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Angesicht kommen und neige dein Ohr zu meinem Flehen. Zu dir erhebe ich meine Augen; denn von dir kömmt meine Hülfe. Freue dich, meine Seele, deine Hülfe ist der Herr, der Himmel und Erde gemacht hat. Er hält seine Hand über dir ausgestreckt, damit du nicht fallest; fiche, der Herr schläft nicht und schlummert nicht, wann er dich behütet. Er ist dein Schirm bei Tage, daß die Sonne dich nicht brenne, und bleibet bei dir in der Nacht, daß die Finsterniß dir nicht schade. Vor allem Bösen schüßet dich der Herr, der Allmächtige; in seine Hand hat er deinen Namen geschrieben, damit er deiner nicht vergesse. Freue dich, meine Seele, denn er ist dir nahe, der dich beschüßet; freue dich, und vergiß nicht, ihm zu danken für alle seine Wohlthaten, und ihm zu bekennen deine Gebrechen.

v. Herr, erhöre mein Gebet.

2.

R. Und laß mein Rufen zu dir kommen.

Gott, himmlischer Vater, ich danke dir durch Jesum Christum deinen eingebornen Sohn für alle Wohlthaten, welche du mir heute und alle Tage meines Lebens an Leib und Seele so reichlich erwiesen hast, und bitte dich demüthig, du wollest mir alle meine Sünden verzeihen, mich auch ferner, und besonders in dieser Nacht, in deinen väterlichen Schuß nehmen, mich vor allen sichtbaren und unsichtbaren Feinden kräftig bewahren, und durch dieses Thal der Finsterniß zu den Höhen des ewigen Lichtes gnädig hinführen, durch denselben Jesum Christum unseren Herrn. Amen.

3.

Heilige Maria, Mutter Gottes, glorreiche Königin des Friedens, in deinen mächtigen Schuß und in den Schooß deiner Barmherzigkeit befehle ich mich und die Meinigen, und bitte dich, du wollest dein mütterliches Auge in dieser Nacht nicht von uns abwenden, sondern durch deine gebenedeiete Fürsprache und deine heiligen Verdienste uns vor aller Gefahr des Leibes und der Seele bewahren, und unsere Herzen mit Frieden erfüllen und mit neuen Gnaden bereichern durch Jesum Christum, deinen göttlichen Sohn, unseren Herrn und Heiland. Amen.

4.

Heiliger Schußengel, du getreuer Wächter meines Lebens, ich danke dir für deine liebreiche Führung, welche du mir heute geschenkt hast, und bitte dich, du wollest auch in meinem Schlafe nicht von mir weichen, sondern mit der Kraft Gottes alles Böse von mir abwehren und mich zu einem neuen gesegneten Tage freundlich aufwecken. Alle hh. Engel und Erzengel, alle Chöre der seligen Geister, alle hh. Martyrer und Beichtiger, alle hh. unschuldigen Kinder, Jungfrauen und Aus

erwählten Gottes, wollet für mich bitten und stehen, jezt und allezeit, auf daß ich nach diesem Leben in eure glückselige Gemeinschaft aufgenommen werde, durch Jesum Christum unseren Herrn und Heiland. Amen.

5.

Es segne mich Gott der Vater, der mich erschaffen hat; es segne mich Gott der Sohn, der mich erlöset hat; es segne mich Gott der h. Geist, der mich geheiligt hat. In deine Hände, o Herr, befehle ich meinen Geist. Die Gnade und Barmherzigkeit der allerhöchsten und allerhei ligsten Dreifaltigkeit, der Friede und die Liebe unseres Herrn Jesu Christi, die Kraft seines heiligen Leidens und Todes ruhe über uns und beschüße uns vor allem Uebel des Leibes und der Seele. O heiliger Gott, heiliger starker Gott, heiliger unsterblicher Gott, erbarme dich unser, und behüte uns vor dem jähen Tode. Dein allmächtiger Schutz wache über uns, deine starke Hand beschirme uns und entferne alle Nachstellungen unserer sichtbaren und unsichtbaren Feinde. Dein heiliges Licht leuchte uns, daß wir nicht im ewigen Tode entschlafen, und dein H. Engel stehe uns zur Seite, daß das Kind der Bosheit nichts über uns vermöge. Verleihe, o Gott der Erbarmungen, allen Kranken und Nothleidenden Erquickung, allen Reisenden und Gefährdeten Ruhe und Sicherheit und aller abgestorbenen Christgläubigen Seelen die Ruhe des ewigen Friedens durch Jesum Christum unsern Herrn. Amen.

Hierauf bete die offene Beichte, das apostolische Glaubensbe kenntniß, die göttlichen Tugenden, das Gegrüßet seist du Königin und andere von den täglichen Nebungen; ferner die Lauretanische Litanei und das Evangelium Johannis: Im Anfang war das Wort. Vor allem aber unterlaß es nicht, dein Gewissen zu erforschen und deine Sünden also zu bereuen, als ob du in dieser Nacht sterben würdest.

