Page images
PDF
EPUB

Alte Überlieferungen, unverkennbare Spuren und physische Grinde, vereinigen fīch gu bemeifen: bag vor einigen taufend Jahren, die Wasser-Masse auf der Oberfläche der Erde viel größer als jeßt, und die Berge viel höher waren. &B ließe sich vielleicht darthun, daß die allmähliche Abflachung der Gebirge, und die Verminderung der Wasser- Masse auf der Oberfläche der Erde, noch immer beträchtlicher, von tausend zu tausend Jahren, immer bemerklicher werden müsse; und in dem natürlichen Laufe der Dinge gegründet sey.

Von dem Innern unserer Erdkugel wissen wir nichts; wir kennen nur die oberste Rinde. Mit dieser sind in Zeiten, wohin unsere beobachtenden Untersuchungen, und unsere alten Traditionen reichen, ja selbst in dem kurzen Zeitraume unserer Geschichte, große Veränderungen vorgegangen. Ein gan zer Erdtheil, bey den Griechen Atlantis genannt, soll einmal versunken seyn. Große Flüsse und Seen, und Meerbusen und Meere, haben ihr Bett verändert; andere sind versiegt, und trocken geworden. Inseln stiegen aus der Tiefe des Meeres hervor; Berge sind versunken und eingestürzt. Ungeheuere' Sandwüsten und Steppen und Sümpfe zeigen unverkennbare Spuren, daß sie einst Meeres-Grund gewesen sind. Millionen Menschen bewohnen jezt fruchtbare Länder und blühende Städte, wo noch lange nach dem Abflusse der Gewässer, der Fuß eines irrenden Jågers oder Hirten, nur hie und da einen trockenen geräumigen Standpunkt fand.

Die Oberfläche der Erde hat jeßt eine ganz andere Gestalt, als sie vor manchen tausend Jahren hatte;` ein ganz anderes Ansehen, als wie sie, im ersten Anfange der geschichts lichen Zeiten, unseren ersten Reisebeschreibern und Geographen erschien.

Die Kräfte im Innern unserer schwimmenden Kugel, und ihre Verhältnisse im Weltensysteme, wirkten und wirken und werden wirken. Sie werden, bald hie bald da, bald kleinere bald größere Veränderungen bewirken; bis vielleicht wieder einmal, sey es in naher Zukunft, sey es nach vielen tausend Menschen - Altern, (was wissen wir!) nach der schönen bildli

[merged small][ocr errors]

chen Vorstellung eines Alten; » die Brunnen der Tiefe hervor. »brechen, und die Fenster des Himmels sich öffnen werden.«

Nach einer solchen, im Laufe der Dinge sehr möglichen Katastrophe, werden vielleicht neue Menschen Racen die erneute Erde bevölkern. Sie werden, wenn alles unser jeziges Wissen im Drange der Umstände vergessen ist, neue Kennt nisse und Künste erringen, ihre Wohnsiße verschönern, Pallåste und blühende Städte da gründen, wo die vergangenen Geschlechter mit ihren Flotten umher segelten, und Meere beset iffen, in deren tiefem Grunde zahlreiche Nationen begraben sind. Was ist denn auch unsere Erde im All? Was ist der Mensch? — als Mitbewohner unserer, im unendlichen Raume schwimmenden Kugel betrachtet!

Wenn bey einer allgemeinen furchtbaren Fluth, Menschen sich retteren, so konnten sie nur in hohen und zugleich fruchtbaren Gebirgsthålern leben, wo sie mit Befriedigung ihrer ersten thierischen Bedürfnisse beschäftiget, als einzelne Familien, oder Menschen-Herden, auf kleinen Inseln des allgemeinen Oceans (Omnia pontus erat), vielleicht Lausende von Jahren Chier mehr, da weniger) ihr Daseyn verträumen, den vorigen Zustand der Erde vergessen, und sich endlich, jedes kleine Volk in seiner abgesonderten Welt, als das einzige neugeschaffene Menschen-Geschlecht betrachten mussten. Während dieses Zeitraumes bildeten sich in verschiedenen Gegenden der Erde, dem verschiedenen Einflusse der Sonne und anderer Kräfte ausgeseßt, mehrere merklich verschiedene Menschen-Raçen, und mehrere rohe und dürftige Sprachen.

