1, Nr. 2 und I, 1, Nr. 6.
Nr. 3715. Stumpf Nr. 421.
Magd. I, Nr. 195.

Cod. dipl. Sax.

cf. Jaffé-L.

Reg. arch.

- Aeltere: s. b. Dobenecker. Böhmer-Ottenthal Nr. 447.

Dobenecker I, Nr. 438.

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Zur Suche vgl. bes. Uhlirz, Gesch. d. Erzbist. Magdeburg, S. 40 ff.

968 Oktober 18. Rom.

2.

Papst Johann (XIII.) erteilt dem Erzbischof Adalbert von Magdeburg das Pallium und beauftragt ihn, die neuen, jenseits der Elbe und Saale einzusetzenden Bischöfe zu weihen (d. h. die von Merseburg, Zeitz und Meissen).

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in Magadaburg civitate archiepiscopalem sedem privilegio apostolicę sedis statui... quę ultra Albiam et Salam in congruentibus locis subiectos episcopos, qui non ordinati sunt et ordinandi futuris post temporibus erunt, habeat. . . et in consecratione suffraganeorum tuorum episcoporum et dedicationibus ecclesiarum . . . concedimns et confirmamus.

anno

Datum quinto decimo kal. novemb. per manum Widonis pontif. (Johanns XIII.) . . . IV., imperii (Ottos I.) VII., (Ottos II.) I., indict. XII., dom. incarn. DCCCCLXVIII anno.

Cop. (saec. XI): Magdeburg St. A. Cop. 1a (Lib. priv. s. Maur) f. 1. Gedruckt: oft, zuletzt Cod. dipl. Sax. reg. II, 1, Nr. 5 und I, 1, Nr.8 (unrollständig). cf. Jaffé-L. Nr. 3728. Reg. arch. Magd, I, Nr. 211.

Dobenecker I, Nr. 441.

Vgl. auch Uhlirz, Gesch. d. Erzbist. Magdeburg, S. 57 f.

Geschichtsq. d. Pr. S. N. F. Bd. I.

1

968 Oktober. [Rom.]

3.

Papst Johann (XIII.) beauftragt den Erzbischof Adalbert von Magdeburg, die Sprengel seiner neu zu gründenden Suffragan bistümer in den Slawenländern jenseits der Elbe und Saale mit Genehmigung Kaiser Ottos abzuteilen, und verleiht den Magdeburger Erzbischöfen das Recht, diese neuen Bischöfe zu weihen.

qualiter episcopis tuę sedi subiectis parrochias rationabiliter et congrue dividas et distribuas, tue dispensationis et discretionis examini committo et hoc . . . Ottonis inperatoris augusti . . . cura, diligentia et iudicio fieri per presentis privilegii munimen statuo et confirmo. Sit ergo ab apostolica sede... ecclesię tue concessum, ut ab eius rectoribus episcopi, qui ultra Albiam et Salam constituti et constituendi sunt, postfuturis temporibus consecrentur et ipsi eiusdem tuę scilicet ecclesię archiepiscopos . . . consecrent, qui pallium secundum morem Romanę ecclesię a nostra sede recipiant.

Actum per manum Stephani scriniarii et bibliothecarii S. R. E. in mense octobre, indictione statutum duodecima.

Cop. (saec. XI): Magdeburg St. A. Cop. 1a (Lib. priv. s. Maur.) f. 6.
Gedruckt: oft, zuletzt Cod. dipl. Sax. reg. II, 1, Nr. 6 und I, 1, Nr. 10. -
vgl. Reg. arch Magd. I, Nr. 215. Jaffé-L. Nr. 3731.
Nr. 442.

Dobenecker I,

968 [Oktober]. Ravenna.

4.

Bericht über die Synode in Ravenna', die auf den Vortrag des Kaisers Otto I. die Gründung eines Erzbistums in Magdeburg als Metropole für die bereits vorhandenen oder noch zu ordinierenden Bischöfe jenseits der Elbe im Slawenlande beschliesst vorbehaltlich des Einverständnisses des Bischofs von Halberstadt und des Erzbischofs von Mainz, sowie über die 12 Jahre später zu Ravenna erfolgte Verständigung mit Bischof Hildiward und Erzbischof Hatto und Entschädigung des Bistums Halberstadt für den abzutretenden Teil seines Sprengels.