Andere Abendgebete.
1. Lob und Dank.

Im Namen des Vaters 2c.

Ermuntere dich, meine Secle, und betrachte! Der Tag ist hinweg, die Arbeit gethan; der Abend ist gekommen, die Nacht ist vorhanden, und du bist wieder um einen Tag älter geworden. So höre nun auf, dich zu bemühen und zu bekümmern; vergiß deine Sorgen, denke an dich selbst, und lobe auch in der Nacht deinen Gott!

Herr, du ewiger Gott! bei dem kein Wechsel ist des Lichts und der Finsterniß, der du immer bleibst, wie du bist, und dessen Jahre kein Ende nehmen! dein ist Tag und Nacht, und du machst, daß Sonne und Gestirne ihren gewissen Lauf haben; du hilfft einen Tag nach dem andern überstehen, eine Last nach der andern ablegen, und nur durch

deine Güte habe ich auch diesen Abend erlebet. Alles, was ich heute etwa beffer und frömmer, was ich älter, was ich klüger, was ich gefünder und gesegneter geworden, das kömmt alles von dir, o mein Schöpfer und Erhalter! darum danke ich dir in dieser Abendstunde von Grunde meines Herzens für alle heutigen Wohlthaten; ich danke dir, daß du mir nicht nur den Tag zur Arbeit, sondern auch die Nacht zur Ruhe geschaffen; daß du mein Morgengebet erhöret und mich während des Tages so viel Gutes hast genießen lassen; daß du mein Leben erhalten, mein Gemüth regieret, meine Augen erleuchtet, meinen Leib gesättiget, meine Gesundheit bewahret, mein Vornehmen gefördert, meine Arbeit gesegnet, mich in Frieden mein Tagewerk hast vollbringen und die Zeit der Nachtruhe in Sicherheit haft erreichen lassen. Und wenn mir auch manches nicht nach Wunsche ergangen, mich manches Uebele getroffen, so habe ich es doch viel ärger verdient, und ich würde elend und unglücklich geworden sein, wenn deine Barmherzigkeit es nicht gehindert und deine Güte mich nicht gehalten hätte. O gnädiger, gütiger, langmüthiger Gott! ich habe diesen Tag über so wenig an dich gedacht, und du hast dennoch für mich gesorgt; ich habe dich um manches nicht gebeten, und du hast es mir dennoch gegeben; ich habe oft ge= fündigt, und du hast mich dennoch leben lassen und dein Gericht eingehalten. Darum, o liebster Vater, sei geehret, gelobt und gepriesen für dieses und alles andere, was du heute mir, den Meinigen und allen Menschen Gutes gegeben und Böses verhütet hast. Sei gelobet,. mein Gott, jezt und ewiglich. Amen.

2. Bitte wider alles Böse.

Barmherziger Gott, gnädiger Bater! verzeihe mir um Jesu Christi deines lieben Sohnes willen alles, was ich den heutigen Tag über wissentlich oder unwissentlich, öffentlich oder heimlich, Gutes unterlassen oder Böses gedacht, verlangt, geredet und gethan habe wider dich, wider meinen Nächsten oder wider mich selbst. Wende nun auch in dieser Nacht von mir ab alle Werke der Finsterniß; laß meinen Schlaf keinen Sündenschlaf sein, und mich weder im Wachen noch im Träumen etwas denken oder vornehmen, was fündlich und dir mißfällig ist. Treibe weg den Satan mit allem seinem Anhang; bewahre mich und das Meinige, und alle meine Freunde und Verwandten vor Feuer und Wassernoth, vor Leid und Gefahr, vor allen sichtbaren und unsicht baren Feinden; wehre allen denen, welche auf Böses ausgehen, und kehre sie ab von den Werken, die das Licht scheuen. Behüte mich vor allem Grauen der Nacht, vor allen Blendungen des Satans, vor unruhigem Wachen, vor kummerhaften Gedanken, vor unnüßen Sorgen, vor angsthaften Einbildungen, vor schweren Träumen, vor Krankheit

und Schmerzen, vor allen gefährlichen Zufällen, und endlich vor einem jähen und unglückseligen Tode. Erhöre mich, o Gott alles Trostes, durch das Angstgebet deines Sohnes im Garten, und durch alle seine Leiden, die er in der Schmerzensnacht für mich und alle Menschen erduldet hat. Amen.