Die Wasser- Masse auf der Oberfläche der Erde verminderte sich; die Inseln gewannen mehr Land; neue Inseln ragten aus der gesunkenen Höhe des Weltmeeres empor; das Pflanzenreich vergrößerte sich schnell; das Thierreich vermehrte und verbreitete sich. Zufälle und erste rohe Kunst führten die Menschen von einer Insel zur andern. So entdeckten sie neue Welten, und bevölkerten, hier früher da spåter, die Inseln und Insel-Gruppen des Oceans. Es entstunden neue Ansichten der Dinge; neue Ideen; neue Künste; neue Verbindungen

und Mischungen unter den Menschen; neue Zwistigkeiten und Fehden.

Am Fuße der Gebirge bildeten sich Ebenen, Sümpfe und trockenes Land; mehrere Inseln wurden Eine, und stellten Lånder und Erdtheile dar. Die Menschen stiegen nach und nach von ihren Höhen herab; fremde Völkerschaften und MenschenRaçen berührten einander. Sie versuchten ihre Kräfte, und stritten, um dieses und jenes; um Nahrungsmittel und Lebensbedürfnisse, um Jagdbezirke und Viehweiden, um. Fruchtfelder und Wohnstätten, und endlich um den Besit von Städten und Ländern. So schildern uns die ältesten: Sagen und ÜberLieferungen, den alten Zustand der Juseln, Berge, Sümpfe, Wüsten. - So schildert uns die ganze Geschichte, so weit überall ihre Spuren reichen, den Zustand des Menschen.

[ocr errors]
[ocr errors]

Erde

Es giebt in unserem großen, Asien und Europa begreifen-· den Continente, ein System von Gebirgen; welches mit sehr hohen Flächen verbunden, sich in verschiedenen Ästen, von den östlichen Grenzen Europens an, einerseits bis tief, ins nordöstliche, andererseits bis tief ins südöstliche Asten verbreitet. Neuere Beobachter und Erdbeschreiber nannten diese weit ausgebreiteten Höhen, die Wiege des Menschengeschlechtes, welches auch, wenigstens für den größten Theil der Bewohner Europens und Astens gelten mag. (Anmerk. Nr. 77.)

[ocr errors]

Man hat in Afrika ein ähnliches Bergsystem bemerken, wollen, welches, vom Atlas an, nach verschiedenen Gegenden dieses Welttheiles streichet. Dieses könnte denn die Wiege der schwarzen Menschen-Race (Anmerk. Nr. 78.); so wie åbne liche Höhen in Amerika, die Wiege der dasigen rothen Race heißen,

Da diese Bergsysteme sich nach verschiedenen Richtungen in weite Fernen erstrecken, und nach unserer Voraussetzung einmal aus mehreren abgesonderten Inseln des Weltmeeres bestanden haben möchten: so konnten sich in jedem derselben auch mehrere, weniger von einander verschiedene MenschenRaçen bilden, die in der Folge sich mit einander, und spåterhin mit den Raçen der entferntern Bergsysteme vermischten. /

So haben sich, während der geschichtlichen Zeit, germas nische Stämme mit keltischen und slawischen, slawische mit tschudischen, mongolische mit turukischen, und weiße Racen mit schwarzen vermischt.

