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Sprache Becker, (oberdeutsch Beck); Beckerey, Gebäcke, backen (slawisch, pekat; indostanisch, Bukoo; persisch, puchten); auch gewissermaßen das gleichbedeutende Wort selbst, in dem Wörtchen Weck, Wecke, womit man jest in der deut schen Sprache kleine Weizenbrode bezeichnet, die vielleicht das gewöhnliche Brod der Phrygier waren. Denn noch jest soll das Brod, in verschiedenen Gegenden Asiens, aus einer Art kleiner Kuchen bestehen, die nicht in, sondern auf dem geheizten Ofen gebacken werden. Übrigens bedeutete, nach alten Nachrichten, der Name Phrygier (oder Friger, Fryer so viel als Freye; eine Bedeutung, die man auch dem Namen der Franken und andern ähnlichen germanischen Völkernamen giebt.

C. Über die Scythen (als Tschuden betrachtet) und ihre Nachbarn in Scythien.

Die eigentlich sogenannten Scythen waren, zu Herodots Zeiten, das bekannteste Volk eines großen Weltbezirkes, welchen die Griechen unter dem allgemeinen Namen Scythien begriffen. Die Grenzen ihres Gebietes erstreckten sich in Suden am schwarzen Meere vom Ausflusse der Donau, bis zum Ausflusse des Don, und liefen gegen Norden weit und breit in unbestimmte Landstriche hinaus.

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Ihre nächsten Nachbarn in Süden waren:

An der Donau die Thracier, von denen wir vorher gesprochen haben; am untern Don die Sauromaten, von welchen nachher die Rede seyn wird; am obern Don die Bus dinen oder (nach gegenwärtiger griechischer Aussprache) Wudineu, »eine große und zahlreiche Nation, in einem mit »>Bäumen aller Art bedeckten Lande, das sie als angebliche »Awtochthonen desselben bewohnten. «<

» Mit und unter den Wudinen lebte ein Volk, das man » für Abkömmlinge einer alten griechischen Kolonie hielt. Es

» führte den Namen Gelonen (eben so sprechen die jeßigen » Bewohner des alten Wudinen-Landes den Namen Hellenen » aus), und bewohnten, unter lauter Nomaden, eine große »Stadt, Gelon (die Gelonen- oder Hellenen - Stadt) genannt, »deren Häuser, so wie selbst die Wälle derselben von Holz » waren. « Die Gelonen hatten ihren eigenen Fürsten, und unterschieden sich, zu Herodots Zeiten, merklich von den Wudinen, unter denen sie sich vermuthlich in der Folge verloren haben.

Zu den Nachbarn der Scythen in Süden gehörten auch die Lauren. Sie bewohnten den gebirgigen Theil Lauriens, oder der nachher sogenannten Krim (jest wieder Laurien), und »>waren ein besonderes auf allen Seiten von Scythen » umgebenes Volk. «<

Die Nachbarn der Scythen in Norden waren:

1) » Die Neuren, jenseits der Quellen des Dniesters, » wohin sie nur unlångst gekommen waren, weil sie ihrem Vor» geben nach, aus ihrem vorigen Lande, durch eine große » Menge Schlangen waren vertrieben worden. «<

2) »Die Anthrophagen oder Menschenfresser, in Nor» den der Neuren.« (Nach russischer Aussprache Ne-uren.) 3) » Die Melanch lenen oder Schwarzröcke, in Süden » der Anthrophagen, bis an die Wudinen. «

Die Anthrophagen, »ein äußerst wildes, von den Sch>> then und allen ihren Nachbarn gänzlich verschiedenes, von » allen durch eine große Wüste getrenntes Volk, das einzige dieser » Gegend welches Menschenfleisch fraß« - gehört vielleicht zu dem Völkerstamme der jeßt sogenannten Samojeden, die nach ihren alten Überlieferungen einst viel südlicher gewohnt haben. Wenn es bewiesen wäre, daß der Name Samojeden ein ursprünglich altslawischer Name wåre, so könnte man ihn als eine Überseßung des alten griechischen, oder diesen als eine Übersetzung des alten slawischen Namens betrachten. Denn, Samojedy heißt in der jeßigen slawisch russischen Sprache so viel als Selbstfreffer, oder Leute die sich selbst, d. i. Einer den Andern fressen; oder auch, nach einer andern Ableitung,

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so viel als Männerfresser. S. hinten die Bemerkungen über die Wudinen, als vermuthliche Slawen.

Die Melanchlenen und Neuren, »die zwar keine » eigentlichen Scythen waren, aber in ihren Gebräuchen und » Sitten sich wie Scythen betrugen«, waren vielleicht ein Ge misch von Anthrophagen und Scythen, so wie die jeßigen Oståken (nach ihrer Sprache zu urtheilen) ein Gemisch von Samojeden und Tschuden sind. Eben das könnte man von den jezigen Lappen, und einigen anderen tschudischen und samojedischen Stämmen vermuthen.

Die Neuren stunden bey ihren Nachbarn, und durch diese selbst bey den klügern Griechen, im Rufe, »daß jeder Neure sich » einmal im Jahre in einen Wolf verwandle, und daß ihre ganze »Horde, eine Horde von Zauberern sey. « — Dieser sonderbare Ruf der Neuren spukt noch gegenwärtig im Norden des alten Scythiens, und trifft besonders die Lappen, deren Name auch, wie man sagt, in der schwedischen Sprache, so viel als Zauberer bedeuten soll. Die finnischen Bauern glauben nehmlich noch jeßt, zum Theile steif und fest, daß jeder Lappe sich in einen Wolf verwandeln, Wind und Stürme zu Lande und auf der See erregen, und viele andere Zauberkünste betreiben könne; eine Ehre, welche die Letten und andere Völker ihrerseits den Finnen erweisen.