3. Bitte um alles Gute.

Herr Gott, Vater, Sohn und heiliger Geist, in deinem Namen gehe ich schlafen; so laß nun auch dein armes Geschöpf, meinen Leib und meine Seele, mein Hab und Gut deiner Güte empfohlen sein; denn dir lebe ich, dir sterbe ich; dein bin ich, todt und lebendig. Hilf, daß ich alle deine Wohlthaten bedenke, die ich heute genossen, alle meine Sünden bereue, die ich heute begangen habe; laß mich aber auch diese angehende Nacht unter dem Schatten deiner väterlichen Güte, unter dem Schuße deiner allmächtigen Hände, unter dem Beistande deiner h. Engel ruhen und schlafen, und diese Ruhe mir zum Heile gereichen am Leib und an der Seele. Sei, du bei mir, wenn ich allein bin; erleuchte mich, wenn ich im Finstern bin; tröste mich, wenn ich mich fürchte; wache für mich, wenn ich schlafe; richte meine Gedanken zu dir, wenn ich erwache; warne mich, wenn Gefahr vorhanden; wecke mich auf, wenn es Zeit ist, und ermuntere mich, wenn es meine Geschäfte erfordern. Gib, daß ich alsdann mit fröhlichem Gemüthe, mit gesundem Leibe, mit neuen Kräften, mit heiligen Gedanken mein Lager verlasse, mein Gebet verrichte, und den neuen Tag dir zur Ehre, den Meinigen zum Trost und allen Menschen zum Nußen leben und meine Zeit anwenden möge. Da es aber gewiß ist, daß mein Leben einmal aufhören wird, hingegen ungewiß und mir verborgen die Zeit, wann, so ermahne mich, daß ich an meinen Tod gedenke, da ich schlafen gehe, mich meines Grabes erinnere, da ich mich niederlege; und sollte gar diese Nacht mein Ende kommen, so sei mir gnädig, und nimm mich auf in dein Reich zu deinen Auserwählten! Amen.

4. Fürbitte.

Herr, du Hüter Israels, der du weder schläfst noch schlummerst, forge in dieser Nacht auch für die lieben Meinigen und für alle Menschen; insonders gedenke aller derer, welchen der Schuß für Andere anvertraut ist; dein Auge wache für sie, deine Hand bedecke sie, dein Engel beschirme sie. Erhöre, o Gott, das Abendgebet aller Frommen; schone derer, welche es unterlassen; verzeihe allen, die dich heute beleidiget haben; trage Geduld mit den Kindern der Finsterniß und führe auf deinen Weg alle, die da irre gehen; ermahne diejenigen, welche die

Nacht mißbrauchen zum Bösen, und gib, daß alle, die in Haß und Unfrieden leben, ihren Zorn ablegen, ehe der Schlaf kömmt. Erquicke die Müden und stärke diejenigen, die aus Noth noch wachen und auch in der Nacht arbeiten müssen. Hilf den Reisenden und geleite fie auf ihren Wegen; schaffe denen ihr Bleiben, die noch keine Herberge gefunden; labe die Hungerigen, wache bei den Kranken, pflege der Kinder, und stehe mit deinem Trost allen Nothleidenden bei, welche Heute eine kummervolle und angsthafte Nacht haben. Endlich behüte Stadt und Land vor aller Gefahr, vor Lärm und Aufruhr, vor Noth und Gewalt, vor Mord und Blutvergießen, vor Feuer und Wassernoth, vor allem Schaden und Unglück; hilf, daß alle, die für uns wachen, treulich auf ihrer Hut stehen, und erhalte einem jeden das Seinige in Ruhe und Frieden, bis wir endlich aus dieser Finsterniß kommen werden zu dem ewigen Lichte. Amen.

Tägliche Gebete und Uebungen.

Die nächstfolgenden Gebete können in nachstehender Weise als tägliche Meßandacht gebraucht werden, besonders für die Schuljugend. Und da es größtentheils solche Gebete sind, die ihrem wesentlichen Inhalte nach jeder Christ auswendig wissen soll, so ist dadurch zugleich eine Anleitung gegeben, sich während des h. Meßopfers auch ohne Gebetbuch an bestimmte Uebungen zu halten. Zum Eingang: Anrufung des h. Geistes, Vater unser, und offene Beichte. Bis zur Epistel: Uebung der göttlichen Tugenden.

Zur Epistel: Die zehn Gebote.

Zum Evangelium: Die h. Sakramente und die Gebote der Kirche.
Zum Credo: Das apostolische Glaubensbekenntniß.

Zum Offertorium: Die tägliche Aufopferung.

Bis zum Sanctus: Die tägliche Befehlung.
Bis zur Wandlung: Das allgemeine Gebet.

Zur Wandlung: Ruf zu Jesu.

Nach der Wandlung: Das Wahlgebet zu Jesu; oder Verehrung der heil. 5 Wunden; oder eine Litanei; oder sonst ein Gebet nach der Zeit und besonderen Intention.

Zur Communion: Befehlung in Jesus und Aufopferung an Jesus. Zum Schluß: Eins von den Segensgebeten; Der Engel des Herrn und Gegrüßet seist du Königin.

Anrufung des H. Geistes.

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Komm, H. Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe, der du die Völker aller Zungen in der Einigkeit des Glaubens versammelt haft. Gott, der du die Herzen der Gläubigen durch die Erleuchtung des h. Geistes gelehret hast, gib, daß wir in demselben Geiste das, was recht ist, verstehen und uns seines Trostes allzeit erfreuen mögen, durch Jesum Christum unseren Herrn. Amen.

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