Ohne Datum, unterschrieben von Erzbischof Petrus von Ravenna, Hatto von Mainz, Bischof Hildiward von Halberstadt und 32 anderen deutschen und italienischen Bischöfen.

Cop. (saec. XI): Magdeburg St. A. Cop. 1a f. 45 f.

Oft gedruckt, bes, zu vgl. Uhlirz, Gesch, d. Erzbist, Magdeburg, S. 133 ff. (Exkurs V), zugleich mit der auf der Urk. beruhenden und sie grossenteils wörtlich wiedergebenden Darstellung der Ann. Magd. (MG. SS. XVI, 149). cf. Reg. arch. Magd I, Nr. 198 Stumpf Nr. 454. BöhmerOttenthal Nr. 474. Dobenecker 1, Nr. 443 (daselbst weitere Literaturangaben).

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1

Die Urkunde ist als echt, in den Formen einer italienischen Gerichtsurkunde (notitia) abgefasst, anzusehen (vgl. Uhlirz l. c.).

1 vgl. Nr. 1, 967 April 20. 2 Danach der Zeitansatz 968 Oktober.

s. d. [968.]

5.

Kaiser Otto (1) befiehlt den Bischöfen, Grafen und übrigen comprovinciales, der Inthronisation des von ihm zum Erzbischof von Magdeburg bestimmten Bischofs Adalbertus beizuwohnen.

-Ne vero hec eius electio vel inthronizatio futuris quod absit temporibus aliquorum valeat invidia molestari, tres ab illo episcopos, unum Merseburgo, alterum Citice, tertium Misne, in presentia legatorum domni papę et vestra volumus ordinari, ut hec eadem presentia vestra ante deum et sanctos eius intentionis nostrę sit testis futura. Et quia vir venerabilis Boso multum iam in eadem Sclauorum gente ad deum convertenda sudavit, inter Merseburgensem et Citicensem aecclesiam, quam velit, electionem habeat, altera vero secundum convenientiam nostram in dispositionem archiepiscopi cedat. Vos autem marchiones nostros, Vuigbertum, Vuiggerum et Guntherium3 fidelitate nobis debita, obtestamur et admonemus, ne quid in hac ordinatione. archiepiscopo nostro in vobis obsistat, sed secundum disposicionem nostram et suam, ut vobis dixerit, fiat, et quecumque ab illo audieritis, nos velle sciatis. Ne vero idem episcopi, qui ordinandi erunt, pauperes et villanis similes ęstimentur, volumus caveatis et consilio. archiepiscopi et eorum, qui cum illo in natale domini erunt, episcoporum et comitum, qualiter sustententur, inveniatis. Quicquid enim. illis impenditur, pro nostra deo salute offertur vestraque pro hoc merces apud deum non minorabitur. (Rekognitionszeile und

Datierung fehlt.)

Or.: Magdeburg St. A.; Perg.

Faks.: Sybel und Sickel, KU, i. A. III, Taf. 29.

Oft gedruckt, zuletzt: Cod. dipl. Sax. reg. I, 1, Nr. 11 und II, 1, Nr. 7.

MG. DO. I, Nr. 366.

cf. Stumpf Nr. 460.
Nr. 484.

-

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Dobenecker I, Nr. 445 (s. dort weitere Drucke und Nachweise).

1 Adalbert erscheint zuerst als Erzbischof 968 Okt. 3. vgl. DO. II, Nr. 18; er erhält das Pallium 968 Okt. 18, vgl. Nr. 2 (Jaffé-L. Nr. 3728). 2 Ueber Boso und die ihm überlassene Wahl unter den neuen Bistümern vgl. Thietmar II, 36 (23), ed. Friedr. Kurze, Schulausg. der MG. 1889. 3 Ueber die drei Markgrafen Wigbert von der Meissner, Wigger von der Zeitzer und Günther von der Merseburger Mark rgl. Posse, Einl zu Cod. dipl. Sax. reg. I, 1, S. 8/9. Graf Wigger, Markgraf der Zeitzer Mark, der einzige bekannte Zeitzer Markgraf, kommt noch in folgenden Urkunden vor: DO. II, 139 (vgl. Nr. 7), DO. II, 186, 979 März 19 (Intervenient in Schenkung des Kaisers für Bischof Gisiler von Merseburg über Bessingen), DO. II, 200, 979 Aug 17 (ebenso in Urkunde Ottos für Merseburg wegen Eythra).

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