Alte Sagen und neuere Beobachtungen belehren uns, daß ehemals Afrika mit Europa bey den Säulen des Herkules, so wie Europa mit Asien bey den Dardanellen verbunden war; daß das jest sogenannte mittelländische Meer ein neues Meer heißen könne; daß chemals das schwarze und kaspische Meer und mehrere jeßt vereinzelte Meere und Seen, nur ein einziges, weit ausgebreitetes Meer waren, welches zugleich mehrere jezige Sandwüsten und Sümpfe und Steppen, und mehreve jest blühende Länder bedeckte. - Es gehörten vielleicht Jahrtausende dazu, die Wirkungen vorzubereiten, durch welche die Gestalt und Grenzen dieses Meeres verändert, viel ehes maliger Seegrund in trockene Flächen, so wie auch wohl bes wohnbares und bewohntes Land in Seegrund verwandelt, und endlich der jeßige Zustand der Dinge herbeygeführt ward.

[ocr errors]

Die jeßige Ansicht der Gegenden, verglichen mit Spuren der Vorzeit, berechtiget zu der Vermuthung, daß vor dieser Epoche der größte Theil Asiens und Europens, durch vorges dachte Meere in zwey, im hohen Osten verbundene Landstriche zerschnitten gewesen sey; welche wir die nördliche und südliche Hälften unseres Continentes nennen wollen. Um diese Zeit waren nicht nur die Steppen, welche die jeßt vereinzelten Stücke jenes großen Meeres umgeben und trennen; es waren auch die weit ausgebreiteten Niederungen und Flächen des alten Scythiens u. s. w. mit Wasser bedeckt, über welchen die Gebirgketten und Höhen der vorgedachten nördlichen Hälfte unseres Continentes, einen Weg aus den östlichen Gegenden Astens, bis in die Grenzen Europens eröffneten.

Da das südwestliche Europa ehemals mit Afrika verbun den war, und auch jezt nur durch ein schmales Gewässer geschieden ist, so konnte es sehr leicht geschehen, daß einmal Stämme der schwarzen Menschen-Raçe, oder kleine NegerHorden, sich in jenen Gegenden unseres Welttheiles verbrei

-

teten; eine Vorausseßung, die einige Spuren in der Geschichte und andere Merkmale zu bestätigen scheinen. Eben so könn ten auch wohl europäische Horden auf eben diesem Wege nach Afrika übergegangen seyn. s. die Anmerk. Nr. 16.

Die wichtigsten Völker aber unter den Urbewohnern Eus ropens, deren Namen auf die Nachwelt gekommen sind, waren die Kelten und Scythen. Erstere hatten sich vermuthlich aus den Raçen der nördlichen Hälfte unseres Continentes gebildet (Anmerk. Nr. 79.); sie hatten frühe Europa besezt, und wurden durch die Scythen immer weiter nach Westen verdrångt.

Diese waren das zweyte Hauptvolk der europäischen Urzeit, dessen jeßige nächste Repräsentanten die Tschuden sind.

Späterhin kamen in unsern Welttheil Kolonien von Völkers ståmmen, deren, ursprüngliches Vaterland die Höhen des süds östlichen Astens waren, von da sie sich immer weiter nach Westen verbreitet hatten.

Diese ursprünglich füdöstlichen Völker bemächtigten sich nach und nach, zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedes nen Namen, der Herrschaft über die sogenannten Awtochthonen, oder åltesten Bewohner Griechenlands, Italiens u. s. w. Sie bildeten Völkerståmme in Osten und in der Mitte Europens, die, zu Herodots Zeiten, unter dem allgemeinen Namen der Thracier, oder Thracier und Veneten, begriffen, und als eins der drey Hauptvölker Europens (Kelten, Scythen, Thracier) betrachtet wurden.

Von diesen stammen die Germanen und Slawen, deren Stämme, von den ältesten Zeiten her, sich in verschiedenen Gegenden unseres Welttheiles durchkreuzten undoft mit einander vermischten.

Germanische Stämme bemächtigten sich schon lange vor den Römern der Herrschaft über einen großen Theil Galliens und anderer westlichen Gegenden Europens, wogegen die Slawen sich mehr im Osten unseres Welttheiles verbreiteten.

Die Verpflanzung der südöstlichen Raçe aus verschiedenen Gegenden Asiens bis in die Mitte Europens, und immer weis

« PreviousContinue »