Das Land jenseits der Neuren, Melanchlenen und Anthrophagen hielt man zu Herodots Zeiten, für eine ungeheuere, morastige, völlig unbewohnte und unbewohnbare Wüste; nach der gemeinen Meinung der Griechen desshalb, weil die Luft daselbst beståndig mit Federn angefüllt wåre; nach der Meinung des flügern Herodot, wegen des ewigen Frostes und federåhnlichen Schnees (finnisch Lumi). Wenn man diese schwankenden Sagen, mit anderen aus demselben Schriftsteller entlehnten Nachrichten zusammen hålt, so könnte man annehmen: 1tens daß die Gegenden von welchen hier die Rede ist, damals wohl weit sumpfiger und kälter als jezt gewesen seyn müssen, weil selbst das an der südlichen Grenze Scythiens gelegene asowsche Meer » in jedem Winter mit dickem starkem

» Eise bedeckt war.« 2tens Daß sie aber dennoch weder durchaus unbewohnbar noch völlig unbewohnt gewesen sind; weil man wenigstens schon an den Ufern der Ostsee Bernstein las, und die Scythen, wie wir in der Folge sehen werden, von einer merkwürdigen Natur-Erscheinung im hohen Norden Nachricht hatten. Wahrscheinlich irrten damals, bis zu einem ziemlich hohen Grade nördlicher Breite, kleine Horden von Halbscythen (Neuren, Melanchlenen) und Anthrophagen umher, die sich, an den dasigen großen Seen, Meerbusen und Flüssen, von der Jagd und dem Fischfange nåhrten, und in der Folge sich unter den Scythen verloren haben, oder von ihnen immer weiter bis in den äußersten Norden vertrieben worden sind. E. die tschudischen Sprachen. Wir kehren nun zu den Wudinen zurück, die ein neuerer russischer Schriftsteller für Namens- und Geschlechts- Verwandte der Wudier hålt, deren Herodot unter den Stämmen der Meder erwähnt. Die Wudinen waren, zu Herodots Zeiten, eine große und zahlreiche Nation, und bewohnten seit undenklichen Zeiten ein großes fruchtbares, mit Bäumen aller Art versehenes Land. Sie hatten sich vermuthlich, durch die unter ihnen ansässigen Gelonen, zu einiger Kultur erhoben, und dadurch nach und nach ein Übergewicht über die wandernden Horden der dasigen Gegenden erhalten. Sie waren es wahrscheinlich, die sich in der Folge vom Don und Dnieper her, bis an den Wolchow verbreiteten, wo sie nach alten Sagen eine Stadt, Namens Slawenst (die Slawenstadt) erbauet haben sollen; in eben der Gegend, wo lange nachher Nowgorod (die neue Stadt) erbaut worden ist. Die Wudinen waren nehmlich aller Wahrscheinlichkeit nach Wenden d. i. Slawen, so wie die Veneden (Wes neden) des Tacitus, und Herodots Veneten (Weneten), die eine alte Kolonie der Meder zu seyn behaupteten.

In der That, als durch die Stiftung des russischen Reis ches, im neunten Jahrhunderte, die Gegenden von denen hier die Rede ist, bekannter wurden, fand man daselbst überall Slawen (überall mit tschudischen Stämmen untermischt) vom Ladoga - See an, bis nach Kiew am Dnieper. Man fand

diese Slawen, nicht als eine, seit Menschen denken, angekom mene Nation, sondern als ein von jeher einheimisches, in viele Völkerschaften getheiltes Volk, von welchen einige sich schon zu einem ziemlichen Grade der Kultur erhoben hatten, andere aber noch in einem sehr rohen Zustande lebten. G. die Annalen des heil. Nestor.

Die Slawen (Wenden, Winden, Weneden, Veneten) wohnten, so weit die Geschichte ihre Spur verfølgen kann, überall neben und zwischen germanischen Völkern, die vor ihnen einen gewissen Vorsprung in der Kultur gehabt zu haben scheinen, so wie ihn die Slawen vor den Tschuden hatten. Wahrscheinlich fand dieses alles auch schon zu Herodots Zeiten Statt, in seinem Thracien sowohl als in Scythien, von der Donau zum obern Don u. s. w. Denn, vom Don her kamen, nach alten nicht unverbürgten Sagen, um den Anfang unserer Zeitrechnung, die Gothen, die unter Odin (Wodin, Wodan) sich Skandinaviens bemächtigten, und daselbst eine neue Reli gion einführten. Wer denkt nicht bey diesen Gothen an Herodots so tapfere als fromme Geten, und ihre mächtigen und zahlreichen Stammgenossen die Thracier, zu welchen vermuthlich auch die auf griechisch sogenannten Agathyrsen gehörten, die zu Herodots Zeiten auf der andern Seite der Donau wohnten, und eine ausgezeichnete Lapferkeit mit weichen und wollüstigen Sitten verbanden. Übrigens verdient auch bemerkt zu werden, daß unter den Namen, welche die nordischen Sagen Odins weiblichen Begleitern beylegen, verschiedene unzweifelhaft slawische Namen sind; zum Beweise, daß die Horde, welche dieser vergötterte Eroberer nach Skandinavien führte, nicht nur aus Gothen (Germanen), sondern auch aus Wen, den (Slawen) bestanden habe. Es gab also damals schon im Norden einen König der Gothen und Wenden.

Die griechischen Kolonien im alten Scythien, kommen hier in keinen Betracht, da sie nur in einzelnen, des Handels wegen in verschiedenen Gegenden angelegten Städten wohnten, und zusammen kein besonderes Volk bildeten. Die Kalpiden und andere sogenannte griechische Scythen möchten

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